Schnee am Boden, Nebel am Himmel

  • Hallo zusammen,


    ein kurzer Beobachtungsbericht von gestern, 13.Februar... erst mal ein Bild zur Einstimmung:



    So sieht es nach gut zwei Stunden aus, als ich wieder zusammenpacke. Das Thermometer zeigt -12.5°C... der vorgestern spontan entdeckte Beobachtungsplatz im Windschatten am Waldrand bewährt sich. An meinem Standardplatz hatte ich seltsame Geräusche gehört, als ich den Motor des Autos ausmachte - das war der Wind, der ums Auto heulte. Hier ist es deutlich besser. Den Spuren im Schnee nach zu urteilen, war da in der ganzen Woche genau ein Skilangläufer und ein Spaziergänger mit Hund vorbeigekommen.


    In Anbetracht der Temperaturen beschließe ich, auf Okularwechslerei zu verzichten und einen Abend mit Minimalvergrößerung einzulegen. 10 Minuten nach der Ankunft halte ich das erste Mal auf den Pferdekopfnebel - das Warmsehen an B33 im Winter hat mittlerweile Tradition, es ist schön zu sehen, wie sich die Kante von IC434 langsam herausschält und die dunkle Einbuchtung des Pferdekopfs sichtbar wird. Den Bedingungen entsprechend ohne weitere Details, vom Horizont her ist es eher hell und die Milchstraße ist zwar sichtbar, aber glänzt nicht wirklich.


    Mit dem Orionnebel verbringe ich die nächste halbe Stunde und bin fasziniert davon, wie unterschiedlich er sich je nach Filter zeigt: mit dem UHC sieht man am meisten und der Nebel ist als nahezu geschlossener Ring sichtbar, der nur bei iota Ori unterbrochen ist. Mit OIII zeigt die östliche Schwinge eine scharfe Kante, die mit H-Beta fast nicht wahrnehmbar ist. Dafür wird im Südosten eine "Nebelbank" deutlich, die mit OIII nicht existiert. Aufh halber Strecke zwischen Trapez und iota Ori wird auch noch einmal ein Nebelfleckchen sichtbar.


    Beim Rosettennebel habe ich es auf dunkle Strukturen abgesehen, für die das Bino erfahrungsgemäß am meisten bringt - der erste Versuch ist natürlich spannend! Die großräumigen Strukturen sind einfach zu sehen, auch die "Würmer" im Norden und Westen blitzen immer wieder auf, wobei nur der westliche (lang und dünn) und der nordwestliche (kleiner dunkler Fleck) wirklich zu fassen sind.


    Thors Helm hat es mittlerweile auch über den Wald geschafft, der Kontrast ist wieder frappierend: mit einem Auge ist es ein Matschfleck mit einem Anhang, mit zwei Augen wird Struktur im Helm sichtbar und die Anhängsel treten klar hervor.


    Nach einer Teepause verlässt mich die Motivation, ich versuche mich außerdem an Objekten, die eigentlich ein Fall fürs 120er Bino wären (Kaliforniennebel und IC405/410), darum schwenke ich nochmal zum Orionnebel und packe dann wieder zusammen.


    Insgesamt hatte ich viel weniger Objekte beobachtet als vorher gedacht, dafür aber trotzdem viel gesehen... ich hoffe, ihr hattet auch Spaß!


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger
    Das waren schon knackige Bedingungen die letzten 3 Tage.
    Respekt das du es 2h ausgehalten hast.
    Mein Problem sind immer Finger und Fußspitzen. Daher
    bin ich mehr auf der Fotoseite zu finden.
    Orion und Freunde hõchstens mal kurz durchs Fernglas.
    Was ich immer toll finde sind die Objektbeschreibungen, wenn dunkler Himmel gegeben ist.
    Z.B dein Rosettennebel...bei mir mit Bortel 6 Himmel, so gerade in den Umrissen zu sehen, und das freut einen schon. Aber wenn du schreibst das du die dunklen Strukturen und die Würmer siehst,da kann ich nur staunen.
    Auch beim Pferd und Orionnebel fehlt es hier bei meinem Himmel an Feinheiten.
    Ich kann mich aber noch gut an eine ähnlich kalte Nacht vor vielen Jahren erinnern. Da war mein linker Daumen so dermaßen tiefgekühlt das ich die Montierungschrauben nicht mehr einhändig lösen könnte. Der Daumen schmerzte noch zwei Tage später. Da musste ich beim Anblick deines Binos gerade dran denken.
    Aber ich denke genau diese s..kalten Nächte hat man immer in Erinnerung.
    Danke fürs mitnehmen in die Kälte.
    Beste Grüße
    Andreas

  • Hallo Helmut,


    ich meinte eigentlich: Spaß beim Beobachten - aber danke!


