Firma "Uniwersal" aus Polen

  • Moin neulich bin ich - klaro via "Kleinanzeigen" - an einen dicken Newton rangekommen ... 250/1500mm .. parallaktisch montiert und richtig "fett". Das erste Bild hier vermittelt nur unzureichend die Dimensionen des Gerätes .. allein der Tubus wiegt einen halben Zentner, hat einen Durchmesser von ca 320mm und eine Höhe von ca. 1500-1600mm. Wand ist aus ca. 7mm Material (was auch immer). Das Teleskop scheint für die "Ewigkeit gebaut", wenn man sich z.B. die Sucherbefestigungsschrauben anschaut: M8er-Imbus sind das. Da hiess es wohl: einmal justieren, festmachen und dann zur ersten Landung der Vulkanier bei Zephrem Cockrane 2063 nochmals nachschauen, ob sich da was verstellt hat ;)



    Die Montierung sieht ungefähr so aus, wie man es von den US-amerikanischen Newtons der 50/60er Jahre kennt: zentrale Säule, drei Ausleger und alles ... schwer. Ist aber kein "Ami", sondern dieses Gerät wurde bei unseren polnischen Nachbarn gefertigt: Firma: "Uniwersal" (Die soll es wohl seit Mitte der 80er geben) aus der südpolnischen Stadt Zywiec; siehe Bepper.




    Diese Firma kannte ich bis dato nicht. Im Netz findet man zwar eine Seite, die auf diese Firma verweist. Nur bietet die - neben einigen Spezialteilen - die übliche bekannte Teleskopware an, die auch hier an jeder Ecke zu finden ist (*gääähn*).


    Meine Frage in die Runde: hat jemand von Euch Materialen, Links bzw. Informationen zu den älteren/alten Teleskopen dieser Firma. Oder hat jemand hier selbst so ein älteres Gerät von "Uniwersal" aus Polen?


    Greetzle Hannes

  • hallo Hannes,


    vor gut 15... 20 Jahren hatte ich mal von Uniwersal im wwww gelesen bzw. dort Teleskope gesehen. Damals hatten die von 150mm bis 500mm Newton und Cassegrains gebaut. Ich glaube Kuppeln hatten die auch gefertigt. Leider finde ich auf die Schnelle aber nichts passendes auf meiner Festplatte.


    cs eike

  • Hallo,


    ich habe diese Firma, glaube ich ca. 1991 in Polen besucht, nicht zuletzt auch, weil Zywiec auch ein Ort besten Biers war/ist.
    Ich hatte Interesse an deren Teleskopen gehabt, auch gerne als Sternwartengerät. Zum damaligen Zeitpunkt wurden auch klassische Cassegrains angeboten, irgendwo müsste ich noch etwas Infomaterial haben?.. oder ich hatte es an der Sternwarte Neandertal weitergegeben.
    Ich habe damals während des Besuchs einige Einblicke in die Fertigung der Teleskope gewinnen können, mir war klar, dass die damaligen Zustände eine andere Konstruktion und ein anderes Design nicht möglich waren, weil man mit dem vorhandenen Material arbeiten musste, welches dort vorhanden war.
    Über die Qualität der Optik kann ich keine Aussage machen, da an dem Tag kein fertiges Teleskop vorlag, wo man zumindest durchsehn hätte können.
    Robust ist das Gerät aber auf jeden fall.... hehe :)

  • Hallo Hannes,


    um mal wieder etwas aus dem Näh-Kästchen zu plaudern:


    meines Wissens hat die Firma Uniwersal diese in Polen sehr beliebten, gelben Teleskope von ca. 1991-2006 angeboten.

    Es waren robuste, wenn auch einfach und schwer konstruierte Geräte, die den westlichen Ansprüchen an Finish wohl nicht immer genügt hätten. Ähnlich wie TAL eher Landmaschinentechnik, wobei da TAL vom Finish sicher noch besser war.

    Nichts desto Trotz erfüllten diese Geräte ihren Zweck und die Optiken sollen nach Aussagen eines mir bekannten polnischen Beobachters recht ordentlich gewesen sein.


    Diese Teleskope waren oft auch als Preise bei astronomischen Wettbewerben in Polen ausgeschrieben und an Schulen sehr beliebt.

    Nach den vielen Jahren solltest du mal nach der beschichtung schauen - diese waren m.W. nach der "Schwachpunkt" bei den Geräten da recht dünn.


    Im nachfolgenden gebe ich Dir die techn. Daten wieder :


    Hauptspiegel


    - Hauptspiegeldurchmesser - 270 mm


    - Brennweite des Hauptspiegels - 1500 mm


    - Öffnungsverhältnis - 1: 5.5


    - Spiegelform - Parabolspiegel


    - Herstellungsgenauigkeit (nicht weniger als) 1/8 Lambda


    Bildparameter:


    - Beobachtungsbereich: +14,1 mag.


