Finder-Spiegel aus Floatglas, ein Versuch

  • Nachdem momentan kaum Beobachtungswetter für die vorhandenen Geräte ist, ich immer noch auf meinen 12" Rohling warte, der Focaulttester auch schon fertig ist und Stathis mir bereits das Schleif-und Poliermaterial vorbeigebracht hat, mußte ich damit unbedingt was austesten.
    Einen schnuckligen Finder für meinen 12 Zöller brauche ich noch, also warum nicht ein Mini-Newton bauen? Schlimmer als ein 12" f/5 wird das ja wohl auch nicht sein [:D]
    Also 10 mm Glasplattenrest für einen Zuschuss in die Kaffeekasse aus der Glaserei am Ort bekommen - dickeres Glas hatten die nicht - , und erst mal zwei runde Scheiben herausgetrennt. Ein extra Thema dazu gibt es <font color="red">hier</font id="red">.
    Die Scheiben haben 97 mm Durchmesser. Die Ränder sind zwar nicht völlig gerade, aber ich denke, es geht so.
    Heute ging's dann ans Aushöhlen. Pfeiltiefe ist bei f4 etwas unter 1,5 mm.
    Mit 80er Carbo MOT mit ganzen Strichen, viel Druck, häufigem Carbo-Wechsel und viel Überhang war das in etwa 2 1/2 h erledigt. Am Rand ist der Spiegel bisher 0,2 mm dünner geworden, die kleine Fase hat gereicht.
    Momentan sieht man beim Schleifen noch eine Luftblase in der Mitte, es ist also noch keine ordentliche Sphäre drin.
    Nun denke ich, abwechselnd MOT und TOT mit 1/4 bis 1/3 Strichen müßte mich dem Ziel näher bringen. Etwas TOT habe ich bereits gemacht und es hat anscheinend schon ein wenig geholfen.


    Natürlich ist so ein kleiner Spiegel nicht so ideal handhabbar, das Schleifen geht auch ziemlich auf die Fingerkuppen [xx(], wenn ich versuche, gleichzeitig genügend Kontrolle und genügend Druck auszuüben.
    Hier eine Frage an die Experten: Soll ich auch bei diesem kleinen Teil erst mal mit 80er Carbo weiter machen, oder wäre hier eine etwas feinere Körnung bereits sinnvoll? Ich habe 180er da, eine Zwischenkörnung müßte ich mir extra besorgen.


    Noch eine Beobachtung: Im Streiflicht sieht der Rand (ca. 1 cm) von Spiegel und Tool etwas feiner aus als die Mitte. Hat das irgendwas zu bedeuten?


    Gruß,
    Martin

  • Hallo, Martin


    Toll, so ein mini Sucher Spiegel zum aufwärmen [:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Natürlich ist so ein kleiner Spiegel nicht so ideal handhabbar, das Schleifen geht auch ziemlich auf die Fingerkuppen , wenn ich versuche, gleichzeitig genügend Kontrolle und genügend Druck auszuüben. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    So gehts bei meinem 110mm Planspiegel momentan auch, das geht ziemlich an die Finger beim Stunden langen Zonen ausbügeln[:o)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Soll ich auch bei diesem kleinen Teil erst mal mit 80er Carbo weiter machen, oder wäre hier eine etwas feinere Körnung bereits sinnvoll? Ich habe 180er da, eine Zwischenkörnung müßte ich mir extra besorgen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn du dich bereits der gewünschten Pfeiltiefe angenähert hast, würde ich gleich mit K180 weitermachen. Sicherlich wirst du merken wie sich die Sphäre im verlauf des Feinschliffs TOT bis ca. K 360-500 Prächtig bis zum Rand weiterentwickelt, bei dieser Spiegelgröße geht das ruck zuck[:p]


    Meinen 6" F4 Sucher [:0] konnte ich mit gröberen karbo stufungen schleifen z.B K80 K120 240 360 500 800, da muss man nicht so oft alles fein zimperlich saubermachen.


