Wann ist ein Kratzer ein Kratzer?

  • Hi zusammen! [8D]


    Die Frage hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber mich würde mal interessieren, ab wann ihr beim Schleifen bzw. Polieren einen Kratzer als Kratzer anseht.


    Wenn ich mir so meinen 13" Rohling anschau (bin grad beim Auspolieren), dann seh ich im normalen Tageslicht überhaupt nix von Kratzern. Halt ich ihn aber unter die Deckenlampe und schau im schrägen Winkel drauf, erkennt man doch ein paar kleine Dingerchen. Nur einen hab ich bei wirklich genauem Hinsehen im hellen Tageslicht wiedergefunden.


    Deswegen: zählen die nur unter hellem Lampenlicht zu sehenden kleinen Kratzerchen auch als Kratzer, die man rauspolieren sollte?


    Ist quasi wie im Badezimmer, wenn man das helle Licht oberhalb vom Spiegel anschaltet: da sieht man dann auch jeden Pickel... [:D]


    Christian

  • Hi Christian,


    es gibt Kratzer und sogenannte Sleeks. Letztere sind extrem feine Kratzer, die sich nur in hellstem Licht zeigen oder infamerweise nach der Verspiegelung. Die Breite dieser Kratzer ist mit dem blossen Auge nicht wahrnehmbar - der Flaechenverlust ist vernachlaessigbar. Und wenn der Spiegel nicht schon von Weitem so aussieht wie ein Brett, auf dem der Schuster ein Leben lang Schuhsohlen zurechtgeschnitten hat (sinngemaess nach Hans Rohr), ist das in Ordnung und rein kosmetisch.


    Bedenke, wie viele Staubablagerungen Dein Spiegel abbekommt, wenn er sich erstmal ein Jahr lang im Tubus befindet. Dagegen sind eine handvoll Sleeks verschmerzbar. Alles in allem ist eine gute Parabel wesentlich wichtiger.


    Ein Verkaeufer von extrem hochwertigen russischen Spiegel schrieb vor einigen Jahren in einem Prospekt, dass er eine Garantie auf die Form gebe, aber nicht auf einzelne Kratzer, da diese Spiegel weitaus intensiver mit der Hand retuschiert wuerden als herkoemmliche Massenware. Das laesst sich 1:1 auf Selbstschliff uebertragen ...

  • Hallo Christian,


    also, so ein typisches Newton hat i. a. 4 riesige "Kratzer" in Form der Fangspiegelstreben. Die machen bekanntlich die Spikes um helle Sterne. Wenn die Streben aber nicht ausgesprochen breit sind, dann merkt man sonst nichts davon. Die Wirkung von irregulären Kratzern kann man leicht simulieren, indem man mehrere dünne Drähte oder Fäden über eine Blende spannt und diese vor die Teleskopöffnung hält. Der Versuch ist bestimmt recht lehrreich und kostet so gut wie nix.


    Gruß Kurt

  • Hi Christian,


    ein ebenso blöder wie einfacher Versuch. Rupf dir ein paar Haare aus und laß diese direkt auf deinen Spiegel fallen. Die lassen sich ja ganz einfach wieder wegpusten. Wetten du siehst davon nix? Und so ein Haar hat ganz sicher einen größeren Durchmesser als deine Kratzer breit sind.


    Das geht schneller als ne Blende bauen. Aber es tut weh [:D] Obwohl der Mensch am Tag an die 50 Stück davon verliert.



    Harry

  • Es gibt den etwas gemeinen Konfetti-Test. Wenn man bei Teleskoptreffen auf einen Fanatikter trifft, der meint, bei seinem Spiegel jede Abweichung vom Ideal am Himmel zu sehen, dem werfe man ein, zwei Prisen Konfetti auf den Spiegel. Merkt er garantiert nicht am Himmel.


    Nicht verückt machen wegen dieser unbedeutenden Unregelmäßigkeiten.

  • Hallo Leute!


    Jürgen:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Ein Verkaeufer von extrem hochwertigen russischen Spiegel schrieb vor einigen Jahren in einem Prospekt, dass er eine Garantie auf die Form gebe, aber nicht auf einzelne Kratzer,...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Schreib' doch grad, dass Du LOMO meinst! Bzw. der angesprochene Verkäufer ist wahrscheinlich ICS.


    Martin Birkmaier hat mir die Story mal an einem TT erzählt, wie er einen nagelneuen (glaubs, es war ein 20") LOMO-Spiegel ausgepackt hat und da waren ein paar wirklich hässliche Kratzer drauf.


