Blaufilter bei Brillengläsern?

  • Hallo.


    Nach 15 Jahren mit Kontaktlinsen möchte ich zumindest als Alternative wieder eine Brille haben. Die Gläser kann ich optional mit Blaufilter-Technologie aufwerten, dies würde die Augen angeblich vor Ermüdung schützen, speziell vor dem Bildschirm.


    Würde sich dies bei der Astro-Beobachtung (durch ein Dobson) nicht eventuell negativ auswirken? Werde beim Sternegucken ohnehin wohl bevorzugte Tageslinsen benutzen, aber hat jemand vielleicht Erfahrung/Infos diesbezüglich?


    Wahlweise sind sogar Polarisationsfilter erhältlich, die störende Reflexionen abschwächen sollen, z. B. Sonnenlicht im Straßenverkehr. Das klingt für mich aber eher kontraproduktiv bei astronomischen Beobachtungen.


    cs
    Jörg

  • Die Brillen filtern das kurzwelligere Licht in Richtung blau heraus (nicht komplett, aber doch deutlich). Der Effekt ist der selbe wie am Monitor den du so einstellen kannst, dass die Blautöne (vor allem abends) reduziert werden. Das führt zu ermüdungsfreieren Sehen, astronomisch gesehen verlierst du aber (wenn du mit Brille beobachtest) schlichtweg Licht und damit Grenzhelligkeit.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Andreas-TAL</i>
    <br />Die Brillen filtern das kurzwelligere Licht in Richtung blau heraus (nicht komplett, aber doch deutlich). Der Effekt ist derselbe wie am Monitor, den du so einstellen kannst, dass die Blautöne (vor allem abends) reduziert werden. Das führt zu ermüdungsfreieren Sehen, astronomisch gesehen verlierst du aber (wenn du mit Brille beobachtest) schlichtweg Licht und damit Grenzhelligkeit.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • hmm, naja,
    ermüdungsfrei durch herausgefiltertes Blau?


    Auf jeder Webseite von Brillenoptikern liest man darüber und sie berufen sich dabei auf sog. Studien, dass der blaue Lichtanteil die Netzhaut schädigt. Die Argumentation ist dabei: Blaues Licht ist engergiereicher (hat kürzere Wellenlänge) und kann dadurch bestimmte (schädigende) chemische Reaktionen hervorrufen. Der Umkehrumschluss, dass "rotes" Licht dies weniger kann, ist von der "Rotlichtkammer" beim Entwicklen von Fotos bekannt.


    Mein Problem dabei: Der Himmel tagsüber ist nicht nur blau, sondern strahlt mit einem Vielfachen an Helligkeit und enthält zudem einen erheblichen UV-Anteil. Salopp gefragt: Hat jemand vom PC-Bildschirm schon mal einen Sonnenbrand bekommen? Noch nicht mal das Helligkeitsempfinden ist vergleichbar, denn die meisten Bildschirme sind unter Tageslicht einfach nur "dunkel". Es tritt auch keine Fokussierung des Bildschirmlichts auf einen Punkt auf der Netzhaut auf, der dann quasi ausbrennt, denn ein flächiges Obejekt (der Bildschirm) wird auf der Netzhaut auch flächig abgebildet.


    Eine andere These argumentiert, dass ein hoher Blauanteil den Schlafrythmus stört, sprich der Körper denkt, das Blaue komme vom Tageslicht und deshalb will er nicht einschlafen. Auch da stelle ich mir persönlich die Frage, ob da nicht Ursache und Wirkung verwechselt wird. Vielleicht gilt eher: Weil ich noch nicht müde bin, verbringe ich meine Zeit vor dem Bildschirm.


    Wohlgememerkt, das ist meine persönliche Meinung dazu, die ich nicht mit Studien belegen kann.


    Astronomisch ist jede Art von Brillenfilter so sinnvoll wie eine Sonnenbrille beim Durchfahren vom Elbtunnel.


