Spiegel aus Fensterglas

  • Hallo,
    ich habe dieses Selbstbauforum wiederentdeckt und wollte mal ne Frage loswerden. Ich habe eine runde 15mm dicke 300mm Glasscheibe rumliegen und frage mich, ob es Sinn macht, die in einen Teleskopspiegel zu verwandeln. Ich hab vor über 10 Jahren mal einen 8" Rohling aus pyrex bearbeitet, der auch brauchbar, nicht super, geworden ist. Ich weiß also ein bisschen um die Probleme, hab aber vieles vergessen. Ich werde mich erst mal wieder hier einlesen, wollte aber schon mal eure Einschätzung zu diesem, von der Seite grünlichen, Fensterglas haben.
    Danke schon mal, bis bald
    Karl

  • Hallo Karl,


    Also Herr Dobson persönlich hat in seinem Anleitungsvideo nix anderes gemacht. Das runde Glas war mal ein Bullauge eines Schiffes ...


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    CS,
    Walter

  • Hallo Karl,



    wie waere es, einen Borofloatrohling zu beschaffen und das Fensterglas als Schleifschale zu verwenden? 15mm bei 300mm Durchmesser ist etwas duenn, und beim Fensterglas hast Du ein hoeheres Risiko innerer Spannungen.

  • Hallo Walter, danke für das Video, das kannte ich noch nicht. Allerdings sind unsere Ansprüche durch die heute Messtechnik mithilfe unserer Computer ja doch gestiegen. Weiß man eigentlich, was diese Spiegel von Dobson getaugt haben?


    Hallo Jürgen, ich möchte erst mal wiedr reinschnuppern und schauen ob das Glasschleifen mehr ist als eine spontane kurzzeitige Idee.
    Deshalb will ich zunächst wenig investieren, sondern mit Vorhandenem arbeiten. Meine Frage ist, welche Probleme man mit diesem einfachen Fensterglas zu befürcjten hat. Du hattest ja schon innere Spannungen angeführt, gibt es sonst noch was? Wie ist das mit thermischem Verhalten, kriegt man das in den Griff? Muß man besonderes Augenmerk auf die Schleifunterlage legen wegen der geringen Dicke?


    Jemand riet mir, mich auf f6 zu beschränken, weil das unkritischer sei. Aber ich würde schon auch gerne runtergehen können mit der Vergrößerung, um mehr Sichtfeld zu haben. Vielleicht werde ich einen Kompromiss anstreben bei 5,5.


    Karl

  • Hi Karl,


    hast Du eine Schleifschale - also eine andere Glasscheibe, die als Werkzeug dient?


    Ich habe auch mal spasseshalber einen kleinen Spiegel aus Fensterglas versucht zu schleifen (das war 57mm f/6), und ich habe das Teil damals nicht auspoliert bekommen. Ich vermute, dass Fensterglas etwas weicher ist als Borsilikatglas (das auch manchmal als "Hartglas" bezeichnet wird) und deshalb schlechter auspoliert. Dazu hat es ein unguenstigeres Auskuehlverhalten, auch wenn das bei einem duennen Spiegel sekundaer ist.


    Hast Du schon mal einen Spiegel geschliffen? Als Erstlingswerk ist 300mm mit einem Dickenverhaeltnis von 1:20 schon ganz schoen sportlich. Ich hatte vor mittlerweise 30 Jahren klassisch mit einem 150mm Duranspiegel angefangen, Dickenverhaeltnis 1:6. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um den in einen Spiegel zu verwandeln, da ich alle moeglichen Anfaengerfehler machte. Eingerechnet waren auch die Totzeiten, wo der Spiegel aus Frust in der Ecke lag oder ich studienbedingt keine Zeit hatte - also ich habe jetzt nicht permanent zwei Jahre daran herumgeschliffen. Aber all die Fehler, die ich in diesem Lehrstueck machte, kamen mir beim nachsten Projekt (250mm f/4.5) zugute. Ich habe den Erstspiegel f/6 gemacht, auch wenn Hans Rohr (mein Lehrbuch, "Ein Fernrohr fuer Jedermann") davon abriet. Ich fand das nicht wirklich schwieriger. Die Toleranzen an die Parabel steigen zwar, aber die Fokaldifferenzen steigen auch und werden so besser messbar.


    Zusammenfassend meine Bedenken: Fensterglas poliert (vermutlich) schlechter aus, hat dreimal hoehere Ausdehnung als Borsilikat, und Dein Rohling ist sehr duenn.


    Mein Nichtbedenken: f/5.5 statt f/6.