    Gutes gelingen,[;)]


    Gruß,


    Y.Cetin
    http://www.ycetin.de

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MartinB</i>
    <br />und erst mal zwei runde Scheiben herausgetrennt (wenn es wen interessiert wie ich das gemacht habe, öffne ich gern ein extra Thema).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja bitte, das VA/Holz- Kompositwerkzeug muss man gesehen haben (ich hab's ja schon gesehen und bin sicher, dass es euch gefallen wird).
    Wie man Bilder hier hochladen kann, weisst du, ja? (sonst siehe hier)


    Wenn die erstrebte Pfeiltiefe auf ca. 0,3 mm erreicht ist, würde ich bei dieser Größe auch möglichst bald zum 180-er übergehen und nach einer Weile den Bleistifttest auf Kontakt machen.

  • Hi Martin,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ich immer noch auf meinen 12" Rohling warte<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Liefertermin seitens Schott ist diese Woche, ich denke nächste Woche kannst du reinhauen [:)]
    Gruß

  • Hallo Glaswürmer,
    hier die Fortsetzung:
    Gestern abend ging's nach gründlicher Reinigung erst mal mit 180er Carbo weiter, abwechselnd verschiedene W-Striche 1/4 bis 1/2 und auch kreisende Bewegung MOT und TOT , weil die Pfeiltiefe bereits genügt. Die Luftblase in der Mitte wurde zusehends kleiner, und die Oberfläche feiner.
    Nachdem die sichtbaren Bläschen zwischen den Teilen über die ganze Fläche gleichmäßig waren und das Schliffbild beim flach gegen das Lciht drüberschauen nicht mehr sichtbar feiner wurde, habe ich zu 320er Carbo gewechselt.
    Die Sphäre war aber wohl noch nicht so ganz erreicht, und ich habe wohl auch mit etwas zuviel Druck und zuwenig Wasser gearbeitet, jedenfalls sind die Scheiben nach einiger Zeit bei ca. 2/3 Überlapp plötzlich aneinandergeklebt.
    Sie ließen sich zum Glück nach Eintauchen in sehr kaltes Wasser und kräftig ziehen wieder lösen, allerdings hab ich mir dabei am Spiegelrand eine kleine Macke reingehauen. Das nächste Mal mach ich sowas nur in einer Plastikwanne und nicht im Waschbecken.
    Anschließend ging es mit weniger Druck TOT weiter. Ich habe es nun vermieden, die Schleifbewegung anzuhalten, während sich die Teile berühren. Zum Drehen des Rohlings habe ich die Schleifschale nun immer seitlich heruntergezogen. Außerdem kam nun immer rechtzeitig etwas Wasser dazu bzw. wurde abgespült und neu beschickt.
    Das ging so gut, daß ich (nun schon deutlich nach Mitternacht) offensichtlich auch das 320er durch hatte. Wieder Reinigung aller Teile, und danach mit 15µ Alox weitergemacht.
    Was für ein Unterschied! Viel seltener neu beschicken nötig, statt dessen mehrmals leicht nachbenetzen, ein gleichmäßiger Widerstand beim Schleifen und ein leicht singendes Schleifgeräusch (viel angenehmer als Carbo). So gings dann mit abwechselnd Kreis- und Linearbewegungen weiter, ständig wechselnde Richtung und immer im Bereich 1/4 bis 1/2 Strich. Als angenehme Handhaltung hat sich die Auflage des Handballens herausgestellt, gerade bei den kreisenden Bewegungen. Die Verkipp-Gefahr ist so bestimmt auch kleiner.


    Die Teile gleiten nun bereits mit einem sehr dünnen Wasserfilm berührungslos aufeinander. Bei der Lupenkontrolle macht die Oberfläche einen sehr gleichmäßigen feinen Eindruck (hier bin ich aber ganz bestimmt kein Experte).
    Heute werde ich endlich auch mal einen Bleistifttest machen. Das wäre eigentlich bereits beim 320er Carbo sinnvoll gewesen.
    Es ist mir etwas unheimlich, daß das so schnell geht, hoffentlich hab ich nicht zu früh zu den feineren Körnungen gewechselt Andererseits hat sich das Schliffbild ab 1/2 h 180er Carbo immer auf der ganzen Fläche bis zum Rand gleichmäßig entwickelt. Und das Fensterglas ist ja wohl auch deutlich weicher als Borofloat oder andere Spiegelgläser.


