Hubble, Galaxienebel und sichtbare Sterne

  • Hallo liebe Leute,
    ich hoffe, ihr verzeiht es mir, wenn ich gleich drei thematisch unterschiedliche Fragen stelle, zu denen ich bisher keine eideutige Antwort recherchieren konnte.


    Erste Frage: Das Hubble Teleskop, das ist doch in einer Umlaufbahn, also steht nicht still im All, oder? Falls dem so ist, wie ist es dann möglich, tagelang ein und dasselbe Objekt im Universum zu belichten, z.b. eine Galxie am Rande des beobachtbaren Universums?


    Zweite Frage: Wenn ich mir ein Foto einer Galaxie anschaue, ist diese ja mehr oder weniger erleuchtet, so dass man scheinbar zusammenhängende Spiralarme sehen kann. Bestehen diese Arme bzw. die Galaxien selbst aus zahllosen Sternen, die nur nicht so optisch auflösbar sind, dass man sie als Sterne wahrnehmen könnte und sie daher wie ein Nebel erscheinen oder ist das erleuchteter, interstellarer Staub, wie man ihn von den Nebeln kennt?


    Letzte Frage: Wenn ich in den Nachthimmel schaue und die ganzen Sterne dort mit oder ohne kleinem Teleskop sehe, sind das ausschliesslich Sterne bzw. Objekte in unserer eigenen Galaxie?


    Vielen Dank und viele Grüße
    Christian

  • Hallo Christian,


    gute Fragen, wie sie oft auch bei Sternführungen an unserer Sternwarte gestellt werden:


    1) soll jemand anderes beantworten


    2) ja, die Spiralarme sind in der Ansicht von kleineren Teleskopen oder auf Photos noch nicht auflösbare Sterne. In unserer Nachbargalaxie, der Andromeda-Galaxie, können einzelne Sternhaufen schon in größeren Amateurteleskopen erkannt werden


    3) Alles was man mit bloßem Auge in der Nacht sehen kann, sind Sterne oder Objekte innerhalb unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, mit Ausnahme der Andromedagalaxie, die ist unter sehr gutem Land-Himmel auch mit den Augen alleine erkennbar. Ebenso auf der Südhalbkugel der Erde die Magellanschen Wolken (auch Begleitgalaxien)
    Aber schon mit kleineren Teleskopen kann man z.B. unzählige andere Galaxien und andere Objekte (z.B. Quasare) weit entfernt von unserer Milchstraße sehen.

  • Halloo Christian,


    willkommen auf Astrotreff.


    Zu Frage 1 - https://de.wikipedia.org/wiki/…raumteleskop#Lageregelung


    Zu 2 und 3 kam ja schon eine Antwort- zu 2 vielleicht noch einfach ein Beispiel. Betrachte einen großen Chirstbaum aus der Nähe, du siehst die einzelnen Kerzen (Lampen). Weit genug entfernt siehst du aber nur eine einzige, etwas größere Lichtquelle.


    Gruß Stefan

  • Hallo Christian,


    zu deiner ersten Frage: Das HST hat eine Umlaufbahn in der Nähe des Äquators. Dadurch gibt es zwei CVZs (continuous viewing zones) grob in Richtung Norden und Süden, die weder durch Erde, noch Mond, zeitweise verdeckt werden.
    Dies spielte eine Rolle bei der Auswahl des Zielgebiets für das Hubble Deep Field, Hubble Ultra Deep Field und Hubble Extreme Deep Field, die ja mehrere Tage lang belichtet wurden. Zielgebiete mit kleiner Deklination (absolut), also in der Nähe des Himmelsäquators), werden pro Umlauf einmal von der Erde bedeckt.


    Siehe dazu https://heavens-above.com/orbi…nabr%C3%BCck&alt=0&tz=CET
    und https://de.wikipedia.org/wiki/Hubble_Deep_Field#Zielauswahl .


    Gruss Heinz

  • Hallo Allerseits,
    vielen Dank für die Antworten! Es ist mal wieder ein weiteres Unvorstellbares für mich, das dieser leuchtende "Nebel" aus einzelnen Sternen besteht. Dennoch sieht man einige Sterne (wenn es denn welche sind) relativ deutlich hervortreten, zumindest auf Aufnahmen von Großteleskopen.
    Hier mal ein Beispielbild von M101:


    https://www.starobserver.org/i…101_HubbleSubaru_4000.jpg


    Hier kann man wohl noch winzig erscheinende Sterne und eben deutlich prominentere Lichtquellen (hier mit rötlicher Aura drumherum) sehen. Der Raum zwischen den winzigsten erkennbaren Sternen ist auch erhellt und das ist kein Nebel sondern eine weiter entfernte Masse von nicht mehr optisch auflösbaren Sternen? Puah... ich kann's nicht begreifen...


