Beobachtungen mit dem 1m Newton in Puimichel 1989

  • Ich hatte mit 3 Freunden an Weihnachten 1989 die Möglichkeit, 5 halbe Nächte mit dem 1 Meter Newton Teleskop visuell zu beobachten.


    Ich wollte immer, habe aber nie die Beobachtungen veröffentlicht, weil zweite Referenzbeobachtungen fehlen. Es wird auch nicht mehr zu diesen Kontrollbeobachtungen kommen, denn ich sehe, dass das 1 Meter Teleskop mittlerweile zu einem RC umgebaut wurde. Vielleicht kann jemand von euch mit einem sehr großen Dobson diese Beobachtungen durchführen.


    Hier das, was wir gesehen haben:


    1. Nacht vom 25.12.89 auf 26.12.:
    Von 22.30 bis 5 .20 Uhr beobachtet, leicht dunstig am Horizont, gegen Morgen Cirren.
    M33 und Orionnebel enttäuschen etwas die hohen Erwartungen. Dann aber ging es los: IC 1999 mit 7er Nagler: herzförmiges dunkles Zentrum mit Stern! Nun ahnte ich, was man mit einem 1m Spiegel sehen kann! Pferdekopf mit 2 hellen Nebeln im Dunkelnebel und 6 Sternen, mit 20er Nagler und Hbeta Filter. Gamma And in Projektion ein Doppelstern. 891 sagenhaft. M1 mit OIII Filter: Übersät mit Filamenten! Beim Per Galaxienhaufen vor lauter hellen Galaxien, die in einer Kette stehen, NGC 1275 fast nicht identifizieren können! Abgestufte Ringe bei NGC 3242. Viele Objekte gestört durch Cirren.


    2. Nacht vom 26.12.89 auf 27.12.:
    Sehr ruhige Luft und sehr gute Durchsicht läßt Astroträume wahr werden!
    M31 Kugelsternhaufen: Der hellste, Nr. 12 nach Hubble, im 20er Nagler schon als Nebel zu sehen, mit 1300x sieht man den Kern als Zentralstern und 2 Halos, der äußere Halo ist außen ausgefranst. Zwei weitere (63 und 64) beobachtet. Nr. 254 mit 20er blickweise, mit 7er diffus, groß, mindestens 4 mal den Durchmesser vom Kugelhaufen Nr. 12! Äußerst ruhige Luft! Bei 1300x Sterne punktförmig! Der Leiter des Observatoriums, Danny Cardoen, und ein weiterer Astronom aus England werden geholt.
    Nun erfolgte der Aufbau der Beobachtungsplatform um kulminierende Objekte mit etwas höherer Deklination beobachten zu können: Teile durch Kuppelspalt hereingeholt (lagen auf Dach von Kuppelzugang). Mit Leiter Aufstieg zur Beobachtungsbühne, Beobachtung über gähnendem Abgrund.
    M1: Mit 14er und 7er mit OIII Filter: Strukturen mit 7er Nagler wie im Inneren vom Orionnebel, im hellen Balken 2 bis 3 Sterne, von denen vermutet wurde, einer sei der Pulsar, was aber nicht zutraf. Die Filamente sind prächtig zu sehen, kleinste Fasern! In der Tat sind einige Bereiche vor allem in nördlicher Richtung mit feinsten Fasern überfüllt! Äußerst denkwürdiger Anblick! Auch der Jet des Krebsnebels ist vollständig als Aufhellung mit Hilfe von indirektem Sehen zu erkennen! Evtl. auch ein Filament erkannt.
    NGC 2392 Eskimo: Mit 1300x abgestufte Strukturen lassen den Kontrast der Strukturen, was man im 45 cm Teleskop und was man auf Fotos als Gesicht sieht, verschwinden. Dafür erscheinen eine Fülle an Feinstrukturen!
    Jupiter zu hell, Monde Scheiben, Jupiter zerstört Adaption auch mit starkem Blaufilter.
    Nun wird uns das Drehen des Fangspiegels für einen anderen Okulareinblick erklärt. Danach justieren wir den Okularauszug nach.
    M51 zeigt sich mit blaßblauen Spiralarmen, seine Begleitgalaxie ist gelb-grün und braun. Auch Spiralarme in Kernnähe! Mit 14er und 7er Nagler beobachtet.
    M13 "gigafeist" - von wem mag dieser Ausdruck wohl stammen?


