ES 6,7mm vs. Morpheus 6,5mm

  • Hallo Astrofreunde,


    seit einiger Zeit bin ich dabei meinen Okularbestand umzustrukturieren. Vor einiger Zeit habe ich mein Explore Scientific 11mm (82°) gegen ein Morpheus 12,5mm (76°)von Baader ausgetauscht.


    Durch den Sprung von 82° auf 76° hat sich nun mein Gesichtsfeld beträchtlich vergrößert. Klingt komisch, ist aber so. Beim ES 11mm musste ich richtig ins Okular reinkriechen um wenigstens die Hälfte des Gesichtsfeldes zu überblicken. Das war für die Augen extrem ermüdend. Mit dem 12,5er von Baader bin ich sehr zufrieden. Sehr angenehmer Augenabstand und ein großes Gesichtsfeld. Entspanntes Beobachten.


    Nun kamen mir Zweifel an meinem Explore Scientific 6,7mm (82°). Der Augenabstand ist hier aber nicht so kritisch wie beim 11mm, aber ich wollte den direkten Vergleich. Das Ergebnis hat mich überrascht.


    Getestet habe ich mit einem 10" f/5 Dobson. Die Luft war sehr trübe wegen dem ganzen Saharastaub und der Mond stand wie ein Flutlicht hoch am Himmel. Also nicht ganz optimale Voraussetzungen.


    Als erstes habe ich M42 ins Visier genommen. Die Entscheidung welches Okular hier besser ist, war wirklich schwer. Das Morpheus ist für die Augen angenehmer. Der größere Augenabstand macht sich hier deutlich bemerkbar (v.a. mit der M43-Extension zum draufschrauben). Das Einblickverhalten beim ES 6,7 ist aber gar nicht mal um sowiel schlechter. Die Spitzen meiner Wimpern berühren zwar etwas die Linse (beim Morpheus nicht), aber das hält sich in Grenzen. Beim ES 11mm war das echt unangenehm. Da hat es mir die Wimpern richtig verbogen.


    Aufrund des merkbar größeren Gesichtsfeldes geht er Punkt hier hauchdünn an das ES. Ein Unentschieden wäre hier aber auch gerechtfertigt.


    Als nächstes kam der Mond dran. Hier geht der Punkt ganz klar an das ES. Beim Morpheus ist der Einblick etwas unruhig. Das bedeutet, dass, wenn man mit dem Auge nicht genau in der optimalen Einblickposition ist, das Bild deutlich nachlässt (z.B. Aufhellungen neben dem Mond). Das ES war hier zu meiner Überraschung deutlich gutmütiger.


    Am Ende komme ich zu dem Entschluss, dass ich mir mein ES 6,7 behalte, zumal das Morpheus mit 245€ auch um 100€ teurer wäre als das ES.


    Wie anfangs schon erwähnt, verhält es sich beim ES 11mm und Morpheus 12,5mm genau umgekehrt. Hier hat in meinen Augen das Morpheus klar die Nase vorn.


    Es geht aber nichts über selber testen!


    Viele Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Danke für Deine Eindrücke - schönes Beispiel dafür, dass die Okulare innerhalb einer Serie durchaus unterschiedlich ausfallen und es sich lohnen kann zu mischen.


    Den unruhigen Einblick beim Morpheus kenne ich auch - bei mir rührte das immer daher, dass ich doch noch zu nah am Okular dran war. Das kann einem bei den ES eher nicht passieren... ist auch klar, dass das bei hellen Objekten mit kleinerer Augenpupille schwieriger wird.


    Die Morpheus finde ich am Mond relativ bunt (Farbquerfehler), wie hast Du das wahrgenommen?


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Thomas,


    das ist ja interessant mit dem 11mm ES. Der Einblick scheint deutlich unangenehmer zu sein, wie mit einem 12,5mm Ortho. Das hätte ich nicht gedacht von einem "modernen, komplexeren" Design (in dem mm-Bereich).


