OdM Oktober 2020 - Urlaub am Himmelsnordpol

  • Hallo Liebe Astrofreunde,


    für das OdM im Oktober möchte ich euch zu einer Reise zum Himmelsnordpol einladen. Hier gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Auf drei Objekte, die nicht unterschiedlicher sein können, möchte ich etwas näher eingehen und euch zum nachbeobachten anregen.


    Für NGC 188, Arp 114 und IC 3568 sind Beobachtungen schon mit kleineren bis mittlerer Öffnung möglich.


    Meine eigenen Beobachtungen hatte ich mit meinem 10" Teleskop und beschreibe ich wie folgt:



    <font size="4"><b>NGC 188</b></font id="size4">


    Dieser Sternhaufen war zunächst als relativ schwacher und körnig wirkender Nebel zu sehen. Mit 57-facher Vergrößerung konnte ich gut zwei dutzend Sterne im und um den Haufen herausarbeiten.


    <i>Zeichnung 10", Wasserkuppe (Rhön)</i>




    <font size="4"><b>Arp 114</b></font id="size4">


    Das Galaxien Duo befindet sich in der Nähe eines 8 mag Stern, was dem Anblick einen zusätzlichen Reiz gibt. NGC 2300 war von beiden deutlich heller und zunächst rund zu sehen, bei genauer Beobachtung und hervorgerufen durch einen diffusen Halo eher oval. Das Zentrum war gut abgegrenzt, mit einem flächigen Kern. NGC 2276 erschien sehr diffus und rund. Das hellere Zentrum wirkte in Richtung des 8 mag Stern versetzt.


    <i>Zeichnung 10", Kleßen-Görne (Westhavelland)</i>




    <font size="4"><b>IC 3568</b></font id="size4">


    Bei 40-fach war der PN sehr hell, aber noch stellar sichtbar. Mit steigender Vergrößerung wurde er flächig. Mit 360-fach zeigte sich der PN als eine sehr helle Scheibe in der indirekt eine Helligkeitszunahme zum Zentrum hin erkennbar war. Unsicher, ob es sich bei diesem helleren Bereich um den Zentralstern handelte oder andere Effekte eine Rolle spielten. Indirekt war um die schärfer begrenzte Scheibe ein schwacher und diffuser Halo zu erkennen, der bis zu einem nahe liegenden, schwachen Stern reichte.


    <i>Zeichnung 10", Hohe Geba (Rhön)</i>




    Viel Spaß bei der Beobachtung.[:)]


    Liebe Grüße
    Mathias
    <font size="5"></font id="size5">

  • Hallo lieber Mathias,


    am Himmelsnordpol war ich Ende August zum ersten Mal unterwegs und yay, NGC 188 sagte mir direkt etwas.
    Es war ein besonders ruhiger, klarer und dunkler Abend (gute 5m2) kurz vor Mitternacht, als ich viele Sternmuster und PN beobachtet und gezeichnet habe.


    Zu NGC 188 konnte ich mit dem 4-Zöller aber nur Folgendes notieren:
    "23.08.20: Polarissima Cluster, unscheinbar, besteht aus etwa zehn helleren Sternen, mehr ist hier nicht zu sehen (zu wenig Öffnung?)"


    Da gehe ich in zwei Wochen nochmal ran, wenn das Wetter mitspielt. Bei Galaxien und PN mache ich mir meist weniger Hoffnungen, aber ich recherchiere die Objekte mal und finde heraus, ob es einen Versuch wert ist oder nicht.
    NGC 188 kommt dann mit einer Zeichnung nach, wenn es klappt :)


    Bis bald und liebe Grüße
    Sarah

  • Hallo,


    Ich hatte schon alle vier Objekte im Okular.


    NGC 188:
    Diesen Offenen Sternhaufen beobachtete ich bisher mit einem 6"/f5 und einem 8"/f4 Newton.


    6"/f5, Vergrößerung 85x:
    "Schwacher Sternhaufen. Viele schwache Sterne Aufgelöst. 30 Sterne."


    8"/f4, Vergrößerung 119x:
    "Fällt bei höherer Vergrößerung durch die etwas höhere Sterndichte auf. Wenige schwache Sterne. Aufgelöst."



    Arp 114:
    Mathias, anhand deiner Zeichnung dachte ich zunächst, das es unterhalb der Galaxie NGC 2276 noch eine Galaxie geben muss. Das ist aber sicher nur ein Halo den du um den Stern HD 51141 gezeichnet hast.
    In meinem Aufzeichnungen finde ich Beobachtungen von beiden Galaxien, jeweils mit 8"/f4.


