Teil 2 Winter in Südafrika

  • Teil 2 Winter in Südafrika.


    Nach einer beschwerlichen Rückreise mit einem Tag Sonderurlaub am Flughafen in Johannesburg,
    bedingt durch einen überfüllten Jumbo, sind wir zurück aus dem südafrikanischen Winter.
    Jetzt sind alle Fotos für diesen Bericht auf dem Computer, ausgesucht aus über 1800 Aufnahmen,
    bearbeitet und verkleinert und zum Astrotreff hochgeladen.


    Zuerst ein paar Bilder vom Beobachtungsplatz und dem romantischen Zugang und den Dobsons auf der Beobachtungsfläche:









    Dunkel ist's der Mond schien helle... nur deshalb kann man solche Fotos machen.
    Dominik am 16er:



    Patrice am Sitz-16er:



    Dietmar am 20er:



    Timm, auch am 20er:



    Jetzt also der zweite Teil des 13 nächtigen Astroausfluges zu Hottie nach Vryburg auf die Star Gate Farm.



    Wir hatten immer klaren Himmel, bis auf die letzte Nacht, in der einige schwarze Wolken durchzogen.
    Das SQM-L zeigte immer Werte um 22! Das lag möglicherweise auch am Staub in der Atmosphäre.
    Meistens war es tagsüber warm bis 30°, Staub aufwirbelnder Wind, der sich aber immer
    nachts legte und stark fallende Temperaturen, zum Glück nie Frost.


    Im ersten Teil hatte ich ja schon von unserem Start in eine grandiose Woche berichtet.
    Die wurde leider getrübt durch meine Unfähigkeit, das mitgebrachte Argo Navis
    ordentlich zum Laufen zu bekommen. Die Mechanik war kompliziert, aber hat dann doch funktioniert.
    Leider bin ich noch zu unerfahren, um mit der abgespeckten Bedienungsanleitung
    das Argo Navis auf den Südhimmel einzurichten. Es funktionierte einfach nicht!
    Ich werde da mich noch einarbeiten müssen.


    Also wie gehabt auswendig oder mit Sternkarte und dem SkySafari Pro!


    Die Standardkerzen gehen ja einfach und wurden jede Nacht bestaunt…
    da macht man nichts falsch.
    Im 20-Zöller ist es ja eine echte Augenweide, Omega Centauri und die anderen großen Kugelhaufen sich anzuschauen.
    Genauso die Galaxien und Gasnebel.
    Ich habe sie alle ja schon dutzende Male beschrieben, aber sie werden trotzdem nie langweilig.
    Wie es in Südafrika vor 8 Jahren mit der Schwärmerei anfing, kann man hier lesen:
    http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=120751


    Schwieriger, dafür interessanter, sind dann doch die kleinen Objekte, die man sich
    mühsam erarbeiten muss. So ging es uns mit den meisten im 20-Zöller erreichbaren planetarischen Nebeln im Adler.
    Der steht bei Hottie viel höher als in Deutschland, nämlich bis zu 70°.
    In bunter Reihenfolge sahen wir zuerst das Objekt des Monats August 2019.
    Puh, am Anfang ist Sh 2-71 kaum zu finden, da SkySafari eine falsche Position anzeigt.
    Danach öfter aufgesucht, aber meistens etwas enttäuscht, weil Sh 2-71 nicht besonders auffällig ist.
    Gleich daneben der Kugelhaufen NGC6749, der immer schnell aufgefunden wurde, obwohl er nur als
    zarte Aufhellung zu sehen ist.


    Dann die „besseren“ PN, wie NG6781, der Snowglobe Nebula. Ein diffuses Scheibchen, dass innen etwas dunkler
    und einer Seite offen zu sein scheint.
    Leicht zu finden ist der winzige NGC6790, wenn man es mit Filterblinken versucht.
    Er ist recht hell und fällt sofort ins Auge. Bei hoher Vergrößerung erscheint er als etwas vergrößerter Stern.
    Nicht weit entfernt findet man NGC 6778, ein kleines Scheibchen ohne Zentralstern.
    Auch mit Filterblinken gut zu finden.
    NGC6751, genannt Glowing Eye, ist auch klein, rund und bei höherer Vergrößerung ist ein Zentralstern sichtbar.
    NGC6772 erscheint größer und oval. Der Zentralstern ist unsichtbar.


