Hallo zusammen,
heute habe ich rechtzeitig daran gedacht, das Teleskop draußen zu richten. Heute mal sehr vernünftig, haben alle Nachbarn ihre Lichter aus und der Himmel wird dunkler und dunkler und immer mehr Sterne tauchen auf. Dass es eiskalt ist, brauche ich euch wohl nicht zu sagen.
Um 20.45 Uhr ging es los mit einer vorbereiteten Uranus-Aufsuchkarte. Ich konnte manchmal o Psc kurzzeitig flimmern sehen und habe ihn aufsuchen können. Ab dann hatte ich vielleicht einmal mehr Glück als Verstand, ich glaube, ich habe Uranus einmal gefunden. Ich bin mir aber nicht sicher. Ein zweites Mal hat es auch nicht geklappt, vielleicht habe ich mich also geirrt. Bei 125x Vergrößerung hätte ich ihn schon ganz klein sehen müssen. Aber da ich den Startstern o Psc so schlecht sehe, ist es echt schwierig, nochmal von vorn zu starten.
21.15 Uhr: Ich versuche es nochmal mit M1, dem Krabbennebel. Ich rühre zuerst am falschen Stern herum (Elnath), bis ich merke, dass ich eins zu hoch bin. Also runter zu Tianguan. Bringt allerdings auch keinen Erfolg, obwohl ich mal mit, mal ohne Filter, mal mit 30x Vergrößerung, mal mit 125x suche. Ich zweifle an mir selbst, wie das nur sein kann. Tja, dann halt nicht.
21.30 Uhr: Ich versuche es mal mit NGC 1647, einem Sternhaufen nahe der "Stierspitze". Die finde ich dann auch, ich finde, die Sterne sind allesamt eher schwach (30x vergrößert), aber es ist trotzdem ein beachtlicher Haufen.
21.45 Uhr: Orion spitzelt jetzt hervor. Um mir die Zeit bis zu M42 zu vertreiben, versuche ich mich an M35. Der hat mich irgendwie verwirrt. Im Karkoschka steht "Heller Nebel mit einigen Sternen im Fernglas, wunderschön aufgelöst im Teleskop bei schwacher Vergrößerung". Ja, gut. Also wähle ich mal 26x im 2''-Okular. Da ist auch ein sehr schöner üppiger Sternhaufen. Ich mach also mal den Filter dran. Nicht so der Unterschied. Also irgendwie krizzelt es schon im ganzen Sternhaufen. Das sind nicht einfach nur lauter Sterne hübsch angeordnet, da ist irgendwas zwischen ihnen. Ist das jetzt der Nebel? Ist es Einbildung? Wie dem auch sei, der Anblick war sehr schön. Für den Eskimonebel und den Weihnachtsbaum-Sternhaufen dürfte es noch zu früh am Abend sein, sie stehen so tief am Horizont, der lieber noch orangegelb leuchtet anstatt dunkel zu sein.
22.00 Uhr: Zurück zu meinem Lieblingssternbild, seitdem ich Sternbilder kenne: Orion. Mal gucken, ob es da vielleicht einen Doppelstern gibt. Gibt es. Ich schaue mir ein paar davon an (Mintaka zum Beispiel und dann Meissa/lambda ori). Ich finde die Dreiergruppe zwischen den beiden helleren hübsch, also male ich mit recht steifen, eisigen Fingern eine Erinnerung:
Jetzt haltet euch fest: Ich habe zum ersten Mal eine Himmelsrichtung dazugeschrieben [8D][8D]. Es war eindeutig, wohin das Bild verschwindet. Dort ist dann Westen. Alles klar. Notiert. Aus Neugier überprüfe ich das, indem ich mir auf aavso.org eine Aufsuchkarte von Meissa erstelle und siehe da: Ich scheine es richtig gemacht zu haben. Applaus bitteschön [:D]
22.15 Uhr: Das hübsche Stern- und Nebelgrüppchen ist dann jetzt auch über Nachbars Schornstein emporgestiegen. Das gibt für heute das eisige Finale. Ich sage meinem Mann Bescheid, dass es heute keine Ausrede gibt und er sich das ansehen wird. Er meckert schon über die Kälte, bevor er einen Fuß nach draußen setzt [:p]
Also los, Nebelfilter rein, auf 30x vergrößert, schön mittig ins Bild, den Mann rufen, ihm die Decke über den Kopf halten und abwarten. Er ist ja sonst wenig beeindruckt von meinen Entdeckungen. Doch dann sagt er: "Ja, das ist wirklich beeindruckend. Das ist schon schön, muss ich zugeben." Das ist ein großes Lob an M42 :)) Ich schaue auch noch ein paar Minuten zufrieden auf den grün leuchtenden Nebel (nachdem ich zu Beginn der Meinung war, das wär ins Blaue, so ist es jetzt, vor allem an so einem großflächigen Gebilde, deutlich grün) und packe dann ein.
Gute Nacht euch!
