Einige Einsteigerfragen

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir kürzlich zum Einstieg in die Amateurastronomie ein Omegon ProNewton N 153/900 OTA gekauft und nutze dieses bisher als Dobson in einer selbstgebauten Rockerbox. Nachdem das Wetter nun endlich die ersten beiden Beobachtungsnächte zugelassen hat, habe ich schon die ersten Fragen und würde mich sehr über ein wenig Beratung von Eurer Seite freuen.


    1. Ich habe bisher zwei Okulare (gebraucht) gekauft: ein Hyperion Zoom 8-24mm und ein Omegon SWA 32mm. Mit dem Hyperion Zoom komme ich auf eine Maximalvergrößerung von 112x und das lässt am Mond und den Planeten natürlich zu wünschen übrig. Ich hatte Gelegenheit ein 6mm TS Planetary zu testen und habe darin aber kaum einen Vorteil zu den 8mm des Hyperion Zooms gesehen. Daher habe ich nun an die Anschaffung eines Okulars im Bereich 4,5mm gedacht, mit dem ich auf 200x komme. Dies wäre nach meinem Verständnis noch eine förderliche Vergrößerung für meinen 6" Newton. Konkret habe ich die ES 52° LER und ES 84° LER Serien im Auge. Sind die 4,5mm im allgemeinen und die ES Objektive im speziellen aus Eurer Sicht eine gute Wahl? Sind die 200x in Bezug auf das Seeing schon zu hoch angesetzt? Ich suche zunächst ein Okular, dass ich nicht nur 5x im Jahr bei perfekten Bedingungen nutzen kann, sondern dass auch bei mittelmäßigem Seeing einsetzbar ist. Zu den Randbedingungen: Ich bin Brillenträger mit leichtem Astigmatismus. Ich habe den Eindruck, dass ich die Brille bei hohen Vergrößerungen aber nicht zwingend brauche.


    2. Beim Wechsel der Okulare fällt es mir schwer kleinste Bewegungen im Höhenlager (und damit Positionsänderungen) zu vermeiden. Der Tubus liegt eigentlich gut austariert in der Rockerbox, aber meine Höhenlager sind recht leichtgängig. Es handelt sich um Multiplex-Räder mit 30cm Durchmesser (belegt mit Kantenumleimer mit einer Struktur ähnlich Ebony Star) und sie laufen auf vier 2x3cm Teflon-Pads. Ich suche daher nach einer einfachen konstruktiven Lösung um die Höhenräder für den Okularwechsel kurzzeitig zu fixieren. Habt ihr da eventuell gute Ideen?


    3. Eigentlich dachte ich, dass ich nur visuell beobachten möchte. Nach den ersten Erfahrungen kommt nun aber doch der Wunsch auf das Gesehene fotografisch festzuhalten. :) Daher spiele ich mit dem Gedanken den Newton alternativ auf auf einer parallaktischen Montierung einzusetzen. Der Wechsel von der Rockerbox auf die Montierung wäre recht einfach, da Rohrschellen vorhanden sind. Welche Montierungsklasse wäre aus Eurer Sicht angemessen? Ich hatte an eine EQ5 gedacht.


    Vielen Dank im Voraus für Eure Tipps!
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    willkommen auf Astrotreff.


    zu 1) da würde ich eher auf ein 5mm setzen. Das verhilft dir zu 180x und das ist noch in fast allen Nächten gut nutzbar. An Details kannst du da bereits so gut wie alles sehen, 200x zeigen das Objekt zwar ein wenig größer, aber auch dunkler und vorhandene Luftunruhen wirken sich auch etwas stärker aus.


    2) Du kannst die Teflopads in dem Ausschnitt, in dem die Höhenräder laufen, an eine etwas höhere Position setzen. Damit "klemmt" sich das Hööhenrad etwas stärker. Alternativ wären Spannfedern hilfreich, so wie auf dem Bild meiner Rockerbox zu sehen ist.



