Fledermaus & Tintenfisch (Sh2-129 und OU4)

  • Hallo Leute,


    mit dem Tintenfischnebel OU4 hatte ich mich neulich ordentlich bei der Größe verschätzt und dann auch noch nicht richtig gezielt, so dass mir das Bild in ästhetischer Hinsicht gar nicht gefiel. Mit OU4 ganz an der Kante war es der Mühe für das Fotografieren und die aufwändige Bearbeitung nicht wert.


    Deswegen habe ich gestern noch einmal nachgelegt und ein größeres Bildfeld mit dem kleinen 80/480 mm mm Refraktor dazu geschossen. Mit dem 0,79x Reducer kommt er auf 380 mm Brennweite und da passt der Fisch und fast die ganze Fledermaus ins Bild.


    Der Mond und die Wolken haben zwar versucht mir einen Strich durch die Rechnung zu machen, aber ich brauchte ja nur H-alpha für die Fledermaus und ein wenig RGB für die Sterne. Das schon vorhandene Ha und die RGB Sterne aus der Aufnahme mit dem großen Apo habe ich am Ende nicht verwendet, weil die makellose Einbettung in den größeren Bildwinkel sehr tricky war und nicht viel positives zum Bild beigetragen hat.


    Also hier das Ergebnis von 63 x 300s OIII, 80 x 200s Ha und je 30 x 30 s R, G und B.



    Auf Astrobin mit Daten und voller Auflösung:
    https://astrob.in/gmj0a4/0/ (Daten)
    https://astrob.in/full/gmj0a4/0/ (Vollbild]
    https://astrob.in/full/gmj0a4/0/?real= (volle Auflösung)


    APP hat alle Datensätze fein aufeinander registriert und ich konnte schnell sehen, dass alles schön ins BIld passte. Aber am Ende habe ich im großen Bildfeld von der großen Brennweite nur das OIII benutzt. Weil das OIII schon fertig bearbeitet war, und ich nicht den ganzen Prozess noch einmal von vorne beginne wollte, wurde der OIII Datensatz "von Hand" in PS skaliert [;)].


    Schönen Sonntag noch allerseits!


    Peter

  • Hallo, Peter,


    wieder ein feines Bild von Dir [8D]! Gefällt mir gut, aber nicht sehr gut...das ist aber nur meine subjektive Meinung! Kannst Du natürlich machen, wie Du willst.
    Persönlich hätte ich das HA farblich abgeschwächt und das "wissenschafliche" [:)] OIII farblich verstärkt, auch, wenn dies nicht das reale Konzentrationsverhältnis widerspiegelt..
    Ich habe auch keine Lust, zu untersuchen, ob z.B. alle Strukturen im HA real sind, wie es Tommy schon mal gemacht hat, keine Angst. [:D]
    Das wäre auch sinnlos, da es ja auch sein kann, dass die Referenzbilder ebenfalls nicht ausschließlich reale Strukturen zeigen.


    viele Grüße und ebenfalls noch einen schönen Abend
    Andreas


    P.S.: bin auch gespannt, ob Du in CN Jukka helfen konntest...

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: hobbyknipser</i>
    <br />...P.S.: bin auch gespannt, ob Du in CN Jukka helfen konntest...


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Andreas, ja das "O-Auge" von Jukka ist jetzt 360° rund und er ist gut zufrieden (die WR134 OIII-Hülle). Ich war Samstag mit TeamViewer in Finnland auf seinem Observatoriumscomputer. Wir haben ein kleines Projekt aufgelegt, schmeißen die Daten von WR134 zusammen. Wenn es mal fertig ist, zeige ich es bestimmt hier.


    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,


    dein Geschick in Bezug auf die Bildbearbeitung ist immer wieder bemerkenswert. Hier kombinierst du die Aufnahmen aus zwei verschiedenen Optiken. Das habe ich auch einmal über APP versucht. Die Registrierung funktioniert sehr gut.


    Anschließend sieht man jedoch deutlich die Übergänge zwischen beiden Aufnahmen. Man kann also die Außenkanten des kleineren Bildes im größeren Bild klar erkennen. Schaue ich mir dagegen deine Bearbeitung an, so finde ich selbst in der maximal aufgelösten Darstellung keinerlei Übergänge, so als handele es sich um eine einzige homogene Aufnahme.


    Kannst du verraten, wie du das fertigbringst?


    Schöne Grüße
    Heinz

  • Hallo Heinz,


    ich habe in dieser Form bisher nur mit sternlosen Schmalbandaufnahmen gemacht, die am Ende wieder mit den Sternen kombiniert wurden. Da muss der datenlose Hintergrund aller Schmalbandkanäle schwarz sein oder aber sehr dunkel, mit dann exakt gleich eingestelltem Tonwert. Das kann man mit der schwarzen Pipette in der Tonwertkorrektur (z. B. mit Vorgabewert 15) gut hinbekommen. Die freie, nicht vom skalierten, kleineren Bildausschnitt bedeckte Arbeitsfläche der sternlosen Aufnahme des großen Teleskops muss man mit der gleichen Farbe füllen. Wenn man alles richtig macht, erhält man bei der Kanalkombination einen neutralen Hintergrund. Der eigentliche Bildhintergrund kommt später bei der Rekombination mit der RGB Aufnahme ins Spiel.


