Hyaden-Premiere mit Zeichnung und:Das war ein Run!

  • Hallo ihr lieben,


    ich bin noch ganz geflasht von meinem Beobachtungsabend-Finale gerade eben. Aber ich erzähle der Reihe nach.


    -> Wolkenloser Himmel und KEIN Vollmond, das ist ja ein Ding! Teleskop wird draußen gerichtet, ich reibe mir schon die Fäuste aus Vorfreude.


    -> 20 Uhr, ich sitze am Rechner, Karkoschka und Stellarium offen, und bereite vor, was ich mir ansehen will. Taurus, Auriga und Perseus sollen es heute werden (im Osten hab' ich ja echt gute Sicht).


    -> 20.30 Uhr: Es geht los im Perseus mit M34, eine Premiere: viele schwache Sterne, gleich hell, keine markanten dazwischen, etwas kreisförmig angeordnet. Sehr nett für den Einstieg! (Vergrößerung war glaube ich 26x).
    An eigentlich allen Karbonsternen bin ich gescheitert, vielleicht brauche ich für die entweder bessere Aufsuchkarten oder ein besseres Teleskop? Da war jedenfalls rein gar nichts zu holen (sowas wie V466, AC Per, y Per, UY And ... Ratlosigkeit. Also weiter zu dem, was mir eher gelingt.)


    -> 21.30 Uhr: Aldebaran ist aufgetaucht, also mal sehen, wie die Hyaden eigentlich so ausschauen. Unwissenderweise (trotz Blick in Karkoschka und auf die drehbare Sternkarte) hatte ich damit gerechnet, dass sie auch irgendwie so zum Großteil ins Okular passen, oder so. Fehlanzeige. Das Ding ist riesig. Aber das Fernglas liegt doch drinnen im Flur (vergessen). Also mit 26x Vergrößerung losgelegt, von Aldebaran aus etwas nach rechts Richtung theta. Da tauchte eine Formation auf, die beinahe "lustig" aussah: diese 3x2 Sternchen so adrett angeordnet, das musste direkt mal gezeichnet werden (es sind 26x Vergrößerung, nicht 32x, hab' ich mal wieder falsch notiert):


    Ich bin beeindruckt. Taurus hat aber noch viel mehr zu bieten. Und zwar
    * Doppelstern 118 (bei 26x schon getrennt)
    * Doppelstern 94/tau (auch bei 26x schon getrennt)
    * Doppelstern 88 (bei 60x getrennt. 1 heller Stern und mit gutem Abstand 1 schwacher dabei)
    * Doppelstern 68/delta3 (bei 125x, aber gerade so. 1 hellerer Stern und 1 sehr schwacher sehr dicht beieinander)
    * nicht gefunden: Doppelsterne 119 und 47, Sternhaufen 1647 (was mir ein Rätsel ist, wie ich den Haufen nicht finden konnte) und M1 (Krabbennebel - dafür braucht man wohl einen Filter)


    -> 21.41 Uhr (Einschub, während ich im Stier unterwegs war): WAS für eine MEGA Sternschnuppe, mein lieber Mann! Flammt wirklich, wirklich groß bei den Plejaden auf und rast für mindestens 2 Sekunden Richtung Fuhrmann rüber, bis sie erlischt. Mir entweicht ein lautes: "Ooaaaaaahhh!"


    -> 22.30 Uhr: Ich gelange zum Fuhrmann/Auriga, der nun auch hinterm Nachbarhaus auftaucht: M36 war annähernd schnell gefunden, ein etwas diffuser, und dennoch runder offener Sternhaufen, bei 30x ein sehr netter Anblick, erinnert mich an einen stark abgespeckten M13. M37 habe ich seltsamerweise auch nicht gefunden.


    So, dann war aber auch mal gut. Das war, wie man neumodisch so sagt, ein Run. Ein Erfolg nach dem anderen. So viele schöne Sachen gesehen. Und das Beste: KEIN nerviger Vollmond [:p]


    Nein, was erzähl' ich da, das wirklich ALLERBESTE kommt ja erst noch. Ich packe alles zusammen, mir war nicht einmal kalt, dann erinnere ich mich an das Fernglas, und hole es warum auch immer noch in den Garten raus und denke: So, und jetzt noch mal Hyaden mit mehr Sichtfeld. Ich halte drauf und rufe sofort, subito, wirklich augenblicklich laut: "Ach du Sch...". Also. Ui.
    SO. VIELE. STERNE!! Ich bin nach dem etwas unschönen Wort erstmal sprachlos. Und bereue, dass ich schon so lange draußen war und wirklich gar keine Lust mehr zu zeichnen habe. Aber das ist definitiv ein Projekt für entweder morgen Abend oder die nächste wolkenlose Gelegenheit. Die Hyaden im Fernglas, das ist un-be-schreib-lich.


    Habt eine schöne Nacht, bis bald :)
    LG
    Sarah

  • Hallo Sarah,


    vielen Dank für Deinen mitreißenden Bericht! Liest sich sehr schön!