    NGC 2300, 8"/f4, Vergrößerung 170x:
    "Schwache, fast runde Aufhellung. Gut zu sehen. Indirekt etwas heller. Zur Mitte wird die Galaxie heller."


    NGC 2276, 8"/f4, Vergrößerung 170x:
    "Kleiner, nebliger Fleck neben einem schwachen Stern. Indirekt etwas heller."



    IC 3568:
    Diesen Planetarischen Nebel beobachtete ich mit 12"/f4 (SQM-L: 21m16/□²" Zenit).


    12"/f4, Vergrößerung 400x mit Astronomik [OIII] Filter:
    "Im Aufsuchokular, ohne Filter sieht der Planetarische Nebel wie ein mittelheller Stern aus. Ohne genaue Karte kann der Pn mit einem Feldstern verwechselt werden.
    Bei 400x ist der Pn ein gleichmäßig helles, kleines Bällchen. Der [OIII] Filter bringt nur eine Verbesserung im Kontrast zum Hintergrund. Ohne den [O III] Filter kann ich ein sternförmiges Zentrum oder den Zentralstern blickweiße sehen."


    Viele Grüße
    Gerd

    Einmal editiert, zuletzt von CorCaroli () aus folgendem Grund: Formatierungen wieder hergestellt.

  • Hi Mathias,


    IC 3568 ist ein wirklich lohnender PN. Ich habe ihn 2017 von La Palma aus beobachtet: „Bei circa 800 fach zeigt sich ein winziger kleiner Ring in dessen Mitte ein schwacher Stern steht. Im direkten Vergleich mit dem außerhalb des Nebels befindlichen schwachen Stern zeigt sich dieser etwa genauso hell. Ist aber aufgrund des Nebels und seiner Helligkeit schwieriger auszumachen. Der Ring selbst ist hell und ihn umgibt ein schwacher Halo.“



    Beobachtungsgerät war mein 14 Zoll Newton.


    Zu den anderen Objekten kann ich bislang nicht sagen, habe sie aber mal auf meine Beobachtungsliste gesetzt.


    Gruß
    Oliver

  • Hallo Mathias,


    ich habe es ja nicht für möglich gehalten, dass ich diesen Oktober überhaupt nochmal hinter meinem Teleskop sitzen würde ...
    Gestern Abend blieb der Himmel tatsächlich klar und ich bin sozusagen unvorbereitet einfach mal rausgegangen, wo ich doch schonmal drei Objekte plus Mars im Hinterkopf hatte.


    NGC 188 ist bei mir einfach nix daheim ... Gering vergrößert sehe ich - wenn sie überhaupt dazugehören - drei oder vier Sterne des Haufens, höher vergrößert geht der Kontrast flöten und es ist einfach alles schwarz [:(] Das wäre wohl eher mal ein Kandidat für ein größeres Geschütz oder sternenreicheren Himmel.
    Hier dennoch meine Zeichnung, die natürlich extrem viel Feld zeigt, sogar den Doppelstern h 1986, und das Eingekreiste müsste nach Abgleich mit deiner Zeichnung der Bereich sein, in dem es hätte funkeln können. Vielleicht bietet sich ein andermal ja noch ein spektakulärerer Anblick. Direkt daneben war übrigens ein Mini-Schwan, wie ich finde - seht ihr, wen ich meine?



    Arp 114 habe ich auch einfach mal aufgesucht, man weiß ja nie. Aber da war tiefstes Schwärze im Bild, und ich bin mir ganz sicher, dass ich an der richtigen Stelle war, man konnte sich recht gut an verschiedenen Vierecken entlanghangeln. Da ich die Galaxien nicht vorbereitet hatte, wusste ich auch nicht, ob ich überhaupt eine Chance habe. Der BAfK sagte mir heute "ab 4 Zoll", also ist es kein Wunder, dass es nicht klappte [:D] Unter meinen Bedingungen gehen in der Regen nur Objekte für freies Auge oder FG. Wie bei ...


    ... dem PN IC 3568. Ebenfalls unvorbereitet einfach mal angesteuert. Und tatsächlich gefunden. Bei 136x hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass das eine Pünktlein da eventuell kein Stern ist, und 200x (die ultimative Grenze meines Teleskops) zeigten dann deutlich, dass hier ein schwammiges Fleckchen im Bild prangt. Juhu, gesichtet!



    Objekt des Monats Oktober: halber Haken dran [:I]
    Denn bei NGC 188 und Arp 114 gebe ich noch nicht auf, beim nächsten Alb-Ausflug (hoffentlich im November) versuche ich es nochmal.