    Wenn man bedenkt was so ein Spiegel kostet, kann ich mir gut vorstellen, dass der Schreck sehr gross war! Wenn man aber ausserdem bedenkt, dass ein paar Kratzer eine gute Optik nicht schlechter machen, dann kann ich ich mir auch sehr gut vorstellen, dass der Besitzer dieses Spiegels trotz den Kratzern sehr grosse Freude daran hat.


    Den Vergleich mit den Konfetti finde ich hammerhart...[:D]


    Da gibt's doch auch noch eine Story, wo sich ein Nachtfalter auf dem Spiegel eines grossen Gitterdobs niedergelassen haben soll. Selbst mit ausgebreiteten Flügeln (und das sind einige cm2) hätten die erfahrenen(!) Sternefreunde keinen Unterschied bemerkt.



    Was aber ein ewas anderes Thema ist, ist wenn viele feine Krätzerchen auf der Optik sind. Wenn ein Spiegel "totgeputzt" ist, kann er noch so eine gute Kurvenform haben. Am Tage ist die Abbildung recht scharf, aber in der Nacht erzeugen die abertausenden von Krätzerchen sichtbares Streulicht. Das bewirkt dann einen "hof" um starke Kontraste (Mond- oder Kraterrand ect) und das schaut etwa so aus, wie wenn die Optik beschlagen ist.
    Da hilft dann nur eine komplete (die Kratzer sind ja eh überall verteilt) Neupolitur und Neuverspiegelung.

  • Hallo! [8D]


    Vielen Dank für eure Antworten. Dass die Kratzer nix ausmachen, dacht ich mir schon, war mir aber unsicher wegen dem Streulicht. Man liest ja immer, dass manche nochmal zum Feinschliff zurückgehen, deswegen wollt ich mal wissen, ab wann dieses sinnvoll ist.


    Die Stories mit den Faltern, Haaren, Konfettis usw. sagen ja aber schon alles aus. Also "polish more, worry less!" [:D]


    Christian

  • Hallo,
    Der eine Kratzer den du im Tageslicht wiedergefunden hast, ist ein Kratzer. Die anderen kannst du sogar wieder wegpolieren. Du mußt nur mehr Wasser zugeben. Den Kratzer bekommst du auch weg, ich weiß nur nicht wie lang das dauert[:)] Vielleicht so ein bis zwei Jahre?
    Das das alles nix mcht haben ja die anderen schon geschrieben.
    Grüße Martin

  • Hallo Miteinander,


    hier noch mal etwas tröstliches für Kratzer- „Phobiker“:


    Das Bild zeigt die nicht mehr ganz so gut versilberte Fläche meines „Opiskop“- Hauptspiegels. So nach Augenmaß würde ich annehmen, dass die Gesamtfläche der Störstellen wesentlich größer ist als die von einigen dutzend sichtbaren Kratzern. Ich hab also versucht den Streulichtanteil dieser löchrigen Oberfläche zu messen (mittels Labor-Startest). Da kam so etwas von 2% - 3% heraus. D. h. wegen der vielen Störstellen hat man ca. 2- 3% Kontrastminderung. Bei o. a. Kratzern dürfte die Kontrastminderung demnach verschwindend gering sein.


    Gruß Kurt

  • Hallo Christian,
    ich halte mal - etwas provokant - dagegen:
    Wenn Du bei schräg einfallendem Licht diverse Kratzer mit dem bloßen Auge siehst, dann ist so ein Teil faktisch falsch oder noch nicht (aus-)poliert. Vor allem, wenn Du erst gar nicht anfängst sie einzeln zu zählen.
    Dagegen der eine fette Kratzer, der schon beim Betreten des Polierzimmers ins Auge fällt, bleibt ein Kratzer für das Ego. Die Wirkung wie ein Haar in der Suppe (sorry: auf dem Spiegel). Ändert nichts am Geschmack (sorry: Durchblick). So was gibt dem Spiegel eine persönliche Note (so wie auch ein Muschelbruch).
    Vernuft zeigt man, wenn man trotzdem gut schläft.
    Gruß

  • Hallo!


    (==&gt;)Kurt: ich bin immer wieder beeindruckt, was du so alles schon vermessen hast! Wenn ich hätte schätzen müssen, wie groß der Kontrastverlust ist, dann hätt ich da mit Sicherheit viel größere Werte angegeben, als die, die du gemessen hast. Da sieht man mal, wie man sich täuschen kann.


