Antennengalaxien (NGC 4038/9) im Binoviewer

  • Hallo Deepskyfreunde,


    vor einigen Wochen habe ich mir den Denkmeier Binoviewer gekauft. Über mehrere Stunden hinweg ein Auge zuzukneifen, strengt mich doch an, und manchmal habe ich am Morgen nach einer Deepskynacht sogar Kopfschmerzen davon. Also wollte ich zum zweiäugigen Sehen übergehen.


    Dieser Binoviewer hat einen power switch, d.h. mit einem einzigen Paar Okulare (ich benutze die 16mm Nagler von TeleVue) erreiche ich drei verschiedene Vergrößerungen: 200x, 350x und 500x.


    Zunächst habe ich den Binoviewer am Mond ausprobiert, und da ist der Effekt gewaltig. Der Mond steht sozusagen direkt vor Augen, er blendet nicht, und ich kann in aller Ruhe die interessantesten Strukturen ansteuern.


    Vorgestern und gestern Nacht konnte ich den Binoviewer erstmals ausführlich in der Deepskybeobachtung testen. Ich habe überwiegend helle Deepskyobjekte gewählt. Auch hier ist die Wirkung wunderbar. Die Objekte scheinen unmittelbar vor Augen zu stehen und sie gewinnen sogar eine gewisse Plastizität.


    Der Eskimonebel zeigte bei 500x viele hintereinanderliegende Schalen. Die Ohren und das Kinn waren noch strukturierter, als ich es neulich auf der Zeichnung festgehalten habe.


    Hubble’s veränderlicher Nebel (NGC 2261) bot so viele Details, daß ich den Versuch ihn zu zeichnen, abbrechen mußte. Ich wußte einfach nicht, wie ich diese Vielzahl von Strukturen aufs Papier bringen sollte.


    Dafür habe ich die Galaxiengruppe NGC 5985/2/1 gezeichnet (Zeichnung siehe OdM März 2019).


    Außerdem habe ich mich an den Antennengalaxien (NGC 4038/9) versucht. Die wollte ich schon immer mal zeichnen, dachte aber, daß ich das für einen Beobachtungsaufenthalt im Süden aufspare, wo das Objekt höher steht. Letztes Jahr auf La Palma sollte es dann geschehen. Leider war das Wetter so mies, daß daraus nichts wurde. Nun habe ich es also durch den südwestdeutschen Horizontdunst hindurch versucht. (Bedingungen: 700 m Höhe, Schwäbische Alb, fst 6,4 mag, Transparenz in Horizontnähe eher bescheiden.)



    Einige Strukturen, wie etwa helle Sternentstehungsgebiete, ließen sich durchaus erkennen, wie der Vergleich mit diesem Foto zeigt:


    http://www.astroeder.com/ngc4038-39_antennae_en.html


    Im Nachhinein wundere ich mich darüber, daß ich die gleichmäßig leuchtenden Hüllen nicht sehen konnte, die die beiden Galaxien umgeben. Sie sind vermutlich dem Dunst zum Opfer gefallen. Die untere Antenne war ebenfalls nicht zu entdecken, die obere dagegen schon. Allerdings weiß ich auswendig, wo die obere ist, so daß ich diese Sichtung mit Vorsicht beurteile.


    Schließlich habe ich noch ein paar helle Messier Galaxien angesteuert: M 106, M 108 und zum Schluß M 109. Auch diese Anblicke waren eine große Freude. M 109 zeigte den Balken, den Ring und die Spiralarme, und das alles mit Tiefenstruktur.


    Bisher kann ich sagen: Die Beobachtung von Deepskyobjekten mit dem Binoviewer ist ein Genuß. Die Verbindung von großer Öffnung, Nachführung und beidäugigem Sehen ist hinsichtlich Entspannung und Beobachtungskomfort kaum zu toppen. Ob der Binoviewer bei sehr schwachen Objekten zu einem Helligkeitsverlust führt, werde ich weiter überprüfen. Beim Pferdekopfnebel scheint es so zu sein, denn den habe ich im Binoviewer nicht sehen können, monokular aber schon. Allerdings ist NGC 5985 auch nicht gerade hell, und da habe ich keinen Lichtverlust gegenüber dem einäugigen Sehen bemerkt. Vielleicht führt das beidäugige Sehen, weil es entspannter ist, sogar dazu, daß man mehr Details erfassen kann.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    als bekennender Bino-Süchtiger kann ich nur voll unterschreiben, was Du berichtest! Freut mich, dass das Beobachten mit zwei Augen für Dich ebenso gewinnbringend ist, wie für mich.


    Interessanter Weise habe ich die Antennen-Galaxien ebenfalls vorgestern beobachtet, ebenfalls mit großem Dobson, Bino-Ansatz und Nachführung [;)] Mich hat allerdings der tiefe Stand dann doch schnell ernüchtert, so dass ich dem Pärchen nur weig Zeit gab. Neben den vielen anderen Galaxien,waren für mich jedenfalls M 51 im Zenit und M 101 nicht viel tiefer die Highlights der Nacht. Ein Fest für beide Augen [:p]


    Viele Grüße
    Andreas

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