    Liebe Grüße
    Sarah

  • Hallo Mathias,


    ich habe mich am Samstag bei solidem Halbmond auf die Alb kutschieren lassen [8D] und den so ziemlich einzigen klaren Abend zurzeit ein wenig genutzt. Christopher riet mir, es mit NGC 188 auf der Alb einfach weiter zu versuchen und das war auch mein erstes Ziel.
    Ich habe mich richtig, richtig konzentriert und lange gestarrt, den Blick etwas wackeln und schweifen lassen und tatsächlich tauchten an der richtigen Stelle, an der daheim in Stuttgart genau drei Sternchen stehen, noch bestimmt insgesamt ein Dutzend mehr auf. Aber nur indirekt sozusagen, und nie alle auf einmal.
    Das war total spannend und anstrengend zugleich, und mein Versuch, eine Zeichnung davon zu machen, klappte überhaupt nicht, weil sich kein Stern so gut sehen ließ, dass ich ihn hätte genau positionieren können.
    Aber immerhin weiß ich jetzt: Trotz Halbmond geht da auch im 4-Zöller ein klein wenig mehr. Das Schöne ist, den Haufen kann ich ja ganzjährig bei jedem Albbesuch wieder ansteuern :)


    LG
    Sarah

  • Sarah, ich finde es toll, wie hartnäckig Du an dieser Sache bleibst. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie spannend (und anstrengend) es wohl war, eine Ahnung dieses Haufens mit minimalen Mitteln zu gewinnen. Solche Grenzbeobachtungen haben einen ganz besonderen Reiz.


    Die Mitglieder des Polarissima Cluster NGC 188 sind 14. Magnitude und schwächer, deshalb braucht es ein optisches System, das unter dem gegebenen Himmel wenigstens die 14m0 in guten Momenten knackt. So habe ich mir oft die Zähne an diesem Haufen unter meinem 5m2-Mag Himmel erfolglos mit 4" und 5" Öffnung ausgebissen.


    Meine erste - dann sehr schöne! - Sichtung war in diesem Frühling mit einem 5-Zoll Doppelrefraktor bei 64x. Blickweise blinkten zwei Dutzend Sterne an meiner Wahrnehmungsgrenze auf, der Bereich gut im Sehfeld von 1,3° abgegrenzt. Das war ein Highlight dieses Frühlings.


    In derselben Woche habe ich sorgfältig die maximal erreichbare Tiefe mit diesem Doppelteleskop unter 5m2-Himmel ausgelotet, und kam auf 14m1. Diese Grenzgröße muss also erreicht werden, um diesen sehr alten Sternhaufen (ca. 5 Milliarden Jahre alt!) in seiner Eigenart und Gesamtheit zu erfassen.


    Gruss, Christopher<font color="red"></font id="red">

  • Hallo Matthias,


    vorgestern bin ich endlich dazu gekommen, Dein OdM zu beobachten. Alles sehr schöne Objekte. Der Sternhaufen NGC 188 ist vom Temperament her eher zurückhaltend, aber dennoch schön anzusehen. Die beiden Galaxien in der Arp-Gruppe sind auch sehr interessant: die eine sofort recht hell, die andere etwas geisterhaft neben dem hellen Stern schwebend. Der NGC 2276 hätte ich gerne die Spiralstruktur entlockt, aber leider hatte ich dafür keine Zeit mehr. Vielen Dank für die Objektvorschläge!


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Mathias,


    ich zitiere zum Thema aus meinem eigenen Bericht - neulich mit dem 9,5"-Fünfling im Graswangtal:


    "Der Haufen NGC 188 zeigte sich bei 100-fach in zahlreiche schwache Sternchen aufgelöst, locker verteilt und in etwa gleichmäßig hell; letzteres ist typisch für einen so alten Sternhaufen (geschätzt über 6 Milliarden Jahre), bei dem die hellsten Sterne inzwischen wohl kaum viel mehr als Sonnenmasse besitzen, und sich gerade in ihrer Rote-Riesen Phase befinden. Die ehemaligen Leuchtkerzen sind längst als Supernova oder Planetarischer Nebel verpufft. Auch in der Polregion habe ich noch das Galaxienpaar NGC 2276 / NGC 2300 mitgenommen, erstere liegt fast neben einem Stern."


    Servus
    Ben

  • Hallo zusammen,


    dieses Objekt des Monats hat den riesigen Vorteil, dass man es das ganzen Jahr über gut beobachten kann! Also wenn es mal monatelang wolkig ist, bleibt es immer noch aktuell. :)


    Hab sie neulich mit 12" Dobson beobachtet. Bei NGC 2276/2300 habe ich noch ein paar kleine schwache faint fuzzies in der Umgebung mitbeobachtet.


