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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1179 Beiträge |
Erstellt am: 01.12.2019 : 13:22:43 Uhr
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Vor einigen Tagen habe ich am Morgenhimmel zum 1. Mal selbst die Starlink-Flotte vom 2. SpaceX live gesehen. Schon ein beeindruckendes Schauspiel, wie gleich mehrere Dutzend in größerem Abstand und mit konstanter Helligkeit von West Richtung Ost zogen, mit der Helligkeit des Polarsterns.
Die 2. Starlink Flotte hat laut Heavens Above eine Helligkeit von 2,5 bis ca. 7 mag. Diese Satelliten sind u.a. wunderbar in lang belichteten Weitfeldaufnahmen zu erkennen. Ich habe mal nachgemessen: bei 28 mm Brennweite, 30 Sekunden Belichtungszeit und f/4 komme ich hier in der Stadt auf eine Grenzgröße von 11,5 mag (gemessen nahe Deneb im Schwan)! Die 1. Flotte müsste momentan auch eine Helligkeit am Himmel von 7 bis 8 mag haben. Das ist definitiv der tot aller Einzelbild Weitfeldaufnahmen der Milchstraße im Sommer im Stile von The World at Night (TWAN), wenn mehrere Tausend dieser Dinger im Erdorbit sind!
Zitat: S STARLINK A DISASTER FOR ASTRONOMY? Last May, Elon Musk of SpaceX wrote: "Starlink won't be seen by anyone unless looking very carefully & will have ~0% impact on advancements in astronomy." Here is the latest evidence to the contrary. On Nov. 26th, Alan Conrad video recorded a naked-eye "Starlink meteor shower" over his home in Liverpool, Nova Scotia:
"The satellites flew overhead between 5 am and 6 am local time," says Conrad. "They were about as bright as 3rd magnitude stars."
Starlink is a venture by SpaceX. The idea is to launch 12,000 or more satellites into Earth orbit, surrounding our planet and providing global internet coverage even to people in remote areas. The first batch of 60 Starlink satellites launched in May 2019 surprised astronomers and prompted the International Astronomical Union to issue a statement of concern. Filling the sky with thousands of artificial stars might not be good for astronomy, they suggested.
The satellites Conrad recorded were from the 2nd batch of 60 launched in Nov. 2019. They are fading somewhat as the ascend to their operational orbits more than 500 km high. Even at that altitude, however, satellites from the first Starlink launch in May remain visible at magnitudes ranging from +4 (naked-eye) to +7 (easy for telescopes). The 2nd batch will remain visible as well.

Quelle: https://www.spaceweather.com/archive.php?view=1&day=01&month=12&year=2019
Hier gibts eine Tabelle mit aktuellen Überflugzeiten für Berlin: https://www.heavens-above.com/AllPassesFromLaunch.aspx?lat=52.52&lng=13.405&loc=Berlin&alt=0&tz=CET |
Gruß und cs Andreas
https://astrofan80.de
Meade LXD55 10" f/4 GSO Dobson 8" f/6 Bresser Skylux 70/700mm Canon EOS 600Da/1000Da --- Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist. - Blaise Pascal |
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Rainmaker
Meister im Astrotreff
   
631 Beiträge |
Erstellt am: 01.12.2019 : 13:57:17 Uhr
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Hallo,
für mich sind die Dinger wohl auch das definitive Ende meiner 360° Zeitraffer. Im Moment muss ich mehr als einen Tag Bilder händisch von Flugzeugspuren befreien und das funktioniert nur, weil die Abstände zwischen den Spuren groß genug sind. Die Starlink-Himmelsverschmutzung ist aber derart häufig, dass jegliche händische Korrektur aussichtslos ist und Softwareunterstützung ist durch die Masse an Artefakten sinnfrei. Danke Elon, dank dir wird ein weiteres Fenster zur Beobachtung der Natur geschlossen. Dafür gibt es dann weltweit Fratzenbuch wo deine Anhänger dir für deine "Schöpfung" ein Like geben können. Ich kann gar nicht so viel Essen wie ich K...
MfG
Rainmaker |
Bearbeitet von: am: |
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1179 Beiträge |
Erstellt am: 01.12.2019 : 14:01:56 Uhr
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Die 3. Flotte der Starlink Satelliten startet bereits wieder im Dezember. Damit wäre Starlink mit 180 Satelliten bereits die größte Flotte im Erdorbit. Und das soll dann im nächsten Jahr munter so weitergehen.  |
Gruß und cs Andreas
https://astrofan80.de
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Grodahn
Senior im Astrotreff
  