    - Auflösungsvermögen: 0,46 "


    Vergrößerung: 60x, 120x, 200x, 300x, 500x *, 800x *




    Ausstattung:


    - Okulare - 4 Stk.


    - Distanzhülsen - 2 Stk.


    - Barlow Linse - 2 Stk.


    - Sucher - 20x50


    - elektrische Nachführung in beiden Achsen


    - 1 Okular mit 2 "Durchmesser


    - Bildrichtlinse


    - Mylar-Filter zur Beobachtung der Sonne


    - Kamera- und CCD-Kameraanschluss


    - elektrische Ventilatoren


    - Tubusfarbe - gelb


    Des weiteren ein Foto aus der Herstellungshalle/Ausstellungsraum


    MfG Michael


    P.S.: noch 2006 waren folgende Teleskoptypen von Uniwersal erhältlich :


    Newtons : 76/700, 120/900, 150/800, 200/1000, 270/1500


    Cassegrains ( echte Cassegrains ) : 170/2800, 200/3500, 270/4500


    Newton-Cassegrains : 170 mm, 200 mm und 270 mm


    nachstehend noch ein Bild des 270 mm Newton-Cassegrains

  • Hallo Hannes,

    aus dem derzeitigen Firmenprofil geht hervor, dass seit ein paar Jahren nur noch münzbetriebene Aussichtsfernrohre und Sternwartenkuppeln hergestellt werden. Die Produktion von Spiegelteleskopen

    wurde nach 2016 eingestellt. Ich habe Dir mal die Wikipedia-Seite zu dem Unternehmen übersetzt. Es sieht aber so aus, als wäre sie seit 2015 nicht mehr aktualisiert worden:


    Firma Optyki Instrumentalnej "Uniwersał" - Polnischer Hersteller von astronomischen Geräten aus Żywiec. Die Firma wurde 1986 gegründet und ist der älteste Hersteller von astronomischen Amateurteleskopen in Polen. Der Name des Unternehmens stammt von den Namen der Gründer - der Brüder Jacek und Bogusław Uniwersał. Seit 2005 ist der Besitzer Jacek Uniwersał selbst. Die Gründung des Unternehmens in einer Zeit, in der der Zugang zu jeglicher astronomischer Ausrüstung in Polen sehr schwierig war, trug wesentlich zur Popularisierung der astronomischen Amateurbeobachtungen in den 1990er Jahren bei.


    Durch die Gründung der Firma und die Produktion großer Mengen an Geräten wurde ein breiter Zugang zu eigenen Geräten für Astronomiebegeisterte möglich. Die Anzahl der von der Firma produzierten astronomischen Instrumente war sehr groß. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre waren die Teleskope aus Żywiec die beliebtesten astronomischen Geräte in Polen. Später änderte sich diese Situation leicht, die Entwicklung des Marktes für astronomische Geräte, das Erscheinen zahlreicher Distributoren der Geräte aus dem Ausland beendeten das Monopol der Firma Uniwersał. Im Jahr 2015 umfasst das Angebot des Unternehmens neben den Teleskopen, die nach wie vor hergestellt werden, auch importierte Geräte sowie Mikroskope, Nachtsichtgeräte und Ferngläser. Die Firma Uniwersal produzierte Spiegelteleskope im Newton- und Cassegrain-System.


    Im Jahr 2015 hat sich das Unternehmen vor allem auf die Produktion von astronomischen Kuppeln mit einem Durchmesser von 1,5, 2,2, 3,2 und 5,2 Metern für Amateur- und professionelle
    Sternwarten spezialisiert. Die bekanntesten Orte mit Kuppeln der Firma Uniwersal sind: Tadeusz Banachiewicz Astronomisches Observatorium auf dem Berg Lubomir, der Bildungskomplex im Franziskanerkloster in Głogówek mit einer 5,2 Meter großen Kuppel und das Solaris-Zentrum in Opole, mit einem öffentlich zugänglichen, multimedialen Sonnenobservatorium. Derzeit gibt es in Polen mehr als 60 Observatorien mit unterschiedlichem Automatisierungsgrad und Bezeichnung. Amateurastronomische Observatorien, die im Garten oder auf dem Dach platziert werden, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das Unternehmen stellt auch mobile Planetarien her, die eine Neuheit in der Welt der Wissenschaft sind. Sie dienen der Aufklärung des Publikums mit einer aufblasbaren Kugel und einem Projektor mit einem Winkel von 180°, um Filme über Astronomie, Raumfahrt und Naturphänomene zu zeigen.


