„Verzweifelt“ 550D-Nachfolge gesucht

  • Hallo zusammen,
    bevor ich inhaltlich loslege, kurze Info zu mir, da das mein erster Beitrag in diesem Forum ist. Ich heiße Florian, bin 36 Jahre alt und lebe zur Zeit in Hamburg. Ich fotografiere schon immer gerne und gefühlt leider immer etwas zu selten.


    Seit ca. 10 Jahren bin ich nun mit meiner Canon 550D unterwegs. Seit einigen Monaten beschäftige ich mich nun auch begeistert mit der Astrophotographie und habe erste Ausflüge unternommen.


    Seit Sommer 2019 kam der Wunsch in mir auf, meine Ausstattung zu verbessern. Ich will mich sowohl hinsichtlich normaler Tagphotographie (Landschaft, Reisen, Menschen) als auch hinsichtlich Astrophotographie im Equipment verbessern, was mir von der 550D kommend als machbar erscheint. Achso: ich nutze die Kamera nicht an einem Teleskop, das kommt vielleicht mal in ein paar Jahren und wäre ein anderes Thema.


    Ich las also im Sommer 2019 von der Canon 90D und wartete den Release ab, da ich anfangs dachte, dass das genau mein Upgrade sein wird. Im Vergleich zur 550D eine Liga höher (von der Canon 100er- in die 10er-Reihe) und etliche Generationen weiterentwickelt. Die 90D schien mir eigentlich gut zu passen, ENDLICH ein Schwenkdisplay für mich, was ich für die Astrophotographie dringend brauche, aber auch generell deutlich weiter als die 550D. Gut, GPS hätte ich mir noch gewünscht, der Umweg mit dem Handy wäre aber akzeptabel für mich.


    Dann habe ich mich mit den ersten 90D-Testberichten befasst, las etwas über das Rauschverhalten, kam bei den Recherchen auf das Thema Pixelpitch usw. und fing zu zweifeln an, ob das wirklich das richtige Upgrade für mich für Tag UND Nacht ist. Kurzum habe ich mich weiter umgeschaut. Vollformat kam in meinen Fokus, was meine Möglichkeiten bei der Tagphotographie erweitern würde, aber auch im Rauschverhalten für die Astrophotographie eine Verbesserung wäre. Natürlich kam auch die 6D Mk I in den Fokus. Die wäre aber ohne Schwenkdisplay keine Option mehr für mich. Die 6D Mk II steht dagegen gerade hoch im Kurs. Sicher auch nicht perfekt und für die reine Astrophotographie vielleicht der 6D Mk I unterlegen. Aber von der 550D kommend allemal eine große Steigerung, der Pixelpitch ist vermunoch erträglich und besser als bei der 550D, plus Schwenkdisplay und sogar mit GPS (nur nice to have, ich weiß).


    Nachteil: ich muss komplett auf Großformat umstellen, was recht teuer wird, da meine bisherigen Objektive nicht mehr passen. Ich wäre aber bereit dazu. Auf der anderen Seite ärgere ich mich vielleicht in 5 Jahren, wenn ich es nicht gleich jetzt gemacht hätte und dann erst auf Vollformat umsteige. Im Sinne von: wenn ich jetzt schon upgrade, dann gleich richtig.


    Da ein Umstieg auf Vollformat bei mir quasi einem Systemwechsel gleichkommt, könnte ich nun natürlich auch zu Nikon, Sony etc. umschwenken. Ich verschließe mich dem nicht ganz, kenne mich aber wenig mit den richtigen Alternativen bei diesen Herstellern aus. Spiegellos ist definitiv keine Option für mich, ich will das reale Bild im Sucher und das Spiegelgeräusch beim Auslösen. :)


    (Astro-Mod kommt aktuell nicht in Frage, ich suche erst mal eine neue Kamera für Tag und Nacht für mich. Eine Astro-Mod-Kamera wäre für mich eine Zweitkamera.)


    So, jetzt halt ich mal die Klappe und warte, ob ihr mir euren Senf dazu gebt. Ich wäre wirklich dankbar für eure Meinung. Was denkt ihr über die Modelle in Anbetracht meiner Ausgangslage (550D), was sollte ich mir genauer anschauen, wie denkt ihr über das Upgrade von 550D auf 6D Mk II, gibt es sonstige Themen oder Tipps, die ich dringend in Betracht ziehen sollte?