140 Beiträge |
Erstellt am: 01.12.2019 : 19:38:23 Uhr
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Ich hab da ein Anfängerfrage da Starlink ja ein Großseriensatelit wird/werden soll:
Angenommen alle Starlinksateliten sind gleich gebaut, also das gleiche Material/Lack/"Zeug" woraus auch immer deren Oberfläche besteht, sollten dann nicht alle Starlinks die gleiche Farbe/Spektrum oder was auch immer da der korrekte Ausdruck ist von sich geben? Wenn die so alle gleich aussehen, kann /konnte man die dann nicht recht einfach digital aus Aufnahmen rausnehmen oder sogar einen optischen Filter dagegen bauen können?
Bitte entschuldigt wenn die Idee zu naiv ist!
Andre
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TAL1, Seben 3" |
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Bikeman
Meister im Astrotreff
   
Deutschland
644 Beiträge |
Erstellt am: 01.12.2019 : 20:11:08 Uhr
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Optische Filter gegen Lichtverschmutzung kannst Du gegen alles einsetzen, was ein relativ scharf abgegrenztes, schmales Spektrum hat, also im Idealfall nur eine Spektrallinie oder nur einige wenige. Natriumdampf-Lampen in der Straßenbeleuchtung (orangenes Licht, https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumdampflampe ) sind ziemlich gut in dieser Beziehung, auch ganz bestimmte LEDs verhalten sich halbwegs ähnlich. Das Licht, das von Satelliten reklektiert wird ist aber letztendlich Sonnenlicht, nimmt also erstmal den kompletten sichtbaren Spektralbereich (und mehr) ein. Je nach "Anstrich" werden bestimmte Farben mehr oder weniger gut reflektiert, aber trotzdem wirst du es nie hinbekommen dass das reflektierte Licht nur ein schmales Band des Spektrums einnimmt. Es ist halt gedämpftes Sonnenlicht :-(
HBE |
6" f/5 GSO Newton, 8" f/5 Omegon Newton, GP2+SBS, HEQ5Pro SynScan, Canon EOS 1100D, ZWO ASI 178mm, StarAnalyser 100, vintage smc Pentax Objektive (50mm 1:1.4, 85mm 1:2, 135mm 1:2.5, 300 mm 1:4) |
Bearbeitet von: Bikeman am: 01.12.2019 20:12:24 Uhr |
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1179 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 00:39:16 Uhr
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Daniel Fischer schreibt in seinem Blog, dass sich die Starlink Satelliten mitunter recht seltsam verhalten wobei sich SpaceX geschlossen gibt, welcher Grund hier vorliegen könnte. Außerdem sind sie immer noch heller als gedacht. Vor einigen Wochen gab es einen Vorfall als sich 2 Satelliten bis auf 1 km einander angenähert haben. Der Grund für das Manöver ist ebenfalls unklar bzw. wird von SpaceX nicht kommuniziert.
https://skyweek.wordpress.com/2019/12/01/die-starlinks-im-smartphone-schnappschuss/
https://vimeo.com/376619295
Fazit: Ich halte die Dinger nicht nur für die Astronomie, sondern auch für die Raumfahrt im Allgemeinen für gefährlich. |
Gruß und cs Andreas
https://astrofan80.de
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Bearbeitet von: Dysnomia am: 02.12.2019 00:41:14 Uhr |
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NormanG
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
2155 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 09:57:59 Uhr
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Hallo Andreas,
kannst Du bestätigen bzw. war dies in Deinem Fall auch so, dass die Satelliten ca. 2 mag heller waren als von heavens-above vorhergesagt?
CS Norman |
gepimpter 12" Sumerian-Dob mit f/4,5-Nauris-HS, 72 mm Lacerta Apo
- who stands the rain deserves the sun! - |
Bearbeitet von: am: |
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1179 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 11:21:39 Uhr
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Zumindest die aktuelle 2. Flotte hat momentan durchweg Polarsternhelligkeit, und das 3 Wochen nach dem Start. Auf die 1. Flotte habe ich bisher nicht geachtet.
Übrigens hat Jan Hattenbach heute einen aktuellen Blogartikel zum Thema Starlink veröffentlicht.
https://himmelslichter.net/elon-musks-starlink-ist-ein-problem-und-die-zeit-zum-handeln-wird-knapp/ |
Gruß und cs Andreas
https://astrofan80.de
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
1179 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 11:24:21 Uhr
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Laut Jans Artikel scheinen die Satelliten der 1. Flotte deutlich heller zu sein als von Heavens Above angegeben. Vor allem ist das in dem verlinkten Vimeo Video sichtbar. Ich würde auf 4 bis 5 Größenklasse schätzen.
Wenn das wahr ist, haben wir auf jeden Fall ein riesen Problem. Die Beschwichtigungen von Herrn Eversberg im VDS Forum ist somit überhaupt nicht nachvollziehbar da die Fakten seinen Argumenten mittlerweile diametral gegenüberstehen. |
Gruß und cs Andreas
https://astrofan80.de
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Bearbeitet von: Dysnomia am: 02.12.2019 11:29:05 Uhr |
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Bikeman
Meister im Astrotreff
   