    Das zweite Hauptprodukt sind münzbetriebene Teleskope und Teleskope ohne Schlitzmechanismus, die zur Beobachtung von Landschaften an touristisch attraktiven Orten eingesetzt werden.

    Derzeit (2015) ist Uniwersał der einzige Hersteller von optischen Geräten in Polen. Im Jahr 2013 wurden die ersten Produkte in Länder der Europäischen Union exportiert, darunter Deutschland, Österreich, Portugal und Bulgarien. Im Jahr 2014 dehnte sich die Expansion auf den Rest der Welt durch Länder wie Georgia, USA, Südafrika, Brasilien, Chile, Australien, Nepal, Indonesien aus - hauptsächlich Sternwarten in 2,2-Meter-Computerversion, aber auch münzbetriebene astronomische Teleskope, durch die Menschen den Mond, Planeten und Deep-Sky-Objekte bei Nacht betrachten können.


    Das Jahr 2014 sah einen starken Rückgang des astronomischen Marktes in Polen. Es hatte keinen Einfluss auf die Produktion, da am Ende des Jahres der Export 60 % der Produktion ausmachte.
    Neue Produkte wie Doppelteleskope für Behinderte im Rollstuhl und für Kinder, professionelle Teleskopstützen für die Sternwarte und neue ferngesteuerte astronomische Observatorien, die nach höchsten Standards modifiziert wurden, ergänzen das Angebot. Die astronomische Kuppel erhielt auf einem der größten astronomischen Foren die höchsten Noten in Bezug auf Design, Projekt und Mechanik.


    Im Jahr 2015 umfassen die Exporte andere Länder wie Kroatien, Großbritannien, Armenien, die Niederlande, Belgien und Spanien. Es handelt sich dabei hauptsächlich um münzbetriebene
    Aussichtsfernrohre an schönen Orten, wo die Zahl der Touristen so hoch ist, dass die Kunden nur mit den Aussichtsfernrohren Geschäfte machen und davon profitieren.

    (Quelle: Wikipedia: Zakład Optyki Instrumentalnej „Uniwersał”)


    Viele Grüße Klaus

  • Hallo, lassen Sie mich eine Kuriosität hinzufügen: In Polen werden diese Teleskope unter Astronomieliebhabern mit dem deutschen Namen "U-Boot" bezeichnet. Ich bin mir nicht sicher, woher es kam - vielleicht vom Anfangsbuchstaben des Namens. Die beliebtesten Modelle dieser Firma waren Newton-Teleskope, deren Proportionen mit einem U-Boot in Verbindung gebracht werden konnten. Fügen wir hinzu - gelb :)

  • Hallo


    Ich meine dort wurden auch Geräte gefertigt welche gleichzeitig Newton und Cassegrain waren... Man müsste nur den FS tauschen🤣 ganz einfach,

    Es mangelte aber irgendwie an Justagemöglichkeiten und der Amateur wohl meist überfordert, da wo die Mittenmarkierung sonst ist ein riesen Loch, Cassegrain justieren doch nicht so easy wie Newton justieren.

    Aber so was wäre was für dein Museum


    Gruß Frank

  • Es stimmt - Uniwersał produzierte auch Dual-System-Teleskope.


    Bis heute erregen Uniwersał Teleskope in Polen viele Kontroversen. In Diskussionen über „lohnt es sich“ gibt es oft radikal unterschiedliche Meinungen von Menschen, die von diesen Konstruktionen sehr enttäuscht waren, sowie von denen, die sie sehr gut gebrauchen konnten. Ich persönlich hatte noch nie einen und werde es wahrscheinlich auch nie tun, da meine „klassische“ Sammlung auf Refraktoren kleinerer Größe beschränkt ist. Ich kann nur vermuten, dass diese negativen Bewertungen eher von Parametern wie der Komakorrektur oder dem Gesichtsfeld beeinflusst wurden als von der Qualität der Optik selbst. Problematisch war auch die Verarbeitungsqualität in mechanischer Hinsicht - Montierung etc. Die Optik selbst war eher auf sehr gutem Niveau. Es wurde in Polen von erfahrenen Schleifern hergestellt - Herrn Stefan Płocieniak und Herrn Paweł Socha.


    Jetzt kommt es vor, dass Leute diese Teleskope kaufen, um sie auf modernere Versionen umzurüsten - moderne Montierung usw. Auf diese Weise können sie klassisches Cassegrain in teilweise sehr guter Qualität für wenig Geld bekommen. Manchmal müssen die Schichten auf den Spiegeln ausgetauscht werden.

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