Okularabstufung für 150/1200 Dobson

  • Hallo,


    Mein Name ist Guido, ich wohne in Graz und möchte mich kurz vorstellen und ein paar Fragen zur Okularabstufung stellen.


    Ich bin mit jetzt knapp 50 Jahren als Newbie zur visuellen Astronomie (keine Photographie geplant) gekommen. Aus unterschiedlichen Gründen (kein Auto, kleines Kind) bin ich für absehbare Zeit auf das Beobachten vom Balkon (2,5x6m Südbalkon im 1. Stock ohne gegenüberliegendes Haus, dafür mit Straßenlaterne und Balkon darüber) oder dem auch nicht sonderlich dunklen Innenhof beschränkt. Nicht ideal, ich weiß, aber ist nun mal so und bleibt es auch vorerst. Bei den Objekten bin ich als Einsteiger noch nicht festgelegt, ich beobachte gerne Mond und Planeten, aber auch Deep Sky möchte ich im Rahmen der Möglichkeiten des Teleskops und der Bedingungen nicht ausschließen (bisher habe ich ein paar einfache Objekte erwischt, z.B. den Hantelnebel).


    Meine Ausrüstung sieht derzeit wie folgt aus:


    6“ f/8 Dobson mit 2“ OAZ (Skywatcher Skyliner 150P/1200)


    Okulare:
    - 10mm und 25mm „Super“ (Reverse Kellner) lagen bei, benutze ich aber eigentlich nie.
    - TS-WA 32mm (37,5x, AP=4mm)
    - Seben 8-24mm Zoom (50-150x, AP=1-3mm)
    - TS Planetary HR 6mm (200x, AP=0,75mm)


    Zubehör: 6x30 Sucher, Telrad, 2xBarlow, 1,25“ Mondfilter, 2“ Baader 10nm O-III Filter, Deep Sky Reiseführer + -atlas


    Die größte Schwachstelle scheint mir das gerade im längeren Brennweitenbereich eingeschränkte Gesichtsfeld des 8-24mm Zooms zu sein. Auch generell stellt sich die Frage, wie ich perspektivisch den mittleren Bereich mit festen Brennweiten abdecken könnte. Das TS-WA 32 gefällt mir gut, weswegen ich auch weitere TS-WA im Blick habe (ich weiß, das ist keine einheitliche Serie). Alternativ wäre als Upgrade preislich z.B. die Explore Scientific 82#8304;-Serie zumindest bis zum 18mm noch machbar, wenn es denn spürbaren Vorteil bringt. Deutlich über 150,- pro Okular sollte es aber nicht sein.


    Bei gesetzten 6mm und 32mm und insgesamt 5 geplanten Okularen komme ich mittles Faustformeln (Drittelung bzw. n-1. Wurzel aus 32/6) auf eine Staffelung von ca. 9+14+21mm (plus minus sagen wir 1mm). Eine mögliche Zusammenstellung wäre dann:


    1.) TS-WA 20mm (60x, AP=2.5mm)
    2.) TS-WA 15mm (80x, AP=1.9mm) oder ES 82#8304; 14mm (86x, AP=1.75mm)
    3.) ES 82#8304; 8,8mm (136x, AP=1.1mm) – das kann aber wohl noch warten


    Wäre das eine sinnvolle Auswahl? Passen die AP, die ja von den Formeln nicht berücksichtigt werden? Oder ist insbesondere die AP<2 für das mittlere zu klein gewählt?


    Vielen Dank für alle Tipps und mit besten Grüßen,
    Guido

  • Hallo Guido,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Für Übersicht und zum Aufsuchen würde ich längerfristig statt dem 32mm TSWA ein noch längerbrennweitiges Okular mit großem Eigengesichtsfeld anschaffen. Das bringt dir eine größere Austrittspupille und damit ein helleres Abbild und auch ein größeres sichtbares Feld.


    Zu der Überlegung 1-3: 15mm und 20mm sind zu nahe beieinander, da kannst du das 20mm weglassen. Das 32mm für zwischen 15 und 40 behalten.


    Statt dem 8,8mm eher 8mm, alternativ 7mm. Dafür das vorhandene 6mm gegen ein 5mm eintauschen


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Guido,


    das ES 14mm 82° ist ein schönes Okular, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.


    Ich verwende es an einem f5 Newton, einem f8 Refraktor und einem f10 SCT und es bildet überall sehr gut ab. Das große 82° Gesichtfeld macht Spaß.


    Vielleicht kannst Du hier auf dem Gebrauchtmarkt eines ergattern. Ich gebe meins aber nicht her ;)


    P.S. Wenn Du mit Brille beobachten musst, ist das ES nicht optimal.
    Hier kann ich das Baader Hyperion 13mm empfehlen, das es auf dem Gebrauchtmarkt auch für einen guten Preis gibt. Das Hyperion hat leider nur 68° Gesichtsfeld.


