Hallo allerseits!
Die Frage nach der Qualität von Okularen - preisunabhängig, dürfte
eigentlich jeden von uns interessieren, besonders wenn man, wie ich,
sich bereits eine beträchtliche Sammlung von guten und nicht ganz so
guten von diesen Dingern zugelegt hat im Laufe der letzten 30-ig
Jahren. Während beim Objektiv eines Teleskops ganze "Diskussions-
Schlachten" abgeliefert werden um Prozentpunkte Strehl etc. rückt das
Okular regelrecht stiefmütterlich betrachtet oft ins hinterste Eck,
auch deswegen, weil Okulare zu prüfen viel schwieriger sind. Parallel
dazu läuft ebenfalls auf AstroTreff eine informative allgemeine
Diskussion zu optischen Aspekten von Okularen ab, die ich aus meßtech-
nischer Sicht noch nicht kommentieren wollte:
http://www.astrotreff.de/boards/topic.asp?TOPIC_ID=3114
Eine informative Übersicht zu Okular-Typen findet man unter:
http://www.hypermaths.org/quadibloc/science/opt04.htm
und folgendes Bild:
Angefangen hat es mit den Spektros 25mm Ww und 15mm Ww, Pössl meines
Wissens, dann einen Satz von Meade bis hin zu den "zentnerschweren",
ein paar Celestron Plössl, weiß Gott wo gefertigt, ein wunderbares
Zeiss 25 mm, die ganze Serie der Radian-Okulare, ein Vixen 2.5 für
Objektiv-Tests und noch ein paar versprengte Typen, soweit ich mein
Sammelsurium im Gedächtnis habe.
Okulare testet man sinnvollerweise mit einem guten kleinen Fernrohr
oder einem hochwertigen Kamera-Objektiv, vielleicht das Zeiss Sonar f/4
300 mm, damit man bei einer begrenzten Meßstrecke sehen kann, was
so ein Okular eigentlich treibt mit dem vom Objektiv abgelieferten
Bild.
Für genau diesen Zweck erstand ich unlängst vom Meister Markus Ludes
ein recht ordentliches TMB APO 100/800 das ich hinsichtlich Bild-
qualität zunächst ausgiebig auf der Achse untersucht habe - bin also recht glück-
lich drüber und sollte deshalb tauglich für einen Okulartest sein.
Für Testzwecke sollte man natürlich noch die Bildfeldkrümmung wissen,
wie die Definition im Feld ist, ob es verzeichnet, all dies habe ich also noch
nicht untersucht, <b><font color="yellow">weil ich zunächst nur Okulare im Vergleich unter-
suchen wollte.</font id="yellow"></b>
Meine Teststrecke ist über einen Planspiegel gefaltet und hat am anderen
Ende ein Testbild über das quer ein handelsüblicher Meterstab gelegt ist: weiß
mit schwarzem Aufdruck.
Und spätetsten jetzt beginnt die Überraschung:
Mit dem 25 mm Zeiss-Okular läßt sich der Meterstab nahezu im ganzen
Feld scharf einstellen, am Rande ist kein Farbfehler erkennbar, eine
kissenförmige Verzeichung zum Rand hin ist ebenfalls kaum zu beobachten.
Ganz anders, wenn man einen Billigheimer benutzt. Jetzt "zieht" sich
der Meterstab am Rande deutlich auseinander, wird also verzeichnet,
das Bild in der Mitte ist scharf, gegen den Rand wird es deutlich
unscharf.
Eine ganze Reihe von Okularen hat also mehr oder weniger deutlich
diese Verzeichnung, die mit dem Meterstab sehr gut zu erkennen ist.
Damit hätten wir ein 1. deutliches Kriterium.
Über den Meterstab läßt sich zugleich das scheinbare Bildfeld berech-
nen, so nebenbei erwähnt.
Die Schärfe hin zum Rand, die auch etwas mit der Bildfeldkrümmung zu
tun hat, ist hingegen schwerer einzugrenzen, da werde ich zunächst
meine Aparatur hinsichtlich der Genauigkeit überarbeiten müssen.
Bei einigen Okularen hat man am Rand zugleich einen gelben Farbsaum,
was auf einen Farbfehler schließen läßt, zwar nicht gravierend, aber
beim Zeiss-Mirkoskop-Okular nicht zu beobachten.
Nachdem ich hinsichtlich der Okluar-Tests mit dem "Spielen" erst an-
gefangen habe, seid ihr ebenfalls eingeladen, Euch einmal ein Test-
Bild mit unterschiedlichen Okularen anzuschauen u.a. einen Meterstab,
an dem sehr schnell erkennbar ist, was ein Okular aus ihm macht.
Mit dem Fotografieren hapert es, weil ich augenblicklich leider das
ganze Feld im Okular nicht aufs Bild kriege. Dann nämlich hätte man
sofort ein Dokument dessen, was man mit dem Auge sieht und bräuchte
sich nicht lange zu erklären. Wie Ihr wißt, sind Bilddokumente immer
die besten Beweise. Mal sehen, ob sich dieses Problem lösen läßt.
Vielleicht kann mir ja der Alois einen Tipp dazu geben.
Natürlich besteht ein heftiger Unterschied zwischen den längerbrenn-
weitigen Okularen im Bereich 25mm bis 12 mm einseits und den kürzeren
Brennweiten bis 4 mm andererseits. Da wäre dann sicherlich auch ein
Lichtspalt hilfreich, was ich jedoch noch ausprobiere besonders hin-
sichtlich der Frage, was der im Feld macht hinsichtlich Farbe und
Abbildungsschärfe.
Die Frage der Transmission ist damit nicht geklärt - sie ist aber auch
nur ein Kriterium in der Hoffnung, daß alle übrigen perfekt sind, was
man sicherlich verneinen kann.
Auf diese Weise könnte man sich preis-unabhängig ein Bild von den
Okularen machen und die Frage beantworten, ob der hohe Preis bei
einigen Typen optisch gerechtfertigt ist, oder ein preisgünstigeres
Okular ähnlich tauglich ist.
Wolfgang Rohr