Astrofotografie in lichtverschmutzten Städten

  • Hallo,


    diese Frage schwebt schon seit mehreren Tagen in meinen Gedanken zum Thema "Astrofotografie". Vielleicht ist das eine ziemlich dumme Frage aber ich muss diese Frage loswerden.




    Meine Frage/-n:




    Kann man in lichtverschmutzten Städten (eine mittlere bis hohe Lichtverschmutzung) helle Deep-Sky Objekte fotografieren, sodass man ein ausreichend gutes Foto hat?




    Wenn man den Himmel in einer lichtverschmutzten Stadt fotografiert, sieht, dass der Himmel auf dem Foto/Bild wegen der Lichtverschmutzung rötlich dargestellt wird.
    Würde man dann die Lichtverschmutzung trotzdem auf dem Foto/Bild erkennen, wenn man durch ein Teleskop bzw. mit einer hohen Vergrößerung fotografiert?




    Danke für Antworten.
    [:)]

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

  • Hallo Altan,
    alles ist möglich, wenn man nur genügend Ausdauer hat.
    Folgende Überlegung: auf deinen Chip fallen viele Photonen. Die meisten stammen aus der Stadt und sind menschengemacht, einige aus unserer Atmosphäre ohne unser Zutun und nur ganz wenige "gute" aus den Fernen des Weltraums. Mit unserer Technik können wir viele der guten Photonen nutzen und lassen das Licht der Stadt unberücksichtigt. Z.B. durch das Strecken des Bildes, denn die guten Photonen sind ortsfest und stammen von Objekten. Die "bösen" sind überall und gleichmäßig verteilt.
    Mit anderen Worten: dein Signal ist zwar schwächer (obwohl das Bild heller ist) aber es ist da und kann "gestapelt" werden.
    Ich kenne Bilder vom Orionnebel bei Tage, kein Problem.
    Wichtig zum abschätzen ist aber das Verhältnis von Aufwand und Nutzen und das haut schon ordentlich auf die Stimmung. Belichtest du in der Stadt, z.B. bei vis. 4,5 mag dann brauchst du ca. 7-8 mal so lange wie unter einem guten/brauchbaren Landhimmel mit z.B. 5,5 mag.
    Die 2. Frage ergibt aus dem oben Gesagten. Die "bösen" Photonen sind zwar rötlich, und wir sehen sie auf dem Einzelbild auch so, nach der Bildbearbeitung aber sind diese ja großteils verschwunden. Leider nicht alle und so gibt es wieder ein Problem: farbige Gradienten. Diese sind recht schwierig im Bild zu beseitigen.
    Viele Leute unter starker Lichtverschmutzung nutzen Schmalbandfilter. Einzelne Objekte leuchten nur in ganz speziellen Wellenlängen. Es gibt passende Filter dazu, der Rest (Stadtlicht) wird erst gar nicht durch gelassen. Hier ist der Belichtungs-Verlängerungs-Faktor deutlich besser. z.T. fast 1 zu 1. Aber auch hier gibt es ein Problem, denn nur bestimmte Objekte leuchten so. Galaxien z.B. nicht.
    Du solltest dich nicht abhalten lassen und es gibt tolle Beispiele, auch hier im Forum. Und glaube mir, ich habe mehr Respekt wenn jemand aus der Stadt heraus ein "normales" Foto macht als wenn jemand ein viel besseres/tieferes Bild hinbekommt und das womöglich remote aus einer Wüste oder so.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Altan,


    zuerst der Blick nach Süden aus meiner Sternwarte:


    <center>


    Meine Sternwarte steht im Zentrum einer Kleinstadt, 20 Kilometer südlich von Berlin. Das Bild sagt alles! Bei klarer Luft geht dann aber doch eine ganze Menge:



    NGC 7008 - 83 Minuten mit 200/1000 Newton und ALCCD5LII



    M31 mit 2/135 Samyang auf 2,8 abgeblendet im Mondlicht, 28 Minuten á 15 Sekunden mit ALCCD5LII bei 100% Gain belichtet</center>


    Sicher keine Spitzenergebnisse, aber ich habe meinen Spaß daran und bin immer wieder überrascht, was trotz aller Widrigkeiten geht. Das Schöne ist auch, dass ich einfach in den Garten gehe und loslegen kann. Muss nicht mit dem Auto fahren, nichts durch die Gegend schleppen und wenn ich visuell genug beobachtet habe, dann kommt die Kamera ran. Wenn hier alles läuft, gehe ich ins Haus und kann im Warmen die Bilder über das Netzwerk sammeln und bearbeiten.


    Viele Grüße,


    Micha

  • Hallo,


    sorry dass ich mich hier einmische ohne was beizutragen, aber...
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Ich kenne Bilder vom Orionnebel bei Tage, kein Problem <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ... die Bilder würde ich auch gerne mal sehen. Wie geht das?
    Nichts dazu gefunden im Internet...


