Exotische Planeten aus Saphiren und Rubinen

  • <b>Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Cambridge haben eine neue, exotische Klasse von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Diese sogenannten Supererden wurden bei hohen Temperaturen nahe an ihrem Mutterstern gebildet.</b>


    Einundzwanzig Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Kassiopeia umkreist ein Planet seinen Mutterstern in geringem Abstand in nur drei Tagen. Seine Bezeichnung lautet HD219134 b. Seine Masse entspricht knapp fünf Erdmassen. Damit gehört der Exoplanet zu den Supererden. Doch im Gegensatz zur Erde hat er wahrscheinlich keinen massereichen Kern aus Eisen, sondern ist reich an Kalzium und Aluminium. «Vielleicht schimmert er violett-rötlich wie Rubine und Saphire, denn das sind Aluminiumoxide, die auf diesem Planeten häufig vorkommen», sagt Caroline Dorn, Astrophysikerin am Institut für Computergestützte Wissenschaften (ICW) der Universität Zürich. HD219134 b ist einer von drei Kandidaten, die wahrscheinlich einer neuen, exotischen Klasse von Exoplaneten angehören, wie Caroline Dorn und ihre Kollegen der Universitäten Zürich und Cambridge jetzt in der britischen Fachzeitschrift MNRAS berichten.


    Die Forschenden untersuchen die Entstehung von Planeten mit theoretischen Modellen und vergleichen ihre Resultate mit den Daten von Beobachtungen. Man weiß, daß Sterne wie die Sonne bei ihrer Geburt von einer Scheibe aus Gas und Staub umgeben waren, in der sich die Planeten formten. Gesteinsplaneten wie die Erde bildeten sich aus den festen Brocken, die übrig blieben, als sich die protoplanetare Gasscheibe auflöste. Diese Bausteine kondensierten aus dem Gasnebel, als sich die Scheibe abkühlte. «Normalerweise entstehen diese Bausteine in Regionen, wo gesteinsformende Elemente wie Eisen, Magnesium, Silizium auskondensiert sind», erklärt Dorn. Die daraus gebildeten Planeten zeigen eine erdähnliche Zusammensetzung mit einem Eisenkern. Die meisten der bisher bekannten Supererden sind in solchen Regionen entstanden.



    Illustration einer der drei studierten Supererden, 55 Cnc e, die durch ihre großen Vorkommen an Saphiren und Rubinen wahrscheinlich rot bis blau schimmern. Illustration: Thibaut Roger


    Doch es gibt auch Bereiche nahe am Stern, wo es viel heißer ist. «Dort befinden sich manche Elemente noch in der Gasphase und die Planetenbausteine haben eine völlig andere Zusammensetzung», sagt die Astrophysikerin. In ihren Modellen berechnete die Forschungsgruppe, wie ein Planet aussieht, der in einer solchen, heißen Region entstanden ist. Resultat: Kalzium und Aluminium werden neben Magnesium und Silizium zu Hauptbestandteilen, Eisen gibt es kaum. «Deshalb können solche Planeten beispielsweise kein Magnetfeld wie die Erde haben», sagt Dorn. Und weil die innere Struktur so anders ist, werden sich auch ihr Abkühlverhalten und die Atmosphären von denjenigen der normalen Supererden unterscheiden. Die Forschenden sprechen deshalb von einer neuen, exotischen Klasse von Supererden gebildet aus Hochtemperatur-Kondensaten.


    Spannend sei, daß diese Objekte völlig anders als die Mehrheit der erdähnlichen Planeten seien, sagt Dorn, «falls es sie tatsächlich gibt». Die Wahrscheinlichkeit ist groß, wie die Astrophysiker in ihrer Arbeit ausführen. «Wir haben in unseren Berechnungen gefunden, daß diese Planeten 10 bis 20 Prozent geringere Dichten aufweisen als die Erde», erklärt die Erstautorin. Genau solche, bereits bekannte Exoplaneten mit etwas geringeren Dichten analysierte das Team in der Folge näher. «Wir haben jeweils verschiedene Szenarien angeschaut, mit denen sich der beobachtete Wert erklären ließe», sagt Dorn. So könnte eine dicke Atmosphäre zu einer insgesamt kleineren Dichte führen. Doch zwei der untersuchten Exoplaneten, 55 Cancri e und WASP-47 e, umkreisen ihren Stern so nahe, daß ihre Oberflächentemperatur fast 3000 Grad beträgt und sie diese Gashülle schon längst verloren hätten. «Auf HD219134 b ist es weniger heiß und die Situation etwas komplizierter», erklärt Dorn. Auf den ersten Blick ließe sich die geringere Dichte beispielsweise auch durch tiefe Ozeane erklären, wäre da nicht ein zweiter Planet, der den Stern etwas weiter draußen umkreist. Ein Vergleich der beiden Objekte ergab, daß der innere Planet nicht mehr Wasser oder Gas enthalten kann. Unklar ist noch, ob Ozeane aus Magma zur geringeren Dichte beitragen können.


