Drei Stündchen hinterm Hopfenfeld

  • Moin!


    Endlich habe ich es geschafft, meine Beobachtungsnotizen von Dienstag ins Reine zu tippen. Wer noch wortreiche und bildlose Einschlaflektüre braucht - bitteschön...


    Viele Grüße von


    Marcus






    03.09.2019 Drei Stündchen hinterm Hopfenfeld
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    03./04.9.2019 (Di/Mi), meine Mulde auf der Hochebene, ca. 520 m ü. NN
    Start gegen 21:00 bei 14 °C,
    Ende gegen 0:05 bei 12 °C,



    Der Hi
    mmel war recht gut, streulichtarm und kontrastreich, aber irgendwie komisch gedimmt.
    Schon in der späten Abenddämmerung und trotz des letzen Mondlichts - der Mond ging ziemlich weißgelb hinter dem Hopfenfeld unter - waren im Schwan sehr deutlich die Milchstraße und die Dunkelwolken zu sehen, die Milchstraße reichte andeutungsweise herunter bis in den Schützen. Die Sterne des Sternbildes Schütze waren so schön zu sehen wie selten.
    Später wurde die Milchstraße dann natürlich sehr viel deutlicher, bis in etwa 20 Grad Höhe war ein Staub- oder Dunstsumpf deutlich zu erkennen, darüber wurde es erheblich besser. Das Streulicht der umliegenden Orte und Städte war erstaunlich schwach, dennoch fehlte dem Himmel eindeutig "Grenzgröße", es war alles sehr streulichtarm-kontrastreich zu sehen, allerdings wie durch einen schwachen Graufilter, komisch. Schwache Objekte/Strukturen waren dadurch nicht auffindbar.
    Möglicherweise waren die Bauern schuld, in der Gegend soll heftig geackert worden sein und dadurch vielleicht durch den furztrockenen Boden viel Staub in der bodennahen Luftaschicht schweben.
    Wind: nahezu windstill. Später fiel merklicher Tau, der aber nur gelegentlich bei der Bebachtung (Beschlagen der Okulare) störte.



    Mit auf dem Acker waren
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    * 10" Klopson f/4,7 mit vom Refraktor transplantiertem Leuchtpunktsucher und Tubusaufrichttendenzkompensationsmechanik
    * Okularkoffer mit aktualisiertem Inhalt (Angaben für 10"):
    ** Hyperion 36 mm (V = 33x, AP = 7,6 mm, GF ~ 2,1°),
    ** Panoptic 27 mm (V = 44x, AP = 5,7 mm, GF ~ 1,5°),
    ** Morpheus 17,5 mm (V = 69x, AP = 3,7 mm, GF ~ 1,1°),
    ** Morpheus 12,5 mm (V = 96x, AP = 2,6 mm, GF ~ 0,8°),
    ** Morpheus 9 mm (V = 133x, AP = 1,9 mm, GF ~ 0,6°),
    ** Morpheus 6,5 mm (V = 185x, AP = 1,4 mm, GF ~ 0,4°)
    ** Morpheus 4,5 mm (V = 267x, AP = 1,0 mm, GF ~ 0,3°)
    ** DeLite 4 mm (V = 300x, AP = 0,8 mm, GF ~ 0,2°)
    * Astronomik UHC 2", Astronomik OIII 2", Astronomik UHC-E 1,25",


    Astronomik H-beta 1,25"
    * Explore Scientific Farbfiltersatz 1,25" (blau, grün, gelb, orange)
    * T-Shirt über dem Kopf, um Umgebungslicht abzuschirmen, ist aber doch zu durchlässig. Muß ich endlich mal verstärken.
    * TRIATLAS B 2nd ed.
    * Deep Sky Hunter Atlas, Second Revision (2017)
    * Mag 7 Star Atlas für die Übersicht
    * BAfK


    neu dabei und noch in Erprobung:
    ** Baader OIII 1,25"
    ** Explore Scientific 68° 24 mm (V = 50x, AP = 5,1 mm, GF ~ 1,4°)



    Programm und Erlebtes
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    Zu Beginn schnell einen Blick auf den sehr tief stehenden Jupiter, aber das hat keinen Zweck, die Luft über dem Spiegel blubberte vorbildlich, da war nichts zu sehen. Saturn war nicht besser. Also die Gasnebel im Schützen wiederholt. Den Anfang macht...


