Geistermond im Fernglas?

  • Ich hab gestern Nacht mit dem Steiner Firebird T 8x30 Fernglas den Mond angeschaut.


    Wenn ich das Glas nicht ganz gerade vor den Augen hatte, erschien ein roter "Geistermond" im Blickfeld, ganz blass und durchscheinend.
    Ich hab einen Kollage angefertigt, wie das ungefähr aussah (war kein Vollmond). Das Bild tanzte je nach Einblickwinkel und im Zentrum verschwand es wieder, wenn ich die Augenmuscheln ganz aufdrückte.



    Was kann die Ursache dieses Geistermondes sein.


    Das Glas zeigt am Tag keinerlei Artefakte.


    In der Beschreibung zum Glas steht: "rote Linsen mit mil. Standard, UV und IR Schutz"


    Sollte es daran liegen?

  • Hi Konrad,


    der Begriff "Geist" trifft es recht gut. In der Instrumentenoptikersprache werden diese Bilder auch als "Geisterbilder", oder englisch "Ghosts" ("Geister") bezeichnet. Sie entstehen, wenn bei mehrlinsigen Systemen Licht an Glasluftflaechen hin- und hergespiegelt wird. Es enstehen so Brennpunkte, die in der Regel weit vom eigentlichen Brennpunkt liegen und ausser eine allgemeine Aufhellung nicht sichtbar sind. Liegen sie jedoch nah am eigentlichen Brennpunkt, so treten sie stoerend in Erscheinung.


    Abhilfe ist


    (i) ein optisches Design, wo die Linsenradien so gewaehlt sind, dass keine Geisterbilder nahe der Fokalebene entstehen


    (ii) Antireflexverguetung der Optik.


    Das Letztere ist bei Deinem Feldstecher ein Problem, denn er besitzt eine Rotverguetung. Diese Unsitte findet man meist bei Billigfeldstechern, und es ist eine Modeerscheinung, die sich eigentlich schon ueberlebt hat. Da rotes Licht bevorzugt reflektiert wird, entstehen bevorzugt rote Geisterbilder, waehrend der Durchblick durch die Optik ein eher "kaltes", blaeuliches Bild zum Vorschein bringt. Was daran auch immer gut sein soll - fuer Astronomie zumindest ist diese Verguetung eher kontraproduktiv.


    Ich rate von solchen Feldstechern immer ab ("Rotverguetung"), wie ich auch von nicht fokussierbaren Feldstechern ("Autofocus" - in Wirklichkeit akkommodiert das Auge und das ist nicht komfortabel) abrate. Wenn Du Dir mal fuer Astronomie einen Feldstecher zulegen moechtest, solltest Du diese Punkte im Hinterkopf berachten. Die beste Verguetung ist die, die man nicht (oder kaum) sieht, da das meiste Licht nicht reflektiert wird, sondern transmittiert.

  • (==>)Jürgen, danke klingt plausibel.


    Werde es als Wanderglas nutzen. es ist leicht und robust und liefert ein scharfes und kontrastreiches Bild. Die Farben erscheinen Tagsüber relativ natürlich, habe da nicht sehr viel "Blauverschiebung" bemerkt.
    Allerdings sehen die grünen Blätter in den Bäumen sehr knackig und detailliert schattiert aus. Bis mir ein "Mondgeeignetes" 8x30 in die Finger fällt, behalte ich dieses mal.

