Einstieg in die Astrofotografie

  • Hallo an euch Alle,


    mein Name ist Samuel, ich bin 25 Jahre alt, Student aus Darmstadt und möchte auf diesem Weg meinen Einsteig in die Astrofotografie vorstellen, in der Hoffnung, das andere Einsteiger von meinen Erfahrungen profitieren können, so wie ich es auch viele Male von Anderen Forenbeiträgen getan habe.[:)]


    Wie die Meisten bin ich durch Bilder atemberaubender Galaxien, Nebeln und Sternhaufen auf dieses Hobby aufmerksam geworden und habe mich durch zahlreiche Forenbeiträge gelesen um die für mich richtige Ausrüstung zu finden. Oftmals wurden in den Beiträgen Kosten von weit über 1000€ für den Einstieg in die Astrofotografie genannt, was mich zu Beginn abschreckte. Mit diesem Beitrag möchte ich zeigen, dass der <b>Einstieg</b> auch mit kleineren Summen möglich ist.


    Begonnen hat alles mit der Auswahl eines Teleskops und einer passenden Montierung. Ich habe mich dabei für ein 6 Zoll Newtonteleskop (Omegon Advanced N 152/750) entschieden, da es von vielen Leuten als ein sehr gutes Einsteigermodell mit vielen Möglichkeit beworben wurde. Außerdem hatte ich bereits geringe Erfahrungen mit dem Umgang eines Newton, da wir früher so ein "Kaufhausmodell" daheim stehen hatten.


    Auf der Suche nach einer passenden Montierung habe ich immer wieder gelesen, dass man hier nicht sparen und lieber eine Nummer größer wählen sollte (besonders wenn man auch fotografieren will). Am Ende ist es eine NEQ5 von Skywatcher geworden. Im Vergleich zur größeren Variante (HEQ5 oder EQ6) war diese noch bezahlbar und lieferte ausreichende Stabilität für die ersten Fotos.


    Da ich es für sinnvoll gehalten habe nicht sofort mit der Fotografie anzufangen sondern zuerst visuelle Erfahrungen zu sammeln, mussten passende Okulare her.
    Für die Auswahl geeigneter Okulare habe ich viel Zeit gebraucht. Hier gab es gefühlt hunderte Möglichkeiten in allen Preiskategorien und zu jedem Okular fünf verschiedene Meinungen. Am Ende sind es folgende drei geworden:


    1. William Optics SWAN 33mm 2" als Übersichtsokular zum Auffinden der Objekte
    2. Zoom Okular von TS (8-24mm)
    3. Planetary HR 4mm (falls ich auch Planeten beobachte)


    Viel dazu sagen kann ich leider nicht, da ich keinen Vergleich zu anderen Okularen habe, aber alles was ich sehen wollte habe ich bis jetzt auch gefunden (Mond [:D], Jupiter, Venus, M31, M51, M42...)


    Nach den ersten erfolgreichen Beobachtungen wurde der Wunsch nach eigenen Fotos größer und ich informierte mich über die verschieden Möglichkeiten. Für mich kam dabei preislich nur die Verwendung einer DSLR Kamera mit einer einfachen Nachführung (nur RA-Achse)in Frage. Als Kamera verwende ich eine Canon 600D und für die Nachführung einen Schrittmotor (NEMA17), den ich mit Hilfe eines Arduino Nano mit der passenden Schrittfrequenz ansteuere. Die Montierung wird dabei über einen Zahnriemen mit dem Motor verbunden. Diese Lösung hat sich als besonders preisgünstig und für meine Zwecke ausreichend präzise erwiesen. Man sollte hierbei auf einen passenden Schrittmotor + Treiber achten, um das notwendige Übersetzungsverhältnis zu realisieren. Es gibt einige Forenbeiträge, die dieses Thema behandeln.


    Die Halterung für den Schrittmotor und die Adapter zwischen Kamera und Teleskop habe ich mir von einem Freund mit Hilfe eines 3D Druckers anfertigen lassen. Besonders bei den Adaptern kann man hier viel einsparen. Natürlich ist die Stabilität eines Kunststoffadapters nicht so hoch wie die Stabilität eines Adapters aus Aluminium. Bei meiner Kamera konnte ich bis jetzt aber keine nennenswerten Nachteile feststellen.


    Fast die Gesamte Ausrüstung habe im Laufe eines Jahres <u>gebraucht</u> über verschiedenste Portale und Foren erworben.
    - Teleskop Omegon Advanced N 152/750 + OAZ: 120€
    - Montierung NQE5 inklusive Polsucher: 190€
    - Alle 3 Okulare: ~150€
    - Schrittmotor + Ansteuerung + Akku: ~35€
    - Canon 600D: 140€
    - Kosten für den Druck: ~10€
    - LED Sucher: ~15€


    Insgesamt habe ich damit ungefähr 660€ für meine gesamte Ausrüstung ausgegeben. Jedoch sollte man berücksichtigen, dass ich für einige Dinge auch mal mehrere Monate gewartet habe um ein passendes Angebot zu finden und man bei gebrauchter Ausrüstung natürlich immer mit einem kleinen Qualitätsverlust rechnen muss. Dennoch hoffe ich mit meinem Beitrag zeigen zu können, dass die ersten Schritte auch mit geringeren finanziellen Investitionen möglich sind, wenn man bereit ist etwas Zeit zu investieren [;)]. Damit das Ganze hier nicht nur Gelaber bleibt, nun noch zwei Fotos von meiner ersten Beobachtungsnacht mit der genannten Ausrüstung (gestackt mit DSS, bearbeitet mit Fitswork) Über Tipps und Anregungen würde ich mich Freuen!




