Aus allen Rohren

  • ...stierten wir in die Nacht.




    Noch bei Tageslicht am 22.August 2019 wurde eine umfangreiche Beobachtungsstation aufgebaut,


    meine Tochter half fleissig und testete meine Kollimation schonmal an der Birke drüben am Waldrand.


    Als das Kind dann schlief, ging es zu dritt raus, und drei Instrumente standen dort auch bereit.


    Ein 8"/f6 Dobson, ein Lidl-Refraktor und der Fernglassessel mit dem 10x43.


    Publikumsprogramm, also Andromeda, M13, eine versoffene M51, denn die Erntemaschinen hatten die


    Luft mit Staub gefüllt und der Mond machte die Misere dann sichtbar.


    Also ein letzter Versuch am Zirrusnebelkomplex, mit hartem OIII Filter, der den Schleier aber nicht zu lüften vermochte.


    Ringnebel, Hantelnebel, schon besser, nun aber zu plakativeren Dingern, h&chi Doppelhaufen,


    ET-Cluster, voll der Bringer. Ich bewunderte noch Melotte 20, nur so für mich.


    Der Mond kam dann doch unaufhaltsam, die Gäste gingen, so dass ich allein zurück blieb mit meinen


    Gedanken und dem Abenteuer, den Mondnordpol zu finden.




    Von Mondkarten von Mondkratern




    Dieses Gefühl, wenn man lange und konzentriert zwischen den Mondkarten und dem Mondlicht im Okular


    hin- und herwechselt, dieses irrsinnige Mondlicht, die verzauberten Kraterlandschaften, das abfahren der


    Oberflächen und Strukturen, das Definieren, Konkretiesieren und Rumlavieren, das kennt man nur, wenn mans mal gemacht


    hat, spät in der Nacht, einsam, frei, etwas drönig vom eigentlichen Schlafenmüssen, leicht verträumt.


    Kraterhopping, die Thermotasse nochmal mit Kaffee füllen, leeren, nochmal Goldschmidt, Gioja, Byrd, Peary.


    Wo ist Hermite? Und nochmal von vorn, los bei Plato, dann tiefer rein, es wabert, es wird klar, Goldschmidt,


    Byrd, Peary, da muss er sein, der Pol, aber wo ist Hermite, gähn, Quatsch, das Gähnen nur gedacht,


    immer wieder die gleiche Linie abgefahren, da muss er sein, nur wo genau?




    CS,


    Henning

  • Henning,


    herrliche Beschreibung des Lebens eines Amateurastronomen! Besonders der zweite Teil. Genau so ging es mir gestern auch, nur nicht mit dem Mond, sondern mit einem obskuren planetarischen Nebel (vor Mondaufgang).


    Viele Grüße
    Johannes

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