    Speziell wenn Du noch keine Schale hast, wuerde ich an Deiner Stelle in einen Borsilikatrohling investieren. Stathis (hier auf dem Forum) verkauft Rohlinge aus Borofloat 33, die dank Feinkuehlung auch spannungsfrei sind. Das kostet zwar ein bisschen Geld, aber Du hast hinterher deutlich weniger Frust. Bedenke, dass Du voraussichtlich mehrere hundert Stunden Arbeit in den Spiegel stecken wirst. Klar ist diese "Arbeit" Hobby, aber ein brauchbares Resultat am Ende ist ein guter Motivator.

  • Hallo Jürgen,
    danke für die ausführliche konstruktive Kritik.
    Ja, ich hatte vor über 10 Jahren schon mal einen Pyrex 200mm f6 Spiegel hergestellt, nicht superduper, aber brauchbar.
    ich möchte bei diesem 300er den Grobschliff per Flex im Garten machen, einfach um das auch mal ausprobiert zu haben. Schleifschale hatte ich damals aus beton und Fliesen gemacht, das mach ich wieder so. Ich denke ich werd's mal probieren, Karbo hab ich noch von damals übrig und die Adresse von Stathis wegen Nachschub kenne ich.


    Karl

  • Hi Karl,


    ja sicher, Du hast schon einen gemacht, hattest Du im Eingang ja geschrieben (lesen koennen ... [:I]). In der Konfiguration und als Experiment sieht das natuerlich anders aus.


    Vergiss nicht, beim Flexen Augen-, Gehoer- und Atemschutz aufzusetzen. An Masken ist ja derzeit gut heranzukommen. Glas staubt ziemlich und Glasstaub ist nicht sonderlich erspriesslich fuer die Lunge.

  • Hallo Jürgen, danke für die Sorge um meine Gesundheit. Alles Nötige hab ich in meiner Gartenlaube rumliegen.
    Mich hat deine Bemerkung zur geringeren Härte von Fensterglas beschäftigt. nach Recherche im Netz weiß ich jetzt, daß Borosilikatglas ca 6,5 Mohshärte hat, normales Fensterglas ca 5 - 5,5. Das ist ja schon ein Unterschied, dein Gefühl damals war also richtig.
    Vielleicht gibt es ja hier Mitlesende, die was sagen können zu Polierbarkeit von "weichem" Fensterglas.
    Allen einen schönen Sonntag


    Karl

  • Hallo Karl,
    ich habe noch keinen Spiegel geschliffen, aber ich sehe es wie der Jürgen. Die Glasrphlinge von Stathis kosten quasi nichts, wenn Du die Zeit rechnest, die man da hineinsteckt. Den Beton und die Fliesen kannst' Dir sparen, wenn Du die bestehende Glasscheibe als Schleifwerkzeug nimmst.
    Der Pyrexspiegel war vielleicht nicht superduper. Wenn aber der Fensterglasspiegel nur halbscharrig wird und die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er schlechter oder deutlich schlechter wie der damilge Pyrexspiegel wird, dann wäre mir persönlich die Arbeit zu schad. Ich würde immer ein möglichst gutes Ausgangsmaterial nehmen, vor allen wenn ich viel Zeit in etwas investiere.
    Der Fensterglasspiegel ist recht dünn und es besteht die Möglichkeit, dass er innere Spannungen aufweist und das Material ist weicher und der Spiegelrohling vom Stathis ist alles andere wie teuer.
    Soviel von mir. :)
    Servus,
    Roland

  • Hallo Dieter,


    der Hinweis auf Stathis war natuerlich nur exemplarisch aufzufassen - wenn man bei der Teleskopberatung einen Haendler nennt, heisst das ja auch nicht unbedingt, dass man ein bestimmtes Instrument nur dort bekommt. Dass Du auch Rohlinge anbietest, wusste ich wirklich nicht - ich assoziiere Deine Produkte immer mit kompletten Dobsons. Gut zu wissen.

  • Hallo Dieter,
    gut zu wissen, dass es bei Rohlingen eine Alternative gibt. Sind deine Schott-Rohlinge die gleiche Qualität wie bei Stathis, dort heißen sie glaub ich Borofloat 33?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">DU 12,5", 1 " dick, Krümmungsradius ca. 3000 mm kosten bei mir 200,00 €<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Was heißt DU ?
    Sind zu dem Preis auch 2500 mm möglich?


    Verkaufst du auch Schleifmaterial und Pech, das hab ich auf deiner Preisliste nicht gefunden?


    Du mußt deine Website mal dringend auf HTTPS umstellen, mein Firefox weigert sich bei vielen deiner Seiten, sie anzuzeigen!