    3. Nacht vom 27.12. auf 28.12.:
    Ab Mitternacht beobachtet, 2 Besucher, denen wir einiges zeigen, u. a. M64 mit supergutem Auge, es ist aber ziemlich dunstig, als die Besucher gehen, machen wir dicht.


    4. Nacht vom 28.12. auf 29.12.:
    Ab Mitternacht beobachtet, klar, leichte Luftunruhe.
    Bei der Beobachtung und dem Einstellen von M108 eine bisher unbekannte Galaxie im Gesichtsfeld: Balkenspirale mit Knoten und Ring, identifiziert als NGC 3631, M108 mit O-B-Assoziationen!
    Rossettennebel mit 20er Nagler und UHC Filter: Elefantenrüssel in Reinkultur!
    Jetzt "nur noch" 3 Objekte eingestellt!
    Leo I: einige Sterne sind zu erkennen, ein Kugelsternhaufen, der so hell ist, wie einer von den Sternen, und der nicht ganz so scharf ist, ist auch zu sehen. Mit einem UHC Filter "haut es die Sterne mehr zusammen", die Helligkeit des Kugelsternhaufens bleibt erhalten - also ein Planetarischer Nebel? (siehe Foto Sky and Telescope February 1988, p 146)
    Comahaufen Zentrum: die Galaxie am Stern wird mit dem 7er Nagler gesehen, alle kleinen Galaxien zu sehen, nur 3 Sterne im Gesichtsfeld, alles andere sind Galaxien!
    M87: Der Jet ist am besten mit dem 4,8er Nagler und ohne Blaufilter zu sehen. Zwei Besucher kommen vorbei, die den Jet auch sehen. Dann wird uns gewahr, dass schon die Dämmerung begonnen hat. Diese Beobachtung wird mit Rotwein begossen, bevor wir schlafen gehen.


    5. Nacht vom 29.12. auf 30.12.:
    Bis Mitternacht beobachtet, dunstig, seeing nicht so gut: ab 7er Nagler sind die Sterne unscharf, wieder 2 Besucher, für die wir viele Objekte einstellen.
    Auf der Jagd nach Barnard's Meropenebel: Im Süden von Merope ist ein kleiner kometenartiger Nebel zu sehen, ob es wirklich kein Reflex war?


    31.12.89 auf 1.1.90 Sylvester auf dem Sudelfeld!
    Am Sommerbeobachtungsplatz! Mit Ketten über Schneeverwehungen, oben im Schnee ging es nicht mehr weiter, zum Glück mit viel Schwung auf das Plateau gefahren, Schnee festgetrampelt, 45 cm Teleskop aufgebaut.
    Später bringen uns Leute von einer Hütte Punsch in einer Thermoskanne vorbei.
    M31 Kugelhaufen: Nr. 12 mit 7er Nagler als Fleckchen zu sehen, daneben steht ein scharf abgebildeter Stern!

  • Nachtrag zum M87 Jet: Meine Zeichnung zeigt den Strahl aus dem Zentrum mit einer Unterbrechung, nach der Unterbrechung ein dickerer länglicher Knödel!!

