Abstand OAZ zum Hauptspiegel

  • Hallo an alle,
    mein Name ist Uwe und das ist hier mein erster Beitrag in diesem Forum. Ich bin dabei mir ein Newton Teleskop selber zu bauen, 300/1500 Gitterrohr Dobson. Ich arbeite gerade mit dem Programm MyNewton und brauche Eure Hilfe. In dem Programm gibt es eine Maßangabe: Hauptspiegel hinter OAZ Centrum, ist damit der Abstand von der OAZ Mitte zum Spiegelboden oder zur Spiegeloberseite (verspiegelte Seite) gemeint?
    Ich bedanke mich schon mal und wünsche allen noch einen schönen Tag.

  • Hallo Uwe,


    willkommen auf Astrotreff.


    Zu deiner Frage- der Abstand ergibt sich automatisch aus der Brennweite des HS, dem Durchmesser des Tubus und der Höhe der Fokuslage über Tubus.


    Beim Tubus gilt 1/2 Innendurchmesser + Wandstärke, beim OAZ aus Höhe eingefahrener Focuser + Höhe Brennebene über ganz eingefahren + 1/2 des Verfahrwegs. Den halben Verfahrweg rechnet die SW automatisch mit rein, kann man also nicht einzeln angeben, nur über den Verfahrweg bestimmen.


    Die Werte vom FS zur Brennebene werden von der Brennweite des HS abgezogen und ergeben damit den Abstand HS-FS.



    PS: Spiegeloberfläche hatte ich nicht extra erwähnt, ergibt sich aber aus der Überlegung- ab welcher Fläche ergibt sich die Brennweite des HS.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Uwe,


    Spiegeloberseite ist da natürlich gemeint.


    Da Du ohnehin Gitterrohre anstrebst, bist du klar im Vorteil, das bis auf den letzten Drücker noch anpassen zu können, falls bei den diversen Variablen doch was falsch kalkuliert wurde (passiert selbst den Profis). Mach die Stangen lieber erstmal etwas länger und probiere dann am Ende mit den von dir gewünschten Okularen aus, wo der Fokus genau liegt.


    Muss man nicht so penibel machen, aber so hast du die Chance, auf eine schöne visuelle Auslegung mit möglichst kleinem FS.


    Schöne Grüße
    Norman

  • Uwe,
    die Fokuslage für "unendlich" ist gleich der Brennweite des Hauptspiegels. Der Abstand ergibt sich baulich aus:
    Abstand von HS zu FS (längs im Tubus, gemessen von der Oberfläche in der Spiegelmitte des HS -> Differenz zur Rohlingscheibe = Sagitta; max. Vertiefung)
    und
    Abstand FS zur Feldblendenlage des Okulars.


    Man nimmt an, dass die Feldblendenlage des Okulars am Einsteckanschlag ist. Dies ist das Ende der Einstückhülse am OAZ. Abweichungen davon (wegen 2" auf 1,25" Adapter, individuelle Fokallage einzelner Okulare etc.) muss man durch den Verfahrweg des OAZ ausgleichen können. Deshalb kontruiert man den OAZ in "Mittellage" seines Fokusverfahrwegs. Die Angaben sind nicht einheitlich in den Konstruktionsunterlagen der OAZ-Anbieter. Typsich geben sie eine sog. Mindest-Aufbauhöhe an (bei eingefahrenem OAZ) + Verfahrweg. Als Nulllage (von wo aus die Aufbauhöhe gemessen wird) wird entweder die Außenseite des Tubus oder eine spezielle Montagebasisplatte angenommen. Siehe dazu auch meine Skizzen in meiner Okulardatenbank (Link in der Signatur).


    Somit hast du vom FS zum Fokus drei Bereiche:
    1) Tubus-Innenradius (sofern FS mittig liegt und das System nicht windschief im Tubus kollimiert wird) (Radius = halber Durchmesser)
    2) Tubus-Wandstärke
    3) Aufbauhöhe OAZ zzgl. Korrekturen wegen Montageplatte etc.



    Es gibt dann immer noch Sondersituationen zu beachten, die MyNewton nicht kennt:
    - Lange OAZ-Auszugsrohre reichen eingefahren in den Strahlengang.
    - Bei einem Low-Rider-Design ist der OAZ nicht im 90°-Winkel sondern bewusst schräg zurück zum Tubusende, um die Einblickhöhe am Dobson z.B. Leiterfrei zu halten (Relevant für 16" bis 21" Dobson, je nach Öffnungsverhältnis und Körpergröße).


    Wenn Du nicht sicher bist, was MyNewton wo macht, dann setze die Tubuswandstärke einfach auf null und korrigiere es per Aufbauhöhe des OAZ. Das entspricht technisch: Großes Loch im Tubus mit einem Montageblech, das man von innen an das Loch nietet und an dem der eigentliche OAZ aufgeschraubt wird.