    Gruß
    Armin

  • Hallo Altan,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kann man in lichtverschmutzten Städten (eine mittlere bis hohe Lichtverschmutzung) helle Deep-Sky Objekte fotografieren, sodass man ein ausreichend gutes Foto hat?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    prinzipiell, ja. Aber: was ist für Dich ein "ausreichend gutes Foto"?


    Für mich ist ein "ausreichend gutes Foto" ein Bild mit "runden" und scharfen Sternen, also keine Zickzacklinien oder Eier bzw. fetten "Blobs". Das ist nicht von der Lichtverschmutzung abhängig, sondern von der Laufruhe der Montierung, dem PEC, der sauberen Einnordung, dem Ausbalancieren der Aufnahmeoptik und Autoguiding sowie der Sorgfalt beim Scharfstellen. Dann soll das Objekt der Begierde auch zu erkennen sein.


    Die Aussage meiner Vorredner mit der deutlich längeren Gesamtbelichtungszeit unter Stadtbedingungen kann ich bestätigen.


    Unter dunklem Landhimmel (5,5 bis 6 mag) reichen mir 4 Stunden Belichtungszeit für ein ansprechendes Bild, da steckt in meiner auf Astro umgebauten EOS dann lediglich ein UV-IR Sperrfilter (um den Chip der Kamera staubfrei zu halten oder um die IR-Anteile bei Einsatz von Teleobjetiven/Refraktoren nicht auf den Chip gelangen zu lassen.


    Fotografiere ich dagegen vom heimischen Balkon das selbe Motiv, muß ich wegen der Lichtverschmutzung im Großraum Stuttgart definitiv einen CLS Clipfilter in den Kamerabody einsetzen. Also einen 2. Clipfilter kaufen. H-Alphagebiete kommen so recht gut aus der Lichtverschmutzung heraus, aber die gelblichen Töne bei Galaxien oder Reflexionsnebel sind damit dann mit weg. Und ich muß 12-16 Stunden Gesamtbelichtungszeit aufwenden, um annähernd an ein 4 Stundenergebnis unter dunklem Himmel zu kommen.


    Auch die anschließende Bildbearbeitung ist deutlich aufwendiger. Ich muß z.B. massive Farbgradienten entfernen. Ich komme in der Stadt auch nicht so tief wie unter dunklem Himmel. Lichtschwache Sterne/Nebel sind da nicht drauf.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn man den Himmel in einer lichtverschmutzten Stadt fotografiert, sieht, dass der Himmel auf dem Foto/Bild wegen der Lichtverschmutzung rötlich dargestellt wird.
    Würde man dann die Lichtverschmutzung trotzdem auf dem Foto/Bild erkennen, wenn man durch ein Teleskop bzw. mit einer hohen Vergrößerung fotografiert?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ja


    Um aus der Stadt heraus nette Bilder zu machen, mußt
    a) in hochwertige (= teure) Filter investieren
    b) vorher recherchieren, in welchen Farben das Motiv strahlt und dann die Motive auswählen, die mit geeignetten Filtern herausgearbeitet werden können.


    Stadthimmel ist ein guter Übungshimmel für
    - Autoguiding zum Laufen bringen
    - Routine entwickeln beim Aufbau der Ausrüßtung
    - Einnorden üben
    - Anfahren des Motives üben
    - erste Schritte bei der Bildbearbeitung zu üben


    Klappt das alles in der Stadt zufriedenstellend, dann lohnt sich die Fahrt ins dunkle Umland, um dort die Motive zu fotografieren, die in der Stadt nicht so gut gehen (Galaxien, Reflexionsnebel)


    CS
    Silvia

  • Ich bedanke auf jeden Fall für die vielen Antworten. Jetzt weiß ich ein Stückchen mehr. Ich wusste auch nicht, dass man Tagsüber noch relativ helle Onjekte fotografieren kann. Diese Frage habe ich deswegen gestellt, weil ich nicht vor hatte, in der Stadt Objekte zu forografieren, sondern ich wollte bei mir im Garten mit den Instrumenten experimentieren, die ich dann im Neujahr bekommen werden :)

    Ausrüstung


    Teleskop: SkyWatcher EvoStar 72ED; SkyWatcher Explorer 150/750

    Montierung: SkyWatcher NEQ-5 GoTo SynScan

    Kamera: Canon EOS 1000D(a)

    Autoguider: ASI 120MM

    Programme: DeepSkyStacker, Fitswork, Photoshop ----> diverse PlugIns, Lightroom

    Sonstiges: Raspberry Pi 4B, diverse Kabel & Bücher, Tablet, Bahtinov Maske, Sonnenfilter

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