    Ich will Filter nicht verteufeln:
    Ich habe eine selbsttönende und selbstverständlich entspiegelte "Autobrille", deren Abdunklung tagsüber bei Sonne recht angenehm ist.
    Beim Skifahren werden "Blaufilter" in der Skibrille zur Kontraststeigerung eingesetzt. Hintergrund ist, dass "blau" die Farbe ist, die in der Luft am meisten gestreut wird (Rayleigh-Streuung, deshalb ist tagsüber der Himmel blau und weit entfernte Objekte, wie Berge am Horziont verlieren dadurch ihre Farbbrillanz). Der Blaufilter verbessert somit tagsüber den Kontrast im Freien.
    Polfilter helfen gegen Blendeffekte, die von Reflexionen ausgelöst werden, denn das reflektierte Licht ist teilweise polarisiert. Diesen Effekt nutzen z.B. die "Blitzer" beim Abfotografieren der Autofahrer durch die Windschutzscheibe.

  • Hi!
    Vielen Dank mal wieder für die hilfreichen Antworten.
    Ich habe für meine Brille auf hochwertige Gläser gesetzt, die dünner und flacher sind, und auf jegliche Filter verzichtet. So kann ich eventuell beim Beobachten auch mal die Brille statt der Linsen verwenden.


    (==&gt;) Kalle
    Ich sehe das auch so, dass die meisten dieser Argumente wohl eher reines Marketing sind.

  • Hallo Jörg,


    Zum Thema Brille für Astronomie noch ein weiterer Tipp: Nachts bei weit geöffneten Pupillen ist das Auge um 0,5 bis 0,75 Dioptrien kurzsichtiger als bei kleiner Pupillenöffnung am Tag. Wenn Du die maximale visuelle Grenzgröße mit bloßem Auge am Sternhimmel erreichen willst, sollte die Brillenstärke entsprechend gewählt werden. Diese Brille eignet sich dann auch sehr gut zum ermüdungsarmen Auto fahren bei Nacht.


    Gruß,
    Martin

  • Ich verstehe den Begriff "Blaufilter" hier nicht. Ein Blaufilter ist doch ein Filter, das den blauen Lichtanteil durchlaesst. Hier scheint aber eher das Gegenteil zuzutreffen. Denn z.B. bei einer Skibrille den blauen Lichtanteil durchzulassen, hiesse die Streuung zu maximieren. Etwa so wie bei der unsaeglichen Rotverguetung billiger Feldstecher, die ein blaues, flaues und konstrastarmes Bild abliefern.


    Zu den Argumenten von Kalle: Tagsueber und draussen ist die Augenpupille sehr klein. Im geschlossenen Raum und am Computer/Fernseher kann das anders sein. Und hier kommt es dann auf den relativen Anteil des UV-Lichts im Spektrum an. Ist der beim Monitor groesser, bekommt das Auge wegen der groesseren Irisblende doch mehr Strahlung ab.


    Zum Schlaf: Der UV-Anteil z.B. von weissen Leuchtdioden (z.B. LED-Strassenlampen, die ins Schlafzimmer streuen), wird von der Haut registriert und die Bildung von Melantonin (ein endogener Krebshemmer) reduziert. Es gab vor Jahren in Israel eine Studie, wo die Brustkrebsrate von Frauen in Abhaengigkeit von der Lichtsituation im Schlafzimmer gebracht wurde, und die Krebsrate war in groesseren Staedten mit nicht dunklen Schlafzimmern etwas erhoeht.


    "Even small levels of light shining into a bedroom at night will cause diminishing Melantonin levels. Melatonin conteracts oxidating effects on the DNA responsible for tumour growth." ("Circadian disruption es Endochrine Disruption in Breast Cancer", http://www.bcaction.org, Newsletter #61, Sep/Oct 2000).


    Die Wirkung des Lichtes wirkt sich also nicht unbedingt auf die Schlaftiefe aus, sondern wirkt ueber andere Kanaele. Augen zumachen oder eine schwarze Brille (wie fuer Flugzeugpassagiere) wirkt also nicht.


    Okay, etwas abgeschwiffen vom Ausgangsthema.

  • (==&gt;) Martin
    Davon sehe ich lieber ab. Die Brille werde ich im Alltag tragen, deswegen möchte ich die Werte lieber nicht verfälschen bzw. absichtlich erhöhen. Dies könnte am Tage zu Verzerrungen führen und auf Dauer die Augen weiter schwächen (habe erst kürzlich sehr genau vermessen und die Werte ermitteln lassen).