Deutschland
644 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 16:46:39 Uhr
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Ich experimentiere gerade mit einem vergleichsweise simplen Verfahren um Frames mit Sat Trails zu erkennen (um sie dann vom Stacking auszuschließen, für Time Lapse wäre das vielleicht auch nützlich). Das ganze ist derzeit wirklich in einem frühen Statium, aber zumindest für meine Zwecke (relativ kleines Feld , 25' x 17' bei 1m Brennweite ) scheint es das gröbste rauszuwerfen.
Das ganze ist hier (auf Englisch) beschrieben, die einfachste Version benötigt lediglich "Cygwin" mit Image Magick und ein paar simplen tools, siehe
https://www.aavso.org/automatically-identifying-satellite-trails
Die mathematische Methode dahinter wird auch von den Profis benutzt, aber für den Amateurgebrauch scheint mir ImageMagick einfacher zu bedienen (ist ja im wesentlichen nur eine Kommandozeile).
Für mein Setup wird jeder Frame in 0.25 Sekunden gecheckt, aber das sind wie gesagt Aufnahmen mit großer Brennweite/kleinem Feld, für größere Felder mit mehr Sternen wird es rechenintensiver werden und irgendwann gar nicht mehr richtig funktionieren, weil die Sat Trails bei sehr kurzer Brennweite nicht mehr die schönen perfekten geraden Linien sind die diese Methode benötigt um zu funktionieren (etwa bei fish-eye all-sky timelapse).
Also alles nicht so schlimm, weil automatisch zu managen? Man wird sehen. CS HB
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6" f/5 GSO Newton, 8" f/5 Omegon Newton, GP2+SBS, HEQ5Pro SynScan, Canon EOS 1100D, ZWO ASI 178mm, StarAnalyser 100, vintage smc Pentax Objektive (50mm 1:1.4, 85mm 1:2, 135mm 1:2.5, 300 mm 1:4) |
Bearbeitet von: Bikeman am: 02.12.2019 16:48:52 Uhr |
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Rainmaker
Meister im Astrotreff
   
631 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 17:04:43 Uhr
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Hallo Bikeman,
ganze Frames bei Zeitraffern auszuschließen ist dem Bildeindruck nicht wirklich förderlich, zumal es nicht nur einzelne Frames, sondern sehr viel aufeinander folgende Frames sind. Außerdem sind die Strichspuren am Horizont sehr kurz und nicht gerade besonders hell und gerade diese Frames sind besonders schwierig zu korrigieren (welcher Stern ist nun der Satellit oder das Flugzeug). Interessant wäre auch wie der Algorithmus auf Wolken und schwankende Lichtverschmutzung reagiert, denn gerade hier produzieren Automatiken sehr gerne unschöne Artefakte. Für "normale" Astrobilder werden wohl die üblichen Stackingmethoden wie Median und Sigma-Clip recht gut helfen, aber lokal wird das SNR natürlich schlechter sein als früher, da ja die Information bei solchen Massen an Strichspuren einfach fehlt.
MfG
Rainmaker |
Bearbeitet von: am: |
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Bikeman
Meister im Astrotreff
   
