M 42 (Zentrum) und Eskimo

  • Guten Abend zusammen,


    wenn es kein neues Bildmaterial gibt, lädt das schon vorhandene zur neuen Bearbeitung ein. Im März 2018 hatte ich mit der ASI290mm am 160er Refraktor ein paar Videos der Zentralregion von M 42 aufgenommen. Damals konnte ich das Material nur "provisorisch" bearbeiten, d.h. mit der Ebenentechnik war ich noch nicht vertraut.


    Für die neue Version sind verwendet:
    R = 1215 x 0,24 sec und 1488 x 0,35 sec und 434 x 0,75 sec
    G = 1598 x 0,20 sec
    B = 1609 x 0,20 sec
    Die Auflösung ist hier 100%:

    Die Luminanz beruht nur auf dem Rotkanal, der seeingbedingt natürlich die schärfste Abbildung bietet. Außerdem werden die Herbig-Haro-Objekte kontrastreich wiedergegeben, besonders gut zu sehen am rechten der beiden hellen Sterne unten links.
    Besonders prominent ist die protoplanetare Scheibe gleich über diesen beiden Sternen. Ich vermute es ist die mit dem größten Winkeldurchmesser am Himmel überhaupt, so daß sie sich als Fläche zeigt.
    In der beschrifteten Version sind auch die Trapezsterne bezeichnet:



    Für deren Helligkeiten und Abstände habe ich diese Daten gefunden:
    Stern__ mag_________Distance
    A_____ 6,7 - 7,7_____ A - B = 8,7"
    B _____ 7,9 - 8,7_____ A - C = 13,0 "
    C_____5,13 - 5,4_____C - D = 13,4 "
    D_____6,70__________B - D = 19,3 "
    E _____11____________A - E = 4,1 "
    F_____11_____________C - F = 4,0 "
    Die Komponenten G und H sollen 16 mag aufweisen.


    Es scheint als wäre mit der Kombination f = 1.200 mm und Pixelgröße 2,9 my das Auflösungsvermögen der Öffnung für Deepsky-Objekte ausgeschöpft. Der Abbildungsmaßstab beträgt 0,5 " / Pixel.


    Mit der selben Anordnung hatte ich im Februar 2018 den Eskimonebel aufgenommen.
    Auch dieses Material habe ich durchgeschaut und komplett neu bearbeitet (hier in 150%):



    Die Luminanz ist mit 0,75 Sekunden belichtet und es wurden 1.432 Frames konventionell in DSS gestackt - das dauerte mit 2fach Drizzling etwa 6 Stunden.


    Für die Farben konnten genutzt werden:
    R / G / B = 497 x 1,5 s / 916 x 1,0 s / 798 x 1,5 s


    Mit dem Seeing muß man wirklich Glück haben, es ist dasselbe wie bei der Planetenfilmerei.


    Gruß Lars

  • Moin Lars,
    das ist ja wirklich enorm.
    Besonders das Trapez beeindruckt mich.
    Derart feine Einzelheiten - wirklich klasse!
    Gratulation zu dem beeindruckenden Ergebnis!!
    Hattest du die Einzelframes sortiert?

  • Hallo Lars,


    schöne Ergebnisse, die Du hier präsentierst. Auch M 42 kann man nicht oft genug sehen, insbesondere wenn es sich um gut aufgelöste Aufnahmen handelt. Seeing ist das A. und O. insbesondere bei M 42, er sehr tief (in Norden) steht.


    P.S. bei 0,5"/ Pixel Auflösung ist genau richtig bei gutem Seeing


    CS
    Peter


    http://www.pixlimit.com

  • Hallo Lars,
    du wendest die Kurzzeit-Belichtungstechnik konsequent an und generierst eine unglaubliche Schärfe und Detailfülle. Absolut sehenswert! Dies auch, weil deine Bildbearbeitung sehr angenehm und nicht überzogen ist. Und, du beschäftigst dich mit deinen Bildern und kannst uns Dinge zeigen, von denen man nicht glauben sollte, dass wir sie mit Amateurmitteln so gut darstellen können. Ich denke da vor allem an die Proplyds.
    Ein Tipp, damit es womöglich noch schärfer wird: ziehe in den tiefen Süden, da steht der Orion höher :) Damit will ich nur sagen, dass man deinen sehr nördlich Standpunkt auch noch bedenken sollte.
    Dein Eskimo ist ebenfalls sehr gut und scharf, und statt der großen "Eskimokaputze" sieht man schon einzelne Fasern.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Lars
    Tolles Ergebnis was du uns hier vorstellst.
    Den Eskimo finde ich besonders beeindruckend, klasse Details.
    Wenn man dann noch deinen Standort sieht ist das noch mal ne Qualitätsstufe oben drauf.
    Ich habe Anfang 2018 auch mal mit der ASI290 auf M42 gehalten, aber mit 5s Belichtung.
    Hier mal meine S/W Ausbeute https://flic.kr/p/22SkqrF
    Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr
    MfG
    Andreas

  • Hallo, Lars,


    zwei klasse Ergebnisse! Gefallen mir sehr gut. [8D]
    Du meinst, Rot war am Schärfsten? Muss ich auch mal ausprobieren, mit HA-Filter.
    Die Brennweite vom Refraktor hast Du reduziert (das ist doch ein f/10 Gerät?) Damit liegen die Komponenten A-D aber enger zusammen; ist das gut)?: um weniger abhängig vom Seeing zu sein und/oder die Belichtungszeiten noch verringern zu können?
    Überwiegen diese Vorteile die Brennweitenreduzierung?
    Hast Du das Alles mal getestet und Deine gewählten Aufnahmeparameter als optimal für Dich erkannt?