    Das kleine Bino ist ein Selbstbau aus zwei 120er Skywatcher-Achromaten - steht aber irgendwie nur noch rum, seitdem das große fertig ist...:



    Zuvor hatte es den 12"-Dobson als Hauptgerät abgelöst.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Andreas,


    an den Füßen hatte ich zwei Paar Socken, Winterstiefel, Neopren-Überschuhe, eine Styrodurplatte drunter, und eine Fleecedecke um Beine und Füße. Also alles, was ich finden konnte... ganz wichtig ist aber die Hartschaumplatte. Die Bedingungen waren schon knackig, aber wenn man ausgehungert genug ist..


    Vergleichsbeobachtungen mit Binos dieser Größe findet man keine. Ich verlasse mich da auf meine Wahrnehmung und gehe bewusst ohne Vorbereitung ran - beim Rosettennebel wusste ich von Bildern, dass es diese Würmer gibt, aber hatte keine Ahnung, wo ich nach ihnen Ausschau halten müsste. Das ist immer spannend.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    schöner Beobachtungsbericht, gut das es Tastaturen gibt, direkt danach mit der Hand geschrieben, wäre Er sicher weniger gut Lesbar gewesen!



    Dei Bino schreit aber nach einer Isolierung genäht aus PKW - Sonnenschutzfolie mit internierten Taukappen und Klettverschluss auf der Innenseite!
    und eine geeignete Pudelmütze mit Druckknopfverschluss für die Auszug / Filterradeinheiten


    Die auch den Atem am anfrieren hindert!



    weiter viel Spass mit dem schönen Großbino!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Günter,


    Danke Dir - den Tipp mit der Kantenschwärzung der Fangspiegel habe ich ja schon umgesetzt. Gefrierender Atem ist nicht so schlimm, aber beschlagende Okulare. Zum Schluss hatte ich sogar Reif in der Augenmuschel. Kann man eigentlich auch Okulare beheizen?


    Gruß, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Ja Holger,


    dafür gibt es ja > https://www.teleskop-express.d…m-und-2-Zoll-Okulare.html <


    Die kann so gering einstellen das nur der Beschlag verhindert wird!


    Näht man so eine in die " Pudelmütze " für die FOK - Einheit ein, ist dort alles geschützt!


    Gruß Günter

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

  • Hallo Günter,


    Ja, das ist es wohl. Wie geschrieben, außer den Okularen ist alles ok. Nur Taukappen gibt es mal noch gegen das Beobachterseeing. Und für die warmen Ohren [:)].


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Moin Holger,


    da hast Du ja durchaus eine ansehnlichen Astroabend zustandegebracht! Bei mir war's deutlich kürzer ausgefallen: Nach M42 und "O Tannenbaum" (NGC2264) war das Sucherfernrohr schon "zugesoßt" und die Finger sind mir am Fernrohrtubus festgeklebt - irgendwie bekomme ich Okularwechsel, Scharfstellen, Karkoschka-Blättern und das leidige "Brille ab, Brille auf" (... und wieder nachfokussieren) nur ohne Handschuhe hin.
    Allzu dolle waren die Sichtbedingungen aber eh nicht - stark aufgehellter Himmel -, so daß ich nach Ausrutschen und Hinschlagen im Tiefschnee einschließlich Schee in die Schuhe (naß-kalte Füße!) und unter die Jacke bald zusammengepackt habe, bevor mir die Finger noch so kalt wurden, daß ich die Okulare nicht mehr hätte einpacken können - Shenandoah auf den "Wanderwagen" geschnallt und ab nach Hause.




    Gruß


    Utz.

  • Hallo Utz,


    Das hat auch Stil - freut mich für Dich, wenn Du Deinen Beobachtungsplatz zu Fuß erreichen kannst. Das ist viel wert!


    Ich hab mich kurzerhand auf die Objekte beschränkt, deren NGC-Nummern ich auswendig wusste, um mir das Blättern im Atlas zu ersparen, und das ArgoNavis geht ohne Brille. Trotzdem waren die Fingerkuppen leicht frostgeschädigt, vermutlich vom Abbauen ohne Handschuhe. Das wollte ich nicht riskieren, dass mir ein Tubus aus den Händen rutscht.


    Aber jetzt geht es ja aufwärts mit den Temperaturen!


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!