Fragen zu L-Filtern bei astromodifizierter Kamera

  • Hallo zusammen!


    Bei der Überlegung, ob ein L-Filter (also IR/UV-Cut-Filter) für meine Canon EOS 1000DA eine sinnvolle Anschaffung wäre, um bei der Astrofotografie aufgeblähte Sterne zu vermeiden, bin ich auf ein paar Fragen gestoßen, die Ihr vielleicht beantworten könnt.


    Ich besitze eine Canon 1000DA, ich weiß aber leider nicht, welcher Filter drin ist oder entfernt wurde, da sie gebraucht gekauft wurde und ich diese Info nicht (mehr) habe. Daher weiß ich leider nicht genau, wie der Bereich der Empfindlichkeit der Kamera aussieht.


    Ich habe also getestet, ob diese Kamera das Licht darstellen kann, dass meine Fernbedienung aussendet, und das tut sie.
    Meine unmodifizierte Kamera (EOS 1200D) tut das spannenderweise ebenfalls, genau wie meine Handykamera.


    Bis auf die Handykamera haben mich die Ergebnisse verwirrt.


    Dann habe ich einen kleinen L-Filter, den ich bereits besitze (der aber nur 1,25" Größe hat, für die Kamera hätte ich lieber eine Nummer größer), zwischen Fernbedienung und EOS 1000DA gehalten - und siehe da, das Leuchten der Fernbedienung war nicht mehr zu sehen.


    Das Ergebnis ist wiederum eher zu erwarten gewesen.


    Im Internet bin ich bei der Suche nach Erklärungen nur auf folgende Infos gestoßen:


    Laut Wikipedia leuchtet eine Fernbedienungs-LED bei ca. rund 940 nm Wellenlänge.
    Eine astromodifizierte Canon EOS nach Komplettausbau des Sperrfilters nimmt angeblich auf zwischen ca. 400 und 680 nm auf(siehe https://www.teleskop-express.d…-ohne-IR-Sperrfilter.html), desweiteren noch ab ca. 1100 nm;
    Die nicht modifizierte Kamera laut der gleichen Seite in etwa im gleichen Bereich, aber deutlich weniger empfindlich zwischen 550 und 700 nm.
    Der oben beschriebene L-Filter, der das Licht zwischen der EOS 1000DA und der Fernbedienung blockt, ist bis ca. 710nm durchlässig (siehe https://www.teleskop-express.d…nterferenzfiltersatz.html)


    Daher meine Frage:
    - Warum nehmen alle drei Kameras, egal ob Handy oder DSLR, egal ob astromodifiziert oder nicht, die Infrarotsignale bei ca. 940nm überhaupt auf? Müsste das der eingebaute IR-Sperrfilter nicht zumindest für die EOS 1200D blocken?


    Letztlich noch die Frage, warum ich überhaupt dazu gekommen bin, diese Überlegungen anzustellen:
    Bringt ein L-Filter etwas, wenn ich mit einer astromodifizierten Canon 1000DA fotografiere? Hat da jemand Erfahrung mit? Auf was ist bei der Filterauswahl zu achten, speziell bezüglich Halos bei einem f/5-Newton?


    CS,


    Thomas


    p.s.: Sorry für den vielen Text :)

  • Hallo Thomas
    Die IR-LED`s von Fernbedienungen haben 850-940nm als zentrale Wellenlänge. Sie emittieren im Gegensatz zu Lasern noch relativ Breitbandig.
    Die Halbwertsbreiten liegen je nach Hersteller bei 100nm. Wenn du also eine LED mit 850nm hast emittiert diese mit 5% seiner Gesamtenergie noch bei 750nm. Die Angabe der maximalen Wellenlänge von Canon Sensoren ist abhängig von deren Definition. Diese Spekralbereiche können sich durchaus überlappen. Das gleiche gilt für den IR-Filter. Somit siehst du mit Canon Cameras auch IR-Led`s und dieses Licht verschwindet mit dem IR-Filter. Ich würde behaupten der IR-Filter hört auch früher auf als dort angegeben.
    Zu deiner Frage nach Halos mit Filtern kann Ich nur aus eigener Erfahrung sagen ---- je nach Filter und Einbauort sehr unterschiedlich.
    Gruss Jürgen

  • Hallo Thomas,


    zu Deiner eigentlichen Frage:


    Das kommt darauf an.


