Venus am Montag 27. April 2020

  • Hallo Planetenfreunde!


    Seit langem gibt's nun auch wieder mal ein Beitrag von mir. Anlass ist die derzeitig schöne Venusphase, die ich vergangenem Montag vor dem Wetterwechsel einfangen wollte. Also später Nachmittag mit meinem 20cm f.8.5-Newton auf einen nahe gelegenen Hügel gefahren und oh Wunder, das seeing war übermässig gut!


    Von Beginn weg waren da aber im Livebild gar keine Wolkenstrukturen im UV auszumachen. Stacken mit autostackkert 3.0 brauchte auch nichts zutage, aber die gigantische Venussichel benötigte nur wenig Schärfung (Standardmässige 2:1 lineare Schärfung mit wenig denoise in Registax) und lässt sich sogar auf 200% Grösse ansehen:



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    Aufgenommen durch neuen Baader UV-Filter und alter Meade 140-Barlow mit ASI290MM bei ca. 3.5m Brennweite.


    Warum keine Wolkenstrukturen da sind, darüber kann man nur spekulieren. Torsten Hansen hat darüber ebenfalls schon berichtet; selbst während einer Aufnahmesession gibt es Schwankungen. Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass die Atmosphärenschichten ab 700hpa (Meteoblue-Karten) mit mindestens 60% relativer Feuchtigkeit angezeigt wurden. Die unteren Schichten waren jedoch furztrocken und die Fernsicht in die Berge so klar wie schon lange nicht mehr. Beim Peilen übers Teleskop um ca. 18:30 konnte ich die Venus von Auge bestens erkennen!


    Liebe Grüsse
    Jan

  • Hallo Jan,
    schööööne große Sichel. Gut geworden.
    Du schreibst Bader UV-Filter. Oder meinst du Bader U-Filter? Ich habe auch die Venus mit Bader U-Filter abgelichtet aber da waren Strukturen der Wolken zu sehen.
    Klein aber mein.



    Gruß,
    Armin

  • Hallo Jan,


    ist ja ein ziemlicher Brummer!
    Was ist denn das für ein Newton? Wahrscheinlich Selbstbau. Hast Du mal ein Bild?


    Ich ärgere mich jetzt, dass ich am 27.04. pausiert habe, sonst wäre der Vergleich natürlich interessant gewesen. Ich hätte sonst die Barlow in Vedacht ...



    Viele Grüße
    Torsten

  • Hallo Torsten,


    ja habe mal einen Versuch ohne Barlow gemacht. Kontrast und Wolkendetails sind eindeutig etwas besser ohne Barlow! Aber es ist kein gravierender Unterschied … da ich sonst immer Strukturen hatte, denke ich es lag vergangenen Montag wirklich an atmosphärischen Bedingungen und nicht an der Barlow.


    [:D] den Newton habe ich vor mehr als 30 Jahren von einem damals ebenfalls jugendlichen Astrokollegen geschenkt bekommen. Er hatte das Ofenrohr, wie der lange Newton heute genannt wird, von einem verstorbenen Hobbyastronomen übernommen, der es wohl in den 50-iger oder 60-iger Jahren selbst gebaut und noch 35mm-Okularstandard hatte. Der Newton entpuppte sich aber bald als optisches Juwel, und so hab ich über die Jahre einiges verbessert:



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    Das Herzstück ist der optisch perfekte 20cm f8.5-Spiegel, dessen Verspiegelung nun wohl 50 bis 60 Jahre alt sein dürfte! Man kann durchschauen wenn man den Spiegel gegen die Sonne hält … auffällig ist jedoch der herrliche Kontrast des Instruments egal was man beobachtet; in bester Erinnerung ist zum Beispiel die Beobachtung von Dunkelstrukturen auf Ganymed bei über 700-facher Vergrösserung. Ich steh auf diese Verspiegelung und werde sie nicht erneuern!


    Liebe Grüsse
    Jan

  • Hallo Jan
    das ist ein beeindruckendes "Ofenrohr" und das es kontrastreiche Abbildung liefert bei f/8.5 glaube ich sofort. Ich verstehe aber dennoch nicht so ganz, warum Du nach 50 oder 60 Jahren nicht mal die Beschichtung des Spiegels erneuern willst. Ich denke, wenn die Oberfläche reflektiver ist, kannst Du dafür mit der Belichtungszeit runter gehen und somit müsstest Du Seeing-Einflüsse noch besser eliminieren können, ganz abgesehen davon, wäre dann das Rohr auch noch mehr deepskytauglich. Hat es vielleicht damit was zu tun, das beim Entfernen der alten Beschichtungen feine Kratzer auf der Spiegeloberfläche zurück bleiben könnten?
    Gruess
    Bruno

  • Hallo Bruno,


    grundsätzlich erzeugt jede Verspiegelung auch Streulicht. Ein uns beiden gut bekannter Astrohändler vermutete vor vielen Jahren, dass eine alternde Verspiegelung auch weniger Streulicht produziert. Für unser Auge sei das ein Gewinn an Kontrast schlussendlich. Tönt an sich logisch, aber ich hab dazu nirgends mal was gelesen.


