M51 CloseUp

  • Hallo,
    da M51 derzeit recht hoch steht und am 01.05. prima Seeing war, habe ich der Galaxie 10000 Bilder a 0,5s gespendet. Die Rahmenbedingungen waren:
    Datum: 01.05.2019
    Teleskop: 12" Meade ACF + 2x TeleVue-Barlow
    PixelSize: 0,55"/px
    Kamera: IXON EMCCD 512x512, 16um Pixel, EMGAIN 300x


    Herausgekommen ist Folgendes:



    Bild1. 10000 Bilder aus 10000 (Verwendungsrate 100%); jeweils 0,5s; Gesamt 83min; Log-Skaliert



    Bild2. Schärfste 2000 Bilder aus 10000 (Verwendungsrate 20%); jeweils 0,5s; Gesamt 17min; Log-Skaliert



    Bild3. 10000 Bilder aus 10000 (Verwendungsrate 100%), jeweils 0,5s; Gesamt 83min; Log-Skaliert; Bild nachgeschärft mit Iterativ-Gauss (Fitswork)


    Vg Tino

  • Hallo Tino,
    das sieht sehr interessant aus. Die feinen Strukturen in den Spiralarmen kommen gut heraus, vor allem dicht um den Kern.
    Bei noch mehr Zeiteinsatz wäre sicher noch mehr möglich.
    Wie sieht es mit dem Dynamikumfang der Kamera aus, ist da noch eine Reserve bei weniger gain ? Das Zentrum ist ja etwas überbelichtet.


    Die Bilder haben mich an mein First Light - Experiment mit der ASI1600mmc erinnert, da war nur das Zentrum zu gebrauchen:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=224764


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,
    ja, ein bisschen zusätzliche Belichtungszeit wäre sicherlich nicht schlecht, mal schauen. Überbelichtet sind die Originaldaten noch nicht, die Kamera hat diesbezüglich ziemlich große Pixel und eine große FWC. Nach 0,5s Belichtungszeit hat der rechte untere Stern beispielsweise etwa eine Sättigung von 20%. Im Stack kommt man dann mit den vielen Bildern (10000) auf einen recht großen Dynamikumfang. Hab die Bilder im Beitrag für die Dastellung Log-Skaliert und etwas zurechtgestretcht, der Kern ist schon ziemlich hell. Im 32bit-Original ist aber alles noch schön linear. Wirklich schön war aber, dass das Seeing gut mitgespielt hat und wenn man bei den kurzen Belichtungen dann noch die besten Bilder aussortiert, kann man schon ein ganz ordentliche Auflösung erreichen. Dann leidet zwar auch die Tiefe etwas, aber der Kontrast in der hellen Kernregion ist auch bei nur 17min Gesamtbelichtungszeit schon ziemlich gut. Wenn man alle Bilder verwendet und anschließend etwas nachschärft, kann man die zusätzliche Tiefe auch wieder gegen etwas Rauschen eintauschen, wobei die Schärfe dann wieder an die besten Bilder heranreicht.
    Deine ASI1600mmc-Testserie ist diesbezüglich meiner Meinung nach etwas überschärft, ich denke aber man muss dann auch etwas geduldig sein und auf gutes Seeing warten. Schlechtes Seeing lässt sich leider auch durch kurze Belichtungen nicht so richtig korrigieren, vielleicht maximal etwas verbessern, zumindest sind das meine Erfahrungen.
    Vg Tino

  • Hallo Tino,
    sehr interessant und sehr scharf.
    Bezüglich Seeing kann ich dir nur Recht geben, auch wenn man sehr kurz belichtet müssen die Rahmenbedingen stimmen.
    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist 100% zu verwenden und dann das bessere SNR fürs Schärfen zu nutzen. Meine favorisierte Methode ist das iterative PSF Schärfen, oder eine andere Deconvolution Schärfung.
    Eine andere Möglichkeit wäre es die schärferen Bilder einfach höher zu gewichten. Z.B. indem du das 2000er mit dem 10000er 50/50 überlagerst.
    Mich würde interessieren, was (aus meiner Sicht) noch in den Daten steckt. Für dich wäre das dann sich schon überschärft, aber ich bin einfach neugierig.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,
    freut mich. Falls du dir die Sache mal genauer anschauen möchtest, hier ist der Link:
    https://drive.google.com/drive…LpP59vntdytVm?usp=sharing


    Ordnerstruktur:
    20190501_M51_Best2000.tif >>> jeweils n beste Bilder gestackt
    ...
    20190501_M51_Best10000.tif >>> jeweils n beste Bilder gestackt


    Im Unterordner \Sequence ist die Unterteilung noch 10mal feiner, wobei hier aber immer nur jeweils 200 Bilder gestackt sind. 20190501_M51_IXON_5MHz_EM300_5.2x_-70grd_0.5s_0_Cal_Sum2000049.tif sind die schärfsten 200, danach absteigend ...Sum2000048 usw. Ich schreibe heute Abend nochmal was zur Bearbeitungspipeline und meinen Erfahrungen und Ideen zur Deconvolution, bin jetzt aber erstmal kurzzeitig verhindert.


    Lg Tino

  • Hallo Tino,


    na das ist mal ein ordentlicher ZOOOOOM ins Zentrum!


