Lidlscope: Fragen bzgl. Sucher & Zenitspiegel

Hallo,

wenn der Zenitspiegel selber sauber ist, hast Du in der Tat nur eine Streulichtquelle geschaffen, die Du vorsichtig mit mattschwarzer Farbe wieder beseitigen kannst. Aufpassen, dass Du dabei nicht an den Spiegel kommst.

Der Sucher ... das Fadenkreuz ist normalerweise nicht aufgemalt (die Feldlinse ist ja nicht in der Fokalebene), sondern an einer Feldblende vor der ersten Linse (die Feldlinse heisst) befestigt. Das sind zwei duenne Draehte, die Du vielleicht uebersehen und abgebrochen hast. Die Stellen, wo sie an der Blende sassen, solltest Du noch sehen koennen. Du kannst da ein neues Fadenkreuz aus duennen Faeden einkleben, oder das Sucher halt ohne Fadenkreuz einsetzen. Einfach das Objekt mittig stellen und am Hauptrohr eine geringe Vergroesserung einsetzen.

Hallo,

das Fadenkreuz liegt unmittelbar vor dem Okular. Also vor der kleineren Linse, wo Du reinschaust.

Diese Linse wirkt wie eine Lupe, die das aus dem Unendlichen in den Fokus gebrachte reelle Abbild des Objekts, das das Objektiv erzeugt, vergroessert. Dazu wird das Bild in den Fokus des Okulares gebracht. Das geschieht genauso am Hauptrohr, wenn Du scharf stellst. Dieser Schaerfepunkt liegt typischerweise 1-2cm vor der Feldlinse des Okulars. Das die die Linse, die zum Objektiv zeigt.

Es kann sein, dass bei Deinem Sucher noch ein Prisma eingebaut ist, um ein aufrechtes und seitenrichtiges Abbild zu erzeugen. Einige Skyluxe hatten solche Sucher.

War das Fadenkreuz vor der Reinigungsaktion erkennbar? Falls nicht, kann es auch der Vorbesitzer entfernt oder bei unsachgemaesser Sonnenbeobachtung weggebrannt haben. An dieser Stelle - niemals ohne Sonnenfilter in die Sonne schauen, und Sucher immer abdecken. Es drohen Augenschaeden.

Hallo,

was noch sein kann, ist eine separate Fokussiermoeglichkeit des Suchers auf das Fadenkreuz. In dem Fall kann das Fadenkreuz einfach unscharf sein. Ich kann mich aber nicht mehr an sowas erinnern beim Lidlscope. Ist ja auch ein Weilchen her.

Inzwischen wurde das Teil ja durch "Produktpflege" erfolgreich heruntergewirtschaftet: Eine "Montierung", die ihren Namen nicht mehr verdient, ein billiger nichtachromatischer Sucher, schlechtere Okulare und ein hoeherer Kaufpreis lassen das neue Lidlscope (falls es das dieses Jahr ueberhaupt noch gibt) nicht mehr empfehlenswert erscheinen.

Hallo Unbekannter,

poste doch mal ein Foto vom zerlegten Sucher, vor allem vom Sucherokular, also dem "Linsenteil", das dem Auge zugewandt ist. Am besten von beiden Seiten.

Gruß und klaren Skyluxhimmel
Heiko

Hi Gerd,

das Fadenkreuz kann nicht auf der Linsenoberflaeche liegen, da die gemeinsame Fokalebene von Okular und Objektiv ja vor dem Okular liegt und das Fadenkreuz dort liegen muss, um zeitgleich mit dem Objekt im Fokus zu sein. Man koennte natuerlich ein Okular konstruieren, wo die Linsenflaeche im Fokus liegt. Das waere aber hoechst unpraktisch, da dann jedes Staubkorn, das sich dort ablagert, direkt sichtbar waere.

Lars - genau das ist es, diese vier Stellen. Plus zwei grosse Kerben zum Einschrauben.

Die Herausforderung ist, das neue Fadenkreuz so einzukleben, dass nichts und auch wirklich nichts uebersteht -- kein Faden, kein Klebstoff. Sonst zerreisst es das Fadenkreuz beim Einschrauben wieder. Das ist die Schule der Geduld ... [:D]

Faeden ... alles, was gesponnen ist (feines Naehgarn oder Sternzwirn, eigentlich passender Name) wird im Okular aussehen wie ein Tau, mit dem ein Ozeanriese an der Kaimauer befestigt wird. Ein wirklich feiner Faden kann aus Haaren bestehen (vorher waschen, sonst sieht man hinterher eine Karawane durchs Gesichtsfeld ziehen - okay, den Witz habe ich mir von einem Astrokumpel geklaut). Oder sehr duenner Metalldraht. Oder Dacronfaeden (normalerweise im Bogenschiesssport verwendet), deren einzelne Fasern ganz gut sein sollen.

Wenn es wirklich nicht funktioniert, gibt es noch die Alternative eines Dornes, der eingeklebt wird. Z.B. eine Zahnstocherspitze oder die Spitze einer Nadel. Dann kannst Du das Objekt der Begierde darauf einstellen.

Oh, das ist ja ein altes Vixen 6x30 in dieser kultigen Schwenkhalterung. Hmm. Schwarz. Ein Bresser von ca. 1987?