    M 17
    Den Schwannebel durch Herumrühren von mit dem Hyp36+UHC von mü Sgr aus aufgesucht, dabei immer wieder über KS gestolpert, die ich aber wieder mal sträflich ignoriert habe.
    Der Nebel wirkt heute etwas matt. Schön zwar ein Kranz aus Sternen um den Nebel herum, die Ente ist auch deutlich zu erkennen, es fehlt aber irgendwie "der Biß". Die Ente hat aber auch heute wieder einen deutlich zu langen Bürzel, eher (wie beim letzten Mal schon gesehen) einen langen, bogenförmig unter dem Entenbauch herumlaufenden Federschweif, etwa so, wie bei einem "ätt"-Zeichen. Also ist das nicht der Entennebel, sondern der Paradiesvogelnebel, klingt ja auch gleich viel hübscher.
    Nun mal das ES24 mit dem harten Baader OIII ausprobiert: nicht schlecht, macht ja immerhin 50 fach, 5 mm AP und ein GF von rund 1,4 Grad, damit läßt sich was anfangen. Das Einblickverhalten mit Brille ist völlig unproblematisch, aber nicht luxuriös, aber immerhin noch besser als beim Pan27. Das Gesichtsfeld wirkt aber etwas eng. So ist kontrastreicher der Kopf des Vogels zu sehen, der Bauch sehr viel heller, in der Nähe der Wasserlinie (also falls es doch eine Ente sein sollte) gestreift, fast faserig. Die Paradiesvogelschwanzfedern oben am Bürzel auslaufend heller und unten untr dem Bauch herum, entlang des "Kranzes der Bauchsterne" etwas schwächer. Insgesamt ein sehr hübsche Anblick. Im Stehen, heute aus Faulheit ohne Beobachtungsstuhl, in gebückter Beobachtungshaltung ist da nicht mehr zu holen.


    M 16 und IC 4703,
    der Adlernebel und sein Sternhaufen etwas weiter nördlich ist zwar mit dem ES24+Baader-OIII deutlich zu sehen, aber trotzem schwach. Die Sterne wirken in Ketten irgendwie ein wenig wie Neptuns Dreizack ohne Stiel, umwölkt von ein paar Nebelfleckchen. Der Nebel ist da, aber löst keine Begeisterungsstürme aus. Zum Vergleich mit dem Hyp36+UHC, da muß ich mich ein wenig anstrengen, um überhaupt was zu sehen. Ohne Pepp.


    Also ein wenig herumgeschwenkt zum


    M 8 und NGC 6530
    Der Lagunennebel wirkt mit dem Hyp36+UHC im horizontnahen Dunst zu mau. Also wieder mit dem ES24+Baader-OIII geguckt - ja, das ist schon gut. Die Dunkeladaption wird vor dem Untergang des Nebels sicher nicht mehr besser. Der Nebel ist hübsch und riesengroß, locker 1/4 des GF, scheint nach außen aber sehr schwach noch weiter zu reichen. Die Sterne bilden einen rundlicheren Haufen, eine Art Kringel mit etwas Füllung. Im westlichen Teil fallen zwei hellere Sterne etwa in N-S-Richtung auf, weiter im Westen zwei in O-W-Richtung. Der Nebel zeigt eine breite Dunkelzone in einer nach Westen geöffneten V-Form. In diesem dunklen V liegt die hellste Nebelwolke, die etwas zipfelmützig ausgefranst erscheint, nach Osten hin umgibt das dunkle V ein rundlich erscheinender Kelch mittelheller Nebelpartien. Ein schöner Anblick.


