Reiseziel Sternenhimmel: Die dunkelsten Beobachtun

  • Hallo Astrofreunde,


    kurze Rezension zu dem Buch, das seit 2 Wochen bei mir im Regal steht:


    Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
    Verlag: Franckh Kosmos Verlag; Auflage: 1 (13. September 2018)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 9783440158432
    ISBN-13: 978-3440158432
    ASIN: 3440158438
    Größe und/oder Gewicht: 17,9 x 2,2 x 24,6 cm / ca. 750 Gramm


    Klapptext:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Nur dort, wo es richtig dunkel wird, kann man den Sternenhimmel in seiner vollen Pracht bewundern. Bernd Pröschold stellt die dunkelsten Orte in Europa vor: mehr als 25 Reiseziele von Skandinavien über Deutschland bis zu den Kanarischen Inseln. Seine Erlebnisberichte schildern landschaftliche Besonderheiten und spezielle Himmelsphänomene, informieren über Lichtverschmutzung und vermitteln nützliche Reise- und Beobachtungstipps. Mit den Dark-Sky-Landkarten sind die dunklen Regionen leicht auffindbar. Ein umfassender, praktischer Reiseführer für Hobbyastronomen und Sternfans.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Der Autor (ein Astrofotograf) beschreibt mit schönen Bildern untermalt seine Erfahrungen beim fotografieren von Astromotiven in Deutschland, den Kanarren, Namibia und Südamerika. Die einzelnen Beobachtungsorte werden lyrisch umschrieben und kurz metrologisch und astronomisch (deep sky meter) dargestellt.


    Sein Verlangen und Freude für einen dunklen, nicht durch Licht verschmutzen Sternenhimmel, wird deutlich. Das Buch lässt dem Leser in Gedanken auf Reisen gehen.


    Sichertlich kein Buch, das man haben muss, aber es lässt einen schön in Erinerungen schwelgen und von dunklen Nächten träumen.



    Gruß
    Lothar

  • Hallo zusammen!


    Ich komme jetzt mal meiner Ankündigung von gestern nach.


    Da ich vorwiegend an sehr guten Plätzen beobachte und hier regelmäßig von berichte, ist es für den einen oder anderen vielleicht interessant, wie ich dieses Buch finde. Von daher schreibe ich folgend gern mal ein paar Zeilen zu meinen Eindrücken, wenngleich sicher etwas ungeordnet – aber ich hab Urlaub seit heute und gehe da mal etwas anspruchsloser ran in Sachen Struktur ;) Es verbietet sich an sich, ein Buch zu rezensieren, welches man nicht vollständig durchgelesen hat. Ich habe nämlich bei den Alpen aufgehört und habe die nichtdeutschsprachigen Ziele jetzt im Folgenden nicht berücksichtigt. Da sich jedes Kapitel jedoch in gleicher Weise präsentiert hat, und ich exakt die Hälfte nun durchhabe, kann man dies glaube ich tun.


    Die Unterteilung der Kapitel in beste Standorte Deutschland, darunter bayerische Alpen, Alpen, Europa, Fernziele finde ich sehr gelungen.


    Natürlich war ich besonders gespannt, was der Autor von den Standorten in Deutschland, v.a. den Bayerischen Alpen zu schreiben weiß. Man kann die Darstellungen als Querschnitt betrachten, aber keinesfalls als erschöpfend. Sehr gut finde ich in diesem Zusammenhang, dass der Autor bei dem einleitenden Kapitel sinngemäß vorausschickt, dass es mehr gute Standorte gibt als diverse Karten und Messungen vermuten lassen – es kommt stark auf die Wetter-/Witterungsverhältnisse an.


    So kann man auch unmöglich alle besten Plätze beschreiben, das würde schon allein für die bayerischen Alpen ein eigenständiges Buch bedeuten. Insofern mutet es allerdings als seltsam an, wenn bestimmte Einzelstandorte so genau beschrieben/ bewertet werden, dass man fast von ausgehen muss, das wären die einzigen. So wird bei einigen Unterkünften bemängelt, dass dort eine Lampe stören würde – auch wenn der Autor an mancher Stelle drauf hinweist, dass man dem im Gespräch ja vor Ort abhelfen könnte, suggeriert das ein wenig eine Tiefe und Vollständigkeit des Buches, die gar kein Buch mit 200 Seiten leisten kann. So hätte die Beschränkung auf allgemeinere Formulierungen etwas mehr Balance geschaffen. So stand zum Beispiel beim Gornergrat nichts davon, dass dort das Hotel massiv mit Licht stören kann (Fenster und gar eigener Bertrieb der Sternwarte), aber bei anderen Unterkünften wurden diese Laternen thematisiert. Das liefert eine etwas ungerechte oder besser nicht durchgehaltene Systematik. Es ist jedoch einfach schwierig, vollständige Bewertungen der Plätze in dieser Tiefe zu leisten, zumal nicht alle Faktoren bei jedem Besuch immer in der jeweiligen Stärke ausgeprägt sein mögen. Insofern kann man in diesem Punkt „Fünfe gerade sein lassen“.


