Viele kurz- oder wenige lang-belichtete Frames?

  • Moin Moin!


    In einer der letzten Ausgaben von SuW schilderte ein Astrophysiker, der privat auch intensiv Astrofotografie betreibt, seine Philosophie bei Reihenaufnahmen. Danach arbeitet er mit extrem kurzen Belichtungszeiten (max. 2 sec) aber mit einer enorm hohen Anzahl von Frames im 3stelligen Bereich. Die gezeigten Beispiele einiger DeepSky-Objekte waren sehenswert. Er nannte auch die Vorteile, von denen mir nur der Verzicht auf Guiding bei ziemlich genauer Einnordung im Gedächtnis geblieben ist; das Heft ist auch leider schon woanders gelandet.
    Kann man wirklich auf minutenlange Belichtungen verzichten?
    Wenn nicht, warum?


    VG & CS
    Peter

    Sky-Watcher NEQ-3 Pro SynScan

    Sky-Watcher Evostar ED 80/600

    Sky-Watcher Skymax MC 127/1500

    Sky-Watcher SAM

    Canon 60D

    Canon 1000Da

    ZWO ASi 120 MC-S

    ZWO ASi 30F4

  • Hallo Peter,


    das steht und fällt mit dem Ausleserauschen der verwendeten Kamera.
    Grunsätzlich muss man die Einzelbelichtungen immer so lange machen, dass das Signal des Himmelshintergrunds größer ist als das Ausleserauschen der Kamera. Für die meisten (älteren) Astrokameras braucht man dazu etwas im Minutenbereich, mit EMCCDs 1-2 Sekunden. Die neueren ZWO- bzw. ASI-Modelle kommen aber auch ganz gut mit 5-10 Sekunden hin.


    Grüße, Carsten

  • Hallo Peter,


    ich habe vor ein paar Monaten die gleiche Frage im Forum gestellt und sehr detailliertes Feedback erhalten.
    Schau mal hier rein: http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=236018&whichpage=1


    Anfangs wollte ich mir einen Autoguider zulegen, habe das aber nie gemacht und fotografiere mittlerweile immer mit Belichtungszeiten im Bereich von 15-30 Sekunden (Canon EOS 200D). Bei exakter Einnordung über eine App (PolarScope Align) und Verwendung eines Koma-Korrektors kommen dann recht ordentliche Bilder zustande.


    Viele Grüße,
    Marco

  • Der Autor von SharpCap hat mal einen Vortrag zu diesem Thema gehalten (engl.), siehe


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    und hier


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    (hätte das auch in den anderen, alten Thread schreiben können aber da wird man ja gleich angemault.... :) )


    HBE

  • Kurz belichtete Aufnahmen werden in den nächsten jahren wichtig werden, um die Spuren der Satelliten ala Starlink & Co rauszurechen.


    Da ich nur mit Objektiven ftografiere, sind meine Belichtungszeiten abhängig tatsächlich von der Brennweite:


    15-50 mm: 10 bis 6 Minuten
    100 bis 200 mm: 4 bis 2 Minuten

    Gruß & cs

    Andreas


    Meade LXD55 10" f/4 | GSO Dobson 8" f/6 | TS PHOTOLINE 3" f/7 Apo | Fujinon 10x70 FMT-SX2 | Fujinon 16x70 FMT-SX | AstroTrac TT320X-AG | Canon EOS 1000Da / 600Dfs / 6D

  • Ich denke das sollte eher vom Öffnungsverhältnis als von der Brennweite abhängen, siehe oben verlinktes Video. Bei einem F/4 Tele sollte die Belichtung der einzelnen Framesdann eher länger sein als bei einem F/1.2 Weitwinkel, siehe z.B. die Tabelle im Video bei 50:24 Minuten.


    Nachführfehler sind natürlich eine andere Geschichte...