    Ich bin tatsächlich derzeit etwas verzweifelt, welche Richtung in nehmen soll. Was wäre denn eine Alternative für die 6D Mk II? Für die spricht u.a. übrigens auch der aktuell günstige Bodypreis von 1200€ (ja, die Objektive sind das teure).


    Danke für eure Kommentare im Voraus und beste Grüße,
    Florian


    PS: Eben noch mal nachgeschaut bzgl. Pixelpitch:
    6D Mk I = 6,5 µm
    6D Mk II = 5,7 µm
    550D = 4,3 µm

  • Servus Florian, willkommen im Forum!



    Auf Großformat umstellen würd ich nicht..[;)]


    Warum siehst Du Dir nicht mal die <b>EOS77/800D</b>-Geschwister an?
    Baugleich,nur die Bedienung ist unterschiedlich, könntest Deine Objektive behalten..


    GPS wär zumindest mit dem <b>Canon GP-E2</b> möglich...
    Ob's mit dem Handy klappt[?] Wohl nicht...



    Liebe Grüße
    Alfred

  • Hallo Alfred,


    vielen Dank schon mal, dass du dich als erster hier geregt hast. :) Die beiden von dir genannten Modelle wären sicher eine Weiterentwicklung meiner Möglichkeiten von der 550D kommend, aber dieser Schritt erscheint mir zu klein. Zugegeben, die 100er/10er Reihe bei Canon hätte den Vorteil der Weiternutzung meiner Objektive. Daher war mein erster Blick auch die 90D. Der Sensor ist mit der hohen MP-Zahl jetzt auch nicht unbedingt schlecht für die Tagphotographie, dafür wäre das Modell vielleicht wirklich die beste Wahl für mich. Aber für die Astrophotographie habe ich dann bzgl. Rauschverhalten und kleinem Pixelpitch meine Bedenken. Du empfiehlst explizit die 77D oder 800D. Spricht deiner Meinung nach etwas gegen die 80D oder kennst du die beiden von dir genannten Kameras einfach gut und hast gute Erfahrungen damit gemacht?


    Wieso rätst du mir von Vollformat so grundsätzlich ab? Wegen der Kosten oder hast du Erfahrungen gemacht oder was spricht sonst technisch aus deiner Sicht dagegen? Ich will nur etwas abwägen können, welche Beweggründe hinter deiner Empfehlung stehen - ich möchte deinen guten Willen sicher nicht anzweifeln. Genau deswegen wende ich mich ja auch an dieses Forum, weil man manchmal vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.


    Viele Grüße,
    Flo

  • Servus Florian,


    als Nikonianer hab ich keine Erfahrungen mit (digitalen) EOS-Kameras...



    Warum empfehle ich nicht die 80D?
    Ganz einfach, abgesehen vom höheren Preis ist die 80D 1Jahr älter und bietet (meiner Ansicht) keine großen Vorteile im Astrobereich gegenüber den genannten Schwestern...



    In der Bildqualität nehmen sich die beiden nicht viel - wenn überhaupt...


    https://www.dpreview.com/reviews/canon-eos-80d-review/11



    Ich rate Dir vom Vollformat gar nicht ab, nur vom Großformat![;)]
    Persönlich arbeite ich mit Voll- bzw. Halbformatsensor (FX bzw. DX), z.B. Vollmond, Sonnenflecken am C8 mit FX, Plejaden, Komet am kurzbrennweitigen APO mit DX…


    Kommt immer drauf an was Du machen willst..



    Liebe Grüße
    Alfred

  • Moin,


    in den Chor möchte ich einstimmen (ok, Alfred aka Adlerauge ist erst ein "Ein-Mann-Chor", aber nun wären wir ja zwei, also doch ein Chor [:D]). Ich hatte die 800er als Astroumbau, wollte aber auf Vollformat, weil meine Optiken das hergeben, also wurde es die alte 6D und sofortiger astro-Umbau. Zur Finanzierung veräußerte ich die 800Da. War ein Fehler, hätte lieber nen Monat länger "Spaghetti-Diät" machen sollen, die 800er wäre hi und da die bessere Kamerawahl (qua Pixelgröße, die 6D ist mit dem Hypergraph 150F2,8 eher undersampled. Aber sie hat halt Feld!). Nunja, sie ist ja noch im Verein [8D]


    Ein Nachteil haftet ihr aber leider an: sie kann keine rote Menüdarstellung im Display. Rot ist für Nachtbetrieb einfach besser, Stichwort Dunkeladaption. Ansonsten kann ich sie nur empfehlen, habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht.