    Nur 6“ große Winzlinge sind Me 1-1 und M 1-74, die man gut mit Filterblinken erwischt.
    Im OIII erscheinen sie wie aufgeblasene Sternchen.
    Ähnlich erscheint NGC6803, der sternförmig ist und dann NGC6804, der deutlich größer ist.


    Im Adler findet man noch den Kugelhaufen NGC6760, der leicht aufzufinden ist.
    Er ist nicht auflösbar. Erscheint aber deutlich körnig im sternreichen Hintergrund.


    Wenn man 9 (in Worten neun) Nächte hintereinenden bei prächtigen Bedingungen beobachten kann,
    muss man sich Aufgaben stellen, damit es nicht langweilig wird.
    Eine Aufgabe ist z.B. das Abklappern eines Sternbildes nach allen sichtbaren Objekten.
    Das fällt leicht im Delfin, ist aber eine Herausforderung im Skorpion oder noch mehr im Schützen.
    Im Schützen wimmelt es nur so von Kugelhaufen aller Größen und Helligkeiten.
    Der hellste ist M22, der im Zenith stehend deutlich schöner ist als z.B. M13.
    Man kann sie beide nacheinender einstellen und so direkt vergleichen.
    Mir gefällt M22 deutlich besser!


    Manche stehen dicht beieinander wie etwa NGC6522 und 6528 und ein paar Grad entfernt NGC6558 und 6569.
    Alle NGC Kugelhaufen in beiden Sternbildern sind im 20-Zöller auflösbar, manche aber wie NGC6388 bleiben im Zentrum unauflösbar.
    Viele der schwachen Kugelhaufen, wie etwa die Terzanhaufen, sind nur als Aufhellung sichtbar.
    Für mich der einfachste davon ist Terzan 3, gefolgt von Terzan 5 und Terzan 8.
    An den anderen habe ich mir die Zähne ausgebissen oder einfach nur die Lust verloren.


    In beiden Sternbildern tummeln sich auch viele Planetarische Nebel, wie etwa der Bugnebel NGC6302
    oder der interessante NGC6337, der Cheerio Nebel mit einer Linie von Sternchen durch den Ring.
    Dazu jede Menge Gasnebel, wie etwa die Katzenpfoten, der Hummernebel und natürlich die Kracher M8, Lagunennebel,
    M20, Trifidnebel, M16, Adlernebel und M17, Omeganebel.


    Die Nächte 10 und 11 verbrachten wir im Bett… die Safari durch den Pilanesberg Nationalpark stand an!
    Auch hier ein paar schöne Fotos:


    Anfahrt um 6:30 in der Morgendämmerung



    An der Kasse... ganz schön teuer für die Ausländer!



    Eine Hippomutter mit Baby



    Warzenschweine fressen auf den Knien



    Ein Nashorn, fast schon zu nahe!