    P.S.S. Mein "Geheimtipp" ist das ES 18mm 82°. Das ist meiner Meinung nach das beste Okular aus der ES 82° Serie und eines der Besten, das ich besitze. Es hat eine super "Transparenz" und eine tolle Schärfe über das gesamte Gesichtsfeld auch bei f5. Einziger Knackpunkt ist der relativ geringe Augenabstand, man muss ziemlich nah ran, um das Gesichtfeld überblicken zu können. Der Einblick ist dennoch angenehm. Das ist ein kompaktes 2" Okular. Du hast ja einen 2" Auszug.


    Gruß
    Robert

  • Hallo Stefan und Robert,


    Vielen Dank für den freundliche Empfang und die Antworten.


    (==>)Stefan: Das 32mm und das 6mm wurden nach Beratung explizit vor dem Hintergrund der suboptimalen Verhältnisse (Stadtbalkon) ausgewählt.


    Zunächst hatte ich ein TS-WA38 anvisiert, aber da wurde mir gesagt, der Hintergrund könnte bereits zu hell werden, deshalb das TS-WA32. Sicher könnte man längerfristig auch etwas mit noch längerer Brennweite suchen (dann wohl eher zwischen 40-50mm), aber da ist mir bisher kein Okular aufgefallen, das sich im Kompromiss von Preis/Leistung/Gewicht aufdrängt.


    Bei der kurzen Brennweite habe ich ja mit der Barlow die Möglichkeit, die Vergrößerung zu verdoppeln, und habe es auch schon am 10mm „Super“ und am 8-24mm Zoom ausprobiert. Ich hatte aber bisher nie den Eindruck, dass jenseits von 200x/6mm noch wirklich etwas geht, und habe die Barlow immer schnell wieder rausgenommen. Kann natürlich an mir oder den gewählten Objekten liegen – Jupiter und Saturn stehen sehr tief – aber derzeit entspricht das 6mm glaube ich ganz gut meiner Philosophie, zumindest vorerst kein Okular für die „eine tolle Nacht irgendwann einmal“ hinzulegen, sondern zuerst Okulare zu kaufen, die fast immer nutzbar sind. Aber vielleicht übersehe ich ja eine Anwendung für noch höhere Vergrößerung – Kugelsternhaufen? Doppelsterne?


    Mir ist auch bewusst, dass die Unterschiede in der Vergrößerung zwischen 15 und 20mm nicht so groß sind. Meine Überlegung ist eher von der AP her gedacht (wobei ich das zugegeben mangels Erfahrung schlecht einschätzen kann): Oft liest man, dass 2-3mm AP der beste Bereich für viele DSO wie Nebel oder Galaxien ist. Wenn ich von 32mm (AP=4) direkt auf 15 oder gar 14mm (AP=1.75) springe, fehlt dieser Bereich völlig. Hauptsächlich deswegen habe ich das 20mm (AP=2.5mm) eingeplant. Aber es wäre sicher eine Überlegung, das 14 bzw. 15mm vorzuziehen und dann zu schauen, ob mir dazwischen etwas fehlt, oder ob ich mir das 20mm spare und stattdessen in engere Abstufung im kürzeren Brennweitenbereich investiere.


    (==>)Robert: Ich habe keine Brille, allzu tief ins Okular kriechen möchte ich aber auch nicht unbedingt. Die angegebenen ca. 13-15mm Augenabstand bei den ES 82 sollten gerade noch passen, aber ich muss es wahrscheinlich einfach probieren, ob es mir zusagt.


    Die Frage ES 14 oder 18mm habe ich mir auch gestellt, und gerade vor dem Hintergrund der obigen AP-Fragestellung wäre das 18er (AP=2.25mm) ja eine mögliche Lösung, die auch finanziell gerade noch im Rahmen wäre. Dann wäre ja darunter vermutlich am ehesten das 11mm der nächste Schritt.


    Vielleicht sollte ich einfach versuchen, ein ES 82er Set von 8.8-11-14-18mm zur Ansicht zu bekommen und die zwei Okulare davon auswählen, die mir am besten passen. Ich bin zwar eigentlich kein Freund von solchem Verhalten, aber wenn man es dem Händler ehrlich kommuniziert, geht es ja vielleicht.


    Viele Grüße,
    Guido

  • Hallo Guido, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das 32mm und das 6mm wurden nach Beratung explizit vor dem Hintergrund der suboptimalen Verhältnisse (Stadtbalkon) ausgewählt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ok, dann macht das erst mal so Sinn. Allerdings wird dann auch das wegfallen- <i>Oft liest man, dass 2-3mm AP der beste Bereich für viele DSO wie Nebel oder Galaxien ist.</i> und damit machen 2 so nahe beieinander liegende Brennweite erst Recht wenig Sinn. [:)]


    Zu den Bedingungen und einem Okular 40mm oder mehr und Nebelbeobachtung- da würde sich eine größere AP durchaus lohnen, allerdings in Verbindung mit einem guten OIII oder UHC-Filter.