    Ihr günstigstes Verhältnis aus Rauschen vs Empfindlichkeit (iso = Verstärkung) entsteht bei nur 200iso, während bei anderen Kams Werte von 800 bis 1600iso üblich sind. Warum? Weil der A/D-Wandler so rauscharm ist, daß man das analoge Sensorsignal nicht mehr so hoch verstärken kann, bis man den Grundrauschpegel des A/D-Wandlers erreicht hat. Dafür erhält man einen großen Dynamikumfang, den die "höher-iso-Kameras" aus der Epoche nicht erreichen.


    Heute macht ja das Schlagwort "Iso-Invarianz" die Runde.... hmm, habe da noch keinen Erfahrungswert dazu, traue dem Frieden also nicht so wirklich.


    Grüße und Clear Skies!
    Okke

  • Hi Florian,


    ich habe noch nicht verstanden, was Dir an Deiner alten Kamera missfällt. Erhoffst Du Dir bessere Fotos von neuem Equipment? Dann ist eine neue Kamera vielleicht nicht der richtige Weg, sondern eine umfassende Analyse: Kamera, Objektive, eigene fotografische Fähigkeiten, Fähigkeiten in der Bildbearbeitung.


    Zur Kamera, da fange ich mal bewusst übertrieben provokativ an: Warum weiterhin auf das tote Pferd Spiegelreflexkamera setzen? Das Bauteil Spiegel ist mittlerweise überflüssig geworden. Also würde ich (und habe ich auch) generell auf ein spiegelloses System setzen. Dann würde ich mir überlegen, welche Sensorgröße brauche ich. Wozu Vollformat? Sicher, für manche (aber nicht alle) Astrozwecke perfekt, aber für Deine Alltagsfotografien absolut überflüssig und mit einigen Nachteilen behaftet: Teure, große und schwere Objektive, großer und schwerer Body.


    Rein fotografisch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die technischen Daten der Kamera eher unwichtig sind in der Praxis. ISO Rauschen, Pixelgröße - ab einem gewissen Niveau unwichtig für Tagfotografie. Wichtig ist: Beherrscht man die Kamera, kann man sie schnell und intuitiv bedienen. Auflösung: Das meiste spielt sich bis A3 Format auf großen Bildschirmen ab, da ist die Auflösung selbst im mft Bereich vollkommen ausreichend. Oder beabsichtigst Du, richtig große Ausdrucke zu produzieren?


    Was hast Du für Objektive: Sind das relativ "billige", eher schlechte Objektive, Kit Objektive? Dann lieber keine Rücksicht darauf nehmen, alles verkaufen und neu anfangen mit weniger und dafür sehr guten Objektiven. Hast Du bereits gute Objektive, kannst Du ja in der Nikon Welt bleiben, wobei ich ganz privat der Meinung bin, dass Panasonic, Olympus und Sony derzeit die Nase vorn haben. In dem Bereich würde ich mich an Deiner Stelle umschauen. Panasonic und Olympus haben exzellente Objektive für Ihr mft Format im Angebot.


    Mein finaler Tipp: Geh in ein gut sortiertes Fotofachgeschäft und teste ein paar Kameras ausgiebig.



    Grüße
    Andreas

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Flow</i>
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    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">





    Hallo Florian,



    als Berufsfotograf erlebe ich diese Diskussion in meinen Workshops sehr, sehr, sehr oft.


    Die Fotografinnen und Fotografen sind verunsichert von der Produktvielfalt, es wird immer mehr über Technikkram geredet, weil der sich so schön untereinander vergleichen lässt.
    Scheinbar.


    Die Werbeindustrie der angeschlagenen Kamerabranche schlägt in dieselbe Kerbe und sagt dem empfangsbereiten "Bald-wieder"-Kunden, was er jetzt wieder haben muss, um die allerbesten Bilder zu machen.
    Performance für die optimal Selbstverwirklichung in nie dagewesenem Ausmaß.
    Alles Blödsinn.


    Wenn ich sogenannte Fachartikel und Testberichte lese, werde ich sauer, weil ich denke: "Wie kann man den Kunden nur so veräppeln?"
    Es wird mit Miniunterschieden zwischen den Modellen geworben, die in der Praxis absolut keine Rolle spielen und aus dem Labor stammen. 4K, 5K, 6K, 8K bla bla, und dann am besten noch spiegellos, weil das die Gewinne maximiert (weniger Technik für mehr Geld, eine super Idee!) und sonst eigentlich keine Vorteile hat, im Gegenteil, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Davon auf Anfrage mehr.