    Ich schreib's einfach mal so runter und hoffe, ich vergesse nichts und man kann es einigermaßen nachvollziehen. Sonst bitte nachfragen.


    Wenn ich es von vorneherein geplant hätte, beide Teleskope zu nutzen, hätte ich es so gemacht:


    Kleines Teleskop: Ha für die Fledermaus und RGB für Sterne
    Großes Teleskop: OIII für OU4


    In APP
    - Für beide Teleskope alle Datensätze separat stacken und kalibrieren, vollständiges Preprocessing mit LP-Entfernung etc.
    - Alle stacks aller Kanäle auf einen Kanal des kleinen Teleskops registrieren und abspeichern (es gibt dafür eine Schaltfläche in APP).
    - Die registrierten RGB Kanäle für die Sterne kombinieren und nach Sternen farbkalibrieren.
    - Die registrierten Schmalbandkanäle moderat vorstrecken und als als tiff abspeichern.
    - Die registrierte RGB-Kombi ganz wenig strecken uns ebenfalls speichern.


    Mit starnet++ beide Schmalbandkanäle "entsternen".


    In PS
    - Die sternlosen Versionen von Ha und OIII in PS separat entrauschen und strecken.
    - Den Hintergrund der OIII und Ha-Layer mit Gradationskurven und/oder Tonwertkorrektur auf einen einheitlichen, sehr dunklen Wert abdunkeln (&lt; 20 bis 0).
    - Das "zu kleine" OIII-Bild füllt nur einen Teil der Arbeitsfläche. Rest der Fläche mit dem gleichen Tonwert füllen.
    - Das fertige OIII in den Grünkanal und den Blaukanal kopieren, das Ha in den Rotkanal.
    - Farben mit einer Einstellungsebene "selektive Farbkorrektur" justieren (hier OU4 von Türkis leicht in Richtung Blau schieben).


    Damit ist das sternlose HOO fertig.


    - Das RGB Bild mit den Sternen und dem Originalhintergrund als Ebene obenauf packen.
    - Layermodus auf "negativ multiplizieren" setzen
    - Eine Einstellungsebene "Tonwertkorrektur" als Schnittmaske drüber legen und mit dem linken Regler Hintergrund nach Geschmack abdunkeln.
    - Alle aktiven Layer auswählen zusammenkopieren (shift-strg-alt-E).
    - Kontraste und gesamten Bildeindruck mit den Optionen des Filters "Camera Raw" feinjustieren - fertig.


    In der vorliegenden Aufnahme habe ich es etwas anders gemacht. Da ich das ganze Bild schon als einmal fertig hatte (Aufnahme mit dem 130/910) gab es OU4 schon voll ausprozessiert als isolierten, sternlosen Layer. Die Arbeit wollte ich nicht noch einmal machen. Jedoch kann man einen sternlosen Layer nicht auf den anderen Bildausschnitt registrieren. Die OIII Sterne hatte ich auf einem separaten Layer. Die Sterne für das Registrieren erstmal wieder einzubauen, um sie hinterher wieder eliminieren zu müssen, war mir zu blöd.


    Deshalb habe ich es so gemacht:


    - Vorne in APP alles so wie oben, aber die OIII Daten des großen Teleskops (heißt ab hier OIII groß) wurden nicht weiter verwendet (nur zum Vermessen).
    - Das sternlose Ha nach PS geladen.
    - Das Ha mit Sternen nach PS geladen und als Layer in das sternlose Ha Bild kopiert.
    - Das Bildverhältnis und den Drehwinkel zwischen OIII groß und Ha klein in PS penibel an den Sternen der Sternlayer von Ha und OIII groß gemessen und ausgerechnet.
    - Bild OIII groß in PS herunter skaliert und um ausgerechneten Betrag rotiert.
    - Skalierte OIII Layer mit Sternen und sternlosen OIII Layer als Ebenen in Ha sternlos kopiert und kopierte Ebenen verbunden (wichtig!).
    - Opazität herunter geregelt und halbtransparente OIII Layer auf Ha Sterne ausgerichtet (Verschieben Werkzeug). Zwei kleine, korrespondiernde Sterne an der äußeren Bildkante als Bezugspunkt exakt übereinander gebracht.
    - Mit sehr großem Zoomfaktor transformieren aufgerufen (strg-T) und mit Alt-Click Rotationsachse auf den Bezugsstern gesetzt.
    - Auszoomen und auf die gegenüber liegende Bildkante zoomen, Bild in kleinen Schritten drehen, bis auch hier die Sterne exakt übereinander liegen.
    - OIII Sternebene ausblenden, Opazität OIII Ebene auf 100% setzen. Ha und OIII der beiden Teleskope sind nun deckungsgleich.
    - Dann in PS wie oben ab erstem PS-Anstrich weiter arbeiten, jedoch war der OIII Layer ja schon fertig bearbeitet und hat keine Arbeit mehr gemacht :)


    Hoffe, das Ganze ist irgendwie verständlich.