    Kurz ein Blick auf


    M 20
    der Trifidnebel erscheint heute aber mit dem ES24+Baader-OIII zu schwach und zu matt, dazu habe ich gerade keine Lust, den lasse ich aus.


    Es ist mitterweile ausreichend dunkel geworden. Die Milchstraße reicht nun bis in den Schützen, im Schwan ist die Dunkelzone deutlich zu sehen. Neben Deneb ist deutlich eine helle Sternwolke zu erkennen. Pegasus ist vollständig aufgegangen und M 31 ist direkt deutlich freiäugig als großer verwaschener Fleck sichtbar, gut wie selten. Das reizt, den


    Sh 2-157,
    den Hirschkäferkopf, wieder zu probieren. Mit dem Hyp36+UHC und auch dem Hyp36+OIII von M 52 ausgehend gesucht - nix. Hier schägt wohl der "Himmelsgraufilter" zu, schade.


    Also weiter zu


    NGC 7000 und IC 5070,
    dem Nordamerikanebel und dem Pelikannebel. Im Hyp36+OIII liegt der der Pelikan heute auf Rücken. Der Kopf ist rechts im Bild, der Bauch links. Die beiden hellen Sterne unten im Bild stören. Zwischen Schnabel und Bauch ist etwas kontrastarm, aber doch deutlich eine dunkle Zone zu erkennen. Ich kann mich nicht erinnen, die so gut schon mal gesehen zu haben.
    Der Nordamerikanebel ist riesig und gleißend hell. Aber das GF fehlt, das reicht gerade mal von Equador bis Colorado. Mexico ist hell, Florida ist deutlich da. In Kanada verliert der Nebel sich zu drei helleren Sternen.
    Erstmals fällt mir heute eine markante Dunkelwolke im Bereich des Ontario-Sees auf, der Nebel wirkt fast ein wenig wie abgeschnitten, sieht etwas zerzaust aus. Von dieser Dunkelwolke scheinen zwei "dunkle Schläuche" in die USA hineinzureichen. Sehr hübsch.


    Zum nächsten Highlight, dem Gespann


    NGC 6960, NGC 6992, NGC 6995
    (Cirrusnebel). Gleich per Leuchtpunktsucher mit dem ES24+Baader-OIII eingestellt und beguckt. Der Sturmvogel ist am Schnabel schön spitz, scheint aber längsfaserig-zerzaust zu sein. Der Schnabel wirkt von 52 Cyg ausgehend im ersten Drittel etwas dunkler und scheint im zweiten Drittel längs zweifach geteilt zu sein. Auf der anderen Seite gehen die Schwanzfedern in einem eleganten Schwung in zwei Schweifen auf eine kleine t-förmige Sterngruppe zu. Dahinter, in ungefähr einer Schweiflänge Abstand, ist noch eine diffuse, neblige Wolke eindeutig zu erkennen.
    Vom Schnabel aus etwas nach Westen ist einfach etwas größeres, Nebliges zu erkennen, das muß ein Teil des Pickerings-Triangle sein.
    Die Knochenhand erscheint wieder deutlich strukturiert: an der Schulter dunkler, am Bizeps etwas heller, am Ellbogen ganz dunkel und schräg gestreift. Die Richtung der Streifen weist etwa auf 52 Cyg hin. Der Unterarm ist längsfaserig-schwächer-futzelig, die zweifingrige Klaue wirkt eigenartig wattig, von den Fingern gehen noch schwache Nebelausläufer in Richtung Sturmvogel aus.
    Zum Vergleich das Mor17,5+Baader-OIII eingestöpselt. Diese Kombination zeigt hier deutlich mehr: die Helligkeitsabstufungen erscheinen deutlicher. Im Oberarm erscheint die Struktur des Nebels nun eher längsfaserig-flockig zu sein. Auch im Unterarm ist nun eine schräg-faserig-streifige Struktur des Nebels zu erkennnen. Die Helligkeitsabstufungen in der Klaue sind nun deutlicher.


