Stativbein-Höhenverstellung (Nivellierfuß)

  • Hallo,
    habt ihr eine Idee, was ich am besten zur möglichst präzisen Höhenverstellung eines Stativbeins nehmen könnte? Grob geht das natürlich mit den Klemmungen am Stativbein selbst, aber ich suche eine <b>Fein</b>einstellung, die ich direkt unter einen Stativfuß packen und feinfühlig einstellen kann. Hub vielleicht im Bereich von ein paar cm?
    Danke im Voraus,
    Karl

  • Karl,
    also grob solltest du ein Stativbein locker auf +/- 5mm (halber Zentimeter) einstellen können, oder?
    Dann verbleibt die Frage, wie fein muss fein sein? Überschlägig geht's um eine Präzision von etwa 0,5mm, oder?


    Quick and dirty kann man eine Feineinstellung mit Bierdeckeln oder dickem Papierstücken (Visitenkarten) lösen, die man unterlegt. Kopierpapier hat ziemlich genau 1/10 mm und wäre wohl etwas dünn (zu präzise). Geht natürlich nur, wenn die Füße nicht angespitzt sind.


    Wenn es baulich/basteltechnisch geht, baut man neben den Stativfüßen je eine M6 - M10-Mutter ein und setzt passende Schlossschrauben zum Eindrehen ein. M10 hätte 1,5mm Steigung bei einer Umdrehung und 10mm Stellweg wären locker realisierbar.


    Eine andere Lösung könnte aus zwei Holzkeilen bestehen (Türklemmer), die man gegenseitig verschiebt, bis die Höhe stimmt und die unter zwei der Stativefüße kommen. Wenn man in den oberen Keil ein Langloch anbringt, könnte man die mit einer Schraube nach dem Einstellen fixieren. Wenn die Keile flach genug ist, sind die aber vielleicht auch so schon selbsthemmend und verrutschen nicht.


    Auf einer Wiese brauchst du aber erst mal einen festen Punkt im Boden, sprich Spitzen, die reingerammt werden.


    Wenn die Stativbeine in der oberen Hälfte aus zwei Rundstäben bestehen, könnte man oberhalb der Feststellschraube zum Ausziehen des unteren Teils noch einen Anschlag anbringen, so dass man hochkant ein keilförmiges Brettchen reinschieben kann, dass beim Justieren den Feinauszug regelt, bevor man die Feststellschraube dann festzieht.

  • Hi Karl,


    je nach Stativ könnte man ans untere Stativbein eine Mutter montieren, durch die eine Schraube das obere Stativbein hochdrückt. Die Konstruktion müsste aber beim Transport bzw. zum Einfahren der Stativbeine abgenommen werden. Elegenater wäre ein Nivellierteller, der zwischen Stativ und Montierung kommt - wobei mir keiner bekannt ist, der da vom Gewinde etc. her passt.
    Solche Teile nutze ich mit meinen Tachymetern, um die exakt genug ins Wasser zu bekommen, was wiederum nur über die Digitallibelle möglich ist - die Dosenlibellen sind dafür zu ungenau.
    Da die Dosenlibellen an unsren Montierungen noch ungenauer sind würde ich eher empfehlen, das entsprechende Bein mit dem Daumen rauf bzw. runter zu drücken.


    cs
    Jürgen


    edit: falls Verstellen&Beobachten der Dosenlibelle nicht möglich ist, wäre Kalles Bierdeckenidee wohl die Einfachste und im Rahmen der Messgenauigkeit dieser Dosenlibellen mehr als ausreichend.

  • Genau das hier:


    Türstopper


    am 30.11.2017 hab ich eine Rezension dazu geschrieben:
    "für beobachtende Hobby-Astronomie geeignet: Das halte ich mal wirklich für ein gutes Produkt, es erleichtert und beschleunigt die Möglichkeit das Stativ eines Teleskopes auf unterschiedlich unebenem Boden genau in die Waage zu bekommen. Kein mühsames auf und zu -Schrauben der Stativbeinverlängerung unten und wieder nach oben zur Wasserwaage schauen und dann erneut nach unten und schrauben ... nein, einfach die schrägen Türstopper unterschiedlich weit mit dem Fuß unter die Stativbeine schieben, fertig.
    Silikongummi, dämpft Erschütterung, trotzdem fest, rutscht nicht auf glattem Boden, gleicht Höhenunterschiede zwischen 2 mm und 4 cm aus, günstig
    Ein Tip (AstroHacks) aus der Zeitschrift "Abenteuer Astronomie 12-2017"

  • Ich habe so etwas Ähnliches mal mit einem Wagenheber gemacht. Klingt nach einem "Overkill", war aber recht praktisch: So ein manueller Scherenwagenheber lässt sich einerseits feinfühlig verstellen, andererseits muss man aber nicht eine halbe Stunde lang rumschrauben, um die Höhe einigermaßen zu verändern.