    Für mich persönlich gibt es folgende Sachen besonders herauszuheben: die persönlichen Geschichten des Autors zu den jeweiligen Plätzen sind wunderbar geschrieben, die kleinen Erlebnisse haben ihren Charme und lassen einen fasziniert und zuweilen fast andächtig zurück. Gleichzeitig flechtet der Autor auch interessante wissenschaftliche Fakten ein, direkt mit den Erlebnissen draussen verknüpft – z. B. Die über dem Berg aufgehenden Plejaden, welche auf der Himmelsscheibe von Nebra die älteste Darstellung des Sternenhimmels dokumentieren etc.
    Sei es rieselnder Dünensand auf dem Gesicht oder das Geschleppe von Equipment durch Schnee – ich habe mich vielfach an mich erinnert gefühlt und musste oftmals stumm und zustimmend mit einem Lächeln nicken. Dies ist nicht einfach eine Auflistung von Reisezielen, sondern eine sysmpathische Erlebnisbetrachtung verschiedenster Standorte. Da ich die bayerischen Alpen sehr gut kenne, vermisse ich in dem jeweiligen Kapitel leider einiges, sowohl qualitativ als auch quantitativ aber die grundsätzlichen Vorzüge sind gut vermittelt.Die Standortwahl wirkt eher willkürlich, so fehlen einige berühmte Standorte, wo man sich fragt – warum. Keine für ihre winterliche Erreichbarkeit und Höhe berühmte Rossfeldstraße, kein Sudelfeld. Auch ist mir unverständlich, weshalb die – so im Buch geschrieben - dunkelste Gegend der bayerischen Alpen – um die Jachenau – in Form von Talstandorten dargestellt wird. Warum nicht auf einem Berg?


    Auch das für seinen großartigen Himmel bekannte Südbrandenburg ist mit keiner Silbe erwähnt, während sich auf das medial verbreitete Westhavelland bezogen wird, wenn von den vermeintlich dunkelsten Standorten Deutschlands die Rede ist. Der Autor relativiert zwar meines Erachtens nach gut, aber eher versteckt. Wenn Unbedarfte das Buch hernehmen, bekommen diese ggf. den Eindruck, die dargestellten Plätze der bayerischen Alpen wären dort die besten. Hier hätte ich selbst eine andere Auswahl getroffen und mehr differenziert.


    An einigen Stellen muss man sagen, dass ein Unbedarfter aufgeschmissen wäre beim Lesen – was sind Magnituden? Warum blicke ich in die Vergangenheit, wenn ich den Andromedanebel sehe? Dies habe ich an den jeweiligen Stellen oder in den Vorkapiteln nicht erklärt gefunden. Vielfach wird die Lichtverschmutzung thematisiert, was ja die Voraussetzung für das Buch liefert. So werden neben negativen Effekten auf den Nachthimmel die Insekten als Leid tragende erwähnt. Dies ist unzureichend. Wenn man schon die Fauna erwähnt, dann muss man den Faden weiterspinnen – wenigstens in einem Satz muss da das Stichwort Ökosystem fallen und auch die Effekte auf den Menschen, wenn die Biodiversität abnimmt, nämlich unsere eigene Nahrungsgrundlage (Bestäubung) entzogen wird. Wenn man nur von Insekten schreibt, stört das niemanden, man muss dann auch laut zu Ende denken.


    Die Bilderauswahl würde ich als gut bezeichnen. Ich selbst bin ja bereits verwöhnt aufgrund eigener Erlebnisse und Erfahrungen, sodass mich so schnell nichts mehr vom Hocker reißt, sodass ich da einen etwas höheren Anspruch habe. Aber toll finde ich auch, dass die Beobachtungsplätze zuweilen auch am Tage abgebildet sind, in schönen Panoramen.


    Bei aller Kritik kann man sagen, ist dies ein außergewöhnliches, schönes und gelungenes Buch, zudem in einem haptisch (glatt-samtig) sehr ansprechenden Cover, also gebunden und kein einfaches Paperback. Die einleitenden Seiten zur Beobachtungsplatzwahl, generell die Basics, sind aus meiner Sicht gut gelungen, was in dieser Form selten zu finden ist und gerade die kleinen Geschichten bei den Beobachtungplätzen, wo der Autor angenehm in der Ich-Form und zuweilen humorvoll schreibt, schaffen eine tolle Atmosphäre und nehmen einen mit.


    Man darf keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben bei den Plätzen, aber als Abriss der Regionen und unterschiedlichen Landschaften innerhalb Deutschlands gibt dieses Buch auf jeden Fall einen sehr guten Überblick, was allein schon in Deutschland geht. Gespickt mit tollen, ungestellten und echten Stimmungsbildern und der erlebnisorientierten Schreibweise, mit Querverweisen auf wissenschaftliche Fakten – ein tolles Gesamtwerk. Und ich gehe stark davon aus, dass sich mein Eindruck der ersten Hälfte des Buches auf die zweite Hälfte, den Reiseteil zu diversen Inseln und anderen Kontinenten, übertragen lässt.


    Beste Grüße und CS
    Norman

  • Hallo Norman,


    eine schöne, ansprechende Beschreibung des Buches von Jemandem, der selbst oft dunkle Beobachtungsstandorte unter dem Sternenhimmel erwandert. Danke.

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