    Nun mal eine Anregung aus dem Netz ausprobieren, die


    Region um Sadr im Schwan.
    Unvorbereitet spazierensehend im Schwan im Zenit komme ich ratzfatz durcheinander, bei dem, was ich da sehe. Mit dem ES24+Hbeta erscheint um Sadr hell eine Unzahl an Nebelwolken und Dunkelstrukturen. Eine Pracht, ein eindrucksvoller Anblick, aber ein wenig verwirrend. Muß ich gelegentlich nochmal ran.


    Der schön zu sehende Andromedanebel mach Lust auf Detailbeobachtung, also ein Kontrollblick zu


    M 31
    Mit bloßem Auge gut wie selten, im ES24 aber erstaunlich schwach, das erste Staubband ist deutlich zu erahnen. Im Mor17,5 das erste Staubband deutlich zu sehen, davor ein hellerer Bereich, mit viel Glauben ein zweites Staubband zu erahnen. Mit dem Mor12,5 nicht besser, mit dem Mor9 wird das alles erheblich deutlicher. Aber nicht so gut, wie die Erinnerung an vergangene Nächte vorgaukelt. Mit dem Mor6,5 das "W" gesucht und gefunden, indirekt erscheint immer wieder der Kugelsternhaufen G 76. Im Mor4,5 deutlich immer wieder aufblitzend im direkten Blick, dauernd bei indirektem Sehen als leicht flauschiges Sternchen, nicht ganz scharf eben.


    Pegasus steigt höher, es wird wohl Herbst. Also ohne Lust auf Atlas ein wenig nach


    NGC 7331
    gesucht. Im Hyp36 eigentlich eine leichte Übung, ging aber nicht, war nix zu sehen. Langes Ärgern lohnt nicht, die Zeit ist zu kostbar.


    Weiter zu


    M 33
    Noch immer keine Lust auf Atlas, also mit dem Hyp36 etwas im Dreieck herumgerührt.
    Wirkt etwas unspektakulär. Wird im Mor17,5 sehr viel deutlicher, aber noch immer detaillos. Im Mor9 wird ein körniger Galaxienkern sichtbar und es werden seltsame Fladen erkennbar. In der markanten Kette hellerer Sterne ein deutlich sichtbarer, hellerer nebliger Tupfen, das muß NGC 604 sein. Sehr hübsch. Nochmal zum ES24. Man muß sich schon etwas eingucken, dann zeigt sich ein hellerer, körniger Kern, darum ein dunklerer Flausch. Andeutungsweise zu glauben sind Spiralarme um den Kern herum, die sich aus dem Kern mit Linksdrall herauswinden.


    Von Süden zieht eine Wolke auf, die Transparenz ist nicht so prickelnd, aber der Himmel zeigt wenig Streulicht. Mittlerweile fällt merklicher Tau. Die Kondition läßt langsam nach, ich werde müde und soll ja morgen arbeiten. Noch ein Blick auf


    h und chi
    Im ES24 einfach schön, ein Moment ein bißchen Genußgucken.


    NGC 281 und IC 1590,
    der Pacman Nebel und sein Sternhaufen zeigen sich heute ziemlich nichtssagend-matt, das lohnt nicht, das war schon mal deutlich besser.


    Deshalb noch ein Gute-Nachtblick auf die Plejaden.


    M 45
    Sind einfach immer wieder hübsch. Für Details bin ich zu müde und die stehen auch noch zu tief.


    Die Wolke und ein fetter, zerzauster Kondenstreifen wabern im Süden herum, die Sicht wird zumindest nicht besser. Für Beobachten in der Woche soll es auch reichen, ich baue ab.

  • Hallo Markus,


    Eine schöne Tour hast Du da hinter Dir. Hat Klopsen gut zu tun gehabt.
    Falls Du doch mal wieder bei Pacman vorbei kommst und bessere Bedingungen hast, dann schaue bitte auch in Ruhe IC 1590 mit 3-4 unterschiedlichen Vergrößerungen durch. Ich fand den Sternhaufen mit meinen 12,5“ ganz interessant.