    Bilder sagen mehr als 1000 Worte:

    Die roten Strahlenganglinien vom Himmel zum HS umfassen das sog. Gesichtsfeld, sind deshalb nicht parallel zum Tubus. Der Fokus ist deshalb auch kein Punkt, sondern eine kleine Linie (Kegelstumpfabschluss). Soweit liegen im Abbild zwei Sterne auseinander, die man im Okular gleichzeitig voll illuminiert (ohne Vignettierung durch Tubus oder FS) sehen kann.


  • Hi Kalle, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es gibt dann immer noch Sondersituationen zu beachten, die MyNewton nicht kennt:
    - Lange OAZ-Auszugsrohre reichen eingefahren in den Strahlengang. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Doch, Länge des Innenrohrs (OAZ-Auszugsrohr) kennt MyNewton bzw. das kann (sollte) man eingeben. Und dann wird auch in der Ansicht gezeigt, wie weit das Rohr bei eingefahrenem OAZ in den Tubus ragt.


    Gruß
    Stefan

  • Stefan,
    dann hatte ich das falsch in Erinnerung. Hab schon länger nicht mehr damit gearbeitet, da ich meine eigene Excel-Anwendung habe (siehe Bilder: Beispiel ist übrigens ein 200/800). [:)]

  • Hallo,
    erst einmal vielen Dank für die schnellen und umfangreichen Antworten, es sind einige gute Anregungen dabei die ich berücksichtigen werde. Es ist dann doch nicht so einfach die Länge der Alurohre auf Anhieb zu finden, also lieber die Rohre etwas länger lassen und langsam an die Länge heran tasten. Es wird sicherlich noch die eine oder andere Frage auftauchen die ich dann hier in dem schönen Forum stellen werde.
    Also vielen Dank an alle.

  • Hallo Uwe,


    genau so, langsam rantasten. Und unbedingt auf Sterne fokussieren, alles was terrestrisch ist ergibt eine falsche Fokuslage bei diesen Brennweiten.
    Im Idealfall hast Du eine Art der Stangenklemmung, bei der Du die Rohre nur absägen und sonst nichts machen musst.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Über die Grundformel 1/p + 1/q = 1/f
    und Ersetzen von q = x + f
    p = Objektdistanz
    q = Fokus
    f = Brennweite
    x = Fokusdifferenz für 'nahe' Objekte (wenn p &lt;&lt; unendlich) im Vergleich zum Unendlich-Fokus ...


    kann man auch mit 'nahen' Objekten die Fokuslage berechnen.


    Bei p = unendlich wird 1/p = 0 und q = f.

  • Hallo Kalle,


    ja, kann man machen. Auf Sterne fokussieren ist weniger fehleranfällig, deshalb der Rat. Hab ich schon erfolgreich versemmelt...
    Lustig wird die Umrechnerei, wenn man üblicherweise ohne Brille beobachtet und der Fehler des Auges auch noch in die Formel eingeht (das x ist zwar das Gleiche, aber man erhält eine weitere brennweitenabhängige Verschiebung).


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,
    eine Frage habe ich noch, die Angaben der Hersteller (Galaxy) was die Brennweite eines Teleskopspiegels betrifft z.B. 1500 mm, sind die genau? Oder mit welche Toleranz sind die Angaben?

  • hmm,
    so trivial ist die Frage gar nicht. Ich gehe davon aus, dass die 8"-Spiegel auf +/- 5 mm eine einheitliche Brennweite haben. Eher weniger sogar. Ob das genau 1200 mm sind, oder 1197 mm ... keine Ahnung. Die möglichen Gründe ... keine Ahnung ... Und wenn es am Ende nur so ist, damit keine Unglückszahl wie z.B. die "4" auf der chinesischen technischen Zeichnung auftaucht.


    Für jemanden der täglich Dutzende Spiegel schleift/poliert, ist es ein leichtes, eine Zielbrennweite auf den Millimeter einzuhalten. Da geht's nur noch darum, ob er ein paar Minuten mehr oder weniger für einen Spiegel investieren muss. Die eigentliche Arbeit machen eh Maschinen. Andererseits bezweifle ich, dass dort Längenmessungen schon Temperatur kompensiert durchgeführt werden.


    Nimm als Vergleich die Genauigkeit der Länge von 2-Meter-Gliedermaßstäbe (Zollstöcke). Die Holz- und Kunststoffversionen haben i.d.R die Genauigkeitsklasse III und dürfen damit +/- 1,4 mm schwanken. Genauer wirst du das somit gar nicht messen können.

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