  • Hallo Konrad,
    wie Jürgen schon schrieb, sind alle Billiggläser mit roten Linsen, Müll!
    Allerdings ist Steiner kein Billigproduzent und man kann schon davon ausgehen, dass sie sich was dabei gedacht haben. Auch Zeiss hat ne neue Rot/magentafarbene Vergütung und die soll gut sein. Hab allerdings noch keins davon selber benutzt.
    Aber alle Gläser im Billigsektor unter 100 Euro mit roten/ orangenen Linsen sind Umweltverschmutzung! Die schmeißt man nämlich in kürzester Zeit weg! Die Rotgläser vertuschen nur den starken Blaufehler und machen vom ANgucken was her, als Werbegag. Aber ein gutes Fernglas ist zum DURCHgucken gedacht!
    Das nur mal so als Hinweis.
    Wie gesagt, dass hat jetzt nichts mit dem Steinerglas zu tun.
    Ich persönlich, finde den Einblick bei Steinergläsern mit Brille sehr schlecht und würde mir keins kaufen. Aber ohne Brille mag es gehen. Ich hab einmal durch ein 10x50 gesehen und fand es für mich unakzeptabel.
    Aber andere mögen damit zurechtkommen.
    Ich hab das 10x50 Fujinon und würde es nur gegen ein EL 10x50 von Swarovski tauschen.
    Optisch liegen beide gleichauf, nur das Swaro ist leichter und hat einen Mitteltrieb.


    Gruß Armin

  • War mal eben mit dem Steiner Firebird am Weiher und hab im "Vorgewitterlicht" die Enten beobachtet.
    Das Glas scheint wie dafür gemacht. Der 3D Eindruck ist sehr gut und die Kontraste auch. Die Vögel sehen durch das Fernglas wie in einer National Geographic Doku in HD aus.
    Hab bisher die "Vogelspanner" eher belächelt, hab aber auch noch nie die Tiere durch so ein Glas gesehen.
    Hier scheint sich die rote Beschichtung überhaupt nicht Nachteilig auszuwirken.
    Auch dünne Stromleitungen zeigen im Sonnenlicht keine Farbsäume.


    (==>)Jürgen, vielleicht liegt dieser Fokusbereich mit den Geisterbildern nahe an Unendlich und macht sich nur am Nachthimmel bemerkbar?

  • Hallo Konrad,


    der Mond ist ein extremes kontraststarkes Objekt, ideal für Streulicht- und Geisterbildertests. Falls du mit Brille beobachtet hast, könnte die auch Ursache für Geisterbilder sein.
    Die merkwürdige rote Reflexbeschichtung kommt auch in Frage, keine Ahnung warum Steiner so etwas einsetzt.


    Gruss Heinz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... keine Ahnung warum Steiner so etwas einsetzt.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hab mich da versucht schlau zu googeln.


    Steiner selber redet von einer "revolutionären" Beschichtung zur Steigerung des Kontrastes.
    Dazu kommt ein UV und IR Schutz für lange Beobachtungen (in der Wüste oder Schnee? )
    Dann gab es noch Anmerkungen zu einem Militärstandard M22 mit "Laser Blendschutz"


    Was davon plausibel ist, kann ich nicht beurteilen.


    Rein äusserlich würde man den Fernglas aber einen Einsatzzweck in sonnigen Wüstengebieten oder in verschneiten Bergen (Blendung durch Schnee) durchaus zutrauen.

  • Hallo Konrad,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...keine Ahnung warum Steiner so etwas einsetzt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Diese Rotvergütung wird bei Steiner-Ferngläsern schon länger nicht mehr eingesetzt.
    Das war meines Wissens ab Ende 80er Jahre bis in die 90er Jahre "en vogue" und aus dieser Zeit (90er Jahre) dürfte auch dein Firebird-Glas stammen.

  • Laserblendschutz fuer 633nm wuerde Sinn machen, falls die Rotschicht diese Wellenlaenge maximal reflektiert. Nur dumm, dass mittlerweile jeder Knalli mit allen moeglichen Laserwellenlaengen herumfunzeln kann (532nm zum Beispiel).


    Dass die Rotschicht den Blaufehler kaschiert, kann aber nicht sein. Blau wird ja praedominant transmittiert, nur Rot ausgesperrt. Ich habe kurz nach dem Mauerfall mal Militaerfeldstecher mit gelblichen Glasern gesehen - nicht in der Verguetung, sondern das Glas daselbst. Das Bild war gelbgruen eingetruebt. Sollen laut Haendler irgendwelche NVA-Glaeser gewesen sein, und da koennte die Unterdrueckung der chromatischen Aberration federfuehrend gewesen sein. Halt wie der Gelb- oder Gruenfilter im Richfieldrefraktor.

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