  • Servus,
    Ich war damals in der Kuppel des 52cm neben euch, und kann mich noch gut an den Schrei von vermutlich Haley erinnern beim Jet von M87:"Ich den ihn!!". Mindestens 30 Ausrufezeichen #128512;. Schade dass es diese Beobachtungmöglichkeiten nicht mehr dort gibt.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Servus Helmut,


    dein Bericht hat mit einem Schlag wieder alte Erinnerungen an diese tollen Nächte in Puimichel erweckt. Wenn ich wieder daheim bin, gucke ich mal in meinen Unterlagen nach, was ich dazu damals aufgeschrieben habe. Da findet sich bestimmt Ergänzendes.
    Viele Dinge von der tollen Reise sind mir aber heute noch lebhaft im Gedächtnis, da haben sich gleich wieder die entsprechenden Synapsen aktiviert.
    Den Orionnebel habe ich durchaus netzhauterschütternd in Erinnerung, da habe ich wohl zum ersten Mal bewußt 6 Trapezsterne gesehen. Mit dem 13Zöller konnte ich das später nur sehr selten und bei Top Seeing nachvollziehen. Das Beeindruckendste waren aber Proplyds und der Schlüsselloch Nebel, den damals der Peter eingestellt hat. Bin mir da nie ganz sicher gewesen, das müßte aber NGC 1999 gewesen sein. Das war extrem beeindruckend: Das Schlüsselloch tief dunkel, wie ausgestanzt, das haben wir auch bei 1300x im 4.8er Nagler gesehen.
    M51 und M1 waren über alle Maßen überwältigend, vor allem die Filamente im Krebsnebel. Die Kugelhaufen in M31, das war damals auch Weltpremiere für mich. Und an einen tollen NGC 40 kann ich mich noch erinnern.
    Wir haben auch den Konus Nebel probiert. Das war extrem schwer, ich glaube, ich habe da nichts gesehen, trotz H Beta Filter.
    Die M87 Jet Aktion hat wirklich Aufsehen erregt, das war wahrlich gigafeist. Direkt neben M87 steht ein schwacher Stern, dort beginnend, begann ich dann in adverted vision, mich um den gleißend hellen Kern herumzutasten, bis dann der Blick an dem hauchzarten Jet einrastete. Ich weiß noch, wie schwer das anfangs war, den Jet gegenüber dem hellen Galaxienkern noch wahrzunehmen. Hach, die Rotweinaktion hatte ich schon fast vergessen, dafür fällt mir gleich wieder die Lavendelhonig Beschaffungsaktion ein.
    Das Spechteln in dem völlig ungesicherten Rohbau, der das 1m Kuppelgebäude damals noch war, war Arbeitsschutzgore vom Feinsten, vor allem, wenn wir da noch auf der Arbeitsbühne herumgekrabbelt sind. Da war ja der Boden noch bis zum Untergeschoß der Kuppel offen, von der Arbeitsbühne bis ganz runter waren das bestimmt 5 bis 6 Meter. Am Tag war das echt übel, sich das anzuschauen, aber nachts, da hat man ja nicht gesehen, wie weit es da runterging.
    Teilweise war das Seeing nicht so toll, weil es Mistral hatte. Und wir haben Polarlichter gesehen! Ich glaube, das waren sogar meine ersten Polarlichter. Man konnte ja damals direkt beim Kuppelspalt raus, da hat man vom Rundblick auch was gehabt, vor allem, als die Polarlichter da waren.
    Auf jeden Fall schön, daß du diese Erinnerungen hier geteilt hast.


    Gruß, Haley

  • Hallo Stefan,


    das ist ja ein Ding, du warst nebenan? So "sieht" man sich wieder! Ich glaube auch, mich an dich zu erinnern...