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo an alle,
    zuerst besten Dank für die Kommentare !


    >> Ralf: Du hattest uns ja Anfang des Jahres einen Super-Eskimo mit dem C11 gezeigt.
    Dieses Bild und die von dir auch bei anderer Gelegenheit dargestellte Technik, für die Rauschminderung in den Tiefen auch weniger scharfe Frames zu verwenden, hatte mich motiviert, nochmal an das eigene Material heranzugehen ;)
    Zum Orion noch: Bei meiner Aufnahmeserie am 19.03.2018 war die Kumination schon 3 Stunden her und das Trapez stand zwischen 21,5° und 18° hoch, da war wohl das Seeing recht gut. Hoffentlich ist mal zur Kulmination eine Wiederholung drin.


    >> Andreas (hobbyknipser): Ja der AOM-Refraktor hat die Auslegung 1 : 10 und ich habe auch mit den vollen 1.600 mm und der ASI290mm schon 2017 am Ringnebel gearbeitet.
    Dabei fiel zunächst das starke Zeilenrauschen der Kamera auf. Abhilfe war möglich das Drehen der Kamera ins Hochformat, weil die genutzte Montierung in Rektaszension mehrere periodische Fehler hat, die für automatisches Dithern sorgen. Trotzdem war bei 800 Frames zu 1,5 s noch ein Rauschen sichtbar. Die Reduktion auf 1.200 mm zeigte dann keinen Verlust an Auflösung und immerhin nimmt ja die Signalstärke bei gleicher Belichtungszeit mit dem Faktor 4/3 x 4/3 = 16/9 zu, praktisch je nach Lichtverlust im Reducer gewiss etwas weniger. Das Optimum für die ASI290mm liegt m.E. also eher bei 1.200 als bei 1.600 mm. Für Planetenaufnahmen wäre man nach der gängigen Formal wiederum beim Öffnungsverhältnis 3,5 x 2,9 (Pixelgröße), also bei 10,15 und somit bei der unreduzierten Brennweite.
    Für das Trapez würde natürlich die längere Brennweite eine bessere Auflösung erleichtern, schon weil die Überstrahlung durch die hellen Komponenten droht. Dann müsste für das gleiche Signal in den schwächeren Teilen wieder länger belichtet werden. Systematisches Testen ist da schwierig schon mangels Gegelegenheit. Bei einer vorherigen Sitzung hatte ich Rot mit 750 ms und G / B mit 350 ms belichtet (bei f 1200). Das Ergebnis war nicht so scharf wie im zweiten Anlauf, aber das kann auch am Seeing gelegen haben.
    Heute würde ich die ASI290mm für solche Aufnahmen nicht mehr verwenden, weil die ASI1600mmc allgemein weniger rauscht. Zufällig sind deren Pixel 3,8 my / 2,9 my = 1,3 mal größer und ergeben bei f 1.600 mm wieder den Abbildungsmaßstab 0,5 " / Pixel. Das ist wenn ich es richtig sehe auch für Peter (Starlightfriend) ein guter Erfahrungswert.


    >> Gerald:
    Bei M42 war die Verwendungsrate zwischen 74 und 80%, da hatte ich die Summenbilder aus 2018 übernommen. Beim Eskimonebel habe ich die Summen komplett neu gerechnet und nach sorgfältiger Sichtung mehr Frames genutzt als 2018, nämlich 80 % im L-Kanal, 76 % in G und fast 100% in B. In R blieb es bei 62 %, d.h. von 801 hat DSS nur 497 akzeptiert.


    >> Andreas (woddy): Dein Bild mit 5 s - Belichtungen in H-alpha hat das Trapez gut aufgelöst. Interessant ist, daß die kleinen proplyds im Schmalband kaum herauskommen. Das habe ich auf astrobin bei mehreren Beispielen festgestellt. Dafür lassen sich die hellen Trapezsterne leichter unter Kontrolle halten als mit RGB-Filtern.


    Als Aufnahmesoftware nutze ich für die Kurzzeitbelichtung immer noch Firecapture. Da lässt sich alles übersichtlich kontrollieren.


    Für das Trapez hier noch eine kleine Ergänzung:
    Den Grünkanal hatte ich auch mit 100 ms aufgenommen, ansonsten gleiche Einstellungen (Gain 450):

    Es ist eine 90%-Summe von 1997 Frames mit Autostakkert 3fach gedrizzelt, nur Gradation angepasst, nicht weiter geschärft. Die Übertrstrahlung ist etwas gemindert.


    Für den Eskimo habe ich oben noch die %-Angabe der Darstellung korrigiert - es sind nicht 75%, sondern 150%. Sowohl M42 als auch der Eskimo sind in 200% bearbeitet und M42 ist oben auf 100% verkleinert, der Eskimo aber auf 75% von 200%, also 150%.


    Zum Größenvergleich hier noch eine Jupiteraufnahme vom 5.05.2018 in demselben Pixelmaßstab wie NGC 2392. Jupiter hatte hier 44,78 " Äquatordurchmesser und das Bild ist auf 100% gebracht, d.h. oben mit M42 direkt vergleichbar:




    Gruß Lars

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