    Dieses ganzes Technik-Gefasel geht meilenweit am Thema vorbei und ist meiner Meinung nach eine Fehlentwicklung.
    Kein Schreiner redet ständig über die Motordrehzahl-Abstufung seiner Stichsäge und die Lichtfarbe der Schnittfeld-Beleuchtungs-LED, nein, wenn überhaupt, redet er über das, was er damit macht. Es zählt das Ergebnis.
    Genauso reden richtige Fotografen über Bilder, und nicht über Kameras.


    Letzten Endes zählt nur eines:
    DEINE Sichtweise auf die Dinge, Menschen etc. und als direktes Ergebnis davon: DEIN Bild.
    Deine Kamera ist NUR ein Werkzeug.
    Nicht anderes.


    Du wirst über kurz oder lang NIE an die Limits irgendwelcher Kamerasysteme stoßen, es sei denn, Du planst Ausstellungen mit großformatigen Prints.
    Das kommt beim Hobbyfotografen/Privatanwender aber so gut wie nie vor (auch wenn sich viele so ausrüsten, als hätten sie ständig große Ausstellungen) und sollte kein Kriterium für den Umstieg auf Vollformat sein.
    Du kaufst Dir ja auch keinen Sprinter, nur weil Du vielleicht in 5 Jahren mal neue Möbel haben willst.
    Um Bilder für den Bildschirm oder irgendwelche Foren zu machen, reicht die 550D voll aus.


    Der Umstieg auf Vollformat wird begleitet sein von einer ganzen Reihe von Unbequemlichkeiten.
    Darüber wird aber nie gesprochen, weil Vollformat per se immer toller ist als APS-C. *Werbesprechgähn*


    Offenblendige Objektive werden Dich fordern, Du wirst am Anfang viel Ausschuss haben, weil Vollformat eine andere Fotografiedisziplin erfordert, und zwar hinter und auch VOR der Kamera.
    Die deutlich geringere Schärfentiefe fordert ihren Tribut.


    Du wirst in andere Linsen investieren müssen, die richtig Geld kosten MÜSSEN, um gut zu performen.
    Alles andere ist eine Illusion, Punkt.
    Ich habe mit Sigma (ART) nur schlechte Erfahrungen gemacht (die Testberichte sind natürlich wie zu erwarten alle SUPER, klar...) und Stunden im Studio verbracht, um den Autofokus zu justieren und letztlich die Linsen zurückzugeben, weil es nicht verlässlich funktionierte. Die Stunden zahlte mir niemand.
    In meinem Fotorucksack befinden sich daher nur noch Originallinsen vom Kamerahersteller.
    Zentrale Wartung an zentraler Stelle aus einer Hand, ein Muss für Berufsfotografen, und sehr bequem für alle anderen.


    Mein Tipp:
    Bleib bei APS-C. Bleib bei DSLR (kostengünstig, energiesparend, realitätsnah, es gibt nicht Besseres, wenn man es nüchtern betrachtet)
    Nimm irgendwas mit Schwenkdisplay wegen Astrofotografie und keiner übertrieben hohen Pixelzahl.
    Und dann mache bitte einfach BILDER.
    Fertig.



    Viele Grüße
    Thomas

  • Thomas,
    und gerade für Astrofotografie reicht oft eine gebrauchte.


    Kriterien für gebrauchte:
    Alter
    Anzahl Auslösungen (wie der Kilometerzähler im Auto)
    allg. Zustand
    Zubehör (Akkus, Objektive, Filter etc.)
    astromodifiziert oder noch nicht?

  • Hallo Flo,


    mein Tipp: lass die 550D für Astro modifizieren und schaff Dir für Tageslicht eine schöne Mittelklasse-APS-C Kamera an. Astro und Tageslicht mit einer Kamera ist immer ein fauler Kompromiss. Und bis Du die 550Da ausgereizt hast, dauert es bei unserem mitteleuropäischen Mistwetter sicher ein paar Jahre. Dann wechselst Du auf eine richtige Astro-Kamera.


    Und das was Thomas geschrieben hat, kann ich zu 100% unterschreiben.
    Merke: ein gutes Foto besteht zu 40% aus einem guten Motiv und zu 40% aus dem Können des Fotografen. Die verwendete Technik macht nur 20% aus.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Thomas


    eine sehr schöne und glasklare Antwort auf die gestellten Fragen nicht nur an Florian.
    Da steht alles drin was man so im "will haben und brauch ich auch"
    Fieber aus dem "Hirnkasterl" schiebt. (weil:...ich gehöre auch dazu!)