    Mit dünn benetztem Spiegel hab ich noch mal die Brennweite kontrolliert. Aus ca. 7m Entfernung im dunklen Flur die Glühbirne einer Schreibtischlampe auf ein leicht seitlich gehaltenes Blatt Papier abgebildet, mit Lineal ca. 43 cm Abstand zum Spiegel gemessen, paßt so. Zu meiner Überraschung sah ich bereits ein deutliches Bild vom ganzen Schreibtisch! Eine Verschiebung von 2-3 mm zwischen Projektionsfläche und Spiegel ließ das Bild schon merklich unschärfer werden.


    Fortsetzung folgt.


    Frohes Schleifen!
    Martin

  • Nachtrag Bleistifttest (mit Faserschreiber), 15 µ Alox, wenig Druck, 1/3 Striche zentral:
    Bei TOT verblasst die Markierung am Tool sofort gleichmäßig (nach ca. 1 Min. überall verschwunden), die Spiegelmitte bleibt deutlich zurück. Mit wenigen Strichen MOT kommt sie aber sofort hinterher.
    Frage an die Experten: Ist das so in Ordnung?


    Gruß,
    Martin

  • Ich finde es klasse, wie schön du hier berichtest.
    Ich hatte auch festgestellt, dass das weisse Microgtit Alox von Pieplow eine längere Standzeit hat. Außerdem erscheit es mir bei den feineren Körnungen gleichmäßiger in der Korngrößenverteilung zu sein. Außerdem ist es nicht teurer als feines Karbo 600.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei TOT verblasst die Markierung am Tool sofort gleichmäßig (nach ca. 1 Min. überall verschwunden), die Spiegelmitte bleibt deutlich zurück. Mit wenigen Strichen MOT kommt sie aber sofort hinterher.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, ist ok, denke ich. Ich habe die Scheiben ja heute auch in den Fingern gehabt (schön rund geschnitten!!!) Sie scheinen etwas zu saugen, wenn man sie übereinander schiebt. Also vielleicht hast du ein schwaches Loch in der Mitte (kürzeren Krümmungsradius dort). Kann aber nicht wild sein, sonnst wäre der Strich längere Zeit sichtbar geblieben. Ich würde einfach weitermachen TOT und MOT im Wechsel, wenig Druck (bei den kleinen Dingern macht man schnell zuviel Druck) und nicht mehr zu viel Überhang (1/3 Striche, Kreise oder "Ovale").


    p.s.
    Bei Fensterglas in der Größe geht alles sehr schnell. Wir hatten ja vor 2 Jahren auf dem ITV die Blumenvase in Rekordtempo duchgeschliffen

  • Hallo Stathis,
    danke für die Tipps. Genau so hab ich es gemacht.
    Noch ein bisschen mit Alox 15 µ weiter gemacht, noch mal Strichtest, verschwindet nun überall gleich schnell.


    Daß die Körnung des Schleifmittels sehr gleichmäßig ist, scheint mir auch so. Wenn etwas zu viel Wasser zwischen den Scheiben ist, gleiten sie erst nur auf dem Wasserfilm, bis plötzlich das normale Schleifgeräusch einsetzt, wenn der Film dünn genug ist. Wenn ich immer rechtzeitig die richtige (winzige) Menge Wasser nachdosiere und das Schleifmittel nicht totquäle, habe ich jetzt keine Probleme mit Tendenz zum Festsaugen mehr.
    Mittlerweile hab ich auf 9µ gewechselt, das ich einige Chargen verwenden werde, und dann noch mal eine halbe Stunde mit 5µ. Ich denke, das sollte dann reichen. Im Moment kann ich den Spiegel mit der geschliffenen Seite nach oben auf eine Zeitung legen und die Schrift (normaler Text in der SZ, keine Bildzeitung[:o)]) beinahe noch lesen. Die Oberfläche sieht sehr gleichmäßig aus, es ist kein Unterschied zwischen Mitte und Rand zu sehen.
    Mal schauen, wie weit ich dann mit der Politur komme bis zum Treffen nächsten Dienstag[:)].