    Ansonsten wollte ich noch mal klarstellen, dass ich diesen Glasrohling nicht aus Sparsamkeit nehme, sondern weil ich wissen will, ob und wie gut/schlecht das geht. Eure Sorge um verschwendete Zeit ist ganz rührend aber unnötig, ich befinde mich im Vorruhestand und habe genug davon. Im übrigen will ich nicht unbedingt ein weiteres Teleskop herstellen, sondern Dinge ausprobieren, die mich umtreiben. Sollte dabei ein weiteres Telskop rauskommen, wunderbar, wenn nicht auch gut.


    Desweiteren will ich diesen Scherben, so es sich denn halbwegs lohnt, auf jeden Fall auch chemisch versilbern, dazu hab ich grad so'n nettes Video auf youtube gefunden.


    https://www.youtube.com/watch?v=oWjbSmStr9U


    Karl

  • Hallo Karl,


    mache einen Polfilter-Test, um Spannungen auszuschließen. Es gibt sog. ESG, das wäre untauglich.


    Weniger das Auskühlen als vielmehr die Messtechnik dürfte das Problem bei Dir sein. Dein Rohling ist schon sehr dünn. Klappen kann das schon (noch). Bau Dir ein Interferometer ein sog. "PDI" mit dem Plättchen von Michael Koch und der kostenlosen Software OpenFringe von Dale Eason. Wenn Du gut und sicher messen kannst, ist polieren ein handwerkliches Problem. Foucault/Ronchi würde ich als Orientierung/Qualitativ zu Rate ziehen, aber nicht damit messen wollen.


    Gerald ist hier auch aktiv im Forum. Die AMIS machen ein Spray Silvering. Wäre auch mal ein Experiment wert[;)]


    Viele Grüße
    Gerhard

  • Hallo Karl,
    mit DU ist der Durchmesser gemeint.
    Spiegelrohlinge asu Borofloat oder Supermax (bei mir feingekühlt ab 14")
    gibt es nur aus einer Quelle; schott in jena.
    Duran 50 und Pyrex wird bekanntlicher weise nicht mehr hergestellt.
    Eine größere Menge 12,5" Scheiben hatte ich vor Jahren in jena bestellt und alle auf Radius 3000 mm gefräst, mit eine Einstellung der Fräsmaschine.
    Inzwischen bin ich berentet und gehedas ganze ruhiger an auch was meine Webseite betrfft.
    Schleifmittel habe ich auch genügend auf Lager.
    Wegen Anfrage gleich Null habe ich auch diesen Artikel aus meiner Preisliste gestrichen

  • Hallo Dieter,
    danke für die Infos. Ich hab grad noch mal nachgerechnet, da deine Rohlinge ja 12,5 Zoll haben, entspricht 3000mm ja einer Blende von 4,72.
    Das ist ja schon ein schöner Wert, ich werde mir das auf jeden Fall merken. Mit welchem karbo beginnt man sinnvollerweise bei deinen gefrästen Spiegeln?


    Hallo Gerhard, Polfiltertest 1a bestanden, werde demnächst mal Bilder schicken. Ein PDI werde ich mir wohl anschaffen.
    Das mit dem Spray Silvering ist ja witzig, aber mir tun ja schon vom zukucken die Finger weh. Ich hab mal im Garten größere Pflanzenbestände mit Brennessel-Jauche besprüht, daher kenn ich diese Bewegung.

  • Hallo Karl,


    Mein erster Teleskopspiegel war ein 97mm f/4,3 aus 10mm Fensterglas. Später hab ich aus demselben Material noch Spiegel in 147 und 180 mm hergestellt. Der Kleine ist sehr gut geworden, die anderen haben Astigmatismus. Den konnte ich vor 14 Jahren nur mit Focaulttest noch nicht messen.
    Rüdiger Heins, ein Sternfreund aus Norddeutschland, hat auch schon vor vielen Jahren über 400mm Spiegelgröße aus 19mm Fensterglas gemacht.


    Grundsätzlich sehe ich gar kein Problem mit dem Material. Es ist spürbar weicher als Borofloat, was die Bearbeitungszeit verkürzt. Bei der geringen Dicke solltest du unbedingt die Rückseite vorher plan schleifen und beim Parabolisieren nur mit Interferometrie messen. Stell dich darauf ein, gegen Astigmatismus kämpfen zu müssen.


    Thermische Effekte sind bei diesem Material natürlich etwa 3x stärker als bei Borofloat, aber das ist noch zu beherrschen.
    Eher kritisch ist die geringe Dicke bei 300mm Durchmesser. Machbar ist es, aber du wirst viel Spaß haben beim Messen während des Parabolisierens[|)].


    Die Spiegelzelle wird wohl 18 Lagerpunkte haben müssen. Die geringe Dicke ist andererseits beim Auskühlen vorteilhaft.


    Viel Spaß beim Spiegel schleifen, und lass uns am Fortschritt teilhaben! Ich gebe dir dann gern hier im Forum noch ein paar Tipps.


    Gruß,
    Martin

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