UHC-Filter - zweifarbige Sterne

  • Hallo zusammen,


    zu meiner Filterausstattung zählt unter anderem ein Pärchen Baader UHC-S Filter. Bei denen ist es so, dass die Sterne immer zweifarbig grün und rot aussehen, eben entsprechend den spektralen Durchlassbereichen dieser Filter. Mich persönlich stört dieses bunte Geblinke ziemlich bei der Beobachtung [xx(] Deshalb die Frage, ob dies bei allen UHC-Filtern so ist bzw. gibt es UHC-Filter, die diesen Effekt nicht zeigen?


    Kann mir auch jemand erklären, was die Ursache hierfür ist? Eigentlich müssten die Farben doch gleich fokussiert werden (zumindest bei Spiegeloptiken)... [?]


    Eingesetzt werden die Filter bei mir an relativ schnellen Geräten mit weniger als f/5,5 (Dobson und Großfernglas).


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    das mit der Spiegeloptik stimmt natürlich, aber danach kommt ja noch refraktive Optik in Form von Okular und Auge.


    Die Farbkorrektur der Okulare ist nie perfekt und das sekundäre Spektrum bekommst Du hier direkt zu sehen - normalerweise fallen ja rot und blau zusammen und grün liegt etwas ab. Der UHC-Filter zeigt das gnadenlos. Hinzu kommt der Farbquerfehler des Auges, wenn die Austrittspupille nicht auf dem Auge zentriert ist, das ist nicht unerheblich. Gerade beim Augenrollen sieht man das deutlich (wenn man darauf achtet...) Einfach mal testen! Inwieweit der Farblängsfehler des Auges relevant ist, weiß ich nicht - den ist man ja gewohnt.


    Ich nehm den UHC gerne her, um Farbe zu testen und zu justieren...


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Andreas,


    Der Doppel-Durchlass von Sauerstoff- und Wasserstofflinien ist beim UHC-Filter so gewollt. Der Durchlass am roten Ende kommt natürlich nicht dem Auge zugute, ermöglicht aber Halpha-Empfindlichkeit beim Fotografieren.


    Wenn dich der Rot-Durchlass stört, ist es am einfachsten, wenn Du separate OIII und Hbeta-Filter verwendest. Die sind schmalbandiger und blocken am roten Ende des Spektrums.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo zusammen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Farbkorrektur der Okulare ist nie perfekt und das sekundäre Spektrum bekommst Du hier direkt zu sehen - normalerweise fallen ja rot und blau zusammen und grün liegt etwas ab. Der UHC-Filter zeigt das gnadenlos. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ist ja interessant, das heißt ja dann wohl auch, dass dieser Effekt bei verschiedenen Okularen unterschiedlich ausfallen würde, je nach Bauart und Brennweite? Welche Okulare zeigen diesen Effekt denn weniger stark? Ich habe den bisher mit TV Panoptics und Delos beobachtet.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn dich der Rot-Durchlass stört, ist es am einfachsten, wenn Du separate OIII und Hbeta-Filter verwendest. Die sind schmalbandiger und blocken am roten Ende des Spektrums.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    JA, das ist auch mein Plan B, falls dieses Phänomen bei allen UHC-Filtern auftritt. Erfordert aber auch gleich wieder viel Filterschrauberei… das ist ja das schöne am UHC: man kann sich erstmal am Objekt orientieren (wenn es denn im UHC schon rauskommt) und dann mit den engbandigen Filtern tiefer einsteigen.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ja, da müsste man Unterschiede zwischen verschiedenen Okularen sehen, auch bezüglich der Korrektur übers Feld.
    Hinzu kommen unter Umständen noch physiologische Effekte bei bewegten Objekten, das weiß ich zwar nicht konkret, würde mich aber in keiner Weise wundern.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Andreas,


    es gibt auch UHC-Filter, die H-Alpha nicht durchlassen. Die sind aber eher selten anzutreffen. Die zeigen türkise Sterne ohne Farbkippeln.
    Woher der Effekt kommt weiss ich nicht, eigentlich sollte das dunkeladaptierte Auge für Rot unempfindlich sein. Ich vermute mal, dass das Sternenlicht einzelne Sehzellen dazu bringt, den Bereich des Skotopischen Sehens zu verlassen und Rotempfindlich zu werden.