    Sind Sterne ausschließlich in Galaxien zu finden oder gibt es "Vagabunden", die zwischen den Galaxien im Raum stehen/wandern/wieauchimmer?
    Viele Grüße
    Christian

  • Hallo Christian,


    nein, auch auf den (bzw. dieser) Aufnahme sieht man keine einzelnen Sterne der anderen Galaxie. Was hier als "Stern" erscheint sind in Wirklichkeit Sterngruppen wie Kugelsternhaufen oder offene Sternhaufen und heller leuchtende Sternentstehungsgebiete.


    Das geht allenfalls bei den uns sehr nahe stehenden Magellanschen Wolken und auch bei Andromeda wurden meines Wissens nach einzelne Sterne erkennbar.


    Wenn tatsächlich ein einzelner Stern deutlich erkennbar ist stammt er aus unserer Galaxis, ist also im Vordergrund. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sind Sterne ausschließlich in Galaxien zu finden oder gibt es "Vagabunden", die zwischen den Galaxien im Raum stehen/wandern/wieauchimmer?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die gibt es. Manchmal wird in einem Doppelsternsystem eine der Sonnen zur (Super-)Novae und die zweite Sonne wird dabei "weggeschleudert" und kann dann bei entsrpechend hoher Geschwindigkeit aus der Galaxie austreten. Und auch bei der Kollision von Galaxien können Sterne oder ganze Gruppen aus dem Verbund gelöst werden.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Christian,


    ergänzend dazu wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass hin- und wieder einzelne ultrahelle Objekte in anderen Galaxien beobachtet werden können.


    Also beispielsweise das Ereignis einer Supernova (hier ist ein tolles Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Supernova) oder Quasare, die in manchen Fällen sogar noch aus einer Entfernung von einigen Milliarden Lichtjahren beobachtet werden können.


    Aber das sind ja auch keine "normalen" Sterne :)


    Viele Grüße,
    Marco

  • Hi Christian, willkommen!


    Stimmt, schon die Dimension einer einzigen Galaxie sprengt im Grunde das menschliche Vorstellungsvermögen. Nicht nur, dass diese „Nebel“ aus lauter Einzelsternen bestehen, sondern dass diese auch noch die entsprechend großen Abstände zueinander haben ist kaum fassbar.


    Eigentlich reichen da bereits die Entfernungen innerhalb unseres Sonnensystems, bspw. der Kuiper-Gürtel. Die Bezeichnung „Gürtel“ trifft hier eher bedingt wirklich zu, wenn man bedenkt, dass zwischen zwei ca. 100m großen Objekten dort mal eben locker 60 000 Kilometer Abstand sind.


    Du siehst, es geht nicht nur dir so mit der Vorstellungskraft [:)]


    Deine Fragen fand ich nebenbei überhaupt nicht thematisch unterschiedlich.
    Danke auch für die schlüssigen Antworten und


    cds
    Jörg

  • Es ist in der Tat unfassbar, dennoch versuche ich, das irgendwie auf etwas Vorstellbares runterzubrechen. 1 Lichtjahr wird zu einem Kilometer usw. :)
    Ist vielleicht nicht verkehrt, das zu versuchen, aber dann bin ich auch geneigt, die Galaxie als solche in ihren Ausmaßen noch massiver zu unterschätzen, als man es sonst eh schon tut. Daher auch die "Nebel"-Frage.


    Noch eine Frage zu dem Hubble-Teleskop: Ok, wie das Positioniert und nachgeführt wird, habe ich dank eurer Tipps nachlesen können. Aber wenn das Gerät um die Erde läuft, ändert sich doch auch "etwas" der Winkel und Abstand zu dem Ziel. Im Extremfall, wenn es nicht in der CVZ liegt, ja fast um einen Erddurchmesser, bis die Erde es verdeckt, sofern ich mir das halbwegs richtig vorstelle. Spielt das in diesen Dimensionen keine Rolle?


    Viele Grüße
    Christian

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