    «Damit haben wir drei Kandidaten gefunden, von denen wir annehmen können, daß sie zur neuen Klasse von Supererden mit dieser exotischen Zusammensetzung gehören», faßt die Astrophysikerin zusammen. Die Forschenden korrigieren damit auch ein früheres Bild der Supererde 55 Cancri e. Diese hatte 2012 Schlagzeilen gemacht als «Diamant am Himmel». Forscher hatten angenommen, daß der Planet zu einem großen Teil aus Kohlenstoff besteht, mußten diese Theorie aber aufgrund nachfolgender Beobachtungen aufgeben. «Wir machen den vermeintlichen Diamant-Planeten nun zum Saphir-Planeten», lacht Dorn.


    Weitere Infos auf den Seiten der Uni Zürich unter https://www.news.uzh.ch/de/articles/2018/Exoplanets.html

  • Hm, das verstehe ich nicht. Der Schmelzpunkt und Siedepunkt von Eisen liegt doch höher als der von Aluminium und Co. Und ich verwette meinen (nicht wissenschaftlich fundierten) A... darauf, dass die Planeten nicht in dieser heißen Umgebung entstanden sind.
    Vielleicht blubbern die Planeten einfach nur und die Dichte ist deshalb geringer.(auch nur so als Laie daher gesagt)
    Gruß,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    die Sache ist komplizierter. Du betrachtest ja nicht nur die Elemente in Reinform, sondern auch chemische Verbindungen und deren Reaktionsgleichgewichte, und das natürlich bei ganz anderen Verhältnissen (Drücke, Temperaturen, Dichte) als hier bei uns auf der Erde. Dann hast du zum Beispiel Eisen auch in FeO, Aluminium in Al2O3 usw. Und so kann dann zum Beispiel je nach Ausgangsbedingungen mehr von dem einen und mal mehr von dem anderen entstehen. Die Reaktionsgleichgewichte beeinflussen sich natürlich gegenseitig, und auch auf den ersten Blick unbeteiligte Stoffe wie Kohlenstoff und deren Häufigkeit gehen mit ein. Das System ist derart komplex, das geht nur noch über Simulationen, die versuchen, all diese Reaktionsgleichgewichte zu bestimmen. Dann schaust du, welcher Satz von Elementhäufigkeiten und anderen Modellparametern am besten auf deine Daten von dem Planeten paßt.


    Hier noch der Link zum Fachartikel: https://arxiv.org/pdf/1812.07222.pdf


    Viele Grüße
    Caro

  • Danke Caro,
    du hast ja Recht, die Dinge sind immer komplizierter als ich das glaube. So geht es mir schon mein ganzes leben lang. ;)
    Es bleibt aber schwer sich vorzustellen, dass so nah am Zentralgestirn ein Planet entstehen sollte. für mich gehört da Ruhe dazu und ganz schwache Kräfte, die über einen langen Zeitraum wirken. Elektrostatik, Gravitation, Magnetismus usw. Draußen, in der Kälte des Universums, habe ich keine Probleme mir das vorzustellen. Dass unter 3000°K, Sonnenwind und einem möglicherweise auch unruhigen Stern, gleiche oder ähnliche Prozesse ablaufen sollten, das fällt mir schwer zu glauben.
    Allerdings schließt sich hier auch wieder der Kreis, s.o. Die Welt ist eben doch komplizierter als ich denke.
    Und danke, dass du mir geantwortet hast,
    viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    der Knackpunkt an der Sache: Je weiter weg vom Stern, desto weniger dicht ist das Material der Scheibe, und zwar um Größenordnungen. Und wo nichts ist, da können halt auch nur schwer Planeten werden...


    Daß Planeten letztlich aber tatsächlich nicht da entstanden sein müssen, wo wir sie heute beobachten, steht außer Frage. Nennt sich Migration. Das in diese Smiulation noch mit reinzubringen, wäre dann aber doch eine Nummer zu groß...


    Viele Grüße
    Caro

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