    (==&gt;)Kalle:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn Du bei schräg einfallendem Licht diverse Kratzer mit dem bloßen Auge siehst, dann ist so ein Teil faktisch falsch oder noch nicht (aus-)poliert. Vor allem, wenn Du erst gar nicht anfängst sie einzeln zu zählen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Den Satz hab ich jetzt nicht verstanden... [8)]


    Mit dem Auspolieren bin ich nun übrigens fertig und bis auf den kleinen 1cm Kratzer sind keine weiteren mehr aufgetaucht. Aber selbst wenn, hätte ich ruhig schlafen können. [:)]


    Christian

  • Ich lese gerade : Sleeks wären &lt;&lt;&lt;&lt; extrem feine Kratzer, die sich nur in hellstem Licht zeigen oder infamerweise nach der Verspiegelung &gt;&gt;&gt;&gt;


    Ich hab' das anders in Erinnerung : Nämlich, dass das Rinnen sind, die von Cerox-Klümpchen verursacht werden, wenn man nicht sauber auflöst, das Pech zu hart ist oder nicht lange genug gepresst wurde.


    Aber wenn man einen Kratzer noch im Streiflicht sehen kann .... Ich hatte am Ende der Politur nur noch Kratzer, die ich im Gegenlicht mit aufgesetztem Okular ( 20x ) sehen konnte. Wobei ich zugeben muss, dass die Okularfassung mir mehr davon gemacht hat, als drauf waren ...[:p]


    Jedenfalls hat dieser Beitrag mir endgültig den Mut gegeben, mit Kratzern leben zu wollen - vielen Dank -


    Aber sagt mal : Konfetti / Haare / Drähte. Das ist im Zweifel ja nicht bei jedem Treffen vorhanden oder tut weh.
    Warum nehmt ihr nicht 'nen Blumentopf ? Da steht fast immer einer von 'rum [:D]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Von Jürgen
    es gibt Kratzer und sogenannte Sleeks. Letztere sind extrem feine Kratzer, die sich nur in hellstem Licht zeigen oder infamerweise nach der Verspiegelung. Die Breite dieser Kratzer ist mit dem blossen Auge nicht wahrnehmbar - der Flaechenverlust ist vernachlaessigbar.


    Von EZ
    Ich lese gerade : Sleeks wären &lt;&lt;&lt;&lt; extrem feine Kratzer, die sich nur in hellstem Licht zeigen oder infamerweise nach der Verspiegelung


    Ich hab' das anders in Erinnerung : Nämlich, dass das Rinnen sind, die von Cerox-Klümpchen verursacht werden, wenn man nicht sauber auflöst, das Pech zu hart ist oder nicht lange genug gepresst wurde.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Juergen und EZ


    Mit diesen Sätzen seid ihr schon recht nahe dran.
    In der Industrie nennen wir die Sleeks Wischer.
    Sie unterscheiden sich von den Kratzern dadurch das sie ganz glatt sind wie ein Schnitt,
    hingegen ein Kratzer ist rauh und auch tiefer und breiter.
    Die Wischer leuchten wegen ihrer Glattheit nur in einer bestimmten Richtung und das
    sehr deutlich weil ihre Seitenwand wie ein Spiegel wirkt und das Licht eher gebündelt
    bleibt und daher heller wirkt, obwohl sie so klein sind aber sie leuchten dafür nur
    in einer bestimmten Richtung und stören daher am wenigsten.
    Die Kratzer sind rauh und strahlen daher wie eine Matscheibe in alle Richtungen
    und sind daher auch aus fast allen Richtungen sichtbar.
    Ihre Streulichtmenge ist zwar größer aber immer noch nicht schädigend
    wie hier schon beschrieben wurde. Außer man hat sehr viele davon.


    Diese Aufnahme wurde mit einen Normaskimikroskop gemacht.
    Deshalb glänzen die Striche nicht, aber man sieht dafür ihre Tiefe und Struktur.
    Man sieht auch ein wenig die Mikrorauheit wie sie mit so einen Mikroskop gezeigt wird.
    Leider habe ich kein Bild von einen richtigen Kratzer, aber dafür habe ich die
    Dicke von einen Menschenhaar hinein gestellt.
    Kratzer die mit freien Auge sichtbar sind, sind meistens fast so groß wie ein Haar.
    Diese Wischer und der werdende Kratzer auf dem Bild sind erst mit einer 6fach Lupe
    und einer Spotlampe sichtbar.



    Die Wischer entstehen so wie hier schon von euch beschrieben wurde, aber auch von zu großen
    Einzelkörnern oder zu groben Poliermitteln und auch gerne wenn das Polierpech schon zu
    hart ist oder auch wenn das Polierpech eine dichte Poliermittelkruste hat und die frischen
    Polierkörner nicht mehr in das Pech einsinken können.
    Wenn sie extrem groß sind bilden sich auch Kratzer. Aber die meisten Kratzer kommen
    von Verunreinigungen die größer als die Polierkörner sind
    Viele Grüße
    Alois

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