    Hallo Harley,


    unsere Beobachtungen in Puimichel waren der absolute Hammer!
    Ich habe hier auch nur die Highlights beschrieben. Wir haben sehr viele Objekte beobachtet mit Super-Details.
    Am Beginn war es nicht ganz klar. Nach Ankunft und Teetrinken sofort ans Teleskop. Den Orionnebel habe ich vielleicht zu pessimistisch beschrieben - vielleicht haben wir ihn in einer der folgenden Nächte noch einmal beobachtet. Und es muss richtig heißen NGC 1999, nicht IC 1999.
    Und das Polarlicht war am Morgen der 5. Nacht, nachdem ihr am Abend zu vor bei Sonnenuntergang mit bloßem Auge einen Sonnenfleck gesehen hattet.
    Beim M87 Jet war die Übung, mit dem Blick kreisförmig um das Zentrum zu gehen. Dann war da etwas, wo das Auge "anstoß". Es war physiologisch wie eine Unterbrechung im Halo, wo der Jet herausschoß.
    Es war in der 2. Nacht, wo nach Umstellen des Fangspiegels und Okularauszugs die Klemmschraube des Okularauszugs abbrach und runterfiel: "Schraube aus Plasik (weiß) auf Betonboden gefunden, Werkzeug gesucht, um die Klemmfläche gerade zu feilen, keine Feile im Werkzeugkasten gefunden, am Beton bearbeitet, funktionierte wieder!".


    Mit herzlichen astronomischen Grüßen,
    der Helmut

  • Servus zusammen,


    passend zu den schönen Erinnerungen noch dieses Video auf der Tube das die Entstehung des 1m Teleskopes dokumentiert:


    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Das 1m ist jetzt zu einem Cassegrain (oder RC?) umgebaut.