    Löwin auf der Jagd



    Elefant beim Fressen eines Süßdornbaumes



    und nach einem Schlammbad



    verliebte Giraffen




    Die letzten beiden Nächte waren der zweiten Nachthälfte gewidmet.
    Gezwungenermaßen, da der Mond erst um Mitternacht unterging.
    Hier sind besonders die beiden Magellanschen Wolken zu erwähnen, da sie langsam aber sicher ihren Höchststand erreichten.
    Puh, da tummeln sich hunderte Sternhaufen, Kugelhaufen und Gasnebel auf engstem Raum.
    Eine wahre Pracht ist der Tarantelnebel, der besonders im OIII-Filter im 10mm Ethos seine ausgeprägte Form und unglaublichen Kontrast zeigte.
    Die große Wolke enthält über 500 Objekte, im Night Sky Observers Handbook 4 sehr genau katalogisiert.
    Da braucht man Wochen, um sich da durchzukämpfen!
    Das haben wir zugunsten der Riesengalaxien im Cetus nicht gemacht.
    NGC253 ist ein echter Hinggucker, eine strukturierte Galaxis fast in Kantenlage, mit vielen im UHC-Filter sichtbaren HII-Regionen.
    Ebenso groß ist die NGC55, die fast ein halbes Grad misst!
    Auch sie ist in Kantenlage und hat eine hellere und eine etwas dunkleren Seite.
    Später, zwei Stunden vor Dämmerungsbeginn, spazierten wir durch den Fornax-Galaxienhaufen.
    Hier tummeln sich zwei Dutzend Galaxien, verteilt auf drei, vier Gesichtsfelder.
    Die schönste davon ist die Balkenspirale NGC1365, genannt der Propeller.
    Da muss man etwas höher vergrößern, um diese wunderbare Form gut zu sehen.
    Gegen 4 Uhr steht dann der Orion hoch genug, um sich schnell noch M42 anzusehen… natürlich in Farbe!
    Wenn ich im Oktober wieder bei Hottie bin, wird der Orion dann sehr hoch stehen: Rigel kulminiert um 3 Uhr 30 in 71° Höhe.
    Ich freue mich jetzt schon drauf! [:p]
    Vorher schnell noch den Spiegel reinigen, damit der ganze Staub weg ist..




    Cs
    Timm

  • Hallo Timm,


    das ist wieder eine schöne Erinnerung an einen besonderen Ort - mei, das Stargate als Einlass zum Spechteln [:)]. Ich hatte in unseren Nächten immer ein Auge auf den sich drehenden Sternenhimmel. Bei deinen Bildern fällt mir als erstes auf, dass wir eure Himmelsstellung mit dem noch hoch stehenden Kreuz im September nicht mehr hatten.


    Während der Bericht über die zweite Nachthälfte mit den Galaxien in Fornax und Sculptor, und den Magellanschen Wolken gleich ganz vertraute Assoziationen weckt [:p].


    Der größte Unterschied lag aber am Tag, wir hatten damals keine Löwen gesehen [;)].


    Servus
    Ben

  • Hallo Tmm,


    willkommen zurück und vielen Dank für den Bericht und die Fotos. Da steigt gleich die Vorfreude auf den Herbst :-)! Nur noch 2 Monate...


    Sag mal, 30 Grad - ist das viel für den "Winter" oder normal so?


    CS,
    Walter

  • Servus Timm,


    ein lohnenswerter 2. Teil mit tollen Stimmungsbildern und sehr beeindruckenden Tieraufnahmen. Die Löwendame in voller Aktion und das Hippobaby, wirklich super getroffen.
    Wir haben ebenfalls an unserer Vorfreude gearbeitet, haben derzeit Kontakt mit Hottie wegen unserer Planung Ende November. Da werden wir zwei Touren machen. Ich bin aber auch gespannt, wie dann am Morgenhimmel das Kreuz und Centaur wieder recht hoch kommen.
    An den Bug Nebel und den Cheerio Nebel kann ich mich noch gut erinnern, die sind schon toll, wenn sie im Zenit stehen. Alle sichtbaren Objekte in Scorpius und Sagittarius, das ist richtig sportlich, da kann man mehrere Nächte dafür verbringen.


    Gruß und CDS,


    Haley

  • Hallo Timm,


    wunderbar geschrieben!
    Ja das sind wirklich tolle Erinnerungen, besonders mit den 11 tollen dunklen und trockenen Nächten. Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir nur eine Nacht mit null Grad.
    Ich konnte zum ersten Mal eine Bino Denkmeier mit 2-fach Barlow und Panoptic 24mm auf meinem 16-Zöller einbauen, so herrlich hatte ich Jupi und Saturn noch nie gesehen.
    Unsere Safari war auch einzig. Wir haben mit den Löwen, Elefanten, Nilpferden und Nashörnern unvergessliche Szenen erlebt.
    Und in zwei Monaten geht es wieder los! [;)]


    Beste Grüsse

  • Hi Christian,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">


    Ist das eigentlich eine deiner 1€ Lichterketten über dem Eingang? [;)]


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    Ja genau [:D] Timm hat bestimmt seine Kamera auf 1600 ASA gestellt gehabt, damit das Stargate-Tor wie der schönste Weihnachtsbaum aussehe [:p], in Wirklichkeit ist diese Beleuchtung sehr diskret.


    Gruss,

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