    Zur Antwort von Markus: Ich glaub die 550D hat noch kein Schwenkdisplay.
    Da würde ich eher die als Standardfoto behalten und für Astro eine schon
    modifizierte mit der vollen Garantie bei einem Astrohändler ordern.


    Viele Grüße
    Marwin

  • (==&gt;)Thomas:

    Vielen Dank für deine klaren Worte!


    Auch ich gehöre zu den Hobbyfotografen, die im Lauf der Jahrzehnte viel mehr Zeugs angeschafft haben als sie zum Erreichen guter Bildergebnisse benötigen. Die Folge ist, man benutzt die einzelnen Komponenten nicht oft genug, um sie blind zu beherrschen. Dadurch geht ein erheblicher Teil der Zeit für nicht-kreative Tätigkeiten drauf, bis hin zu verpassten Aufnahmen, weil ich mal wieder eine Kamera-Einstellung erst in den Untermenüs suchen muss.


    Bei unbeweglichen Motiven kann ich in Punkto Bildergebnis mit meinem aktuellen Zeugs gegenüber meiner ersten SLR-Kamera von 1977 (Quelle Revue 2002) keine entscheidenden Verbesserungen sehen, die durch neueste Kameratechnik ermöglicht werden. Für Abzüge bis 30x45cm genügte die Auflösung völlig. Besser geworden ist heute die Bildentwicklung, die nun komplett im Computer stattfindet und ganz andere Möglichkeiten bietet. Damals hatte ich nur unser Schul-Fotolabor, und Farbfoto-Bearbeitung war nicht möglich. Bei den heutigen vollelektronischen Kameras hilft die Technik vor allem bei dynamischen Motiven, die Ausschussrate zu verringern, und für dich als Profi zählt bestimmt auch, dass eine Kontrolle unmittelbar nach der Aufnahme möglich ist und die höhere Auflösung mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung nach Kundenwunsch ermöglicht.


    Wenn Du Workshops organisierst, würde ich bei den Ankündigungen die potenziellen Teilnehmer schon darauf hinweisen, dass es primär nicht um Technik-Talk geht, sondern ums Fotografieren. Interessant ist für mich, dass dieses Problem wohl eher bei unseren Geschlechtsgenossen auftritt[:I]. Nach meiner Beobachtung sind die meisten Frauen beim Umgang mit Technik viel stärker ergebnisorientiert[^]. Wirkungsvoll unterbinden ließe sich das Technik-Gequatsche wohl nur, wenn alle Teilnehmer die gleiche Kamera zur Verfügung gestellt bekämen.



    (==&gt;)Florian:


    Aktuell erhältliche DSLR-Kameras sind nicht für Astrofotografie optimiert und deshalb immer ein Kompromiss. Dieser Nachteil wird meiner Meinung nach bei den neueren Kameratypen nicht geringer.


    Ohne Astro-Umbau sind die Kameras nahezu blind für H-alpha. Selbst mit Umbau erreicht weniger als 50% des Lichts die Pixel, der Rest bleibt im Bayerfilter hängen. Daran ändern neuere Kameratypen nichts.


    Falls ich mir mal eine Astrokamera zulege, dann nur mit genug Lichtempfindlichkeit für H-alpha. Statt Klappdisplay wäre mir eine gute Live-Vorschau auf dem Laptop lieber. Ich wäre also eher ein Kandidat für eine spezielle Astrokamera. Derzeit ist mir allerdings visuelle Astronomie (noch?) lieber.


    Das Ausleserauschen der Bildsensoren selbst ist mittlerweile so niedrig, dass bei den Top-Kameras schon rein physikalisch keine entscheidenden Verbesserungen mehr möglich sind. Die Qualität von Astro-Aufnahmen ist deshalb unter typischen Bedingungen vor allem durch das Quantenrauschen der Himmelsaufhellung begrenzt.


    Andere Bildsensor-Technologien als Silizium-CMOS sind für hoch auflösende Kameras nicht verfügbar und für Massenproduktion derzeit vollkommen unrealistisch. Auch die würden vor allem den Spektralbereich erweitern. Viel mehr als 85-90% Quantenausbeute und viel weniger als ca. 1 Elektron Ausleserauschen (von Spezialkameras praktisch erreichte Top-Werte bei Si-CMOS) geht halt nicht.


    Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Pixelzahl immer höher und ihre Größe immer kleiner wird. Irgendeine Zahl im Datenblatt muss sich schließlich gegenüber dem Vorläufermodell verbessern, um Verkaufsargumente zu haben. Dass diese Schärfe irgendwann nur noch mit aufwändiger Spitzenoptik und mit Bildstabilisator oder Stativ erreichbar ist, hilft wiederum als Verkaufsargument für immer teurere Objektive. Sichtbar bessere Bilder bei üblichen Darstellungsgrößen auf gängigen Anzeigemedien erreicht man damit nicht, und die Lichtempfindlichkeit kann man mit mehr Pixeln auch nicht steigern.


    Auch von mir der Rat: Überlege genau, was Du erwartest, wähle eine Kamera, die das im Prinzip leisten kann, und arbeite dich dann so gut ein, dass Du sie optimal nutzen kannst.
    Die beste Steigerung der Ergebnisse könntest Du vermutlich erreichen, wenn Du aus Hamburg raus aufs Land ziehst und dort eine Sternwarte einrichtest, damit Du dein Equipment immer aufgebaut und einsatzbereit halten kannst.


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Spica 44</i>
    <br />Hallo Thomas


    eine sehr schöne und glasklare Antwort auf die gestellten Fragen nicht nur an Florian.
    Da steht alles drin was man so im "will haben und brauch ich auch"
    Fieber aus dem "Hirnkasterl" schiebt. (weil:...ich gehöre auch dazu!)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    *hihihihihihihi*
    Ich bin keinesfalls gefeit vor dem "will haben und brauch ich auch"! [:D]
    Etwas haben zu wollen, sich auf etwas zu freuen (im Idealfall wie ein Kind!), mit dem man was anfangen kann, ich finde das sehr wichtig.
    Aber manchmal tut man dann dumme Dinge, die in der Fotografie vierckiges Geld kosten, und davor will ich Florian bewahren, wenn ich das kann. ;)
    (Muss ja niemand wissen, dass ich mir aus Lust an der Freude einen 150/1200er Planeten- und Mondnewton gekauft habe...wir sind ja hier unter uns...)


    Viele Grüße
    Thomas

  • Hi Florian,


    ich würde die Ausrüstung wie immer trennen - statt Beobachtung/Astrofotografie eben Fotografie tagsüber/Astrofotografie. 'Tagsüber' lassen wir mal aus. Ist ein viel zu weites Feld, das nie unter einen Hut zu bringen ist.
    Für "Astro" ist aber fast alles, das einem als sagenhaftes Feature vertickt wird nutzlos oder gar störend.
    Nützlich ist eigentlich nur:
    - Schwenkdisplay. Falls man kein Tablet mitnehmen möchte [mal gegenprüfen inwiefern sich die 550d tethern lässt]. Man muss sich nicht verbiegen und die Fokussiererei ist neben dem Einnorden ja quasi die Hauptarbeit. Da darf man nicht patzen.
    - Astromod. Meistens werden es ja doch keine Kugelsternhäufen, sondern Konstellationen und Nebel. Orion mit mod und 50mm an 600da ist ab 30 Minuten "ok", undmodifiziert brauchte ich für "ok" etwa 4h und deutlich mehr Nacharbeit. (Soll nicht zu 30min Gesamtbelichtung anregen, ich dachte nur, ich brauch keine Taukappenheizung...)


    An deiner Stelle würde ich die 550d umbauen, falls die Tagsüber ausgereizt ist und Du dir den Umbau selbst zutraust. Umbauen lassen finde ich mittlerweile relativ teuer. Falls die Tagsüber aber noch taugt, würde ich mir eine umgebaute gebrauchte 600D holen.
    Es gibt natürlich auch noch andere Möglichkeiten:
    - modifizierte 6D, gebraucht. Bodypreise sind verlockend, aber die Anforderungen an die Optiken wesentlich höher. Spasseshalber ein billiges 50/1.8 Plastikei oder gar alte M42 sind am Nachthimmel spassfrei, man muss die auf APS-C oder gar 4/3 runtercroppen. kb möchte da wenn es günstig sein soll zumindest Samyang oder Mittelformatoptiken.
    - dedizierte Astrokamera. Braucht halt immer ein Laptop (teurere Standalonelösungen mal ausgenommen) und da man die dann doch gern gekühlt hätte auch noch eine externe Stromversorgung. Und die Sensorfläche bzw. das erreichbare Feld ist gg. einer DSLR/M bei gleichem Preis deutlich kleiner.