Deutschland
644 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 17:20:43 Uhr
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Zitat: Original erstellt von: Rainmaker Für "normale" Astrobilder werden wohl die üblichen Stackingmethoden wie Median und Sigma-Clip recht gut helfen, aber lokal wird das SNR natürlich schlechter sein als früher, da ja die Information bei solchen Massen an Strichspuren einfach fehlt.
Stimmt, allerdings mache ich überwiegend Photometrie und da sind Sigma-Clip, Median Stacking etc eher ein no-go. Aber wie man es dreht und wendet, weder für die Profis noch für uns Amateure ist das eine spaßige Entwicklung :-(, schon gar nicht wenn es einmal mehrere 10000 Objekte sein werden. HB |
6" f/5 GSO Newton, 8" f/5 Omegon Newton, GP2+SBS, HEQ5Pro SynScan, Canon EOS 1100D, ZWO ASI 178mm, StarAnalyser 100, vintage smc Pentax Objektive (50mm 1:1.4, 85mm 1:2, 135mm 1:2.5, 300 mm 1:4) |
Bearbeitet von: am: |
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Okke Dillen
Mitglied im Astrotreff
 
49 Beiträge |
Erstellt am: 02.12.2019 : 17:30:24 Uhr
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Moin,
Jan Hattenbach hatte die Idee geäußert, daß das Starlink Netzwerk pleite gehen könnte, da man Musks Internet ja nicht erwerben braucht. Leider ist das nicht so ganz richtig, denn "Internet für alle" ist gar nicht Grund für das Betreiben. Das ist nur das Feigenblatt. Der wahre Grund ist Devisen-Hochfrequenzhandel der Gattung "Homo Speculans Schmarotzerque". DORT werden die Gelder herkommen, denn die paar Milliarden, die die Sat-Flotte kostet, sind dadurch sehr schnell wieder reingewirtschaftet und übertroffen. Hochfrequenzhandel verbieten würde also tatsächlich helfen. Wird ohnehin Zeit, dieses Krebsgeschwür der Ökonomie zu unterbinden. Nebst Lebensmittelbörsenspekulation und weitere Stilblüten menschlicher Gier...
Brave new world...
CS! Okke |
Meine kleine Galerie auf Astrobin: https://www.astrobin.com/users/Okke_Dillen/ |
Bearbeitet von: am: |
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
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Dysnomia
Altmeister im Astrotreff
    
Deutschland
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BinoEule
Mitglied im Astrotreff
 
Deutschland
79 Beiträge |
Erstellt am: 03.12.2019 : 22:53:09 Uhr
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Hallo in die Runde,
heute Morgen, gegen 5:45 Uhr, als ich das Dachfenster öffnete um die Wetterbedingungen zu erkunden, kam mir bei aufgeklarten Himmel das Sternbild Bootes sehr seltsam vor. Unterhalb des Hauptsterns Arctur waren wie an einer Perlenkette im gleichmäßigen Abstand von ca.2 Grad und konstanter Helligkeit (3 Mag.) mehrere Dutzend Sterne aneinandergereiht. Ich traute Anfangs meinen Augen nicht, als diese sich auch noch mit gleichbleibender Geschwindigkeit am Himmel von West nach Ost bewegten..... Nach kurzer Recherche konnte ich diese Megakonstellation als über 60 STÜCK! Starlink - Satelliten "entschleiern". Das Schauspiel verfolgte ich gut 15 Minuten, bevor eine dünne Hochnebelbank die Durchsicht verhüllte. Das ganze sah ziemlich mysteriös und spektakulär aus. Aber es macht uns in Zukunft den zauberhaften Anblick des natürlichen Sternenhimmels zu nichte.
Viele Grüße Rainer |
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