    3) rein vom Gewicht her sollte das noch passen, aber fotografisch an der Montierung sparen führt meist zu mehr Ausschuss bei den Fotos, die nächst größere HEQ-5 wäre empfehlenswert.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Matthias,


    Ich habe an meinem 255 mm Reisedobson eine Bremse, die ich zum Okularwechsel betätige:
    http://www.stathis-firstlight.…ise_archimedes_bremse.jpg


    Eine generelle Erhöhung des Widerstandes, wie Stefan vorschlägt, geht natürlich auch, wenn die Feinfühligkeit beim Nachführen nich zu sehr darunter leidet.


    Zeig doch mal Bilder von deinem Teleskop / Rockerbox. Wie das hier geht unter Astrogalerie Galerie, Eigene Bilder hochladen:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=6649

  • Hallo Stefan,


    dann bleibe ich wohl zunächst besser bei 5mm für durchschnittliche Nächte und erweitere später eventuell noch um 3,5mm oder 4mm für die seltenen Nächte mit wirklich gutem Seeing.


    Danke für die Tipps bzgl. der Positionierung der Teflonpads und der Spannfedern. Ich werde das mal ausprobieren. Kannst Du mir eventuell eine Bezugsquelle für die Spannfedern und die "Halterungen" für die Federn an den Höhenrädern nennen?


    Vielen Dank!
    Matthias

  • Hi Matthias, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kannst Du mir eventuell eine Bezugsquelle für die Spannfedern und die "Halterungen" für die Federn an den Höhenrädern nennen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die waren an der originalen Rockerbox meines Galaxy (GSO) dabei.


    Befestigung- ein Bolzen mittig in deinem Höhenrad und einer an der Rockerbox unterhalb, da könnten auch ausreichend dicke Schrauben genügen. Und Federn, dazu mal in einem Baummark oder im Netz suchen. Die Länge sollte ausreichen, damit bei dem gewählten Abstand ausreichend Spannkraft erzeugt wird, wobei du den unteren Befestigungspunkt ja noch wählen kannst. Weiter weg erhöht die Kraft. Einen Ring an den Enden einplanen, außer die Federn haben an den Enden passend große eingebogene Abschlüsse.


    Vielleicht findet sich auch hier im Forum jemand, der seine alte GSO/Galaxy Rockerbox umgebaut hat und die Federn nun noch irgendwo im Schub liegen hat. [:)]


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,


    besser spät als nie, ist hier noch ein Bild meiner Rockerbox. Die Bewegung im Höhenlager habe ich jetzt zunächst durch den Einsatz von Filtzgleitern (statt Teflon) auf den seitlichen Führungen für die Höhenräder verbessert. Der erste Einsatz nach dieser kleinen Veränderung war vielversprechend. Das Problem scheint gelöst und die Höhenräder sind trotzdem noch ausreichend leichtgängig.



    Ein anderer Aspekt, über den ich mich zuletzt gewundert habe, ist der OAZ meines Newtons. Dieser ragt weit in den Tubus und ist überhaupt nicht geschwärzt. Sollte ich das durch Schwärzung optimieren und womit schwärzt man den OAZ idealerweise?



    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    ich habe das mal bei einem Okularauszug mit schwarzem Velours gemacht. Geht natürlich nur wenn Platz ist. Sonst habe ich auch mit
    schwarzem Edding ganz gute Erfahrungen gemacht. Bei meinem 16" habe ich die Messingspinnenarme mit Edding schwarz gemacht, weil sonst keine Farbe so richtig halten wollte, dick aufgetragen hätte und auch nicht schwärzer wäre. Velours wollte ich an der Stelle natürlich auch nicht nehmen.
    Gruß
    Udo

  • Hi Matthias,


    mit dem Bild wird es klar- die Höhenräder sind sehr groß ausgefallen und die Auflage an den Teflonpads sehr flach.