    Falls du etwas spitzere Stativfüße hast, könnte man sich eine Auflagefläche mit seitlichen Wänden (so wie hier) zu Nutze machen, um die Konstruktion stabil zu halten. Nachteil: Der ist von Haus auch relativ hoch und du müsstet das nivellierende Stativbein etwas weniger weit ausfahren, um die "Eigenhöhe" des Wagenhebers auszugleichen.


    Die Idee mit den Türstoppern ist aber auch nicht schlecht... [:)]

  • Hallo,


    ich würde auch die Lösung mit Schrauben in den Stativfüßen bevorzugen, wenn es technisch machbar ist. Es ist auf Dauer wahrscheinlich die beste Methode. Im Prinzip muss man ja nur 2 der 3 Füße umbauen, um genau nivellieren zu können. M10 sollte es aber schon sein, damit es auch stabil genug ist.


    Gruß


    Carsten

  • Hallo,
    vielen Dank für eure Ideen! Sobald ich eine Lösung umgesetzt habe, melde ich mich hier noch einmal mit einem Erfahrungsbericht. Die ganze Geschichte soll übrigens dazu dienen, das Einnorden zu optimieren. Ich nutze eine nun auch schon alte 1b-Montierung von Zeiss Jena, die sich zwar ganz gut und feinfühlig um die vertikale Achse schwenken lässt, aber es nicht ermöglicht, bei aufgebautem Gerödel noch die Polhöhe feinfühlig genug einzustellen. Bislang habe ich immer die Montierung mit der Libelle nivelliert, dann die Sternzeit eingestellt, dann die Koordinaten eines auffälligen Objektes in der Nähe des Bereiches, in dem ich beobachten wollte und dann um die vertikale Achse geschwenkt, bis das anvisierte Objekt im Gesichtsfeld des Okulars ist (die Polhöhe war dabei voreingestellt mithilfe der Skala). Das ist für die visuelle Beobachtung und auch für das Aufzeichnen von Planeten-Videos immer vollkommen ausreichend gewesen. Allerdings reicht die Genauigkeit für Deep-Sky-Aufnahmen mit längerer Brennweite nicht immer aus. Manchmal gehen bei 1000 mm Brennweite 30 s, mit Glück 60 s, mitunter sind aber auch schon 15 s problematisch. Also zuviel Glückssache dabei - und das möchte ich durch feinfühlige Verstellung des südlichen Stativbeins ändern.


    Nochmals vielen Dank für die Tipps!
    Ich wünsche euch viel Glück im neuen Jahr!
    Karl

  • Hallo Karl,
    mit der Ib habe ich dasselbe Problem beim Einsatz für DeepSky-Aufnahmen. Das Lösen der Stativbeinklemmung oder das Verschieben der Beine ist ja recht ungünstig wenn alles aufgebaut ist. Daher habe ich an die Beine Gewindestangen in M12 angebaut. Mit Flügelmuttern geht die Feineinstellung ganz leicht:



    Auf ein neues Jahr mit viel klarem Himmel !
    Gruss Lars

  • Hallo,
    wie versprochen melde ich mich noch einmal. Durch die Anregungen bin ich letztlich auf ein Werkzeug aus der Automobiltechnik gestoßen und zwar auf einen sogenannten "Bremskolbenrücksteller". Den kann man ganz prima in die Lücke zwischen beweglichem Teil des Stativbeins und den Metallaufbau klemmen und sehr feinfühlig einstellen. Nach dem Einstellen kann man das Bein wie gewohnt festklemmen und den Bremskolbenrücksteller entfernen. Man kann ihn natürlich auch belassen, aber manchmal stört die Verdrehstange nach dem Einstellen - aber die kann man auch entfernen (im Originalzustand rutscht sie nicht aus der Bohrung, da die Enden bewusst verformt sind) und zum Beispiel einen Gabelschlüssel verwenden.
    So ein Bremskolbenrücksteller kostet etwa 15 Euro (+/-). Da ich nach Nivellierung des Stativs nur das "Südbein" noch verstelle, genügt ein Exemplar.
    Weiteres: siehe Bilder!
    Viele Grüße
    Karl



Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!