    Gruß und CDS,


    Haley

  • Servus zusammen,


    wie versprochen habe ich jetzt mal meine Aufzeichnungen der Puimichel Nächte durchgesehen und möchte gerne die schönsten Momente mit euch teilen. Es sind wieder unzensierte Versionen aus meinem Beobachtungsbuch, man möge mir die gelegentlich unwissenschaftliche und überschwängliche Ausdrucksweise nachsehen. Mich haben viele Erlebnisse am Meterspiegel wirklich geflasht, das hat sich direkt auf die Einträge ausgewirkt:
    Es ging in der 1. Nacht mit dem Orionnebel los: "M42 und M43 sind gleich ultratodesfeist: Ultrahämmer vom Feinsten. Sterne superscharf, 6 Sterne im Trapez! Strukturen bis Anschlag. Tolle Farben im Nebel, schön rot in der Front. Gigantisch! Super Detail am Rande: 1999, schöner Nebel mit dunklem Loch, sieht aus wie ausgestanzt. Brüllfeist! Stern im Nebel! M78: Superhell! 2024: Bildfüllend u. kraß die Dunkelstrukturen, sehr fein ziseliert. Pferdekopf ist Todesdröhnung: Kopf sehr deutlich. Zuerst im 20er, dann im 14er. Kompaktschrill: Heller Nebelteil voller Sterne, Kopfform eindrucksvoll. Dunkelteil scharf abgegrenzt. Sterne am „Maul des Pferdes“."
    Lustigerweise haben wir kurz danach die 891 gesehen, die mich überraschenderweise weniger überwältigt hat, als es heutzutage in einem großen Teleskop der Fall ist. Damals wußte ich aber noch nichts von den Begleitgalaxien, die man ab 16" aufwärts sehen kann, sind aber wohl auch keinem von uns damals aufgefallen: "891: Welch ein Anblick, aber gegenüber 13 Zöller oder 17.5 Zöller keine neuen Details, nur alles viel heller und deutlicher. Dunkelstreifen super."
    In der 2. Nacht begannen wir mit dem Cirrus Nebel, der aber schon sehr tief stand. Toll war er trotzdem: "6960: Mit UHC Filter ultrabrutal, Schlauchform, bombastisch, welch ein Erlebnis, eindrucksvolle Strukturen, obwohl der so tief steht."
    Dann kamen wir zum 7662, den ich immer nur den Brezennebel nenne: "1. Superdröhnung: 7662! Zuerst im 7er schon gierig, dann mit meinem 4.8er: Gigantisch, ultra Strukturen, todesbombastisch, im 4.8er + Barlowlinse bei V=1300x (!) Todeshämmer! Ring total, gigantische Strukturen, innerer Ring hat Brezenform, Zentralstern hell, gleißend. Welch ein Objekt."
    Helmut hat schon die Kugelhaufen in M31 erwähnt, er war gut auf diese Expedition vorbereitet und hatte entsprechende Aufsuchkarten dabei. Ich habe zu der Zeit nur den guten alten Tirion besessen. Heute ist es so leicht, da genügt ein Blick ins Netz, oder einfach den Stropek aufschlagen...: "M31 mit Kugelsternhaufen! Zum 1. Mal wahrscheinlich überhaupt jemals gesehen. Helmut stellte nacheinander 4 Kugelhaufen ein, die ca 12 bis 13.5mag haben und ab V=500x eindeutig nebulös zu sehen waren. Ultrahammer! Auch Dany (Cardoen), der ab und zu einige Highlights mitnimmt ist begeistert. Die Kugelhaufen sind echt 1. Sahne."
    Für ziemliche Furore sorgte der Anblick vom Crabnebel M1: "M1! Wiederholung von gestern. Anfangsblick mit 14er: Super! Tolle Filamente. Vermutlich Jet nach oben zu sehen, auch von Helmut und Mario gesehen. Im 7er nur größer. Pulsar bei mir fraglich. Bei M1 mußten wir schon abenteuerlich auf der Galerie rumturnen." Das Konstrukt mit dem Malergerüst und den losen Brettern, das wir nutzten, um bei einigen Stellungen überhaupt ans Okular zu kommen war schon sehr grenzwertig (404 Arbeitsschutz), aber nachts hat man ja nix vom gähnenden Abgrund ins Untergeschoß des Teleskopgebäudes mitgekriegt.
    Die von Helmut erwähnte Geschichte mit der verlorenen Schraube und der ad-hoc Reparatur liest sich bei mir so: "Nun wollen wir zum M51: Dazu muß das Teleskop nach Osten geschwenkt werden und der Okularauszug umgesteckt werden. Umständlich! Nach dem Umstecken mußten wir erstmal den Meterspiegel justieren, weil die Anlageplatte gelockert war… Dann brach die Klemmschraube vom Focuser ab. Nachdem das Teleskop justiert und der Okularauszug repariert war, gings an M51: Supertodesdröhnung!! Bestmöglicher Anblick, der jemals bei dem Objekt bei mir stattgefunden hat. Bombastisch im 14er und 7er besonders. Unendlich viele Strukturen: Alle Spiralarme, im 14er blau das Ganze, viele O-B Assoziationen, auch in Kernnähe, im 7er Ausschnittvergrößerung! Wieder alle Details, besser als alle Fotos. Ultrabombastisch, gigafeist." Nach der Beobachtung von M51 hatten wir dann auch die Batterie für die Nachführung leer gezutzelt, Netzstrom gabs da in dem Rohbau noch nicht.