    Klar, dadurch wird die Haftreibung sehr niedrig bzw. der wirkende Hebel bei Berührung am Tubus ist sehr groß. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das Problem scheint gelöst und die Höhenräder sind trotzdem noch ausreichend leichtgängig.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Leichtgängig ist nicht automatisch gut, etwas zu leichtgängig führt genau zu deinem Problem. Besser wäre "feinfühlig".


    Richtig wäre es, wenn die Werte für Haft- und Gleitreibung weitgehend gleich groß sind. Die ausgeübte Kraft, um den Tubus in Bewegung zu setzen, ist dann nicht oder nur wenig größer als die Kraft, die zur weiteren Bewegung nötig ist. Dabei dürfen die nötigen Kräfte durchaus etwas höher sein.


    Unter "feinfühlig" verstehe ich genau das, der Beginn der Bewegung tritt nicht ruckartig ein, man drückt und der Tubus bewegt sich gleichmäßig, ohne ruckeln und bleibt exakt da stehen, wenn man den Druck verringert.


    Nicht feinfühlig wäre- du benötigst viel Kraft, um das Losbrechmoment zu überwinden, aber wenig, damit der Tubus sich dann weiter bewegt. Der dann ruckartige Bewegungsbeginn lässt ein Verstellen um nur ein kleines bisschen kaum zu, allein mit dem Losbrechen verstellt man bereits weiter als man eigentlich wollte.


    Gruß
    Stefan

  • Schöne Rockerbox und vor allem schön große Höhenräder.
    Große Höhenräder erhöhen das erforderliche Moment zum nachführen und erhöhen gleichzeitig die Feinfühligkeit bzw. Nachführpräzision. 110x besser als diese Wackeldackel "Montierungen", die oft mit solchen Tuben im Set angeboten werden.


    Ja, die Teflonpads sind etwas eng zusammen, ein größerer Winkel würde den Anpressdruck entsprechend dem Tangens des Winkels erhöhen. Leider geht das jetzt kaum noch, da deine Seitenbretter nicht breit genug sind, um die Teflonpads nennenswert höher zu setzen.


    Aber schön, dass du es mit den seitlich drückenden Filzpads tunen konntest. Das wirkt ja ähnlich wie meine oben verlinkte Bremse.


    Ein in den Strahlengang ragender Okularauszug erhöht die Obstruktion unnötig. Wer baut den so was? Kannst du diese schwarze Verlängerung am OAZ nicht weglassen oder eine kürzer bauende wählen? Dann würde man den OAZ weiter rauskurbeln müssen und er würde innen nicht mehr rein ragen. Ansonsten würde ihn einfach mit schwarzem Edding anmalen und fertig. Der Reflex ist ja außen, davon scheint nichts direkt in das Okular.

  • Hallo Stathis,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wer baut den so was?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Steht doch drauf... sogar garniert mit "pro". Wahlweise auch "premium" oder "delüx".


    Zum Glück bekomme ich so Zeug von der Stange nicht so oft zu Gesicht, das schont meine Nerven... Ich hab aber auch schon einen überlangen, vignettierenden Okularauszug beim f/5-Refraktor einfach abgesägt.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,


    vielen Dank für Eure Ratschläge! Dann werde ich baldmöglichst den Tubus mit Velours auskleiden und den Fangspiegelrand, sowie den OAZ mit Edding schwärzen.


    Was den überlangen OAZ betrifft, werde ich mal nachsehen, ob ich die schwarze Verlängerung abnehmen kann. Was könnte sich der Konstrukteur an dieser Stelle gedacht haben? War das Ziel eventuell eine Verlagerung des Fokuspunktes weit nach außen zwecks fotografischer Nutzung? Welche Nachteile hätte das Entfernen der schwarzen Verlängerung, außer einer leichten Verschlechterung der OAZ-Stabilität durch das dann notwendige weite Ausziehen?


