Dunkelwolken, Dunkelnebel bzw. Absorptionsnebel sind ja bisher eher eine unterrepräsentierte Objektkategorie bei den OdM. Deshalb möchte ich das OdM im Juni mal dieser spannenden Kategorie widmen und weil es zur Jahreszeit passt, ist nicht der wohl bekannteste Vertreter – der Pferdekopfnebel – am Start, sondern 5 Dunkelnebel im Sternbild Adler:
B 133 / LDN 531
Position: RA: 19h06m10s DEK: -06°53'45" Opacity: 6
Diese Dunkelwolke liegt nahe des „Schwanzes“ des Sternbild Alders und bedeckt Teile der Schildwolke, die bis ins Sternbild Alder reichen. Mit einer Opazität von 6, dem höchsten möglichen Wert ist sie wirklich komplett schwarz, sozusagen ein „Loch“ in der Schildwolke. Wie weit dieser Dunkelnebel von uns entfernt liegt, ist unbekannt, allerdings deutet der Mangel an Vordergrundsternen daraufhin, dass er doch eher in unserer näheren Umgebung liegt.
B142 / B 143
Position: RA: 19h39m41s DEK: +10°31'12" Opacity: 6
Barnards E liegt ca. 2° nordwestlich von Altair. Auch sie gehören der höchsten Opzitätsklasse an und zeichnen daher sehr deutlich vom Hintergrund ab. Die Entfernung wird mit 1100 – 2000 Lichtjahren angegeben.
B 330 / LDN
Position: RA: 19h19m35s DEK: +07°28'01" Opacity: 4
dieser auffällige Dunkelnebel mit Opazität 4 liegt 1° nord-nordöstlich vom PN NGC 6781
B340 / LDN
Position: RA: 19h48m43s DEK: +11°24'01" Opacity: 5
1° östlich von Barnards E findet sich dieser unregelmäßig gebogene Dunkelnebel. Visuell dürfte hier nur der nödrliche Ausläufer zu beobachten sein. Eine Besonderheit sind einige gleichhelle Sterne am Rand des Nebels, die ihn sozusagen einrahmen.
Bilder: Digitized Sky Surves: Poss II red
Doch was eigentlich sind diese dunklen Gebiete? Im Prinzip unterscheiden sich die Dunkelwolken nicht sehr von Ihren leuchtenden Verwandten unter den galaktischen Nebeln. Sie bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff, eben auch aus einer gewissen Menge ca. Silikatstaub (max 10%). Die Staubpartikel sind bedeckt mit gefrorenem Stickstoff und Kohlenstoffmonoxid und diese Kombination macht es möglich, dass die Nebel das Licht absorbieren und so als undurchdringliche schwarze Flecken im Sternenband der Milchstraße erscheinen. Ihre Temperatur beträgt nur wenige Grad Kelvin, so dass sich in Ihrem Inneren Moleküle bilden können, die sich aufgrund Ihrer Mikrowellenstrahlung nachweisen lassen. Dazu gehören: Molekularer Wasserstoff, Kohlenmonoxid, CS, Ammoniak, Formaldehyd (H2CO), Cyclopropenylidene (c-C3H2) und N2H+ (Diazenyllium).
In den Kernbereichen solcher Dunkelwolken können sich bei ausreichender Dichte neu Sterne bilden.
Erforscht und kartographiert wurden diese dunklen Flecken in der Milchstraße hauptsächlich von 2 Astronomen: Edward Emerson Barnard (1857 – 1923) und Beverly T. Lynds
Barnard war ein Pionier der professionellen Astrofotografie und ein begnadeter visueller Beobachter, veröffentlichte seinen ersten Dunkelnebel-Katalog mit Einträgen von Nr. 1 bis 175 im Jahre 1919 unter dem Titel „Catalogue of Dark Markings in the Sky“. Im Nachgang dazu produzierte er einen zweiten Katalog mit Einträgen von Nr. 201 bis 370. Das bedeutet, dass es Barnard 176 bis einschließlich Barnard 200 nicht gibt!
Beverly T. Lynds veröffentlichte Ihren Dunkelnebel-Katalog 1962 unter dem Titel "Catalogue of Dark Nebulae". Der Katalog mit der Bezeichnung LDN - Lynds‘ Dark Nebulae (nicht mit LBN - Lynds’ Bright Nebulae - zu verwechseln! ;-)) basiert auf einer Durchmusterung der roten und blauen Platten des Palomar Observatory Sky Atlas und deckt den Himmel von Deklination +90° bis -33° ab. Der Katalog subsumiert alle Barnard-Objekte, das heißt zu jeder Barnard-Nr. gibt es eine entsprechende LDN-Nr.
(Quelle: Freunde-Der-Nacht.net)
Ich poste das OdM schon jetzt, damit ihr schon zum Maivollneumond die Gelegenheit zur Beobachtung habt, in den weißen Nächten ist ja die Zeit nur kurz!
Viel Spaß beim Spechteln und natürlich einen klaren Himmel!
Bilder: Digitized Sky Surves: Poss II red