Ich habe schon sehr viele Fadenkreuze gebaut oder repariert. Frueher, als Schueler, konnte ich mir kein Fadenkreuzokular leisten. Aber die Aufnahmen mussten ja irgendwie nachgefuehrt werden. Nachdem der "Dorn" in die Hose ging (gut zum Aufsuchen fuern Sucher, aber nicht eindeutig genug, um einen Stern reproduzierbar an derselben Stelle zu halten), habe ich dann Haare genommen. Ich habe heute immer noch keine Glatze, sondern lange Haare (auch wenn ich inzwischen einen Autoguider verwende).

Meistens, wenn ich wieder einen Patienten mit Fadenkreuzrheuma reinbekomme, war es die Sonnen-Schmormethode, die dem alten Fadenkreuz den Garaus brachte. Speziell, wenn die Okularumgebung aus Plastik ist wie beim Meade 8x50-Sucher. Das verdampfende Plastik erzeugt dann noch eine Spezialverguetung auf den optischen Oberflaechen. Ich habe gerade so einen Sucher an meinem 14" Meade im Einsatz (und ja, das Missgeschick ist dem Vorbesitzer passiert). Mein Fadenkreuz ist aeusserst barock und schief. Es funktioniert, aber immer wenn ich durchschaue, denke ich es nochmal zu machen. Oder gleich den Skywatcher 9x50-Sucher einzusetzen, der inzwischen in der Warteposition liegt.

Ah, alles klar. Celestron hatte ja auch schwarze Vixens im Programm.

Ich hab genau so ein Teil in weiss, Vixenversion, auf einer Polaris 2000 . Also der spaeteren NewPolaris, aber noch mit dem geraden Polblock, wo sich bei unseren Breiten der Polsucher nicht verwenden liess.

Hi Lars,

Glueckwunsch zum gelungenen Fadenkreuz! Das ging ja schnell ... ich glaube, Du hast das Zeug zum Teleskopbastler. Chapeau!

Und dann mal viel Spass mit dem Fernrohr. Vom Mond ausgehend (weil einfach zu finden und lohnend fuer fast jedes Instrument), waren die naechsten Objekte derzeit die Plejaden (offener Sternhaufen) oder Orionnebel (Gasnebel, Sternentstehungsgebiet). Das Auffinden der Objekte, speziell der ersten, erfordert Geduld. Aber die hast Du ja, wie Du mit der schnellen Reparatur des Fadenkreuzes eindeutig zeigen konntest. [:)]

Das erste Mal Saturn wird wohl kaum ein Sternfreund vergessen. Ich hatte diesen Anblick 1983 mit einem 50/600er Refraktor. Dein Teleskop ist da leistungsstaerker.

Wermutstropfen: Saturn geht gerade in die Konjunktion, ist so fuer die naechsten Monate unsichtbar und kommt dann am Morgenhimmel wieder. Also eher was fuer das Fruehjahr oder den Sommer. Auch steht der Planet sehr tief, was ihn aufgrund der atmosphaerischen Effekte verschwimmen laesst. Aber 1983 war das auch nicht viel anders. Das Ringsystem ist auf jeden Fall drin.

Moin Namenloser!

Noch ein paar Anmerkungen zum FK in den genannten 6x30-Suchern:
Bei den meisten Modellen sind die FK sehr dick gehalten, so daß sich bei schlechter Sicht manchmal sogar der Stern oder das Objekt hinter dem fetten Balkenkreuz verstecken kann.
Zu der Sorte gehören leider auch die Skywatcher-, Celestron- und Vixen-Sucher - ich hab' genug davon gehabt im Laufe der Zeit, weil ich an meinen Teleskopen ausschließlich 6x30-Sucher verwende.
Ab und an findet man einen der alten Vixen-Sucher, die - komischerweise genau wie der Billigsucher des oben genannten - ein sehr feines FK besitzen.
Dicke FK entferne ich lieber aus meinen Suchern, denn oft stören sie mehr, als daß sie nutzen. Das FK der alten Lidl-Schopes ist dagegen so fein, daß man es sogar schnell mal übersehen kann. Mir ist es auch schon mal passiert, solche Fäden in der ersten Reinigungswut abzureißen.

Das erste Fotos oben zeigt schon, wo beim Lidl-Sucher das feine FK normalerweise sitzt. Vielleicht ist es schon beim Vorbesitzer abhanden gekommen oder tatsächlich beim Putzen weggewischt worden (dann wären aber sicher die Reste noch zu sehen gewesen).

Dises Lidl schien ja vorher schon einem "Bastler" gehört zu haben, wenn ich lese, daß sogar das Innere des Zenitspiegels zusätzlich geschwärzt war. Wahrscheinlich sieht auch der Suchertubus innen ähnlich aus. Das sind alles typische "Lidl-Pimpereien", die man mit diesem Teleskop zur Leistungsoptimierung gut anstellen konnte. Einige Astrokollegen hatten damals ganze Webpages voll mit Tips, genau dieses Teleskop in fast allen Teilen aufzubessern. Ich denke nur an die oft zu festsitzende Taukappe, das Gurkenlotto mit dem Objektiv oder das vignettierende Auszugsrohr, das dann abgesägt wird.

Wenn man bei Google "Lidl-Tuning" eingibt, kommen bestimmt noch so einige Tips. Schließlich ist die große Zeit dieses Lidl-Teleskopmodells gut 15 Jahre her. (Ich hatte damals gut ein Dutzend von den Dingern in Händen.)
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