    CS
    HB

  • Carsten hat es schon erschöpfend ausgedrückt - die Belichtungszeit so lang halten, dass der Himmelshintergrund deutlich über dem Dunkelrauschen der Kamera liegt (Dunkelstrom + Ausleserauschen). Das kann aber bei H-alpha immer noch bei mehreren Minuten liegen. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist auch die Auslesezeit, vor allen Dingen bei klassischen CCD-Kameras: Die effektive Integrationszeit sinkt erheblich, wenn die Belichtungszeit kürzer wird als die Auslesezeit.

  • Hallo zusammen,
    ab wann eine Belichtung hintergrundlimitiert ist, glaube ich, ist gar nicht so einfach zu sagen. Es dürfte da eine Art Spanne geben. Beispiel: Mit meiner Kamera nehme ich im H-Alpha auf. Einzelbelichtungszeit 8 Sek.( f/3,3 und 12 nm) Darks, ebenfalls 8 Sek. Ich stacke die Lights und messe den Hintergrund im unbearbeiteten Bild und vergleiche dann mit dem Master-Dark. Der Wert liegt um einige Graustufen höher. Hintergrundlimitiert oder nicht? Ich kann es nicht so ganz glauben, dass das reichen soll. Einen direkten Vergleich mit einer echten Langzeitbelichtung habe ich nicht, leider. Auf der anderen Seite habe ich bei 2s Einzelbelichtungszeit, f/5, ASI178, Mono keinen signifikanten Nachteil gegenüber 4 s oder 8 s oder gar 30 sec gesehen (und bei 30 s sehe ich im Bild schon die dunklen Äste von Bäumen vor dem aufgehellten Himmel). Wohl aber sehe ich eine größere Tiefe gegenüber Belichtungen mit 1 s. Gleiche Gesamtbelichtung natürlich vorausgesetzt.


    Viele Grüße,
    ralf

  • Ich denke auch dass Dunkelrauschen und Hintergrundrauschen hier nicht so entscheidend sind wie das Ausleserauschen.


    Szenario 1: Du belichtest 10 Bilder mit jeweils N Sekunden und addierst die (Stacking)
    Szenario 2: Du belichtest 1 Bild mit 10 x N Sekunden


    Macht das überhaupt einen Unterschied für den Dunkelstrom? Nein! Aufaddiert/gestackt hast Du den Dunkelstrom von 10 x N Sekunden in dem Bild. Entsprechend auch das dazugehörige "Dunkelrauschen" von 10 X N Sekunden


    Und die Hintergrundhelligkeit bzw das damit einhergehende Rauschen? Das gleiche! Ob Du während 10 X N Sekunden Belichtung zwischendurch 10 Mal Zwischenstände abspeicherst und am Schluß addierst oder den Sensor 10 X N Sekunden Photo-Elekronen und Dunkelstrom-Elektronen sammeln läßt ist für den Dunkelstom und den Hintergrund egal (solange nichts in die Sättigung reinläuft, versteht sich, was bei Hintergrund und Dunkelstrom jetzt nicht das Problem ist).


    Das einzige was einen Unterschied macht ist das Ausleserauschen. Ob man 10 mal oder nur ein einziges Mal den Chip ausliest macht einen Unterschied weil mit djedem Auslesevorgang (unabhängig von der Belichtungszeit) neues Rauschen produziert wird. Wenn aber das Ausleserauschen wie bei neuen CMOS Sensoren (etwa bei der ZWO ASI 178) im Bereich von nur 1..2 Elekronen pro Pixel liegt (je nach Gain) dann muss man schon sehr kurz belichten, ein sehr kleines Öffnungsverhältnis benutzen oder sehr schmalbandige Filter benutzen bevor die Hintergrundhelligkeit und Dunkelstrom zusammen nicht mehr die dominierende Quelle für das Rauschen sind sondern das Ausleserauschen.


    Wie gesagt, in dem oben verlinkten Video wird es (leider auf Englisch) mathematisch hergeleitet.


    CS
    HB

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