    Viele Grüße
    Peter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: StefanSLS</i>
    <br />Hallo Pete,


    In Schwarzweiß wäre das ein super Bild. Aber so ist leider die Farbsättigung viel zu hoch. Das gefällt mir persönlich nicht.


    Viele Grüße,
    Stefan


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Stefan,


    achte bitte auf mein Augenzwinkern....



    ...der Geschmäcker sind viele und der Möglichkeiten auch (Gott sei Dank!).


    Ich mache sie immer so, wie ich sie gerade schön finde....und stehe dazu, dass ich sie ggf. in Zukunft vielleicht nicht mehr schön finde. Das geht mir mit meinen Astrofotos schon die ganze Zeit so :)


    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,


    ganz lieben Dank für deine ausführliche Erläuterung. Ich habe mir alles auf die Schnelle durchgelesen und ausgedruckt, damit ich es in Ruhe nachvollziehen und für Pixinsight „übersetzen“ kann. Deine Ausarbeitungen der Rohdaten treffen hier leider gelegentlich auf Missfallen. Bitte behalte deinen besonderen Stil bei, da unser Hobby von der Vielfalt lebt!


    Beste Grüße
    Heinz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Heinz-S</i>
    <br />Hallo Peter,


    ganz lieben Dank für deine ausführliche Erläuterung. Ich habe mir alles auf die Schnelle durchgelesen und ausgedruckt, damit ich es in Ruhe nachvollziehen und für Pixinsight „übersetzen“ kann. Deine Ausarbeitungen der Rohdaten treffen hier leider gelegentlich auf Missfallen. Bitte behalte deinen besonderen Stil bei, da unser Hobby von der Vielfalt lebt!


    Beste Grüße
    Heinz
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Heinz,


    ich hoffe, ich habe nichts vergessen - habe es im Büro aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Wenn etwas nicht klappt, schicke mir doch einfach eine PN, dann sehen wir weiter.


    Du sprichst das Missfallen an, dass meine Bilder hier öfters erregen. Ich gewöhne mich langsam daran, ob ich mich auf Dauer damit abfinden mag, weiß ich aber nicht.


    Es scheint hier eine andere Klientel unterwegs zu sein, als woanders, da scheine ich nicht recht hinein zu passen. Weißt du, der Entdecker und "Namensgeber" des OU4, Nicholas Outters, meldet sich bei mir und findet mein Bild klasse - da habe ich mich sehr drüber gefreut [:)]. Dann wird das Bild wird in flickr explore gewählt und hat in zwei Tagen 55.000 Aufrufe und tolle Resonanz. Auf Astrobin bekommt es einen "Top Pick" Sticker. Und hier im Astrotreff melden sich gerade drei Leute, von denen zwei mit den Farben nicht zufrieden sind.
    Das soll nicht angefressen klingen, eher sehr verwundert. Mit anderen Bildern, die z. B. auf astrobin eine sehr gute Kritik bekommen haben (2 Bilder des Tages und 4 Top Picks) ging es ähnlich. Die beliebtesten 10 Bilder haben auf flickr zusammen mehr als eine halbe Million Aufrufe, alle meine Bilder zusammen über 1,5 Millionen. Die meisten finden sie gut. Hier werde ich offenbar argwöhnisch beobachtet.


    Das, was ich da aufgezählt habe, soll jetzt bitte niemand in den falschen Hals bekommen. Ich weiß natürlich, dass auf flickr überwiegend Laien unterwegs sind. Aber nicht nur, es gibt ganz tolle Astrofoto-Gruppen dort, in denen ich Mitglied bin. Ich weiß auch, die englischsprachlichen Communities sind schneller zu begeistern und akzeptieren eine größere Bandbreite bei der Bildbearbeitung. Aber ich bin ja hier im Astrotreff doch auch nicht angetreten, um mehr unkritisches Lob für mein Ego einzusammeln, sondern weil ich mich mit "gleichbegeisterten" über meine und andere Bilder austauschen möchte, um dazu zu lernen und besser zu werden. Jedoch die Balance stimmt hier für meinen Geschmack nicht so recht. Aber das ist jetzt meine "Geschmacksache".


    Deswegen habe ich beschlossen, ich ärgere mich nicht über Kritik an meinen Farben oder meinem "Stil". Sie wird mich beeinflussen und vielleicht verändern, aber rechtfertigen werde ich mich nicht mehr so intensiv, wie in der Vergangenheit.


    Viele Grüße und sag mal Bescheid, ob's klappt mit der Kombination,


    Peter

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