Unscharfe Sterne mit TS WA32

  • Hallo Sternenfreunde,


    ich habe ein Newton mit D=200 und f=1260mm.


    Ich habe mir ein TS WA32-FMC-70° zugelegt, damit ich ein größerese Sehfeld habe.
    -> Habe sonst mit 20mm, 9 und 6mm Okularen betrachtet- war hier ok.


    Wenn ich jedoch die Sterne (z.B. Plejaden) in der Mitte scharf stelle, so sind die Randsterne schnell sehr unscharf.


    Ich bin Brillenträger (und mit Hornhautkrümmung).


    Kann auch an meinen Augen liegen...Ich werde mal ein Okularfoto mit meiner Canon machen. Dann könnte ich dies ausschließen.



    Natürlich nehmen die optischen Fehler (Koma) mit zunehmenden Winkel zu. Die Werbung sagt aber, dass man das Okular bis f/6 gut verwenden kann.


    Was könnt ihr mir raten?


    Vielen Dank!


    Gruß Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hallo Matthias,


    bei f/6 sollte die Abbildungsqualität an sich noch gut sein. Allerdings ist die Bildfeldwölbung bei diesem Okular nicht vollständig korrigiert und wenn Du altersbedingt nicht mehr so gut akkomodieren kannst, siehst Du das als Unschärfe am Rand.


    Bestätigen lässt sich das, indem Du auf den Rand scharfstellst und blickst - wenn Du dort prinzipiell auch schöne Sterne bekommen kannst, liegt es an der Bildfeldwölbung.


    Wenn es Dich stört, musst Du ein besser korrigiertes Okular kaufen. In der Hinsicht perfekt ist das APM UFF mit 30 mm Brennweite, allerdings dürftest Du bei f/6 auch eine etwas längere Brennweite verwenden. Da hab ich keine Empfehlung parat.


    Um Deine Augen musst Du Dir keine Gedanken machen, in der Bildmitte ist es ja anscheinend okay. Solange Du nicht zum Rand schaust, sollte die Abbildungsqualität des Okulars sollte auch gut genug sein (jedenfalls besser als die des Auges). Nur wenn man Richtung Feldrand schaut, kann es stören - je nach Sehgewohnheit und individueller Empfindlichkeit.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Matthias,


    Ja genau - Bildfelwölbung, und Verzerrung (der Mond ist am Rand oval!). Ich habe das TSWA 38mm.
    Und ebenso Brille, Hornhautverkrümmung.


    Die Brille hat auch ihren Anteil, das darfst Du nicht vergessen. Ich habe beispielsweise das Panoptic 27mm
    als High End Okular. Hab die Ranunschärfe (viel schwächer als im TSWA, aber der hat auch 38 statt 27mm Brennweite)
    lange auf das Okular geschoben, bzw. Spiegel Koma (8" f/5 Newton). Es war aber die Brille. Das merkt mann wenn man nicht den Augapfel verderht, sonder Kopf mit Brille Okular-randwärts. Ohne Brille ist es bei mir aber noch schlechter und dann ist das ganze Feld unscharf. Asti bei großer AP halt...


    Übrigens schafft das TSWA 38mm auch an meinem f/10 Refraktor keine absolute Randschärfe. Dass das eigentlich geht, zeigt mir mein Plössl 56mm.
    Der bildet sowohl formkorrekt (Mond am Rand kreisrund) als auch randscharf ab (gleiches wahres Feld wie das TSWA aber bei nur ca. 50 Grad sGF).
    Natürlich ist das engere Feld auch mit meiner Brille besser kompatibel.


    CS,
    Walter

  • Hallo Walter,


    richtig, die Brille hat auch ihren Anteil - wobei Matthias nicht schreibt, ob er mit oder ohne Brille beobachtet.
    Ich lass mir aus dem Grund gerade eine niedrigbrechende Mineralglasbrille machen für freiäugiges Beobachten - höherbrechender Kunststoff ist entschieden zu bunt zum Rand hin. Und außerdem mit dem richtigen Fokus für großen Pupillendurchmesser.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Matthias,


    das TS WA32 ist ein einfaches Erfle Okular. Diese Okulare zeigen einen sehr ausgeprägten Astigmatismus im Feld.
    Die Sterne werden dadurch in Kombination mit der Bildfeldwölbung die in deinem Fall ebenfalls primär dem Okular zuzuschreiben ist zu Strichen verzogen.
    Das ist hier also völlig normal.
    Ich habe zb. das kleinere 25mm in 1,25“ und das zeigt die gleichen Fehler.
    Das Problem steigt am Feldrand exponentiell an und ist auch sehr stark von der Öffnungszahl abhängig an der das Okular eingesetzt wird.
    Für diese einfachen Erfle ist F6 schon grenzwertig, an höheren Öffnungszahlen sind sie aber zufriedenstellend.


