<center>Da ich vermute das meine Vorstellung etwas Umfangreicher ausfallen wird und ich am Ende dennoch eine Frage habe, hoffe ich das die Pros unter euch wenigstens den letzten Punkt lesen werden [:D].</center>
<b>Zu meiner Person:</b>
Zwar liebe ich seit meiner Jugend Dokumentationen über Weltraum und Weltall, ich weiß nicht wie oft ich die Voyager Episode „Kosmische Giganten“ von „Die Planeten“ gesehen habe [;)], aber Astronomie war, bis auf wenige Ausnahmen, bei mir kein Thema. Die wenigen Ausnahmen beim „Teleskop schauen“, beziehen sich auf meinem Besuch meines Cousins der ein Dobson N 200/1200 besitzt. Die wenigen Augenblicke durch das Teleskop waren zwar super toll, aber immer so ein zwischen Tür und Angel geschaue. Dennoch konnte ich mich immer begeistern und unser Plan uns regelmäßig zu einer kleinen Astronomie-Runde zu treffen, steht noch bis heute im Raum, wird aber immer konkreter.
Dank der Corona Krise bin ich wieder einmal mehr auf das Hobby Astronomie gestoßen und natürlich nach dem Verlangen ein eigenes Teleskop zu besitzen.
<b>Meine Vorstellung in Sachen Astronomie:</b>
Meine erste oberflächliche Suche nach dem richtigen Equipment in Sachen Sterne und Planeten gucken, landeten irgendwie da, wo alle Neulinge ohne Erfahrung landen. Bei einem günstigen Komplett Set weit unter 250€. Dafür aber mit einer kruden GoTo Steuerung oder zumindest einer automatischen Nachführung. Das man eventuell Schwierigkeiten haben könnte schöne Astrofotografien mit einem Smartphone zu knipsen, ignorierte ich einfach. Die Klassiker zum Einstieg halt, Stichwort „Celestron AstroMaster 130 EQ 130/650 Newton-Spiegelteleskop mit Nachführmotor“.
Glücklicherweise habe ich den Fehler nicht begannen und mich in einem Forum angemeldet und die übliche Anfängerfragen à la „ist das AstroMaster 130 oder das „Bresser Spiegelteleskop 150/1400mm“ für den Anfänger besser geeignet“, gestellt. (Beide Systeme kosten etwas weniger als 200€).
Zwangsläufig kommt dann immer die gleiche Gegenfrage: „Hast du dich vorher informiert und was willst du mit dem Teleskop überhaupt machen?“, was im Endeffekt so viel bedeutet wie „Bist du doof oder was?“.
Mir wurde nach einigen Recherchen schnell klar das irgendwie alles auf ein günstiges Dobson Spiegelteleskop herausläuft. Das wollte ich dann aber auch nicht, da mein Cousin ja eines Besitzt und es irgendwie Doof ist wenn wir das gleiche Teleskop haben. Irgendwann treffen wir uns zu einem nächtlichen Gelage und da wären zwei verschiedene Teleskope schon irgendwie cooler.
Ich habe mir natürlich selber die Frage gestellt was ich will und um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Will ich Deep-Sky oder Planeten beobachten, am besten beides…
<b>Meine erste Zufallsausrüstung:</b>
Bei meiner Selbstreflexion und Recherchen kam ich meist auf Teleskope die die 1000 Euro Marke bei weitem übersteigen, genauso wie vermutlich mein Selbstbewusstsein auch alles auf Anhieb bedienen zu können. Außerdem wäre eine so hohe Geldsumme eher schlecht, denn ich bin sehr gerne verheiratet und und möchte es auch in Zukunft bleiben [:D].
Wie es der Zufall so will, sprach mich ein Arbeitskollege auf sein altes Teleskop an und ob ich es haben möchte.
Nach kurzen Verhandlungen wanderte im Tausch gegen zwei Flaschen Bier ein betagtes „Bresser Classic-Line 70/900“ Teleskop (Bild) auf meinem Balkon und das war glaub ich die beste Investition die ich in diesem Fall tätigen hätte können.
<b>Mein erster Blick durchs Teleskop:</b>
Das Besser 70/900 thront auf einem wackeligen Aluminium-Stativ mit Azimutale Montierung, Azimutale Montierung, auch so ein Wort das ich bis dato noch nicht kannte. Als Zubehör gab es ein 4mm, 12,5mm und 20mm Okular. Zusätzlich eine 2X Barlow Linse und einen Zenit-Spiegel.
Wir schreiben den 19. Mai 2020 ca. 15 Uhr, ich sitze auf meinem Balkon und versuche nach einer Internetanleitung den Sucher zu Kalibrieren, was auch einigermaßen funktioniert hat. Danach wurden drei Apps heruntergeladen Namentlich „Stellarium Plus“, Mo Free“ und „Star Walk 2“. Wobei ich echt sagen muss, dass für mich als Anfänger das billige Star Walk 2 am besten funktioniert hat.