    Die 3. Nacht in Puimichel war deutlich schlechter, dunstiger mit schlechter Grenzgröße und leichtem Frost. Wir haben erst nach Mitternacht überhaupt angefangen mit Beobachten: "S Mon u. Conus Nebel: Im 20er und mit H Beta Filter war sehr schwach was zu sehen. Dank schlechtem Wetters war viel zu wenig zu sehen. 2261 war nicht besser, als bei mir, nur größer und heller. 2022 war dann noch besser. Im 20er zuerst mäßig, im 7er + Barlowlinse dann brauchbar: Ich sah Zentralstern und noch‘n Stern, 2 shells, etw. Strukturen (2 dunkle Löcher im inneren Ring)."
    Die 4. Nacht wurde u.a. mit M82 eröffnet: "M82: Im 20er flau, im 14er superfeist, im 7er gigafeist! Knoten gelb und gigantische Strukturen. Die Zigarre zerfällt in viele, viele Knoten und kleine Platten, toll!! M108: Drei Sterne im Nebelbereich. Im Kern heller Vordergrundstern. 5 deutliche O-B Assoziationen. Gewaltig!"
    Rosettennebel scheint uns auch gefallen zu haben, dazu nochmal der Versuch am Conus Nebel: "Und jetzt zum 2237-39 und 2244: Gigafeist!! Rosette läßt sich im 20er + UHC Filter abfahren, zeigt beeindruckende Strukturen, mehrere Elefantenrüssel, Globulen, viele, viele Details und am Rand Ausfransungen! Bislang gigantischster Gesamteindruck bei dem Objekt. 2244: Sterne leuchtend blau! Einfach gierig, 1. Sahne. Schließlich S Mon und der Conus Nebel. Es wurde fast nichts gesehen. Die Grenzen des Meter werden erreicht. Vom hellen Stern nach rechts unten helle Front, aber schwach." Das war übrigens das einzige Mal jemals, soweit ich weiß, überhaupt irgendwas am Conus Nebel erahnt zu haben.
    Grenzwertig war die Sichtung von Leo I: "Mario und HS orteten vermutlich einen GC oder PN!! Ich habe da nicht viel gesehen. Seeing z.Zt. schlecht wegen Mistral. Eine Nachprüfung anhand des Vergleichsfotos vom Sky Feb. 88, S.146 ergibt, daß ich das Objekt wohl auch gesehen habe."
    Ein unvergeßliches Highlight war dafür der Coma Cluster: "Viel besser war da der Coma Cluster: Bereits beim Einstellen im 20er waren beim Orientierungsstern 25-30 Galaxien zu sehen! Todesfeist! Im 7er bei V=500x dann über 20 Galaxien. Auf der anderen Seite des Haufens ebenfall über 10 Galaxien. Bombastisch! Welch ungeheure Erweiterung des Horizonts. In einem Fall waren bei über 20 Galaxien nur 3 Sterne im Gesichtsfeld! Noch etwas zum Coma Cluster um 4889 und 4874: Die hellsten Objekte haben bloß ca 13.4mag. Nur die 2 hellsten sind im Tirion verzeichnet."
    Bei M87 haben wir wohl damals ein bisserl Geschichte geschrieben, dürfte nicht viele Amateure weltweit gegeben haben, die den Jet jemals gesehen haben. Hier also meine ausführliche Version von dieser Sichtung: "Schließlich umfangreiche Umbauten, um M87 zu sehen. Balken werden herumgewuchtet, weil wir den Jet sehen wollen. (Helmuts zweiter Wunschtraum nach den GC in M31!). Welch eine tolle Leistung für das Meter! Und nun: Das Supertodeshighlight: Der Jet von M87! Mühsam stellte HS den M87 ein. Und im 4.8er mit Blaufilter wird deutlich: Sternchen links vom Zentrum auf 9 Uhr, Jet auf etwa 1 Uhr. Der Jet mit einer Einschnürung wird von allen bestätigt. Wieder eine Neuentdeckung, die ein Flascherl Sekt wert wäre. Bombastisch. Auch eine Begleitgalaxis wird bei dieser V=700x sichtbar. Große Dröhnung auch ohne Filter bei beginnender DÄMMERUNG! Äußerer Knoten des Jets klein und hell, kompakt. Innerer etwa doppelt so lang. Sehr deutlich. Unfaßbar!!"
    In der 5. Nacht haben wir u.a. nochmal den Orionnebel genossen. Wegen Mistral war relativ schlechtes Seeing zu beklagen. Da wurde auch der Planetary NGC 40 beobachtet, den ich schon erwähnt hatte: "Nun 40. Auch der war beschwerlich aufzusuchen, überzeugte aber ungemein. Bei V=500x deutliche Struktur. Innere Zone netzartig mit dunklen Teilen, außen zwei Henkel, unten 1 Stern, noch weitere Sterne, ganz feist, super. Jones 1: Der sieht aus wie ‘ne Trommelbremse. 4 Sterne im Nebel, ganz nett."
    Die letzten Beobachtungen waren das Polarlicht und eine Nebelstruktur bei Merope, die ich wahrscheinlich übrigens vor einigen Jahren auch beim Uwe Glahn im 27" am Glockner gesehen habe: "Während HS im M45 rumrührt, gellen Schreie durch die Kuppel: Polarlicht! Blutrot ist der Nordhorizont verfärbt. Tolles, knallrotes Polarlicht, ca 10min lang. Betthupferl wird dann die Nebelregion um Merope, welche schon Barnard vor 100 Jahren beobachtete. War aber nicht überzeugend."
    Ja, war schon überwältigend damals, der Auszug aus den Erinnerungen ist jetzt hoffentlich nicht zu länglich geworden.