    ABER: Unser Mäge und ich bauten vor vielen Jahren meinem unbelegten 25cm anstelle seines 25cm ein und beobachteten Mars und Mond damit. Das war eine Offenbarung! Ich hätte nie gedacht, auf dem sehr dunklen Mars bei 400-fach eine enorm strukturierte Oberfläche beobachten zu können. Und Mond erst … nach Belegung war ich dann enttäuscht über das gleissend helle und kontrastarme Bild - deshalb wird diese alte Verspiegelung nicht angerührt!


    Hab sogar mal überlegt beim 25cm-Cassegrain die Belegung zu entfernen! Fotografisch ist das aber kaum von Vorteil [:D] ...


    Vili Grüess
    Jan

  • Hallo Jan
    Ich kenne halt den Unterschied nicht, ich habe immer nur mit verspiegelten Newtons beobachtet. Aber Deine Begründung klingt durchaus plausibel. Es wäre mal interessant, dein Fernrohr mit meinem 10-Zoll f/6.3 Newton zu vergleichen. Die Öffnung ist zwar nicht identisch, wohl aber die Brennweite, zuminest fast.
    Gruess
    Bruno

  • Hallo Jan,
    ich denke, dass es auch heute noch gute Verspiegelungen gibt, die weniger Streulicht erzeugen. Gelesen habe ich, dass eine Silberverspiegelung weniger Streulicht erzeugt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: TheCCDAstronomer</i>
    Ich hätte nie gedacht, auf dem sehr dunklen Mars bei 400-fach eine enorm strukturierte Oberfläche beobachten zu können. Und Mond erst … nach Belegung war ich dann enttäuscht über das gleissend helle und kontrastarme Bild - deshalb wird diese alte Verspiegelung nicht angerührt!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, die Helligkeit kann auch blenden. Da kann man gute Graufliter zur Reduzierung der Helligkeit genutzt werden. Die meisten guten Mondfilter sind solche Graufilter aus genau dem Grund und das ist egal ob streulichtarmer APO oder belegter Newton.
    Dennoch muss man bei der Wahl der Verspiegelung schauen wo man diese machen lässt und welcher Wellenlängenbereich oder Farbtreue einem wichtig ist... Ich hab auch leicht gelbliche Verpiegelungen oder Verspiegelungen mit einem leichten Grünton gesehen.
    Sehr farbneutral empfinde ich die Verspiegelung, die teleskop-austria.at (Thommy) mal angeboten hat. Ich weiß allerdings nicht, ob es diese noch gibt.
    Apropos, ein beeindruckendes Teleskop. [:)]
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    danke ja der lange Newton beeindruckt jeweils auch Spaziergänger!


    Alle Filterei konnte mich bisher nicht überzeugen an Planeten, der Kontrast gerade für schwachkontrastige Details erschien mir jeweils nur unwesentlich verbessert. Der Streulichtanteil wird wohl nicht gross reduziert. Binobeobachtung ist da viel effektiver!


    Erscheint einem übrigens unwirklich, mit lichteffektiven 50mm oder 60mm zu beobachten bei der Auflösung einer 25cm-Öffnung! Vielleicht sollte ich die Verspiegelung bei meinem 25cm-Spiegel wirklich entfernen … zur Not kann ich ja dann mit Silber belegen [:D]! Habe das auch irgendwo mal gelesen, dass die Silberverspiegelung weniger Streulicht produziert.


    Im übrigen ist die Lichteinbusse einer alten Belegung von Auge kaum wahrnehmbar - obiger 20cm zeigt immer noch ein helleres Bild als ein 18cm-Teleskop aus meiner Teleskopansammlung!


    Liebe Grüsse
    Jan

  • Hallo Jan,
    hatte auf meinem Eigenschliff 8"f6.5 35 Jahre lang dieselbe Beschichtung drauf. Hab ihn dann 2005 bei OOUk neu Beschichten lassen, anschließend hatte er wirklich weniger Streulicht...


    Brauchst vor neuer Beschichtung keine Angst haben! Bei Mars muss halt 440x und Neutralfilter her, sonst ist man eine Zeitlang blind ;-). Bei Jupiter und vor allem Saturn geht es ohne!


    In 78er Jahren habe ich mit 6"f10 ohne Beschichtung experimentiert. Hab sogar extra die Rückseite des Spiegels poliert, um Effekte von der Rückseite zu vermeiden. Grund war aber eher, dass ich mir die Kosten der Beschichtung als Schüler nicht leisten wollte [}:)]. Ziel war, ein visuelles perfektes Teleskop zu schaffen-mein Erstlingswerk, der 8"f6.5 mit Bedfort Quarz-Beschichtung war fast immer besser-hab den 6" dann weggegeben.


    LG
    Robert

  • Hallo Jan.


    Ich kann Robert nur beipflichten: Eine neue, ordentlich durchgeführte Beschichtung ist sicher kein Fehler. Wegen des möglichen Streulichtes habe ich mir bei meinem ersten Tetra-Schiefspiegler, mit vier Reflexionen, lange den Kopf zerbrochen. Doch die Sorgen waren unbegründet: Nicht mehr Streulicht als im Newton.


    Auch Texereau schreibt, dass die Aluminisierung keinen Einfluss auf das Streulicht hat, und belegt dies auch mit Phasenkontrast-Fotos.



    Viele Grüße,
    Guntram

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