(32) Okulare testen - spielerisch

  • Hallo allerseits!


    Die Frage nach der Qualität von Okularen - preisunabhängig, dürfte
    eigentlich jeden von uns interessieren, besonders wenn man, wie ich,
    sich bereits eine beträchtliche Sammlung von guten und nicht ganz so
    guten von diesen Dingern zugelegt hat im Laufe der letzten 30-ig
    Jahren. Während beim Objektiv eines Teleskops ganze "Diskussions-
    Schlachten" abgeliefert werden um Prozentpunkte Strehl etc. rückt das
    Okular regelrecht stiefmütterlich betrachtet oft ins hinterste Eck,
    auch deswegen, weil Okulare zu prüfen viel schwieriger sind. Parallel
    dazu läuft ebenfalls auf AstroTreff eine informative allgemeine
    Diskussion zu optischen Aspekten von Okularen ab, die ich aus meßtech-
    nischer Sicht noch nicht kommentieren wollte:


    http://www.astrotreff.de/boards/topic.asp?TOPIC_ID=3114


    Eine informative Übersicht zu Okular-Typen findet man unter:


    http://www.hypermaths.org/quadibloc/science/opt04.htm


    und folgendes Bild:



    Angefangen hat es mit den Spektros 25mm Ww und 15mm Ww, Pössl meines
    Wissens, dann einen Satz von Meade bis hin zu den "zentnerschweren",
    ein paar Celestron Plössl, weiß Gott wo gefertigt, ein wunderbares
    Zeiss 25 mm, die ganze Serie der Radian-Okulare, ein Vixen 2.5 für
    Objektiv-Tests und noch ein paar versprengte Typen, soweit ich mein
    Sammelsurium im Gedächtnis habe.


    Okulare testet man sinnvollerweise mit einem guten kleinen Fernrohr
    oder einem hochwertigen Kamera-Objektiv, vielleicht das Zeiss Sonar f/4
    300 mm, damit man bei einer begrenzten Meßstrecke sehen kann, was
    so ein Okular eigentlich treibt mit dem vom Objektiv abgelieferten
    Bild.


    Für genau diesen Zweck erstand ich unlängst vom Meister Markus Ludes
    ein recht ordentliches TMB APO 100/800 das ich hinsichtlich Bild-
    qualität zunächst ausgiebig auf der Achse untersucht habe - bin also recht glück-
    lich drüber und sollte deshalb tauglich für einen Okulartest sein.


    Für Testzwecke sollte man natürlich noch die Bildfeldkrümmung wissen,
    wie die Definition im Feld ist, ob es verzeichnet, all dies habe ich also noch
    nicht untersucht, <b><font color="yellow">weil ich zunächst nur Okulare im Vergleich unter-
    suchen wollte.</font id="yellow"></b>
    Meine Teststrecke ist über einen Planspiegel gefaltet und hat am anderen
    Ende ein Testbild über das quer ein handelsüblicher Meterstab gelegt ist: weiß
    mit schwarzem Aufdruck.


    Und spätetsten jetzt beginnt die Überraschung:


    Mit dem 25 mm Zeiss-Okular läßt sich der Meterstab nahezu im ganzen
    Feld scharf einstellen, am Rande ist kein Farbfehler erkennbar, eine
    kissenförmige Verzeichung zum Rand hin ist ebenfalls kaum zu beobachten.
    Ganz anders, wenn man einen Billigheimer benutzt. Jetzt "zieht" sich
    der Meterstab am Rande deutlich auseinander, wird also verzeichnet,
    das Bild in der Mitte ist scharf, gegen den Rand wird es deutlich
    unscharf.


    Eine ganze Reihe von Okularen hat also mehr oder weniger deutlich
    diese Verzeichnung, die mit dem Meterstab sehr gut zu erkennen ist.
    Damit hätten wir ein 1. deutliches Kriterium.


    Über den Meterstab läßt sich zugleich das scheinbare Bildfeld berech-
    nen, so nebenbei erwähnt.


    Die Schärfe hin zum Rand, die auch etwas mit der Bildfeldkrümmung zu
    tun hat, ist hingegen schwerer einzugrenzen, da werde ich zunächst
    meine Aparatur hinsichtlich der Genauigkeit überarbeiten müssen.


    Bei einigen Okularen hat man am Rand zugleich einen gelben Farbsaum,
    was auf einen Farbfehler schließen läßt, zwar nicht gravierend, aber
    beim Zeiss-Mirkoskop-Okular nicht zu beobachten.


    Nachdem ich hinsichtlich der Okluar-Tests mit dem "Spielen" erst an-
    gefangen habe, seid ihr ebenfalls eingeladen, Euch einmal ein Test-
    Bild mit unterschiedlichen Okularen anzuschauen u.a. einen Meterstab,
    an dem sehr schnell erkennbar ist, was ein Okular aus ihm macht.


    Mit dem Fotografieren hapert es, weil ich augenblicklich leider das
    ganze Feld im Okular nicht aufs Bild kriege. Dann nämlich hätte man
    sofort ein Dokument dessen, was man mit dem Auge sieht und bräuchte
    sich nicht lange zu erklären. Wie Ihr wißt, sind Bilddokumente immer
    die besten Beweise. Mal sehen, ob sich dieses Problem lösen läßt.


    Vielleicht kann mir ja der Alois einen Tipp dazu geben.


