Hallo Selbstschleifer,
ich möchte euch mein neues Projekt vorstellen, der Selbstschliff zweier Keilplatten für einen ADC. Mittlerweile ist das Projekt in vollem Gange. Da ich mich anfangs nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen wollte, starte ich erst jetzt meinen Bericht. Zumindest sieht es bisher ganz gut aus.
Nach meinen Erfahrungen mit einem 115mm Spiegel als Einstieg, einem 300mm f/4.2 Spiegel und einem Cassegrain Sekundärspiegel, traue ich mich an die Keilplatten heran. Hier erwarten mich ganz andere Aspekte:
Die Gläser sind klein und müssen für eine bessere Handhabung irgendwie montiert werden.
Bearbeitung einer anderen Glassorte, die potenziell für einen APO sehr interessant ist.
Vorder- und Rückseite müssen bearbeitet werden.
Prüfung des Keilwinkels und der Oberflächengüte.
Zuerst etwas Theorie und Hintergrund der ganzen Sache:
Für die Planetensaison letzten Sommer habe ich mir den PierroAstro MK3 gegönnt. Der ADC, also atmosphärischer Dispersions-Korrektor, funktioniert ja bekannterweise über die Verdrehung zweier Keilplatten zueinander. Das Manko der gängigen ADC ist aber der Fakt, dass diese nur aus zwei einfachen Keilplatten bestehen. Mit zunehmender Drehung ergibt sich eine Bildverschiebung, viel schlimmer aber ein Astigmatismus. Dieser war beim tief stehenden Mars sehr auffällig. Eine Beobachtung mit Rotfilter hat ohne ADC das deutlich bessere Bild ergeben.
Dieses Manko kann man umgehen, indem man nicht zwei einfache Keilplatten verwendet, sondern jeweils zwei verkittete Keilplatten. Die Außenflächen sind plan, der Keil liegt in der Kittfläche. Idealerweise haben die beiden verkitteten Gläser denselben Brechungsindex aber möglichst unterschiedliche Dispersion. Da die beiden Keilplatten beim PierroAstro aus Quarzglas bestehen (n=1.46) ergibt sich als bestes Partnerglas das S-FPL53 (n=1.44). Ausnahmsweise wird das S-FPL53 hier nicht wegen der anomalen Teildispersion benötigt.
Die Aufgabe ist also: Zwei passende Keilplatten aus S-FPL53 herzustellen und diese im PierroAstro zu verbauen. Den PierroAstro habe ich natürlich zuerst zerlegt, um zu schauen, ob das überhaupt geht. Das Zerlegen war einfach, es sind nur wenige Teile. Außen Metall, innen 3D-Druck, zwei Kugellager und die beiden Keilplatten.
Die Quarzplatten sind auf dem Foto noch drin. Diese waren sehr fest in der Fassung eingepresst. Mit ordentlich Druck mit dem Daumen waren sie aber heraus zu bekommen. Diese Keilplatten lose zu haben war für die spätere Montage der Rohlinge im richtigen Winkel wichtig. Dazu aber dann mehr in den folgenden Berichten.
Viele Grüße
Andreas