    Bei NGC 7000 hast Du im Norden schon etwas mehr wahr genommen als die meisten von uns. Der Süden von NGC 7000 ist einfach zu dominant, als dass wir dann regelmäßig noch den Norden bzw. Kanada ordentlich erkunden. Die Dunkelnebel B 353 (hast Du vermutlich gesehen) und B 352 sind sehr markant, Collinder 428 ist auch einen Besuch wert, aus dessen Zentrum Perlen sich einige Sternspuren, die entfernt an Spiralarme einer Galaxie erinnern ... und Birds Nest westlich von B 353 hält eine schöne Überraschung bereit, wenn man sich darauf einlässt und etwas Zeit nimmt für die Beobachtung. Leider ist Birds Nest in keinem gängigen Sternatlas eingezeichnet. Deine 10“ sind ideal für dieses Sternmuster.


    Viele Grüße


    Rene

  • Hi Marcus,


    ein schöner Bericht. Ich sehe gerade, dass du das 12,5mm Morpheus und das 4,5 mm Morpheus hast.
    Da ich mir ein Okular im Bereich 12-13mm kaufen möchte und das 4,5mm Morpheus selber habe wäre für mich interessant wie du das 12,5mm einschätzt.
    Bezüglich Einblickverhalten (Augenabstand mit/ohne Brille), Kontrast und Schärfe(mittig) sowie Randhunschärfe. Am besten im Vergleich zum 4,5mm Morpheus.


    Schon mal Dankeschön
    cs
    Lothar

  • Moin Rene, moin Lothar!



    Rene,
    ja, es war eine ganz brauchbare Nacht, auch wenn ich mit diesem Graufilterhimmel noch immer nicht ganz klarkomme. Der Himmel war schon ungewöhnlich gut strukturiert, das mag die mir nicht erinnerliche Detailfülle bei Nordamerika und Cirrus erklären. Übung kann es nach dem trostlosen Sommer nicht sein, eher die Folge des in das OAZ-Rohr eingeklebten Veloursschnipsels. Und das, was ich mit diesem Fabrikfernrohr schon problemlos sehen kann, das dämpft ein wenig die Lust auf ein größeres, aufwendiger zu hantierendes Fernrohr...


    Und - vielen, vielen Dank für Deine Erklärungen meinen NA-Nebel-Beobachtungen und die Anregungen zu weiterem Tun. Das werde ich probieren. Der Pacman-Nebel mit Ruhe steht noch immer auf der Liste, die ich noch von der letzten Saison offen habe...



    Lothar,
    dankeschön!


    Okularbeurteilungen - das ist bei mir etwas schwierig, weil ich da ziemlich komische Ansichten habe:
    - ich beobachte mit Brille. Ende der Durchsage, ich brauche die wegen der Hornhautverkrümmung, ohne wird das nix, egal bei welcher AP, ist ausreichend ausprobiert. Deshalb brauche ich mindestens etwa 18 mm wirksame Höhe der AP. Da wird's dünn auf dem Okularmarkt.
    - ich will ein gemütlich-bequem-entspanntes Einblickverhalten. Da ist es immer noch dünn auf dem Okularmarkt.
    - Weitwinkelokulare so ab >= 68 Grad finde ich zum Beobachten sehr lecker. Das macht es aber auch nicht besser auf dem Okularmarkt.
    - wegen der Hornhautverkrümmung kann ich zwar problemlos ein weites Feld überblicken, die Brillengläser machen aber beim Einblick in Okulare am GF-Rand manchmal lustige Effekte - Sternchen, Püschel, möglicherweise auch Farbspuren. In der Nähe der Achse ist alles wunderbar. Deshalb genieße ich den Anblick eines weiten Feldes und nutze das beim Beobachten zur Orientierung, rege mich aber bei den WW-Okularen über kleinere optische Mängel am GF-Rand nicht auf, da ich ja in der GF-Mitte bewußt beobachte und mich darauf konzentriere. So mindestens 2/3 dürfen aber schon "perfekt" (was auch immer das ist) sein.
    - ich habe den Anspruch, daß die Okulare bitteschön kontrastreich und streulichtarm und scharf und mit hoher Transparenz und Brillanz abbilden, zumindest im Zentrum. Die exakte punktförmige Sternabbildung auch am GF-Rand ist mir nicht ganz so wichtig (s. o.). Dafür mag ich gut verblendete/geschwärzte, reflexarme und hübsch vergütete Optiken...
    - Irgendwo so bei 300 Euro pro Okular meldet sich bei mir dann aber der Geiz. Laut und deutlich. Zumal ich gut gefüllte Okularkoffer mag.