    Gruss Heinz

  • Hallo Heinz,


    Das dunkeladaptierte Auge ist für Rot ja nicht unempfindlich, die Farbsinneszellen (Zäpfchen) steigern ihre Empfindlichkeit nur bei weitem nicht so stark wie die Stäbchen.
    Es gibt auch einen sehr weiten Übergangsbereich zwischen dunkeladaptiertem Sehen und Tagsehen. Da ist keine harte Trennung.
    Wenn Du nahezu punktförmige Lichtquellen hast, werden je nach den übrigen Bedingungen doch einige Zäpfchenzellen angeregt, und es ist Farbe wahrnehmbar.
    Flächige Deepsky-Objekte dagegen erreichen kaum die nötige Leuchtdichte, um Zäpfchenzellen wahrnehmbar anzuregen.


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MartinB</i>
    <br />Wenn Du nahezu punktförmige Lichtquellen hast, werden je nach den übrigen Bedingungen doch einige Zäpfchenzellen angeregt, und es ist Farbe wahrnehmbar.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Genau das meinte ich und Andreas hat ja von punktförmigen Lichtquellen (Sterne) gesprochen.<b></b>

  • Hallo zusammen,


    die interessante Frage ist dann noch: was geschieht, wenn ich den UHC ohne weitere Optik direkt vors Auge halte und Sterne anschaue?
    Damit kann man gut zwischen Physiologie/Auge und Optik trennen. Zumindest wenn man kein Brillenträger ist.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Andreas,


    Der Baader UHC-s ist ursprünglich als Luminanzfilter für die Astrofotografie entwickelt worden. Auf meiner Filterschachtel steht das auch noch explizit drauf. Da macht es natürlich Sinn, dass der Filter im H-Alpha (roter Bereich) wieder auf macht. Aber für visuelle Nutzung ist das eigentlich unnötig.
    Der Astronomik UHC für visuell macht im Roten auch wieder auf. Ich habe einen Lumicon-UHC, der tatsächlich nur OIII und H-Beta passieren lässt. Aber der ist schon etwas älter und ich weiß nicht, wie sich die aktuelle Filtergeneration von Lumicon da verhält.


    Was mich wirklich wundert ist, dass Du zweifarbige Sterne mit der Spiegeloptik hast. Sind das wirklich zwei bunte Punkte nebeneinander oder wabert da nur ein Punkt in zwei Farben? Zwei bunte Punkte nebeneinander Mit einem UHC hatte ich Beim Sterntest an der Vega mit einem Lidl-Skylux 70/700. Das habe ich auf die schlechte Zentrierung des billigen Objektivs geschoben. Da ich es aber ohnehin nur für H-Alpha Sonne nutzen wollte, war mir das egal. Aber bei einer rein reflektiven Optik scheidet das ja aus. Bleibt eigentlich nur noch das Okular. Oder halt ein wabern der Atmosphäre.


    Sehr seltsam das ganze.
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo,


    weil die Rückfrage noch nicht kam: Hast du mit Brille beobachtet? Wenn man mit stark brechender Brille etwas über den Rand ins Okular schaut, könnte das den Effekt auch erzeugen.
    Vielleicht ein zu selbstverständlicher Hinweis, wollte die noch unangesprochene Möglichkeit nur ausgeschlossen wissen.


    CS.