    Der Tubus wird vom Händler ja wie folgt beworben: "Astrofoto oder visuell Beobachten? Das ist mit diesem optischen Tubus keine Frage. Denn beides funktioniert damit blendend". Liege ich richtig mit meiner Annahme, dass ich mich da naiverweise von Marketingaussagen habe blenden lassen und die Gesamtkonstruktion eher den kleinsten gemeinsamen Nenner für beide Anwendungen darstellt? :) Allein schon die, durch den relativ großen Fangspiegel, hohe Obstruktion von 30% kann man wahrscheinlich nicht wirklich als blendend geeignet für visuelle Beobachtung bezeichnen. Ich hätte mich wohl vor dem Kauf von Euch beraten lassen sollen.


    Vielen Dank auch für den Hinweis auf den Unterschied zwischen feinfühlig und leichtgängig, dass war aufschlussreich.


    Bzgl. der Größe der Höhenräder und der Breite der Seitenbretter hatte ich mich an den Angaben auf stellafane.org orientiert. Die Seite habe ich insgesamt als sehr hilfreich beim Bau der Rockerbox empfunden.


    Viele Grüße,
    Matthias

  • Hi Matthias, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was könnte sich der Konstrukteur an dieser Stelle gedacht haben? War das Ziel eventuell eine Verlagerung des Fokuspunktes weit nach außen zwecks fotografischer Nutzung? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Gedacht? Wohl nix. [}:)] Für Foto wäre das nur sinnvoll, wenn man das schwarze Teil abnehmen kann, erst dann käme man wohl auf den für DSLRs nötigen Fokusabstand. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Welche Nachteile hätte das Entfernen der schwarzen Verlängerung, außer einer leichten Verschlechterung der OAZ-Stabilität durch das dann notwendige weite Ausziehen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die Fokuslage bleibt ja gleich, nur der silbrige Teil des verstellbaren Rohrs wird dabei weiter nach außen bewegt.


    Marketingaussagen gerade dieses Händlers sind halt "Marketing"- für visuelle Beobachtung ist 30% schon unschön, gängig wären so um 25%, erwünscht wären Werte unter 20% [}:)]


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan,


    peinlicherweise habe ich nun bei genauerer Untersuchung des OAZ festgestellt, dass das schwarze Teil eine Verlängerungshülse ist, die man einfach herausschauben kann. :) Das war auf den ersten Blick allerdings nicht offensichtlich und eine Anleitung lag dem Tubus leider auch nicht bei. Aber damit wäre dieses Problem schon mal gelöst.


    An den 30% Obstruktion könnte man nach meinem Verständnis nur durch den Einsatz eines kleineren Fangspiegels in Kombination mit einer Verlängerung des Tubus etwas ändern. Ersteres wäre einfach umzusetzen, Zweiteres vermutlich nicht. Dann werde ich wohl einfach mit den 30% leben müssen. Ich hatte mich auf Grund der einfachen Transportmöglichkeit im Kofferraum für den f6 mit dem kurzen 900er Tubus entschieden. Der übliche f8 mit 1200er Brennweite passt nur auf den Rücksitz und dieser ist mit Kindersitzen belegt. Diese wollte ich nicht immer aus- und einbauen.


    Vielen Dank und Grüße,
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hätte mich wohl vor dem Kauf von Euch beraten lassen sollen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das ist natürlich nie verkehrt, aber Du hast jetzt auf jeden Fall ein Gerät, das für den Einstieg gut geeignet ist, Spaß an der Sache wie auch am Selberbauen - ist doch alles prima! Mit diesem Dobson kannst Du die nächsten 1-2 Jahre den Himmel kennenlernen und herausfinden, was, wo und wie Du am liebsten beobachtest, und dann wirst Du vermutlich sowieso ein anderes/zweites Teleskop haben wollen - insofern würde ich nicht allzuviel Aufwand in weitere Optimierung stecken.


    Falls doch... könntest Du die Spinne nach vorne versetzen, um den Fokus weiter nach innen zu bekommen, und den Okularauszug (oder einen anderen) auf die andere Seite des Tubus setzen. Das ist dann aber mehr aus Freude am Basteln als wirklich erforderlich.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

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