    Nun aber so langsam zu Deiner Frage...


    Wie ich das Mor4,5 einschätze:
    das Mor4,5 habe ich diesen Sommer sehr oft am 72 mm f/6 und am 5" f/7 an Jupiter und Saturn genutzt. Farbwiedergabe, Schärfe und Kontrast fand ich großartig. Im DeLite 4 wurde es alles etwas deutlicher, weil größer, bei etwas kälterem Farbeindruck, aber nicht merklich besser. Aber Details waren für mich leichter zu erkennen.
    Beobachtet habe ich immer mit Brille, nur zum Probieren auch mal ohne (s. o.), dann das Auge aber nicht aufgelegt, sondern vor dem Okular "frei schwebend". Das Einblickverhalten bei dunklerer Umgebung und Objekten (Planeten, DS) fand ich immer gut, aber nicht exzellent. Am Mond (kleine Augenpupille) wurde es mir aber gelegentlich nervös. Im viertelstündigen Vergleich mit einem alten Meade UWA 4,7 und einem DeLite 4 am Mond fielen mir keine dramatischen Unterschiede in der Detailwiedergabe und Schärfe zwischen den dreien auf, in Reflexarmut und Einblickverhalten aber schon.


    Nun der vergleichende Schwenk zum Mor12,5
    - Das Einblickverhalten in verschiedenen Beobachtungssituationen empfinde ich mit Brille (ohne habe ich das nicht probiert) als merklich angenehmer als beim Mor4,5 und einen Hauch (zu lesen als "Hauch") nervöser als bei meinem Hyp8 und Flohmarkt-Hyp10.
    - Irgendwelche Reflexe sind mir bisher nicht aufgefallen.
    - Brillanz und Transparenz und Kontrast des Mor12,5 finde ich wunderbar. Es mag für erfahrene Beobachter eine Selbstverständlichkeit sein, aber mit dem 5"-Refraktor und dem Mor12,5 ohne Filter die Augen des Eulennebels deutlich zu erahnen, sowas erfreut mich. Oder unrundes Streulicht um die Sterne der Plejaden zu sehen.
    Und immer wieder finde ich in meinen Notizen kurze Vergleiche mit dem Flohmarkt-Hyp10. Und die Notizen erzählen immer wieder von deutlich mehr Kontrast, Schärfe und Erkennbarkeit lichtschwacher Strukturen.
    In dieser Disziplin allerdings Mor4,5 und Mor12,5 zu vergleichen fällt mir schwer, weil ich damit zu unterschiedliche Objekte beobachtet habe.
    - Die Schärfe am GF-Rand habe ich sicher mal beäugt, kann mich aber nicht erinnern, mich darüber geärgert zu haben. Ich finde in meinen Notizen aber die Bemerkung "Okular kommt mit dem semischnellen Spiegel gut klar". Gemeint ist dabei der 10" f/4,7. Ansonsten wegen Randschärfe: s. o.


    So aus dem Bauch heraus, als derzeitige Gesamtbewertung meiner Morpheuse nach meiner bisherigen Beobachtungserfahrung in der persönlichen, völlig subjektiven Beliebtheitsskala:
    17,5 und 6,5 und 9 mag ich etwas lieber als 12,5 mag ich lieber als 4,5
    Das Delite 4 käme dann zu dem 9, das Panoptic 27 irgendwo hinter das 4,5.


