Virgo-Haufen

  • Am 11. und (insbesondere) am 25.04. habe ich mich durch den Virgo-Galaxienhaufen gearbeitet.
    Der Vollständigkeit halber habe ich alle Objekt aufgelistet.


    M53, 58, 59, 60, 64, 86, 84, 85, 87, 88, 89, 90, 91, 98, 99, 100


    NGC 4212, 4216, 4293, 4298, 4343, 4350, 4365, 4387, 4388, 4394, 4417, 4429, 4435, 4438, 4442, 4450, 4458, 4459, 4461, 4469, 4473, 4474, 4477, 4487, 4536, 4564, 4606, 4638, 4639, 4647, 4651, 4654, 4660, 4689, 4698, 4710, 4754, 4762,


    Ich habe oftmals weniger auf die Feinheiten der Einzelobjekte geachtet, sondern mehr auf den Vergleich der Sichtbarkeit und Gestalt der Galaxien zueinander. Meine Einzelbeschreibungen zu allen Objekten würden wohl zu weit führen.


    Ich bin dabei immer bei Vergrößerungen von 125x und 96x geblieben. Mit dem Wechsel verschiedener Okulare hätte ich das Programm nicht in erträglicher Zeit geschafft und mein Ziel der Vergleichbarkeit wäre relativiert.


    An die Grenzen der Sichtbarkeit bin ich bei ca. 11.5mag gekommen, bzw. wenn die Flächenhelligkeiten (pro Quadratbogenminute) unter 13.3mag lagen.


    Zur Orientierung habe ich mir übrigens die Übersichtsseite aus Vehrenbergs „Atlas der schönsten Himmelsobjekte“ kopiert und gesehenes abgestrichen. Da auch die Messierobjekte mit den NGC Nrn. bezeichnet sind, war der Wechsel von Objekt zu Objekt mittels digitaler Teilkreise sehr komfortabel. Gelegentlich hat ein Blick aufs Handy mit skysafari geholfen.


    Im Folgenden möchte ich die für mich sehenswertesten Ansichten mit dem 10" Dobson vorstellen.


    M 59, 60, NGC 4638, 4647, 4606, 4660
    Dieser Anblick ist ein Highlight des Abends. Die beiden elliptischen Messiergalaxien liegen nur rd. 24‘ auseinander und passen bei 125x ins Gesichtsfeld. M60 (8.8mag) hat mit NGC 4647 (10.8mag) einen nahen Begleiter, der sich beim zweiten Blick prompt offenbart. Der Begleiter zeigt sich rund, ohne Struktur und Kernbereich.


    M59 (9.6 mag) ist kleiner und weist eine helle Kernregion auf. NGC 4638 (11.1mag) bildet mit den Messierobjekten ein schönes Dreieck.
    NGC 4606 (11.9mag) ist eher unscheinbar, kann aber deutlich erkannt werden. Sie findet sich rd. 22‘ nö. von M59.


    Südwestlich von M 60 findet sich in 25‘ Entfernung NGC 4660 Sie weist einen hellen Kern, kaum umgebende Koma auf und wirkt eher wie ein verschwommener Stern. Sie ist nicht auf den ersten Blick auszumachen. Insgesamt ein sehr lohnender Anblick!


    NGC 4754, 4762
    Wenige Grad östlich von der vorgenannten Ansammlung findet sich dieses eindrucksvolle Paar (10.3 und 10.6mag). NGC 4762 ist eine schmale, lange spindelförmige Glx, wobei NGC 4754 annährend rund mit kleinem Kern ist. Der Abstand beträgt nur 10‘, so dass hier eine edge-on neben face-on Galaxie steht; sehr eindrucksvoll.



    M 87, NGC 4487
    Beide bilden ein schönes Paar und einen sehr lohnenden Anblick im Okular. Beide zeigen sich rund und ich kann keine Strukturen ausmachen.


    M88
    Groß, fast riesig und hell, oval, keine Struktur. Nach dem „Kleinkram“ hat man den Eindruck, was helles knallt einem vor die Füße.


    Zuvor habe ich Makarians Kette, beginnend mit M 84 und M 86 beobachtet. Das finde ich immer wieder eine sehr lohnende Reihe, da man bei mittlerer Vergrößerung quasi das nächste Ziel im Gesichtsfeld hat und so von Galaxie zu Galaxie hüpft. Der Beginn der Kette mit den Messiers und NGCs 4387 und 4388 ist natürlich ein ausgezeichneter Einstieg in den Bereich, wo man schon hell mit dunkel vergleichen kann.


    NGC 4216 und 4710
    Beide sind sehr schöne Spindelgalaxien und haben sich dadurch aus der Masse hervor. Wenn man einige „schwache Flocken“ vor Augen hatte, ist eine solche Galaxie eine wunderschöne Auffrischung.


    M 85, NGC 4394
    M85 zeigt eine flockige Struktur, die NGC-Galaxie ergibt mit den großen Nachbarn ein schönes Paar im Gesichtsfeld, bleibt klein und schwach, aber eindeutig, erkennbar.