    Gruß
    Stefan

  • Ich beobachte zwar nicht mit einem Dobson, aber grundlegende Dinge sind ja bei den meisten Teleskoparten ähnlich.


    Mein Tipp wäre: Wenig kaufen. Zu viele Zwischenschritte sind m.M.n. gar nicht nötig. Wenn sich später Vorlieben und Bedürfnisse klarer herauskristallisiert haben, kann man seinen Okularzoo viel gezielter ergänzen. Momentan sehe ich bei Dir die größte Fehlstelle bei einem 17-19mm Weitwinkelokular. Das Zoom kann weiterhin als moderat weitwinkliges 8mm Okular (AP=1mm) dienen und die beiden Endpunkte hast Du offenbar schon ganz gut besetzt. Mit der Barlow kannst Du das Zoom auch dazu benutzten, Dich an bestimmten Objekten wie dem Mond, planetarischen Nebeln oder Kugelsternhaufen an die (möglicherweise jeweils unterschiedliche) sinnvolle Maximalvergrößerung heranzutasten.


    Konkrete Empfehlungen mag ich gar nicht aussprechen, mit dem ES 18mm hast Du ja schon einen gut beleumundeten Kandidaten. Gebraucht könnte man auch nach einem 17,3mm TeleVue Delos oder einem 19mm TeleVue Panoptic Ausschau halten.


    Viele Grüße
    Sebastian

  • Lieber Stefan, lieber Sebastian,


    Vielen Dank für die Antworten.


    (==&gt;)Stefan


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Allerdings wird dann auch das wegfallen- <i>Oft liest man, dass 2-3mm AP der beste Bereich für viele DSO wie Nebel oder Galaxien ist.</i> und damit machen 2 so nahe beieinander liegende Brennweite erst Recht wenig Sinn. [:)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Danke, das ist eine sehr hilfreiche Erwartungskorrektur. Ohne entsprechende Erfahrung ist es immer schwer, solche allgemeinen Empfehlungen einzuordnen. Wenn es da um Objekte geht, die mir ohnehin verborgen bleiben, muss ich darauf keine Rücksicht nehmen. Damit ist das 20mm raus.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Zu den Bedingungen und einem Okular 40mm oder mehr und Nebelbeobachtung- da würde sich eine größere AP durchaus lohnen, allerdings in Verbindung mit einem guten OIII oder UHC-Filter.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Den Baader 2" 10nm O-III habe ich bereits (der kam erst nach dem 32er und war ein Geschenk, Filter spielten bei den Überlegungen also keine Rolle), und am Hantelnebel war er schon sehr nützlich. Der war ohne Filter gerade so als „etwas“ erkennbar, mit Filter ganz einfach auffindbar und auch in der Form als Hantelnebel zu identifizieren und klar zu sehen.


    Längerfristig werde ich dann mal über 40-42mm nachdenken – da sollte ich dann ja wohl auch schauen, dass ich das maximale Feld für 2“ bekomme. Allerdings scheint mir da die Auswahl etwas schwierig – entweder es wird teuer und schwer (z.B. Panoptic 41, auch das LVW 42 oder das ES 68 40mm lägen jenseits meiner derzeitigen Budgetgrenze), oder man liest eher Schlechtes (z.B. über das GSO Super View 42mm, was wiederum an f/8 weniger relevant sein könnte).


    EDIT: Nur interessehalber: Bis zu welcher AP lässt sich ein O-III sinvoll einsetzen? Wenn das bei 2.25mm noch ginge wäre das ein weiterer Grund auf das ES 82 18mm in 2" zu gehen, weil dort der Filter direkt passt. Wenn nicht - egal.


    (==&gt;)Sebastian


    Du hast Recht, im Bereich 8-12mm ist der Zoom sehr brauchbar – ich wollte ihn keinesfalls schlechtreden.


    Insofern stimme ich Dir zu, dass die „Lücke“ wenn dann im längeren Bereich dessen ist, was ich derzeit mit dem Zoom abdecke, was für das 18er sprechen würde.


    ich denke, es engt sich dann insgesamt auf die Frage ES 82 18mm oder 14mm ein, mit Tendenz zum 18mm.


    14mm: 86x, AP=1.75, Sichtfeld ca. 1 Grad, AA=15.6mm, 1.25“
    18mm: 67x, AP=2.25, Sichtfeld ca. 1.25 Grad, AA=13mm, 2“


    Spricht da noch irgendetwas eindeutig für das eine oder das andere?



    Viele Grüße,
    Guido

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