    Im 12“ Dobson bei 168x Vergrößerung passten NGC 2276 und NGC 2300 wunderschön zusammen ins Gesichtsfeld.


    NGC 2276
    Im 12“ Dobson bei 168x Vergrößerung ein längliches recht helles, aber diffuses Zentrum, umgeben von einem unsymmetrischen Außenbereich. Auf der nördlichen Seite sah ich ein schwaches kleines Anhängsel.


    NGC 2300
    Heller kompakter Kern und nach außen hin schwächer werdend. Kleiner und runder als NGC 2276.


    IC 455
    Deutlich weniger hell als NGC 2276 und NGC 2300, aber heller als ich es erwartet hatte. Kleiner diffuser Fleck mit Aufhellung im Zentrum.


    UGC 3654
    Elongierter diffuser lichtschwacher Fleck ohne Strukturen. Bei indirektem Sehen meistens erkennbar.


    PGC 20491
    Diffuser länglicher und lichtschwacher Fleck.



    IC 3568
    Dieser Planetarische Nebel hat ein ziemlich helles Zentrum, das im 12“ Dobson schon bei 49x Vergrößerung auffiel. Ich fragte mich zunächst, ob das der Nebel selbst oder der Zentralstern war. Bei 275x Vergrößerung fiel mir dann auf, dass das Nebelzentrum mit O-III Filter noch heller, flächig und elongiert wirkte. Um dieses helle Zentrum herum sah ich eine runde Hülle und mit O-III Filter einen schwächeren Außenbereich. Ein 13 mag Stern steht direkt ca. 15“ westlich des Planetarischen Nebels.



    NGC 188
    Recht großer offener Sternhaufen. Im 12“ Dobson bei 49x Vergrößerung sah ich recht viele schwache Sterne zwischen einigen helleren Sternen und fragte mich, welche davon zum Sternhaufen gehören. Laut GAIA-Katalog scheinen zumindest einige dieser helleren Sterne im Vordergrund zu stehen. Die Dichte schwächerer Sterne war recht hoch, somit hebt sich der Sternhaufen gut von seiner Umgebung ab.




    Clear skies


    Robin

  • Hallo Mathias



    Tolle Idee, an den Himmelsnordpol zu Reisen.[:)][8D][:)]



    Natürlich ist ein Sternhaufen immer fürs „Warmzeichnen“ Willkommen. Der offene Sternhaufen NGC188 füllte gerade so
    das Übersichtsokular und war schnell skizziert. Eine flächige Erhellung des Hintergrund läßt auf eine größere Sternanzahl
    schließen. Hatte leider kein so gutes Seeing für höchste Vergrößerung im Cepheus.


    <font color="gold">NGC188 / Ein Sternhäufchen am Himmelsnordpol</font id="gold">



    Als nächstes standen die 3 GX#715;en NGC 2276/NGC2300 und die IC455 in direkter Nachbarschaft im Cepheus auf
    dem Programm. Leicht anzusteuern und auffallend im Okular. Die 2300 ist die hellste der Drei, mit einem größerem helleren
    Zentrum in der Mitte und rundem Halo. Die NGC2276 besitzt ein kleineres helleres Zentralgebiet in einem runden, nicht
    so hellen Halo. Keine Spiralstruktur erkennbar. Bei der IC455 ist Zentralbereich zuerst Stellar wahrnehmbar mit kleinem Halo.
    Sehr schöne Gx Gruppe mit ARP25 und ARP114 Bezeichnung.


    <font color="gold"> NGC2276 -NGC2300 -IC455 / Galaxiendrilling am Himmelsnordpol</font id="gold">


    Erst am nächsten Tag zeichnete ich den PN IC3568 im Cam bei leicht besserem Seeing.. Auch dieser war leicht über
    Starhopping zu finden. Er reagierte aber gar nicht auf Filter. Ich meine sogar, der in der Nähe liegende Doppelstern HR4893
    hat bei UHC reagiert. Der kleine PN wirkt am Anfang stellar.
    Bei Hochvergrößerung trennt sich ein rundes Halo um einen breiteren Kernbereich. Keine Filamente erkennbar.
    Der Zentralstern mit dem Kernbereich war etwas aufgeblasen und nicht detailliert erkennbar..


    <font color="gold"> IC3568 / das Zitronenscheibchen am Himmelsnordpol</font id="gold">



    Danke fürs Einstellen



    Grüße

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