Guten Abend allerseits,
ich möchte euch heute mein "Winterbild" zeigen, ein kleines 4-Panel-Mosaik mit den prominenten Emissionsnebeln und Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann. Für das weite Bildfeld hatte ich den TSRED379 an den TS 80/480 Apo geschraubt und damit F/4.75 und 380 mm Brennweite erhalten. NINA hat mir gezeigt, dass ich 4 Panels mit 20 % Überlappung benötige und auch gleich die Sequenz dazu angerichtet. Das Abfotografieren der einzelnen Kacheln klappte dann vollautomatisch und wie am Schnürchen.
Hier ein astrometrierter Screenshot aus Astrobin:
Aber bis dahin war es ein weiter, steiniger Weg...
Der Plan war, die Sterne und die RGB-Farbsignale mit der ASI294mcp zu schießen. Insbesondere waren mir die reflektiven Signale am Flammennebel, der Spinne und der Fliege wichtig. Dazu dann noch ein je 4 x 20 Kacheln H-alpha und OIII mit der Mono-ASI1600mmp dazu aufnehmen und später vielleicht noch einige Daten alter Aufnahmen dazumischen. Das Projekt stand unter keinem guten Stern. Bei den wenigen Stunden mit verwertbarem Himmel gab es reichlich Probleme mit der Technik bzw. Optik, die mir das Leben ganz schön schwer gemacht haben. Es ging los mit dunklen Löchern, die wohl die Folge von Tau oder Frost auf Linse oder Sensorglas waren. So lange der Mond noch nicht wieder oben war, wollte ich in den Wolkenlücken die RGB mit der ASI294 schießen. 80 Bilder je 60 s sind zusammengekommen. Es fing super an, aber in Panel 3 und 4 sind - wohl durch helle Sterne - fürchterliche Reflexe und Gradienten entstanden. Diese konnte ich auch in einer anderen Nacht nicht vermeiden. Hier mal eine gestreckte sternlose Version, in der man das Malheur gut sieht:
Die genaue Ursache habe ich noch immer nicht klar. Die Reflexe kommen auf jeden Fall über die "optische Achse", denn ich habe testweise alle umgebenden Lichtquellen abgeschirmt und es änderte nichts. Ich wollte schon aufgeben und ein neues Ziel suchen. Aber die Schmalbanddaten der ASI1600mmp waren so sauber (und ohne Reflexe!), dass ich erstmal weiter gemacht habe. Man muss wissen, dass ich beim Wechsel nur die Kameras umschrauben und den Rotationswinkel anpassen muss. Das Setup vor den Kameras ist identisch.
Auf Astrobin in voller Größe (50Mpix) und beschrifteter Astrometrierung: https://astrob.in/full/gta9b6/0/
Ich habe mich dann erstmal an ein RGB gemacht. Die großen, flächigen Gradienten hat schon Astro Pixel Prozessor ganz gut weg bekommen. Es war aber eine höllische Arbeit, die Reflexe in Photoshop in den Griff zu bekommen. Es ging nur, indem ich eine sternlose Version aus starnet++ benutzt habe und dann eine Technik namens "frequency separation" benutzen konnte, die ich von früher her kannte. Dabei trennt man die hochfrequenten Signale von den niederfrequenten. Dann kann man die niederfrequenten Reflexe wegstempeln und die Details danach wieder hinzufügen. Ein ganz klein wenig Luminanz habe ich mir von den H-alpha Daten geholt, um die flächigen, kreisförmigen Gradienten zu übersteuern, die in jedem Panel um das Zentrum zu sehen sind. Insgesamt bin ich etwas ratlos. Ich glaube, dieses spezielle Setup nicht nur ein Problem hat, sondern gleichzeitig Läuse und Flöhe und Fußpilz. Das fertige RGB sieht so aus:
Astrobin: https://astrob.in/full/6ml3af/0/
Für das endgültige Auriga-Panorama habe ich die 80 Minuten RGB Daten und je 20 x 150 s Ha und OIII pro Panel verwendet. In einigen Bereichen habe ich ein etwas von den alten Aufnahmen verwendet, die ich mit dem 130/910 mal gemacht hatte. Der Anteil liegt dort jedoch nur bei vielleicht 20% der Luminanz. Allerdings habe ich an IC 410 etwas mehr von meinen alten SII Daten der Region eingemischt - im Grünkanal. Der Kaulquappennebel hat nämlich sehr differenzierte SII Signale und damit habe ich etwas mehr Struktur an den Kaulquappen und mehr farbliche Bandbreite erreichen können. Als ich die sternlose Version der Daten angemischt hatte war ich hin und weg von den Objekten in der Szene. Das sternlose Szenario möchte ich euch daher nicht vorenthalten:
Astrobin: https://astrob.in/full/2w46eo/0/
Im fertigen Bild - es ist so etwas wie ein HO(S)-RGB - sind natürlich die Sterne enthalten, insbesondere die offenen Sternhaufen NGC 1912 (M38) und NGC 1907 im Nordosten. Die reflektiven Signalanteile aus dem RGB habe ich größtenteils hinüber retten können. Die feineren Details in den Nebelflächen stammen natürlich überwiegend vom Schmalband-H-alpha. Das Gleiche gilt für die schwachen Hintergrundfilamente. KOpfzerbrechen hat mir die endgültige Größe der Sterne gemacht. Richtet man sie auf die Übersicht aus, werden sie beim tiefen Hineinzoomen zu fett. Mit feinen Sternen ist es umgekehrt. Ich habe sie schlussendlich recht fein gehalten. Die Farbkalibrierung erfolgte in APP.
Astrobin: https://astrob.in/full/yz8f9i/0/
Ich werde bestimmt an den nächsten, wolkigen und verregneten Tagen noch ein bisschen an den Daten arbeiten und herumprobieren. Die einzelnen Bilder haben etwas mehr als 50 Megapixel. Ich bin nicht sicher, ob ich sie besser herunterskaliert hätte, damit man sie in der Vollversion besser ansehen kann. Es dauert lange sie zu laden und dann hat man eine Riesenlupe ohne Übersicht. Über ein Feedback dazu würde ich mich freuen.