Jetzt heißt es warte bis es endlich dunkel wird bei uns im Dorf. Ach so, ich wohne in einem Dorf nähe einer winzigen Kleinstadt in Franken. An ganz guten Nächten kann man sogar die Milchstraße als leichten Dunst am Himmel sehen. Also eigentlich passable Voraussetzungen um Sterne gucken. Leider war es in dieser Nacht nicht ganz so toll, aber so gegen 23 Uhr waren dennoch einige hundert Sterne zu sehen, aber leider keine Planeten.
Das Teleskop wird ausgerichtet. Laut meiner App befinde ich mich im Sternbild Bärenhüter bei einem Stern Namens Arktur. Ich war total Happy das zwischen dem Anvisieren mit dem billig wirkenden Sucher und dem sehen mit 12,5mm Okular nur knapp eine Minute vergangen ist. Einen kleinen unbeabsichtigten Schwenk weiter, das Stativ ist echt fürn Popo, kam ein weiterer Stern ins Okular. Das beeindruckende an diesem waren zwei Farben. Linke Seite eher Gelb, rechte Seite eher blau funkelnd. Ich denke ich habe diesen gut 5 Minuten beobachtet, mit verschiednen Okularen. Ich frage mich für was das 4mm und die 2 mal Barlow ist? Ob es sich dabei um einen Doppelstern gehandelt hat, weiß ich nicht, aber vermutlich würde er so aussehen. Was aber auch verblüffend durch den Blick des Teleskops war, waren die Farben. Richtig kräftig leuchtend funkelnd, so kennt man Sterne gar nicht, dachte immer die wären alle irgendwie blaß einfarbig. Durch das Teleskop ist es wie eine Leuchtreklame die man einschaltet.
Egal, ich musste meinen jetzigen Standort verlassen. Wenn ich über das Balkongeländer an unserem Haus klettere, lande ich direkt auf unserem Carport, was ich auch gemacht habe. Also das Teleskop darüber gehieft, ein paar Meter vom Haus entfernt auf dem Carport aufgestellt und schon konnte ich gut 4/5 des Himmels und nicht nur den Westen und Teile des Südens betrachten.
Diesmal war laut meiner App Capella dran. Obwohl es ein Doppelstern sein sollte, erschien Capella „nur“ als funkelnder bläulich gelber Punkt. Was aber für mich noch viel bedeutsamer war als Capella selber, waren die plötzlich auftauchenden Sterne drumherum. Ein Blick mit dem Auge zeigte mir nur eine Stern, Capella eben. Der Blick durchs Teleskop zeigte mir aber etliche kleine Punkte rund um den Hauptstern. Sollte das das ominöse Deep-Sky sein? Geile Sache. Ich glaube ich wechselte zwanzig mal zwischen Auge und Teleskop hin und her, unglaublich. Un das bei den eher schlechten nächtlichen Wetterverhältnissen.
Die nächste Zeit verbrachte ich damit im Schlafanzug irgendwelche hellen Sterne zu beobachten und mit dem Smartphone zu klassifizieren. Zum Glück wohne ich im Dorf, der Anblick in der Stadt wäre vermutlich irre komisch gewesen *grins*.
Irgendwann warnte mich mein Smartphone das die Akkukapazität nur noch 3% betragen würde, das ging aber schnell. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es fast 2 Uhr morgens ist. Tatsächlich sind mehr als 3 Stunden vergangen, eine Zeit die ich bedeutend kürzer eingeschätzt hätte. Irre. Hätte nicht gedacht das Sterne schauen mit so einem „miesen“ Teleskop so spannend sein kann. Ich dachte immer Planeten wären das A und O der Hobbyastronomie, das ich aber so viel Zeit mit leuchtenden Punkten verbringen und mich dabei wie ein kleines Kind freuen würde, hätte ich nie gedacht. War ein richtig geiler Abend, obwohl ich bei jeder Aktion gefühlt ein halbe Minute vergangen ist, bis das Teleskop nicht mehr wackelte und ich das anvisierte auch endlich scharf sah.
<b>Fragen zur Montierung und Pläne für die Zukunft:</b>
Ich denke das in nächster Zeit das Bresser Classic 70/900 für mich völlig ausreichend ist, nicht aber die Kuhschwanz ähnliche Montierung. Folgender Plan für die Zukunft schwebt mir vor: Ich möchte mir eine bessere Montierung kaufen, ich erhoffe mir dadurch eine wackelfreiere Beobachtung. Es sollte aber auch für ein zukünftiges größeres Teleskop (denke wieder ein Linsenteleskop) gewappnet sein. Das würde zwar etwas dämlich aussehen, also ein „kleines“ altes Teleskop an einer modernen überdimensionierten Montierung, aber ich denke das die Schrittweise Modifizierungen mir als Anfänger sehr entgegen kommt, preislich wie vom Lerneffekt her. Nun zu eigentlichen Frage: Was haltet ihr von diesem Plan und welche Montierung bis max. 400€ würdet ihr mir empfehlen?
Mit freundlichen Grüßen
Dimi