    Bzgl. Feld: Was ist außer der 550d eigentlich vorhanden und was interessiert dich an Motiven am meisten?


    cs
    Jürgen

  • Ok Jungs, sehr cool! Sehr umfassend und sehr unterschiedlich. Ich hatte es auch durchaus erwartet, dass es nicht DIE Antwort auf meine Fragen geben würde. Zunächst einen wirklich herzlichen Dank für die rege Beteiligung an diesem Thema, das weiß ich echt zu schätzen. Ob ich schlauer geworden bin? Wer weiß... das liegt aber nicht an euren Antworten und Meinungen, wahrscheinlich eher an meiner Ausgangsfrage.


    Vielleicht versuche ich einfach noch mal näher zu erläutern, woher ich komme und was ich von neuem Equipment erwarte.


    Natürlich werden sich keine schöneren oder besseren Bilder mit einer 90D oder 6D oder sonstwas schießen! Ich bin kein Profi aber auch kein totaler Anfänger und ich weiß, dass der Löwenanteil an mir liegt und nicht an der Technik. Und ich beherrsche meine Canon 550er meiner Ansicht nach schon recht gut. Aber ich bin Ingenieur, von Natur aus technikverliebt und ja, durchaus habe ich lieber etwas mehr als zu wenig Ausstattung. Überspitzt formuliert getreu dem Motto „haben ist besser als brauchen“. Und ja, einige von euch werden nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen „soll er doch auf Vollformat wechseln und unglücklich werden“. Ich will in mein Hobby investieren, weil ich mir sicher bin, dass es mich auch die nächsten 10+ Jahre mit Spaß begleiten wird.
    Aber ich will nicht falsch und doppelt investieren, also versetzt euch noch mal in meine Lage von Anfang an:
    550D als Einstieg vor ca. 10 Jahren, inzwischen erkannt, dass es mir Spaß macht, mir meine Tagbilder durchaus sehr gut gefallen. Astrophotographie ist mittlerweile auch sehr spannend geworden, sollte also bestenfalls auch noch reinpassen und klar, da ist sie wieder: die eierlegende Wollmichsau, die so mancher von uns sucht, die es aber nicht gibt.
    Für mich also die Frage:
    90D kaufen und meine Objektive qualitativ noch steigern (zu Kosten der Astrophotographie wg. dem hohen MP-Sensor, vor dem habe ich echt Bedenken!), oder doch auf Vollformat mit der 6D wechseln, dafür erheblich mehr Kosten auf sich nehmen (vor denen ich übrigens durchaus auch Bedenken habe)? Oder gar weiter warten, was da noch so von den Herstellern kommt (wohl kaum, weil ich schon verstanden habe, dass Megapixel keine Hilfe sind, aber sicher kommen werden)? Wenn ich meine Nutzung gewichten müsste, würde ich sagen 70% Tag- und 30% Nachtphotographie - wahrscheinlich sogar noch deutlicher Richtung Tag.


    Und abschließend weil der Punkt noch mal aufkam: Spiegel und optischer Sucher sind Pflicht für mich, ich bin einfach ein „klassischer Klappermann“, ich will das so und nicht anders. Schwenkdisplay ist inzwischen auch Pflichtmerkmal meiner nächsten Kamera. :)


    Ist mein 90D vs. 6D MkII zu engstirnig, bin ich schief gewickelt, vergesse ich ein Spiegelmodell (womöglich der Konkurrenz, die nicht kenne?), oder ist das für euch eine klare Entscheidung?


    Oder ist die Wahl tatsächlich so schwierig - generell und/oder von da wo ich herkomme und wo ich hin will?


    Oder kann ich eigentlich doch gar nichts verkehrt machen? Ich meine da wo ich herkomme, von der 550D...? :)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Thomas_Stelzmann</i>
    (Muss ja niemand wissen, dass ich mir aus Lust an der Freude einen 150/1200er Planeten- und Mondnewton gekauft habe...wir sind ja hier unter uns...)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Thomas,


    ja ja bist halt genauso bekloppt wie ich [8D] Bin auf Dein First Light gespannt. Wenn es wettertechnisch in diesem Leben noch was wird [:D]


    Ich freu mich jedenfalls auf unsere, wieder auflebenden, Beobachtungsabende in der Eifel. Oder dummes Zeuch reden und auf blöde Ideen kommen.


