Jupiter bedeckt die halbe Nacht einen Stern

  • Hallo!


    Heute morgen war zwischen 1:00 und 2:50 die bedeckung eines 6,0m hellen Sterns durch Jupiter zu sehen und das bei wolkenlosem Himmel und 18° zu Beginn. Allerdings war der Planet irgendwie Teichich. Oder wie man sagen soll, naja wie durch nen Gartenteich eben, wackel, wackel... was solls, muss man mit leben können.
    Mein Gefährte der Nacht Herr B. Raunbrustigel war auch mit dabei, wie im Sommer oft. Wieder einmal fand er aber nicht die nötige Ruhe und Konzentration zum spechteln.


    Der Eintritt war also wie beschrieben ziemlich abgesoffen, aber trotzdem interessant anzusehen. Zum Austritt war dann die Luft sehr ruhig und man konnte sehen wie plötzlich der Jupiter einen "Pickel" hatte und dieser minutenlang auf der Oberfläche klebte. Erst ziemlich spät konnte man dann eine Lücke erkennen. (So gegen 3 Uhr erst.) Besonders gut konnte man nun erkennen, dass der Stern sich nicht wie die Monde in einer Linie befinden. Die bedeckungszeit ist somit sehr günstig gelegen, denn es gibt glaub ich Zeiten, wo die Monde total verstreut sind und man das so nicht erkennen könnte. Irgendwann war einer der beiden Monde unmittelbar neben dem Planeten plötzlich verschwunden, da hab ich wohl die Finsternis verpasst, als ich zum Zeitvertreib in die menschenleere Stadt gegangen bin.


    Fotografisch klappt das ja noch nicht so toll, aber ich habs zumindest versucht:


    Das hier war eine Stunde vor dem Eintritt um 23:53 mit 0,5 Sekunden Belichtung, 400ISO und Brennweite 1200mm:




    Hier dann nach dem Austritt um 3:07, die Daten waren die gleichen. Der helle Planet überstrahlt den Stern leider ziemlich heftig:



    Bin etwas müde nun. Nach der Mondfinsternis wird wohl sämtliche Ferienerholung dahin sein...


    Bis Dann,


    Michael

  • Hallo Michael,
    sehr schöne Fotos. Ich hab dieses Jahrhundertereignis auch verfolgt.
    Ab 0 Uhr startete ich auf dem Balkon, mein Teleskop ist ein SC Celestron 5, doch der Himmel ist zugewölkt. Der gesamte Süden bleibt in einer Wolkenbank, doch später steht Jupiter über dieser. Der Mond bleibt dahinter und ist die nächste Stunde nicht zu sehen. Die Wolkenbank bleibt in Höhen unter 15°, ab 0.30 Uhr ist Jupiter gut beobachtbar, der Stern neben ihm direkt und getrennt zu erkennen. Die Luftunruhe ist zu sehen, am Tag war es warm, nun kühlt es ab, entsprechend turbulent geht es zu. Die vier Monde sind schön zu sehen, außerdem die Äquatorbänder auf dem Planeten. Der Stern bleibt immer noch sichtbar bei indirektem Sehen, letztmals ist er einwandfrei um 0.51 Uhr zu sehen, verschmilzt mit dem Planetenrand. Danach kann er an dem wabbernden Planetenscheibchen nicht mehr eindeutig ausgemacht werden. Die eigentliche Bedeckung ist um 0.58 Uhr MESZ.
    Die Wolken gehen nicht weg, verhüllen auch Jupiter später leicht. Der ganze Himmel ist mittlerweile klar, nur im Süden halten sich die Wolken, der Mond bleibt auch verhüllt. Es wird 1.25h, die Impaktregion steht jetzt mittig, aber wie zu erwarten ist nichts zu erkennen.
    Um 1.47h tritt Europa in den Schatten des Planeten. Die Wolken bleiben weiter niedrig, rasant nimmt die Helligkeit Europas ab! Ich bin erstaunt, dann bleibt nur ein winziger Lichtfleck übrig, der um 1:47:52 auch verschwindet. Zu diesem Zeitpunkt ist eigentlich, laut Guide Simulation, noch die Hälfte des Mondes beleuchtet. Ich hätte erwartet, der Mond bleibt länger erkennbar. Nun ist er verschwunden. Zeit, bisschen mit dem Fernglas zu schauen und Fotos zu schießen. Da, wo sonst immer 45 Cap die Dreierreihe von Sternen mit 44 und 42 Cap abschloss, steht nun der Jupiter. Schon komisch…
    Ganymed und Callisto sind sehr schön in größerem Abstand zu sehen, auch im Fernglas sehr einfach. Die Wolken ziehen immer noch über den Südhimmel, irgendwann wird auch Jupiter da hineinsinken…
    Die Luftunruhe hält weiter an, nach 2 Uhr ziehen Wolkenfetzen vor Jupiter, um 2.49:54 Uhr soll der Stern wieder am Planetenrand erscheinen. Die Wolken verschwinden langsam und ab 2.30h kommt der Mond zum Vorschein. Die Sicht ist nun deutlich besser. Wie rasch würde der Stern nun sichtbar? Und da ist er schon, um 2.50:16h ist das Sternchen bereits erkennbar! Damit hatte ich nicht gerechnet, es ist auch deutlich „weißer“ als die Farbe des Planetenrandes direkt daneben. Ab 2.54 Uhr ist der Stern getrennt sichtbar, eine minimale schwarze Lücke zum Planetenrand erkennbar, obwohl da nur 1“ Abstand ist. Die Bedeckung ist vorbei, ich beobachte noch ein bisschen den Stern und Jupiter. Um 3.03h ist Jupiter schon deutlich sichtbar von 45 Cap abgerückt. Dann fotografiere ich den Monduntergang, er sinkt hiner die Bäume am Horizont. Die Luft ist nun gegen 3.19h viel ruhiger. Sehr schön steht das Sternchen neben Jupiter, auf diesem sind die Wolkenbänder nun klar zu sehen. Für 4.05 Uhr steht die Verfinsterung Io’s durch Jupiters Schatten an. Das kann ich dann auch noch abwarten: Schnell wird auch Io schwächer, bis 4.06:36 ist ein letztes Leuchten erkennbar, da sind schon ca. 70% des Mondes im Planetenschatten. Jetzt sind nur 45 Cap nahe Jupiter und die heute recht weit weg stehenden Callisto und Ganymed neben Jupiter sichtbar.