    Ich hab mir die Freiheit genommen das 10000er auch mal zu bearbeiten, das ist ein schönes Testbild!
    Ich hab es nach meinem Geschmack etwas schärfer dargestellt und das Zentrum weniger überbelichtet.
    Schärfung: 2 mal iteratives Gauss-Schärfen angewendet.
    Den stellaren Charakter der Zentrums hab ich aber nicht ganz vermeiden können.
    Das Bild hat noch einen leichten Rauschfilter zum Schluss bekommen.



    klare Grüße
    John

  • Hallo Tino,
    hier meine Version.



    2 Dinge habe ich gemacht: 1. die iterative PSF Schärfung angewendet. (dazu musste ich die PSF "herauslösen", denn es gibt ja gar keinen frei stehenden Stern) das ist das Pünktchen rechts. Die hellen Sterne sehen dabei übel hart aus, hätte ich maskieren sollen, aber ist hier ja nur ein Test.
    Und. 2. Haben die Lichter i.d.R. ja ein besseres SNR (erst recht, wenn man logarithmisch streckt) und dieses mehr an SNR habe ich zur selektiven Schärfung der Lichter genutzt. Dieses mal aber in PS mit unscharfer Maskierung. Aufgefallen ist mir dabei, dass ich mit einem Schärfungsradius von 1,1 oder 1,2 Pixel das beste Ergebnis erzielte, das ist ein Hinweis darauf, dass du selbst bei 6000 mm Brennweite noch nicht oversampled bist.
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Tino,


    Toll das man mal Ergebnisse mit EMCCD sieht. Das ist ja eine ziemliche high-end Camera. Was hat die denn gekostet? Wie werden denn die EMCCD Eigenheiten bei der Aufnahme mit den üblichen Programmen wie MaximDL oder TheSkyX unterstützt? Mehr Berichte zu EMCCD vs. CMOS wären interessant.


    Clear Skies,
    Gert

  • Hi Ralf,


    cool, das ist ja mal Schärfung aus der Oberliga!


    Jetzt versteh ich warum deine Bilder immer so scharf sind:
    Das ist gar nicht die Aufnahmetechnik, das ist die Schärfungstechnik!


    ... Nee is klar, muss beides passen!


    klare Grüße
    John

  • Hallo John, hallo Ralf, hallo Gert,
    interessant was mit Schärfung noch geht, vor allem Ralfs Versuch wirkt beim ersten drüberschauen etwas flach, wenn man aber genauer hinschaut, sind die Sterne sehr schön klein und scharf begrenzt. Ich habe ja auch schon ein paar kleinere Experimente mit der Deconvolution gemacht, aber der Sternradius hat sich dabei nur minimal verkleinert, wobei der Kontrast schon erheblich verbessert wurde. Ich denke das Geheimnis liegt darin, dass der Ralf im zweiten Schritt mit logarithmischer Streckung arbeitet. Bei linearer Streckung wird bei extensiver Deconvolution der Hintergrund ganz schnell ziemlich unansehnlich. Ist schon ziemlich interessant, was bei der Deconvolution passiert und worauf man achten sollte, eigentlich müsste man einen gesonderten Beitrag drüber machen. Ich habe diesbezüglich auch schon einige Experimente gemacht, besonders mein Lieblingsprogramm ImageJ hat ein paar ganz gute Plugins (eg. DeconvolutionLab2) mit ziemlich viele ausgefeilte Algorithmen, wie FISTA, ISTA, RichardsonLucy, Iterative Constraint Tikhonov-Miller, usw. welche relativ gut die Rauschentwicklung des Hintergrundes bei ihren Iterationen im Zaum halten. Die richtige Auswahl einer passenden PSF ist aber auch ziemlich wichtig, wobei ich derzeit meist synthetische Gauss-PSF oder synthetische Airys verwendet habe. Eine extrahierte reale PSF ist aber womoglich die bessere Wahl, denn die ProfiAstronomen wissen schon seit 50Jahren, dass das Seeingprofil eher einer Moffat-Funktion entspricht, also einem Profil was oben etwas spitzer als ein Gauss ist und unten aber etwas breiter ausläuft. Auf den Trick mit dem Schärfen nach der Log-Stretchung bin ich aber noch nicht gekommen.
    Was aus meiner Sicht noch wichtiges über das Seeing zu sagen ist und was die Sache mit dem Korrigieren des Seeings mittels kurzer Belichtungen schwierig macht, ist die begrenzte Isoplanatic-Patchsize, also kurz übersetzt der Blickkwinkel, bzw. das Feld in dem die Verzerrung durch das Seeing konstant ist. Erst wenn die Isoplanatic-Patchsize ausreichend groß ist, kann man einen weiter entfernten Stern auf der Aufnahme bspw. als "Muster"PSF verwenden und auch das Alignment und die Qualitätseinschätzung an diesem Stern gilt dann auch definitiv für das Objekt der Begierde. Dummerweise bewirkt schlechtes Seeing eine kleine Isoplanatic-Patchsize, sodass auch eine empfindliche und superrauscharme Kamera bei schlechten Seeing und kurzen Belichtungen keine Chance hat, da die Auswahl der Alignmentsterne sehr begrenzt ausfällt. Vielleicht gibt es hier aber auch andere Alignmentstrategien, wie Alignment im Fourier-Raum oder Alignment auf Grundlage des optischen Flusses. Man müsste dann auch das Bild lokal "Warpen", wobei bei der Planeten und Mondfilmerei diese Sachen schon zum Teil verwendet werden.
    Lg Tino

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