    Der Fuhrmann ist öfter eine Tour wert, die mittleren 30er im Messier-Katalog rauf und runter, das springende Fischlein nicht vergessen und was sonst noch am Wegesrand liegt.


    Die Hyaden im Fernglas... Sie sind einer der Gründe, warum ich kein „richtiges“ Teleskop habe, sondern nur so ein völlig überspezifiziertes Fernglas. Zwei Augen und viel Gesichtsfeld, das sind da die wichtigen Punkte.


    Viel Spaß beim Sehen und Zeichnen!
    Sebastian

  • Hallo Sarah,


    danke für den lebendigen Bericht. Dich hat ja der Astrovirus voll erwischt.


    Deine Zeichnung erinnert mich an meine allererste Hyaden Zeichnung, die ich als Teenager mit diesem High End Fernrohr angefertigt hatte - oh ist das laaange her.


    Am Crab Nebel M1 hilft ein Filter nur wenig, da es sich hauptsächlich um Synchrotronstrahlung handelt, angeregt durch den Pulsar. Du musst die Position mit der Übersichtsvergrößerung genau treffen, am besten mit Starhopping von Zeta Tauri aus. Anschließend höher vergrößern, damit sich der Nebel besser von deinem aufgehelltem Himmel herausschält.


    Die Suche lohnt sich. Immerhin ist das die Nummer 1 im Messier Katalog. Allein die Vorstellung, dass tief im Inneren des kleinen Wattebausches, den man im Teleskop sieht, ein Neutronenstern als Überbleibsel der Supernova vom Jahre 1054 als kosmischer Dynamo 30 mal pro Sekunde rotiert...



    https://www.br.de/mediathek/vi…:5b1dac383d350a0018d0ebe1

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: b_schaefer</i>
    <br />Der Fuhrmann ist öfter eine Tour wert, die mittleren 30er im Messier-Katalog rauf und runter, das springende Fischlein nicht vergessen und was sonst noch am Wegesrand liegt. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hey Sebastian,
    ja, heute ist doch leider keine Auriga-Tour mehr drin, der Himmel hat sich früher als angekündigt zugezogen. Naja. Das springende Fischlein kannte ich noch nicht, jetzt schon. Das ist ein toller Tipp, danke!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Deine Zeichnung erinnert mich an meine allererste Hyaden Zeichnung, die ich als Teenager mit diesem High End Fernrohr angefertigt hatte - oh ist das laaange her.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wow, Stathi, das sind ja geniale Beobachtungsaufzeichnungen von dir damals. Richtig klasse, dass du die noch hast, und ja, deine Zeichnung sieht meiner richtig ähnlich - wir hatten diese Formation im Visier :) Dein Fernrohr ist ja mal eine unbeschreibliche Sache, selbst gebaut aus einer Brille, Lupe und Pappe, das ist der Hammer. Und heutzutage muss immer alles größer, besser, schärfer und überhaupt sein. Ich finde es sehr reizvoll, hier und da zu erfahren, mit was ihr vor einigen Jahren eure ersten Astroschritte gegangen seid.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Am Crab Nebel M1 hilft ein Filter nur wenig, da es sich hauptsächlich um Synchrotronstrahlung handelt, angeregt durch den Pulsar. Du musst die Position mit der Übersichtsvergrößerung genau treffen, am besten mit Starhopping von Zeta Tauri aus. Anschließend höher vergrößern, damit sich der Nebel besser von deinem aufgehelltem Himmel herausschält.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ah, immerhin, er geht auch ohne Filter! Ich dachte auch, wenn ich von zeta aus starte, ist der eigentlich nicht weit, aber da war weit und breit nichts. Das muss ich nochmal versuchen, denn in starke Vergrößerung bin ich dann gar nicht gegangen, weil ich meinte, sowieso irgendwo völlig daneben zu liegen ;) Danke für den Hinweis!


    LG
    Sarah

  • Hallo Sarah,


    Das ist ein schöner Bericht von Dir, von mitreissender Begeisterung, und dabei alles sauber dokumentiert. Hut ab!


    Ich denke wie Stathis, dass Deine Austrittspupille (Teleskopöffnung in mm geteilt durch Vergrößerung) zu groß war für M1, und wohl auch für den Sternhaufen NGC 1647, der sehr hübsch ist aber dessen Mitglieder alle geringe Helligkeit haben - bei geringster Vergrößerung wirkt dieser wie ein Nebel und kann gegen aufgehellten Hintergrund verschwinden. Ich würde nicht gleich dramatisch höher vergrößern, sondern um ein Drittel mehr probieren, ungefähr. Dann hast Du noch viel Feld, alles bleibt hell, aber der Hintergrund wird spürbar dunkler und wesentlich mehr Sterne und Nebel treten zum Vorschein.


    Beste Grüße und weiter so,
    Christopher

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