    Eine Bedeckung eines richtig hellen Sterms wäre sicher spektakulärer gewesen, der helle Jupiter überstrahlte den 6mag Stern doch sehr. Aber es war der hellste Stern, den Jupiter in diesem Jahrhundert von Europa aus bedeckt hat. Und ich war dabei, das Wetter hat ausnahmsweise mal ganz gut mitgespielt.

  • Hallo zusammen,


    gratuliere zu den erfolgreichen Beobachtungen.
    Ich bin an dem Abend mit zwei Freunden aus der AG nach Brück nahe Beelitz ausgerückt um für das Ereignis ein besseres Seeing zu haben, als wir das normalerweise in Berlin haben. Das hatten wir dann auch.


    Wir (Karsten, Wolfgang und meine Wenigkeit) haben das Ereignis mit einer Watec 120N und einem Methanbandfilter aufgezeichnet. Instrument war ein 7"-Meniscas der AStW auf 1b-Montierung, den wir mittels Barlowlinse auf 4,8m Brennweite gepusht hatten. Von diesen Filtern hat die Sternwarte extra mehrere anfertigen lassen, da im sog. Methanband bei 890nm das Spektrum der Jupiteratmosphäre eine deutliche Absorbtionslinie hat. So war der große Helligkeitsunterschied ganz gut zu bewältigen (besser als ich vorher, nach Testbeobachtungen, vermutet habe).


    Den Eintritt haben wir ganz gut erwischt. Der Stern war bis kurz vor dem berechneten Erreichen des 1-Bar-Levels (22:58:00 UT) der Atmosphäre auf dem Bildschirm erkennbar. Wir hatten zuvor erwartet, dass er da schon längst verschwunden sein müsse.
    Beim Austritt war unsere Optik schon leicht zugetaut, denn wir hatten die ganze Nacht heftigen Bodennebel. Dadurch war der Kontrast gemindert und der Stern schlechter trennbar.
    Aber wir können von Glück reden, dass wir nicht viel früher zugetaut sind.


    Das Ereignis wurde von einer ganzen Reihe von Sternbedeckungs-Spezis überall in Europa beobachtet und aufgezeichnet. Allein in Berlin gab es zwei weitere Stationen, die mit Methanbandfiltern ausgestattet waren, u. a. an der Archenhold-Sternwarte.
    Beobachter, die mit größerer Optik gesegnet waren haben dabei kurz vor dem Verschwinden des Sterns ein kurzes Aufflackern bemerkt. Dies ist ein Beugungseffekt, der entsteht, wenn das Licht des Sternes durch verschiedene Schichten der Jupiteratmosphäre scheint. Schön zu sehen in diesem Video von Dominique Dierick und Geert Vandenbulcke.
    Bei uns reichte dazu die Zeitauflösung nicht aus. Der Filter dunkelt schon recht stark ab und wir mussten 2,56s integrieren.


    Nebenbei habe ich eine Reihe von Fotos an unserem landschaftlich sehr schönen Standort gemacht. Da wir den ganzen Abend praktisch im Bodennebel standen (sic!) und der Himmel auch recht dunstig war, zeigten sich ein paar interessante Haloerscheinungen am Mond, u. a. Nebenmonde. Ich habe die Bilder inzwischen hier auf meiner Homepage veröffentlicht.


    Viele Grüße
    Guido

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