    Bis demnächst,
    Martin

  • An die Experten:
    Nun gibt es bei mir doch noch mal ein Zwischenspiel vor dem Polieren.
    Heute hatte ich die Gelegenheit, mein Teil mit einem "richtigen" Mikroskop zu begutachten. Was mir an Erfahrung fehlt, kann ich also zum Teil durch geballte Technik ausgleichen[;)] . Die allgemeine Oberflächen-Rauhigkeit liegt bei wenigen µm[:)]. Allerdings gibt es noch noch eine ganze Menge tiefere Pits über die Fläche verteilt. Ihr Flächenanteil liegt wohl so um 1%. Sie sind typischerweise 30-70 µm groß und 10-20 µm tief. Die Tiefe der Pits kann ich übrigens auf ca. 1 µm genau bestimmen.
    Ich muß also noch ca. 20-30 µm auf der gesamten Fläche wegschleifen, dann wird das Polieren sicher recht flott gehen.
    Kann man das in "vernünftiger" Zeit mit 5µ oder 9µ Alox schaffen, oder geht es insgesamt schneller, wenn ich zuerst zu einer gröberen Körnung zurück gehe? Weiß jemand ungefähr, wieviel "Abtrag" man mit den einzelnen Körnungen schafft?
    Leider kann ich nur zu Hause schleifen und nur in der Firma so genau testen, eine Überprüfung "zwischendrin" ist dadurch schwierig.


    Gruß,
    Martin

  • Sehr interessant! Mit so einer Wahnsinns Technik auf so einen kleinen Spiegel, dass der mal keine Angst kriegt.


    Ich selbst habe den Abtrag mit bei den groben Körnungen am Spiegelrand nachgemessen, bei den feinen ging da mit Schieblehre natürlich nichts mehr. Aber Raphael Bugiel hat auf seiner Seite zum <font color="red">Schmirgel</font id="red"> eine Tabelle, wo auch der Mindestabtrag pro Körnung drauf ist. Allerdings stehe ich dieser Tabelle etwas skeptisch gegenüber, ich glaube nicht, dass man z.B. mit K320 wirklich 0,3 mm wegnehmen muss. Aber gut, man spricht immer von diesen tiefergehenden "Mikrorissen".


    Rein aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass 20-30 µm für das Microgtit 9 my (entspricht ca. dem Karbo 800, ist aber vermutlich etwas gleichmäßiger) gar kein Problem sind und bei dem Spiegelchen in 30 Minuten erledigt sind.

  • Hallo Glaswürmer,
    gestern abend ging's mit Feinschliff weiter, zur Sicherheit ca. 1h mit 9µ Microgrit.
    Heute wieder unter das Mikroskop gelegt, Pits deutlich weniger, aber die vorhandenen fast so tief wie gestern. Noch mal genauer hingeschaut, und nun vermute ich, das sind gar keine Pits vom Schleifen sondern Gasblasen im Glas.


    Also, hier mal was fürs Auge.
    Die Aufnahmen sind mit einem Leica Ergolux im Dunkelfeld-Auflicht mit 10x bzw. 50x Objektiv entstanden, die digitale Farbkamera war über C-Mount Adapter angeschlossen, die Bilder sind im Original 1280x960 Pixel groß.


    Das erste Bild zeigt einen ca. 500 µm breiten Ausschnitt aus der Oberfläche. Man erkennt mehrere Fehlstellen.


    Das zweite Bild zeigt die größte Fehlstelle noch 5x stärker vergrößert, Bildbreite ist ca. 100 µm.
    Man sieht deutlich die Inhomogenität des Glases.


    Zum Glück sind diese Defekte längst nicht so dicht gepackt wie auf diesen Bildern. Auch bei nur 5x Objektiv (Bildfeld im Okular ca. 3,5 mm Durchmesser) sind weite Bereiche ohne solche Fehlstellen auszumachen.


    Was mir allgemein auffiel, ist die gesprenkelte Glastruktur mit grünen und weißen Bereichen. Zusätzlich sind kleine hell schimmernde Bereiche eingebettet, die auch eine andere Oberflächenstruktur haben. Vielleicht sind das kleine Quarzkristalle.
    Hier kommt noch ein Beispielbild dazu (Bildbreite wieder ca. 100 µm):


    Falls ein Glasexperte mitliest, bitte ich um eine Deutung bzw. Erklärung meiner Beobachtungen.


    Ansonsten vermute ich mal, daß weiteres Schleifen nicht mehr viel bringt und werde deshalb zum Polieren übergehen.


    Martin

  • Hi Martin,


    sind ja hochinteressante Bilder!


    Ich prüfe meinen Spiegel / Rohling auch immer mit dem Mikroskop. Allerdings nur bei 96xer Vergrösserung, ausserdem kann ich leider keine Fotos davon machen.


    Hoffentlich findet sich noch ein Glasdeuter...

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