    Möchtest du eine bessere Feldkorrektur bei so großem scheinbarem Gesichtsfeld musst du ein aufwendigeres Design zb. Nagler nutzen.
    Diese Okulare haben dann ein Negativelement vorn drin so das das eigentliche Okular eine höhere Öffnungszahl abbekommt was allein schon mal die Feldkorrektur verbessert und gleichzeitig lässt sich aber mit dem Negativelement selbst auch eine Verbesserung erreichen.
    Die Feldkorrektur solcher Designs ist daher bedeutend besser als die einfacher Erfle die nicht über ein solches Negativelement verfügen.


    Dafür sind Nagler natürlich bedeutend teurer.
    Wer zb. ein SCT mit F10 hat kann aber auch sehr gut mit den Erfle arbeiten und muss nicht die teuren Nagler nehmen.
    Deshalb haben diese Okulare auch ihre Berechtigung.
    Nur wer einen Newton mit F6 oder gar noch schneller hat muss halt leider etwas tiefer in die Tasche greifen oder mit der hier dann bedeutend schlechteren Feldkorrektur der einfachen Erfle leben.


    Grüße Gerd

  • Hallo !
    Wir sollten einen Club der Hornhautverkrümmten aufmachen. Ich bin auch damit geschlagen, beobachte aber immer ohne Brille,
    Ich habe das genannte Okular an einem F5-Newton.
    Zum Aufsuchen ist es bestens geeignet, zu Beobachten verwende ich es fast nicht mehr.
    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Hi Holger,


    da würde ich gern näher auf Deine Astrobrille eingehen.


    Ich selbst habe "Glas", hochbrechend. Farbe ist kein Problem, naja ein wenig Keil glaub ich weit abseits des Zentrums...
    Gibt es einen Grund, weshalb Du niedrigbrechend nimmst?


    Und was meinst Du mit Fokus bei großem Pupillendurchmesser? Ist der anders als bei Tageslicht?
    Wie testet das der Augenoptiker? Mit Rotlicht?


    CS,
    Walter


    Matthias, sorry fürs OT

  • Hallo Walter,


    OT macht doch immer Spaß :)


    Mein (neuer) Optiker hat den ZEISS-Gerätepark inklusive Wellenfrontsensor auf mich losgelassen - das sieht man mal, wie schlecht die Abbildungsqualität des Auges eigentlich ist. Ich müsste bei großen Pupillendurchmessern auf jenseits von unendlich fokussieren, was das Auge nicht kann, deshalb die separate Brille. Der Standard-Sehtest erfasst das nicht.


    Brechzahl und Farbigkeit ist sicher individuell, ich fand n=1.6 bei Glas noch ok.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hi Holger,


    OK, verstanden - es geht Dir also um den Anblick des Himmels frei Auge&Brille. (Ich glaube ich seh da auch nicht mehr scharf, meine fst "Messungen" daher unbrauchbar - das hat mich schon in Südafrika beim Hottie gewundert (kam auf fst 6,2mag)).


    Am Okular sollte es ja (mir) egal sein.


    Danke und CS,
    Walter

  • Hallo Holger.


    Ich bekam vor Jahren meine erste Brille mit Kunststoff-Gläsern. Der geschäftstüchtige Optiker hatte mir "Gläser" mit einem Brechungsindex von 1,7 eingeredet, "da werden die Linsen schön dünn", etc, alles neu und speziell und der letzte Schrei, muss man haben!


    Als ich die Brille das erste Mal aufsetzte, dachte ich, so muss sich LSD anfühlen. Einen einzigen Vorteil hatte die Aktion: Um ein niedrig aufgelöstes Spektrogramm einer Lichtquelle zu erhalten, musste ich sie nur an den Gesichtsfeldrand bugsieren; so groß war die laterale Farbe.


    Alle weiteren Brillen sind seither mit 1,6er Glas als Kompromiss bestückt worden. Ich habe mir auch schon eine Astro-Brille überlegt, mit Mineralglas, das hat etwa 1,5, glaube ich, und auf Nachtkurzsichtigkeit angepasst. Berichte bitte von deinen Erfahrungen!



    Viele Grüße,
    Guntram


    PS Ich habe den Eindruck, dass sich die -6 Dioptrien bei meinem LVW 22 positiv auf die Bildqualität am Feldrand auswirken.