    Natürlich besteht ein heftiger Unterschied zwischen den längerbrenn-
    weitigen Okularen im Bereich 25mm bis 12 mm einseits und den kürzeren
    Brennweiten bis 4 mm andererseits. Da wäre dann sicherlich auch ein
    Lichtspalt hilfreich, was ich jedoch noch ausprobiere besonders hin-
    sichtlich der Frage, was der im Feld macht hinsichtlich Farbe und
    Abbildungsschärfe.


    Die Frage der Transmission ist damit nicht geklärt - sie ist aber auch
    nur ein Kriterium in der Hoffnung, daß alle übrigen perfekt sind, was
    man sicherlich verneinen kann.


    Auf diese Weise könnte man sich preis-unabhängig ein Bild von den
    Okularen machen und die Frage beantworten, ob der hohe Preis bei
    einigen Typen optisch gerechtfertigt ist, oder ein preisgünstigeres
    Okular ähnlich tauglich ist.



    Wolfgang Rohr

  • Hallo Wolfgang!
    Wie von Dir bereits gewohnt wieder ein sehr guter Bericht und ein schönes Diskussionsthema.


    Ich habe mich auch schon öfters mit diesem Thema beschäftigt und Experimente gemacht. Dazu habe ich entweder kariertes Papier oder ein Testbild aus meiner Sammlung http://www.geocities.com/iqtm/downloads.html (Der Link ganz unten) verwendet. Sehr gut ist auch das fett karierte Blatt eines Briefblocks geeignet, das man unter das Briefblatt legt um nicht kreuz und quer zu schreiben.


    Verzeichnungsfrei waren in meiner Sammlung waren
    University Optics Orthos 18mm und 12mm,
    Baader Eudia 25mm und 10mm und das Microguide,
    Edmund Optics RKE 8mm,
    Zeiss 16mm W (Erfle?),
    Olympus 25mm,
    Pentax XL 5,2mm,


    Meade 3000 40m, Meade 4000 25mm, Tal Plössl 25mm, Celestron 3,6mm, NoName 10mm wide angle zeigten mehr oder weniger dicke Bäuche und kontrastarmut.


    Getestet habe ich ebenfalls mit dem TMB 100/800.


    Zur Einschätzung der Transparenz und Farbwiedergabe halte ich die Okus weit vom Auge entfernt vor ein möglichst sonnenbeschienenes weisses Blatt Papier. Damit sieht man sehr gut Farbe und Helligkeit des Bildes in der Augenlinse. Aber der Maßstab fehlt eben.


    Vielleicht kann man die Okulare vor dem CCD einer Webcam (ohne Objektiv) halten, um dann die Pixelhelligkeit und den Farbton des Bildes zu ermitteln und als Maß zu verwenden.
    Dazu müsste die Webcam auf einen festen Belichtungswert (also keine Automatik) eingestellt werden. Den Weissabgleich sollte man dann auch von Hand einstellen....

  • Hallo Thomas,


    <font color="yellow"><font size="5"><b>bin begeistert -</b></font id="size5"></font id="yellow">


    a) von Deinen Testbildern, die ich mir "ge-down-loaded" habe
    die Idee mit dem 5 mm Karo hatte ich auch und lege durch die
    Mitte noch einen weißen Meterstab mit schwarzen Aufdruck.
    b) beim TMB habe ich eine Bildfeld-Krümmung von ca. -330 mm gemessen
    also ein zum Okular orientiertes konvexes Bildfeld. Auch hoffe ich
    vom Optiki-Rechner dieses feinen Objektivs noch ein paar optische
    Daten zu bekommen.
    c) da ich erst angefangen habe mit dieser Spielerei, fehlt mir noch
    ein bißchen die Systematik. Bei den Meade-Okularen kann ich die
    Verzeichnung bestätigen
    d) bei einer bekannten Sorte empfinde ich einen Gelbstich, ob der
    gewollt ist, um das violett zu unterdrücken?
    e) mit Alois habe ich gestern eine Kriterien-Liste für die Prüfung
    von Okularen zusammengestellt, um sich auf bestimmte, wesentliche
    Aspekte zu konzentrieren:
    <font color="yellow">-------------------------------------------------------------------
    1. Abstand der Austrittspupille zur Augenlinse.
    2. Eigen oder scheinbares Gesichtsfeld ab Austrittspupille.
    3. Randschärfe.
    4. Verzeichnung
    5. Tangentiale und sagittale Bildschale = Astigmatismustest
    6. Bildfeldwölbung.
    7. Farbfehler.
    8. Farbstich.
    9. Transmision.
    10. Randausleuchtung.
    --------------------------------------------------------------------</font id="yellow">
    Bei der Verwendung einer Webcam, die ich noch nicht habe, würde mich
    interessieren, ob man ähnlich der Situation mit dem Auge, das volle
    Bildfeld auf den Chip bringt um die Situation zu dokumentieren. Wir
    sollten uns auf jeden Fall zusammentelefonieren:


    Herzliche Grüße

    Wolfgang Rohr
    ________________________________
    || Qualitäts-Prüfung astronomischer Optik
    || Altvaterstr. 7, D - 97437 HASSFURT
    || Tel. +49 (0) 9521 5136
    || Mobil. + 49 (0) 175 366 93 11
    || email: Wolfgang.Rohr@t-online.de
    || internet: http://rohr.aiax.de
    || Labor-Berichte zu finden unter:
    http://www.astrotreff.de/user/scripts/postings-rohr.asp

  • Hallo Wolfgang!
    Ich sammle noch ein paar Fakten wegen Webcam etc. und melde mich dann mal telefonisch bei Dir!
    Kann aber ein paar Tage dauern...


    Ich sende Dir per Mail noch ein paar Diagramme zum TMB...


    Grüße
    Thomas

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