    Gruß, Haley

  • Hi Cristoph,


    danke fuer den lebhaften Bericht. 1m unter guten Bedingungen - da koennen die meisten Amateure nur von traeumen. Ich habe auch selten in einem Beobachtungsbericht so viele neue Adjektive gelernt! [:D]


    Soweit ich weiss, ist der 1m ja inzwischen ein Cassegrain - wegen der besseren Erreichbarkeit des Okulars. Habe ich zumindest irgendwo gelesen. Ein Newton dieser Groesse ist ja auch sportlich.

  • Hallo Haley,


    super Erinnerungsbericht von dir ! Ich kann mich gut daran erinnern, dass du immer wieder mal von dieser Aktion geschwärmt hast. Und die Beobachtung von M51 …


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Supertodesdröhnung! Bestmöglicher Anblick, der jemals bei dem Objekt bei mir stattgefunden hat. Bombastisch im 14er und 7er besonders. Unendlich viele Strukturen <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ... hat meine Entsprechung am ITV 2004 in Stumpi, als ich M51 bei richtig gutem Rückseitenwetter in Erhard's 42-Zöller gesehen habe: Abschnallinger, ist mir bis heute eingebrannt ... [:p]


    Servus
    Ben

  • Hallo Haley,


    dieser Bericht ist ja wirklich supertransultramegagigafeist, wenn auch nicht ganz ungefährlich zu lesen wegen der vielen Todeshämmer, die Du rechts und links niedersausen läßt. [:)][:)][:)]


    Besonders interessant finde ich Eure Beobachtungen zum Jet von M 87. Den habe ich schon öfter beobachtet, gerade letzte Woche wieder. Dabei leuchtete immer wieder der äußere Knoten auf (kompakt und rund). In manchen Augenblicken hatte ich den Eindruck, daß etwas weiter innen eine weitere, längliche Struktur liegt. Sie hat sich aber nur selten gezeigt, und leider nicht gleichzeitig mit dem hellen Knoten. Deshalb habe ich diese Beobachtung zunächst als nicht real eingestuft. Nach der Lektüre Deines Berichtes frage ich mich, ob das vielleicht der innere Knoten war? Wäre jedenfalls aufregend, wenn man im Jet Strukturen erkennen könnte.


    Tim, bist Du noch in Südafrika? Willst Du von dort aus mal den Jet unter die Lupe nehmen?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Helmut,


    danke für den interessanten Bericht... er hat mich gefesselt.


    Hallo Johannes,


    wir sind noch zwei Tage in Südafrika... dann geht es zurück.
    9 klare Nächte waren es bis jetzt.
    Natürlich haben wir versucht, den Jet mit 20“ zu sehen.
    Die Bedingungen waren sehr gut, aber die Suche nach dem Jet leider erfolglos.
    Dafür hatten wir exzellente Jupiters und Saturns gesehen.
    Beide nahe am Zenith. Einfach wunderschön, sogar mit einem Newton!
    Details ohne Ende und das in Farbe... alles bei Vergrößerungen bis 490fach.


    cs
    Timm

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