    Bei allen Morpheus kommt bei mir kein Wunsch nach anderen Okularen auf, insbesondere, seit ich auch auf der kurzbrennweitigen den Vergleich mit dem (wohl anerkannt brauchbaren) Delite habe.


    Ergänzend dazu zitiere mich noch schnell gekürzt selbst:


    "Auf der Suche nach brauchbaren brillenträgertauglichen Bequem-Weitwinkelokularen, die nicht grün beschriftet sind (der Geiz setzt da irgendwo doch eine Grenze), bin ich in dem in dieser Hinsicht doch recht übersichtlichen Angebot auf die Morpheuse gekommen.
    ...
    Jedenfalls hat der Eindruck gereicht, daß ich mir kurz danach als "Standardarbeitsokular" das 12,5 mm dazugekauft habe. Das Einblickverhalten empfinde ich als gut, aber doch als ein wenig nervöser als beim 6,5 mm. Aber auch beim 12,5 mm bin ich mit der Abbildung rundum zufrieden, der Bildeindruck ist für mich genauso schön wie im 6,5 mm. Ich meine, im Vergleich zum Hyperion 10 mm an M 42 mit dem 12,5 mm am 5" mehr faserige Details und schwache Nebelausläufer erkannt zu haben. Um die Streulichtarmut abzuschätzen habe ich auch so einige Minuten in die Plejaden geguckt und meine, die Lichthöfe um die Sterne deutlich unterschiedlich hell gesehen zu haben, am hellsten waren die Höfe um Merope. Und die Aufhellung um Merope schien ein wenig "viereckoid".
    ...
    Auch wenn das natürlich ein völlig schiefer und krummer und unzulässiger Vergleich ist (weil völlig unterschiedliche Okulare und wegen Vergrößerung und AP und Hintergrundhelligkeit und so weiter...), egal: wenn ich nun am 5" nach dem Aufsuchen mit einem 27 mm Panoptic auf das 12,5 mm Morpheus wechsele, dann habe ich mit den beiden Okularen den gleichen Genuß am Betrachten des Objektes und den gleichen positiven Eindruck von der Abbildungsqualität und habe nicht den Eindruck, mit unterschiedlichen "Klassen" an Okularen zu beobachten."
    (http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=222754&whichpage=1, der sechste Beitrag)


    und


    "M 31
    ist auch im Hyp36 ziemlich gut. Andeutungsweise ist das Staubband zu sehen, wird mit Pan27 nicht besser. Mit Mor17,5 ziemlich gigantisch: deutlich die vordere Kante der Dunkelzone/des Staubbandes, dann weiter vorn die Dunkelzone, davor deutlich, aber schwach ein helles Band, davor eine Dunkelzone und noch davor andeutungsweise ein flauschiges helles Band. Schon gar nicht so schlecht. Nun kommen im Kern der Galaxie auch zwei helle Tupfen heraus.
    Mit dem 12,5 werden die Spiralarme deutlicher und scheinen nicht mehr eine einheitliche Helligkeit zu haben, es scheint im ersten Spiralarm "vorne links" eine leichte Aufhellung zu erkennnen zu sein. Auf dem ersten Staubband und dem inneren Arm liegt eine Handvoll Sterne."
    (http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=230878&whichpage=1, erster Beitrag)



    Hilft Dir das ein wenig?




    Viele Grüße von


    Marcus



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  • Danke Marcus,


    für deinen ausführlichen Okularvergleich. Dass die Morpheus bsser sind als das die Hyperions war mir klar. Im Vergleich zum DeLite 4mm liegt es wohl gleich auf. Das ist schon mal gut. Denke so ein 12,5mm Morpheus könnte es werden. Obwohl ein 12,5mm Delos bestimnmt optisch noch einen Ticke besser ist. Der Nachteil da kleineres GF und 1,25" aber einen Huni mehr!


    cs
    Lothar

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