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Hallo Uwe,


    ich hab deinen Bericht erst jetzt genauer gelesen. Du warst ja wie ich mit 10-Zoll im Virgohaufen unterwegs - bei mir sinds genaugenommen 9,5 [;)]. Das Paar NGC 4754/4762 finde ich auch sehr lohnend. Und gut, dass du darauf aufmerksam machst, dass auch bei M59/M60 eine Menge Galaxien herumliegen. Ich neige auch dazu, meist nur die spektakuläre Ecke um M84/M86 und Markarian's Kette zu betonen. Hoffentlich geht im Mai-Neumond da auch noch was.


    Servus
    Ben

  • Hallo Uwe,


    Vielen Dank für den schönen Bericht. Bei all den NGCs und Ms weiß man gar nicht wo Du Dich jeweils rumgetrieben hast. Aber wenn man schon mal im Virgohaufen unterwegs war, kann man dieses Ergebnis gut nachvollziehen. Ich habe die Tage eine ähnliche Tour gemacht. Mit den digitalen Teilkreisen schnell von Galaxie zu Galaxie zu springen, hat wirklich etwas.


    M85 und ihren Begleiter empfand ich ähnlich wie Du: ein sehr schönes Paar. Ich habe deshalb dann noch eine Zeichnung der beiden gemacht.
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=250143


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für das freundliche Feedback.


    (==&gt;)Ben: Du hast recht, man übersieht bei der Vielzahl der Objekte schon mal was. Zu meiner Sichtung von NGC 4298 hatte ich mir <i>Schwacher, opaker Fleck, unregelmäßig hell, flockig</i> notiert. Bei der Nachbearbeitung des Abends in aladin lite habe ich gesehen, dass NGC 4302 unmittelbar daneben liegt. NGC 4298, mit 11.5mag und einer Flächenhelligkeit von 13.2mag, war an diesem Abend an meiner Wahrnehmungsgrenze. NGC 4302 ist ein wenig schwächer und hat sich der Sichtung prompt entzogen.
    Der Vermerk "flockig" weist meistenteils auf Staub und/oder Sternentstehungsgebiete hin. Das wäre dann ein Objekt für Blaufilter; aber das ist ein andere thread im Forum von mir.


    Neben NGC 4216 habe ich in aladin lite noch zwei weitere Spindelgalaxien gesehen. Das ist aber dann eher was für die größeren Öffnungen oder die Fotografen, mit 12.8 und 13.9mag sind die wohl ausserhalb der Reichweite des 10"er's. Drei Spindelgalaxien unmittelbar nebeneinander finde ich schon herausragend.
    Ein schickes Bild ist im "Bildatlas der Galaxien", S. 231, von König/Binnewies, Kosmos Verlag.


    (==&gt;)Marcus: Es stimmt, man kann da schnell die Orientierung verlieren. Am 11.04. hatte ich die Region im Osten im Blick, am 25.04. habe ich mich von Süden an Makarians Kette herangearbeitet, um dann die nordwestlich davon liegende Region "abzuwandern". Wie gesagt, die Kopie aus dem Vehrenberg-Buch, neben mir auf dem Campingtisch, war quasi die Wanderkarte für die Nacht. Es bewährt sich auch schon mal, den Plan des Abends auf den Tubus kleben[^].

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    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

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    (D. Adams)

  • Hallo Uwe,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> (NGC 4298) war an diesem Abend an meiner Wahrnehmungsgrenze. NGC 4302 ist ein wenig schwächer und hat sich der Sichtung prompt entzogen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja, ich hatte in Geigersau einen sehr guten Himmel:"Und gleich nebenan das Paar NGC 4298/4302: Eine dicke und eine sehr dünne Galaxie im direkten Kontrast zueinander, gut zu sehen, tolles Objekt."


    Die drei edge-on's mit NGC 4216 konnte ich bei gutem Alpenhimmel alle auch schon mit 10" ausmachen, NGC 4222 ist dabei deutlich am schwierigsten. Die Gruppe war ja schon Thema im Astrotreff-Monatsobjekt, mit vielen Kommentaren und Zeichnungen:


    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=194655


    Servus
    Ben

  • Hallo Ben, hallo Christian,


    (==&gt;)Ben: Vielen Dank für den Hinweis zum OdM! Da sind tolle Berichte und Zeichnungen vorhanden und es versammelt sich ein Großteil der "Deep-Sky-Prominenz" der visuellen Beobachter [:)]
    Die Spannbreite der Öffnungen geht von 8" bis 33". Da hoffe nun auf gute Bedingungen rund um den Mai-Neumond. Dann sollte auch was mit meinem 10"er gehen, den ich übrigens sehr schätze, auch wenn er "nur" 10" hat.


    (==&gt;)Christian: edge-on und face-on nebeneinander finde ich visuell sehr reizvoll.
    Übrigens: Tolle Zeichnungen auf Deiner www-Seite! Gelegentlich mache ich mir auch die Mühe. Aber ich habe nicht immer die Geduld, weil ich in der Zeit noch "so viel beobachten" könnte.


    Ich mache mir aber oft schnelle, strukturartige Skizzen. Nach meiner Meinung hilft das sehr, das Gesehene zu verinnerlichen und bei der Nachbearbeitung zu erinnern. Das ist etwas, dass ich an dieser Stelle nochmal ausdrücklich hervorheben möchte.

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    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

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    (D. Adams)

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