    PPS Ich habe gerade das TS WA 32 gegooglet- Ich hatte das auch einmal, aber es war im Feld so schlecht, dass es nicht einmal im f/26 Schiefspiegler ein anständiges Bild gab!
    Es wurde dann zu einem sehr günstigen Preis an einen Astrokollegen verkauft, der es als Übersichtsokular nutzt.

  • Hallo an alle,


    vielen Dank für eure Antworten!



    Ich habe gestern Abend nochmals einen Test am Okular gemacht.


    Ich habe nun mit meiner neuen Arbeitsplatzbrille durch das Okular geschaut und hierbei waren die Sterne nun viel schärfer als mit meiner alten Brille.
    Auch beim Betrachten des Mondes war dieser nun deutlich schärfer :)


    Nun werde ich mich die Nächte mit zwei Brillenarten herumschlagen müssen.
    Bei den Temperaturen hier in Kiel (um die -1Grad) beschlagen diese sehr schnell, wenn gerade nicht benötigt.


    Was mir noch aufgefallen ist, dass wenn ich Sternhaufe betrachte, die Sterne punktförmig sind.
    Betrachte ich die Plejaden (die sind ja viel heller) so sind die Mittenstern sehr punktförmig. Weiter nach außen bekommen sie jedoch leichte bist deutliche Schweife.


    Auch wenn ich mittig durch das Okular sehen, sind die Mittensterne scharf, verschiebe ich mein Auge nur sehr leicht von der Mitte weg, bekommen auch diese Sterne gegenüber der Verschieberichtung einen Schweif.


    Muß wohl immer sehr mittig in das Okular hineinschauen...


    OT:
    Ich habe mir auch schon überlegt mir eine Brille nur für das Betrachten durchs Okular zu besorgen.
    - Glas ist hierbei besser als Kunststoff?
    - Brechungsindex mit 1,7 nicht gut?



    TSWA32 Okular:


    Ich habe hier mal ein Foto beim Betrachten des Mondes gemacht:


    Das Bild zeigt den Lichtkegel beim Betrachten des Okulars mit meinem Handy.
    Hier sieht man meinen HS mit den Spinnenarmen.
    Ich habe beim Durchschauen mit dem Auge fast den Eindruck, dass wenn ich etwas aus der Mitte den den Mond betrachte, dieser etwas schärfer wird.
    Liegt es daran, dass der HS die Mitte optisch ein wenig beeinflußt?



    Viele Grüße,


    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hallo Matthias,


    was man am Teleskop sieht, ist immer die Summe aller Abbildungsfehler. Je nach Geschmack und Erfahrung fallen die mehr oder weniger auf. Ich habe da auch über die Jahre einiges dazugelernt. Das Problem ist nur, wenn man die Fehler mal erkannt hat, sieht man sie immer. Und die Aussagen, bis zu welchem Öffnungsverhältnis Okulare "verwendbar" sind, sind deswegen hochgradig individuell. Dann ist die Frage, ob es einen soweit stört um die Fehler abstellen zu wollen/müssen. Möglichkeiten dazu gibt es ja. Was hier noch gar nicht in der m.E. notwendigen Weise zur Sprache kam ist das Coma des Newton Systems. Das ist auch bei f/6 da und sichtbar. Zusammen mit dem Astigmatismus des Okulars, dem des Auges und der Bildfeldwölbung kommt da schon was zusammen. Bzgl. des Astigmatismus des Auges (bei mir bis etwa 2mm Austrittspupille merklich) hilft die Brille oder spezielle Lösungen wie der Dioptrx von TeleVue. Bei den Okularen gibt es gerade für den Astigmatismus des Okulars besser korrigierte, aufwendigere Okulare diverser Hersteller. Das Coma kann mit einen Comakorrektor auf ein Minimum gebracht werden. Ich beobachte mit einem f/4,5 Newton und nachdem ich den Korrektor einmal drin hatte, kam er nie wieder raus. Bei f/6 ist das weniger kritisch, daher würde ich an der Stelle erstmal auf besser korrigiert Okulare und Brille setzen. Natürlich kann man die einfacheren Okulare als Aufsuchokulare verwenden, aber die großen Gesichtfelder sind (entsprechend korrigiert) für viele Objekte nicht zu vernachlässigen.


    Viele Grüße und cs,
    Uli

  • Hallo Uli,


    dann werde ich an den Plejade einfach meinen Mondfilter zum Abschwächen einsetzen [:D]


    Gruß


    Matthias

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