    Gruß
    Marcus

  • Hallo Florian,


    ich gebe jetzt mal meinen Senf als alter Canonista hinzu:
    Vorneweg, ich habe momentan im Einsatz die 60da, 2 6Da, eine 80d, eine 5dmkIV und eine EOS RP. Zu Deiner klaren Frage 90D oder 6d MkII,
    gibt es leider keine klare Antwort, es kommt halt drauf an.
    Bei der Tageslichtfotografie will ich inzwischen auf Vollformat nicht mehr verzichtet, bessere Freistellung und natürlichere Brennweitenverteilung sind für mich inzwischen ein muss.
    Nachts kommt es drauf an: Meine Lieblingskamera hier ist definitiv die 6Da, auch wenn ihr zugegebenermaßen altertümliches Handling (kein KLappdisplay, niedrige mac ISO zum EInstellen) schon nerven kann.
    In der Nachbearbeitung ist sie für mich aber der klare Favorit: wenig Rauschen, einfach zu handeln. IM Vergleich dazu rauscht die
    60da mehr, ist aber bei genügend Bildern ok.
    Die 80 D ist speziell, auf den ersten Blick rauscht sie mehr, das Rauschen ist aber sehr fein, die Dynamik absolut in Ordnung.
    Die EOS RP (gleicher Chip wie die 6D mark IV) ist besser als ihr Ruf, wenn man sie richtig bedient. Das heißt deutlich weiter nach "rechts" belichten, als mit der 550d, dann macht sie gute Bilder.
    Was soll ich Dir nun raten? Aus meiner Sicht, wenn Du dich wirklich weiterentwickeln willst, nimm die 6d Mark II, wenn Du Dich wirklich weiterentwickeln willst.
    Das ist aber natürlich nur meine Meinung!


    Viel Spaß beim Auswählen! ;)


    Viele Grüße


    Stefan


    P.S.: Wenn auch ein 80 D in Frage käme, meine stünde zum Verkauf...

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Flow</i>
    Oder kann ich eigentlich doch gar nichts verkehrt machen? Ich meine da wo ich herkomme, von der 550D...? :)
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Flo,
    in diesem Satz von dir, liegt in meinen Augen, die Wahrheit. Ganz ehrlich, die Kameras die du dir rausgesucht hast sind gut.
    Sorry, aber du kommst von einer 550D und die kennste inzwischen wahrscheinlich mit all ihre Zicken und Stärken , sonst hättest du das mit ihr nicht solange ausgehalten. ;)


    Jede halbwegs "moderne" Kamera ist da ein Quantensprung.
    Schau dir hier nur mal an, was eine 80 D im Vergleich zu einer 60D oder 550D an Quanteneffizienz hat. (40-&gt;54%) Das sind satte 25% mehr !
    https://ideiki.com/astro/EOS.aspx
    Für mich heißt das zum Beispiel, dass ich gut ne halbe Stunde (länger), nach Sonnenuntergang "kurzbelichtete" Aufnahmen machen kann, bevor das Rauschen "hoch" kommt. (im Vergleich zur 60er)


    Und grundsätzlich kämpf(t)en Viele(/Programme) mit den "neuen" Chips von Canon, mit den vielen "zwischen" Pixeln. Inzwischen hat sich das aber gelegt.


    Mein persönlicher Tip: kaufe nicht die neueste und nimm das "gesparte" Geld für eine "alte" Umgebaute.


    Z. Bsp. 80/77D + 600Da.


    Just my 2 cent.


    VG Ulf

  • Hallo Flo,


    aktuell verwende ich für „normale“ Foto- und Astrofotografie eine Canon EOS 60D von 2012, beides mit guten Ergebnissen, als Teleskop habe einen Lacerta 72/432 Apo Refraktor.
    Eine EOS 600D hat übrigens den gleichen Sensor wie eine 60D, ich glaube nicht, dass der Sensor der 550 D deutliche Unterschiede hat.


    Bei der Astrofotografie ist Rauschen mit 6D bis ISO 1250 kein Problem, eher das Photonenrauschen durch den leicht erhellten Himmel (Bortle zwischen 4-5). Bei guten Bedingungen kann ich max. 90 sec belichten, das Rauschen in den dunklen Bildbereichen des Lightframe ist dann etwas mehr als doppelt so hoch wie das BIAS Rauschen. Man sagt ja, dass bei dieser Schwelle eine längere Belichtung keinen Sinn mehr macht.


    In Fitswork kann man den Rauschwert (RMS) zwischen BIAS- und Lightframe sehr einfach ermitteln.


    Das Rauschen ist also kein Problem.


    Was mich natürlich stört, ist die Unempfindlichkeit für H#61537; Licht. Ich habe mich daher entschieden, für die „normale Fotografie“eine EOS 90 D zu kaufen und für die Astrofotografie meine 60D umbauen zu lassen.


    Viele Grüße
    Carsten

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