    Danke für den Bericht.


    CS,
    Walter

  • Hallo Walter,


    auch beim 9mm Nagler hat's mich gestört, dass ich immer mit den Wimpern auf der Augenlinse rumgewischt habe - das ist dem Kontrast auch nicht gerade zuträglich, da kann das Okular noch so gut sein...


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Alex,


    ich hatte irgendwann mal zwei verschiedene ES-Brennweiten zum Verkaufen fotografiert und da war mir schon aufgefallen, dass der Durchmesser der Augenlinsen deutlich verschieden war.


    Auch bei den Morpheus ist es vorstellbar, dass die Abbildunsqualität für die Pupille (Kidneybeaning) von der Brennweite abhängt, oder die Lage der Austrittspupille zur Augenmuschel leicht verschieden ist.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Ich war auch sehr überrascht. In mehrfacher Hinsicht. Zum einen weil das 11mm ES so schwierig war im Einblick und zum anderen, dass die Morpheus sich hier nicht in beiden Brennweiten durchsetzen.


    Ich hatte das ES 6,7mm und das Morpheus 12,5mm auch an einem 6" f/8 Dobson im Einsatz. Hier war das Morpheus auch beim Mond gleichauf. Kann es sein dass die beschriebenen Effekte vom Öffnungsverhältnis abhängen?


    Beim 12,5mm Morpheus ist mir beim f/5 auch ein leichter Gelbstich am Rande aufgefallen wenn man nicht die perfekte Einblickposition hatte. Beim f/8 war davon nichts zu sehen. Da ich diese Brennweite am Mond kaum einsetze war es mir nicht so wichtig.


    Das grundlegende Problem ist aber, dass es alles sehr subjektive Eindrücke sind. Das Problem mit dem Augenabstand kann bei anderen wieder weniger schlimm sein, weil sie kurze Wimpern haben. Ich merk sowas immer gleich und es stört mich ungemein.


    Viele Grüße
    Thomas

  • Hallo Tom, hallo Leute,


    Tom, vielen Dank für deine Eindrücke. Du musst sehr lange Wimpern haben, dass sie dich beim Einblick in das 11er ES stören. Das höre ich zum ersten Mal in Verbindung mit dem ES 11 mm.


    Ich habe "normale" Wimpern und finde den Einblick ins 11mm ES angenehm und das Bildfeld gut zu überblicken. Das beweist wieder, dass man ein Okular immer testen muss, um herauszufinden ob es für einen selbst geeignet ist.


    Ich hatte das 12,5 mm Morpheus auch mal zum Testen, und ich habe es nicht behalten, da ich im Vergleich zu meinem 13 mm Hyperion keinen großen Unterschied sah. Ich muss dazu sagen, dass mein 13er Hyperion offenbar ein besonders gutes Exemplar ist, das ich auch nicht mehr hergebe. Damals hatte ich das 11er ES noch nicht und konnte es nicht direkt mit dem 12,5 mm Morpheus und dem 13er Hyperion vergleichen.
    Ich fand den Einblick im 12,5er Morpheus angenehm, aber beim 13er Hyperion ist er noch besser und gutmütiger.


    Im Newton f/5 hat das 11er ES für mich die beste Randschärfe trotz des größten Gesichtsfeldes. Danach folgen das 12,5 Morpheus und das 13er Hyperion. Die Schärfe im Zentrum ist bei allen drei vergleichbar sehr gut. Beim Kontrast hat möglicherweise das 12,5 Morpheus etwas die Nase vorne, aber ich hatte keinen direkten Vergleich mit dem 11er ES. Streulicht und Reflexionen sind bei allen drei Okularen nicht auffällig.


    Das sind meine persönlichen Erfahrungen zu diesen Okularen.


    Gruß Robert


    P.S. Das 6,7 mm ES habe ich auch und kann es nur empfehlen.

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