    Der L-Filter soll die Breite des Durchlaßfensters beschneiden, damit keine Farbfehler das Bild beeinträchtigen (-> Chromatische Aberration).


    Reine Spiegelsysteme brauchen dieses Filter entsprechend nicht. Sie vereinen alle Wellenlängen idealer Weise in einem Punkt. Sitzt aber eine Korrekturoptik im Strahlengang (zur Brennweitenanpassung, Komakorrektur, Bildfeldebnung) führt diese die klassischen Fehler eine refraktiven Optik auch bei einem Spiegelteleskop ein. In welchem Maß, hängt von den verwendeten Geräten ab, also Typ und Qualität von Barlow, Reducer, Flattener etc. ...


    Wenn diese einen ausgeprägten Farbfehler induzieren kann ein L-Filter entsprechender Breite den Effekt begrenzen. Wie Gerd Neumann auf seiner Seite zu den L1 - L3-Filtern schreibt, je stärker ausgeprägt der Farbfehler eines Systems ist um so enger sollte der L-Filter zuschneiden.


    Das ganze wird üblicher, aber unsinniger Weise nur in den Zusammenhang "Refraktor" oder "Fotoobjektiv" gerückt, gilt für Spiegelteleskope gleich welcher Machart aber auch in dem Moment, wo Feldlinsen oder anderes refraktives Zubehör ins Rennen geht.


    Das Thema Halos oder generell Filterreflexe ist generell nicht zu beantworten. Abgesehen von der Qualität der Entspiegelung hängt das ganze stark von der Position im Strahlengang bezogen auf die anderen Komponenten ab, als da wären Sensor, aber auch die abbildende Optik selbst. Manchmal kann man durch eine MINIMALE Verkippung des Filters etwas dagegen tun, aber auch das ist weit davon entfernt, verallgemeinert werden zu können.


    CS
    Jörg

  • Hallo!


    Vielen Dank erstmal für Eure Antworten.


    Konkrete handelt es sich um einen GSO Newton mit 6" und f/5. Daran hängt mit einem Baader MPCC-Korrektor meine Canon-Kamera.
    Somit ist natürlich ein Linienelement im Strahlengang, und genau das war der Grund für die Überlegung mit dem Filter. Der sollte geplantermaßen als Clipfilter ausgeführt werden und - so meine Hoffnung - die Bilder etwas schärfer machen.
    Eine deutlich sichtbare chromatische Aberration habe ich bisher nicht feststellen können, nur, dass vor allem helle Sterne extrem groß aufgebläht sind.


    (==>)Jürgen: Das mit den Überschneidungen und Halbwertsbreiten ist interessant. Aber was genau meinst Du mit "ist abhängig von deren Definition"?


    Schöne Grüße,


    Thomas

  • Hallo Thomas
    Betreibe auch einen SW 6" f/5 mit MPCC-Korrektor und Canon 1300DA. Habe mit 2" UHC-S starke Halos. Mit 2" CLS mittlere Halos und mit CLS-Clipfilter keine Halos.
    Diese Filter schränken alle den Spektralbereich mehr als L-Filter ein. Trotzdem sind starke Sterne aufgebläht.


    Mit der Definition ist gemeint, dass es keine Angabe zur Resttransmission für diese CUT-Off Wellenlänge von den Herstellern gibt. Ist der Wert bei 1%,5%,10%oder 50% Transmission gemeint. Es gibt nur Angaben von Filtern für Halbwertsbreiten. Dieser Wert ist bezogen auf 50%. Je nach Anzahl Schichten des Filters sind Filter steiler oder flacher. Deshalb sind mehrere Werte oder die genaue Kurve notwenig. Da die Energiedynamik von Sensoren und die Wellenlängenabhängigkeit der Lichtquelle über mehrere Dekaden geht, werden solche Spektren dann meist logarithmisch dargestellt. Dann erst könnte man im Detail beurteilen woher das kommt.


    Gruss Jürgen

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