    Hubertus

  • Hallo zusammen,


    auf der Packung ist die Filtercharakteristik abgebildet und man kann erkennen, dass der Durchlassbereich im Roten bei ca 610-620 nm schon aufmacht. Das kann man auch sehr schön an den Filterspektren nachvollziehen, die Reiner Vogel aufgenommen und auf seiner Website veröffentlicht hat. Andere UHC-Filter (Astronomik, Lumicon etc.) sind ebenfalls im roten Spektralbereich durchlässig, machen aber erst im Bereich 630-640 nm wieder auf. Ob das den Unterschied ausmacht? Kann jemand von Euch was dazu sagen?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sind das wirklich zwei bunte Punkte nebeneinander oder wabert da nur ein Punkt in zwei Farben? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Aus meiner Erinnerung heraus sind es stets zwei eng beieinanderstehende Sternpunkte in Grün und Rot, die aber seeingabhängig auch noch blinken. Da ich die Filter zuletzt im Winter benutzt habe, muss ich das aber bei nächster Gelegenheit nochmal genau betrachten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">weil die Rückfrage noch nicht kam: Hast du mit Brille beobachtet? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nein, ich habe zwar leichten Asti am linken Auge, beobachte aber trotzdem ohne Brille. Diese Einflussgröße scheidet (bei mir) also aus.
    Interessant ist für mich, dass ich anscheinend der Einzige bin, den das stört [B)] Naja, jedenfalls kann man etwas experimentieren (verschiedene Okulare, mit/ohne Teleskop etc.). [;)]


    Viele Grüße
    Andreas

  • Ich habe einen Astronomik UHC und kenne auch das Farbkippeln. Aber nicht wirklich Türkis und Rot, sondern eher Türkis und Magenta.

  • Hallo,


    Ich kenne den Effekt von meinen beiden UHC auch und führe ihn auf die atmosphärische Dispersion zurück. Dadurch ist jeder Stern, der nicht in Zenitnähe steht, quasi als Spektralfaden abgebildet. Ein kurzer Strich, oben blau und unten rot. Normalerweise sieht man das kaum, weil unser Sehsinn dieses Phänomen kennt (die einfache Augenlinse produziert Farbsäume auf der Netzhaut) und korrigiert. Der Filter aber macht eine Lücke in den Faden, so entstehen zwei Striche in unterschiedlichen Farben die unsere "Neuro-Software" als getrennte Objekte deutet.
    Der Baader Skyglow hat übrigens dasselbe Problem, deswegen habe ich ihn - weil mein Backfocus nicht für einen ADC reicht - nicht behalten und durch schmalbandige Farbfilter ersetzt.


    Außerhalb der optischen Achse können suboptimale Weitwinkelokulare durch Lateralchromasie/Farbquerfehler eine ähnlichen Erscheinung verursachen.
    Abhilfe schaffen Filter ohne Rotfenster.


    Gruß Gil

  • Hallo Zusammen,


    das beschriebene Phänomen ist die Atmosphärische Dispersion. Man kann UHC-Filter deshalb tatsächlich dazu benutzen, die korrekte Einstellung eines sogenannten ADC zu ermitteln. Einfacher und ausreichend ist es, ein einfaches Keilprisma in der ausreichenden Stärke zu verwenden, in der Regel ist es das mit 0,5° Ablenkung.


    Beste Grüße


    Dietmar

  • Das klingt plausibel. Ich habe nie darauf geachtet, ob der Effekt nur in geringen Beobachtungshöhen auftritt.
    Das alleine erklärt aber noch nicht, warum das dunkeladaptierte Auge überhaupt Rot wahrnimmt.

  • Hallo zusammen,


    ich hab gestern mal Folgendes ausprobiert: 10" Newton + 17.5er Morpheus + Astronomik UHC und damit auf Arktur gehalten, also weit oberhalb der atmosphärischen Refraktion.
    Mit dem UHC sieht man sowohl den Farbquerfehler im Feld als auch den Farblängsfehler auf Achse recht deutlich. Gut, Arktur ist natürlich auch extrem hell, aber die roten und grünen Beugungsscheibchen sind so unterschiedlich, dass das schon auffällt. Fazit: auch ein anerkanntermaßen gut korrigiertes Okular ist nicht gut genug für die extremen Bedingungen, die man mit dem UHC schafft. Leider ist man mit rot und grün eben auch auf sekundäres Spektrum empfindlich.
    Den Farbquerfehler des Auges kann man zusätzlich mit reinbringen, wenn man die Austrittspupille auf dem Auge verschiebt, das macht es aber nicht besser :)


    Interessant wäre noch der Test mit bloßem Auge, aber bei mir ist da immer auch die Brille beteiligt, so dass das nicht furchtbar aussagekräftig ist.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

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