    Beste Grüße und Clear Skies!
    Samuel

  • Hi Samuel


    geglückter Einstieg würde ich sagen.
    Jetzt noch mehr Belichtungszeit und dann wird das. Bei M51 stimmt der Fokus nicht so ganz. Weiter üben!


    Beim zweiten Foto werden die Sterne schon leicht eierig. Auf die Polausrichtung achten. Und probiere ruhig mal ISO 1600 und entsprechend mehr Einzelframes (200-300?).


    CS


    Frank

  • Hi Samuel,
    ich gratuliere dir zu deinen ersten Bildern. Sehr schön geworden, wenn du etwas mehr Zeit in die Scharfstellerei verwendest werden die Ergebnisse noch besser.
    Aber nicht die Perfektion zählt, sondern die Freude an den gewonnenen Bildern. Toll auch insofern dass du keine Profiausrüstung hast. Es geht auch so [:D][:D]

  • Danke für euer Feedback,
    scharfstellen mache ich momentan noch über den Liveview der Kamera. Will mir demnächst eine Bahtinov-Maske anfertigen, damit sollte es hoffentlich etwas leichter gehen.
    Bei der Polausrichtung habe ich sicher noch viel Potential [:D], da hilft wirklich nur üben.

  • Du wirst sehen. Es wird jedesmal besser.
    Rückschritt gibt es auch aber die Lernkurve steigt.


    CS


    Frank

  • Du kannst dir auch eine einfache Scheinermaske selber bauen. Das ist einfach ein Deckel mit zwei Löchern vor dem Objektiv.
    Die Löcher sollten so weit wie möglich auseinander sein und etwa 1-2cm groß.
    Du kannst nun einen hellen Stern der mittig zentriert ist über LiveView und 10x Vergrößerung beginnen zu fokussieren. Du siehst zwei Lichtpunkte die sich, je genauer du an den Fokus rankommst, immer mehr annähern bis sie zu einem Punkt verschmelzen.
    So gehe ich vor und muss sagen das ich mit der Methode den Fokus (fast) immer treffe. Bei längeren Belichtungszeiten kann die
    Außentemperatur stark abnehmen, da ist es angesagt die Prozedur öfter zu wiederholen um den exakten Fokus zu gewährleisten.

  • Hallo Samuel,


    vielen Dank für deinen informativen und interessanten Beitrag.


    Darf ich fragen welchen Schrittmotor-Treiber du verwendest und ist der Geräuschpegel vom Schrittmotor (NEMA17) mit diesem Treiber laut oder leise?
    (Meine Kombination DRV8825 und NEMA-17 erzeugt leider zu laute Geräusche (stört halt auf dem Balkon an meiner Barndoor Montierung).)


    Das Scharfstellen mit meiner Sony DSLR-A300 im Live View ist leider nur schlecht möglich, da es hier keinen "online" Zoom gibt. Ich tendiere auch deswegen immer mehr dazu auf Canon umzusteigen. Welche Canon würdest du aus heutiger Sicht nehmen?


    Weiterhin noch viel Spaß beim Hobby und einen klaren Nachthimmel.


    Albert

  • Danke für den Tipp Hanswerner ,das mit der Scheinermaske wäre natürlich auch eine einfache Möglichkeit. Die Maske werde ich mir wieder mit dem 3D Drucker anfertigen lassen, also spielt es eigentlich keine Rolle, ob ich mir jetzt eine einfache Scheinermaske oder eine Bathinov mit der etwas komplizierteren Geometrie drucke. Habt ihr Erfahrungen, welche von den beiden Methoden genauer ist?


    Als Treiber benutze ich den A4988, habe aber keinen Vergleich zu anderen Treibern. Ich habe mal mit einer einfachen App die Lautstärke im 1/16 Mikroschrittbetrieb gemessen. Komme da auf ca. 50dB (Abstand ~5cm zum Motor). Die Genauigeit von der App scheint aber so naja zu sein. Wenn ich mich so 5-6m von der Montierung entferne kann man kaum noch was hören. Ich verwende übrigens einen Motor mit 0,9° Schrittwinkel.


    Verwendest du auch einen Arduino? Wenn ja, benutzt du Interrupts oder delays? Ich selber benutze delays, habe aber schon öfter gelesen, dass Interrupts genauer arbeiten.


    Gruß Samuel

  • Hallo Samuel,


    Danke für die Info zur Schrittmotor Thematik.


    Ich verwende einen (preisgünstigen) 1,8° pro Vollschritt (also 200 Vollschritte für eine 360° Drehung) NEMA-17 und steuere diesen mit 16 Mikroschritten am DRV8825 Treiber an. (Bei den maximal möglichen 32 Mikroschritten war es leider noch lauter.)
    Gemessen habe ich ca. 52 dBA in einem Meter Abstand. Also vermutlich nur etwas lauter als deine Kombination.


    Ich verwende auch einen Arduino, einen Nano.
    Da ich bei meinem gleichschenkeligen Barndoor mit M8-Gewinde den Ausgleich der Winkelgeschwindigkeit
    (mittels minutengenauer Sinuskorrekturtabelle für 3 Stunden Laufzeit) bewerkstellige und noch Start/Stopp-Taste und Endanschlagsensor bediene, habe ich der Einfachheit halber auf Interruptverarbeitung umgestellt.


    Wenn du deinen Schrittmotor nur mit konstanter Geschwindigkeit laufen lässt, dann ist der Delay vollkommen ausreichend und genau genug und vorallem einfacher zu programmieren. (Der Interrupt bringt in diesem Fall keinen Genauigkeitsgewinn.)
    Ausnahme wäre bei der Verwendung einer zusätzlichen temperaturkompensierten Realtime-Clock die Taktung eines selber definierten "Delay" per Interrupt.


    Albert

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