    Für meine nächste Packung Kontaktlinsen werde ich das mal im Auge behalten ( #128513; ) , danke für den Tipp.


    (==&gt;) Juergen: Danke auch dir für die Infos.

  • Jürgen,
    ja, genauer hätte ich von Blau-SPERR-Filter sprechen sollen. Entschuldige ...


    Angesichts der absoluten Helligkeitsunterschiede und Iris:
    Pupille geschlossen tagsüber ca. 1,5mm =&gt; ~2 qmm Fläche
    Nachts 5mm bis 8mm, vor dem Bildschirm eher 5mm =&gt; 25qmm Fläche (max ~60 qm)
    Der Dynamikumfang ist also im Bereich 10-fach bis max. 50-fach


    Helligkeit
    Taghimmel, je nach Sonnenstand 10.000 bis 100.000 Lux,
    bedeckter Wintertag ~3500 Lux
    Zimmerbeleuchtung/Büro ~500 Lux


    Flachbildschirme erreichen so ca. 250 cd/qm


    Nur muss man zwischen Lux als Beleuchtungsstärke und Candela als Lichtstärke unterscheiden:
    Eine Kerze als Rundumstrahler erzeugt in 1 Meter Entfernung eine Lichtstärke von 1 cd, strahlt dabei insgesamt mit etwa 10 Lumen (Kugeloberfläche mit r = 1 Meter auf 10 qm gerundet) und schafft in ein Meter Entfernung somit eine Helligkeit von 1 Lux.


    Kurz: Ein Bildschirm im Himmel aufgehängt, würde selbst bei einem miesen Novembertag nur als Schatten taugen. Der bedeckte Himmel drum herum ist heller. Selbst die Bildtafeln der Sportstadien haben tagsüber Probleme damit und die sind ein vielfaches heller als Bildschirme, da strahlt jeder Bildpunkt per superheller LED, aber sie verbraten auch entsprechend Strom. (-&gt;Der Stromverbrauch ist übrigens ein gutes Maß für die Helligkeit, wenn man davon ausgeht, dass die Hersteller keine minderwertigen LEDs verbauen, somit alle mit dem gleichen Wasser kochen.)


    Wenn ein Bildschirm aufgrund seiner Helligkeit blendet, macht selbst nachts die Pupille "dicht" und steuert somit gegen.


    Somit bleibt nur noch die Frage, ob der Bildschirm relativ zum Taghimmel einen höheren Blau- und vor allem UV-Anteil ausstrahlt, auf den das Auge nicht hinreichend reagiert. Manche LEDs haben da durchaus gewisse Probleme, aber dafür gibt es ja noch die Glasscheibe des Bildschirms und diverse Folien im Schichtaufbau. Auf das Glatteis, wegen UV in den USA oder sonstwo Millardenklagen am Hals zu haben, darauf lassen die sich wohl kaum ein.


    Zum Thema UV-Belastung: Fast jede Brille schützt inzwischen vor UV-Licht. Betrachtet man die UV-Belastung für das Auge über einen längeren Zeitraum, so dürfte das Tageslicht und die direkte Reflexion von Sonnenlicht mit großem Abstand den größten Beitrag liefern, danach kommen die Bräunungs-Studios. Den Beitrag von Flachbildschirmen sehe ich im Promillebereich. Wer einmal in seinem Leben auf seinen Strandurlaub in Malle verzichtet, kann von mir aus sein restliches Leben auf die Bildschirme glotzen ... wenn's um die Frage der UV-Belastung geht.


    Ein viel größeres Problem sehe ich in der dauerhaften Fokussierung im Nahbereich (60 - 100 cm ist der typische Bildschirmabstand). Dadurch ermüden die Augenmuskeln und erste Studien zeigen, dass insbesondere in der Wachstumsphase zuviel Bildschirmgenuss die Kurzsichtigkeit fördert.


    Ansonsten erinnert mich das Thema "Blaufilter" in Brillengläsern an die Elektrosmog-Diskussion in Ober-Ammergau vor knapp 15 Jahren in der Phase des Mobilfunk-Ausbaus. Wer also meint, mit Bildschirmlicht Probleme zu haben, der soll von mir aus wie Heino mit Sonnenbrille leben und sich Alufolie in seinen Hut einnähen.

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