Bicolor Emissionsfarben aus Breitbandaufnahmen

  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch hier zwei etwas unkonventionelle Bicolor Ha/OIII-RGB Darstellungen zeigen, die ich aus normalen Breitbandaufnahmen meiner nicht modifizierten DSLR erstellt habe - und mal hören, was ihr davon haltet….


    Das Ganze hat eine Vorgeschichte. Ich habe bis letzte Woche ausschließlich mit unmodifizierten Pentax Kameras fotografiert. Für die Erstellung der Ha-RGB Version des Packman Nebels http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=231549 hatte ich ja alte RGB Daten aus 2016 für die Farbe genutzt. Dabei war mir – wie schon früher mal – aufgefallen, dass die rötlichen Farben sich in einem Spektrum von Blauviolettrot bis Magentarot verteilen. Die räumliche Verteilung schien der Verteilung der OIII- und H-Alpha-Regionen zu ähneln, wie man sie in den entsprechenden Schmalbandaufnahmen sehen kann.


    Ich habe dann die Farben der Enden des rötlichen Farbspektrums in der Aufnahme isoliert und einen „Filter“ in Photoshop derart darauf eingestellt, so dass aus dem einen Extrem „OIII-Blau“ und dem anderen „Ha-Gold“ generiert wird. Auf den Pacman angewendet, kam folgendes heraus:

    Volle Auflösung:https://astrob.in/375703/0/


    Ich finde, die Aufnahme entspricht den im Netz zu besichtigenden Bicolor Ha-OIII Schmalbandkomposits von NGC 281 sehr gut.


    Der Filter (Arbeitsbezeichnung SNB for "Software-Narrowband") funktioniert über zwei "selective color" Einstellungsebenen, die man ein- uns ausschalten und nach Belieben in den Farbtönen variieren kann. Wenn ich den SNB Filter auf meine anderen Breitband-RGB Aufnahmen anwende erhalte ich z.B. folgendes:



    https://astrob.in/375704/0/


    Nachdem ich die Methode an einer Reihe eigener Aufnahmen ausprobiert hatte, habe ich mir von Pentax-Kollegen deren Aufnahmen schicken lassen und konnte das Prinzip auch dort bestätigen. Meinen ersten Thread dazu mit weiteren Beispielbildern findet man hier: https://www.pentaxforums.com/f…er-stock-osc-cameras.html.


    Der Filter lässt sich in Photoshop quasi in jeder Bearbeitungsphase anwenden, auf das lineare Stackingergebnis, vorgestreckte Aufnahmen oder fertige RGB-Bearbeitungen.


    Unter dem Strich bin ich der Meinung, dass die Anwendung des SNB-Filters die tatsächliche Verteilung von Regionen mit OIII- und Ha-Dominanz sehr gut visualisiert und kein zufallsabhängiger oder künstlicher Effekt ist. Abhängig von den jeweiligen Eigenschaften der verwendeten Kamera und dem angewandten Workflow sind ggf. zwar farbliche Anpassungen nötig, aber die Verteilung der Emissionsfarben passt hervorragend.


    Ohne es belegen zu können – ich besitze keine astromodifizierte DSLR – glaube ich, dass der "Schmalbandeffekt" mit astromodifizierten Farbkameras nicht oder nicht so gut zu produzieren ist, weil das Ha-Signal relativ zu Oiii zu stark dominiert.


    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter, sehr interessant, deine Versuche. Es gibt ja eine Menge Kollegen, die sich narrowband clip Filter für ihre DSLR kaufen, um genau das zu erzeugen, was du in PS machst. Cool! Soll ich dir mal meinen Rosettennebel schicken, den ich mit einer EOS 600Da gemacht habe? Dann kannst deine Vermutung mal testen...


    Sag Bescheid, viele Grüße


    Volker

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: vgutsmann</i>
    <br />Hallo Peter, sehr interessant, deine Versuche. Es gibt ja eine Menge Kollegen, die sich narrowband clip Filter für ihre DSLR kaufen, um genau das zu erzeugen, was du in PS machst. Cool! Soll ich dir mal meinen Rosettennebel schicken, den ich mit einer EOS 600Da gemacht habe? Dann kannst deine Vermutung mal testen...


    Sag Bescheid, viele Grüße


    Volker
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Volker, ja, schick gerne mal rüber. Es wäre aber wichtig, dass an den Farben nicht viel gedreht wurde. Nach allem, was ich an Aufnahmen von astromodifizierten Kameras gesehen habe, vermute ich jedoch, dass (natürlich je nach Objekt) dass das schwächere OIII Signal von dem dominanten Ha überstrahlt wird und sich anhand der daraus resultierenden RGB-Werte nur schlecht "zurückrechnen" lässt. Aber Versuch macht klug!


    Ich glaube aber selber nicht, dass die Methode ein Ersatz für eine Astromodifikation und den Einsatz von Schmalbandfiltern ist. Als alternative Form der Visualisierung erweitert Sie meiner Meinung nach aber tatsächlich die gestalterischen Möglichkeiten an vielen Deep Sky Objekten, ohne dass die Daten manipuliert werden. Und das vor allem für die Leute, die mit "normalen" Kameras arbeiten und deshalb eh unter den einschlägigen Einschränkungen leiden.


    Viele Grüße
    Peter

  • Volker hat mir mittlerweile seine Aufnahme (linearer Stack) vom Rosettennebel geschickt, die er mit einer astromodifizierten Canon D600a gemacht hatte. Ich habe meinen Filter darauf angewendet:



    Man sieht, dass man von OIII eben nichts sieht. Meine Vermutung, dass die im Vergleich zu unmodifizierten Kameras viel höhere Empfindlichkeit von modifizierten im Ha-Bereich zusammen mit dem sowieso dominanteren Ha-Signal das OIII überdeckt, scheint zu stimmen.


    Falls jemand mit einer unmodifizierten Kamera fotografiert und (wenn auch vielleicht schwache) Variationen in den Rottönungen beobachtet, würde ich den Filter gern an so einem Bild ausprobieren.


    Danke nochmal für das schöne Bild zum Testen, Volker!


    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo, ich wollte kurz Bescheid sagen, dass ich hier


    https://www.cloudynights.com/t…or-stock-dslrs/?p=8971568


    ein Photoshop .psd mit dem SNB Filter zum Herunterladen und Ausprobieren mit einer kurzen Beschreibung veröffentlicht habe. Der Filter funktioniert mit nicht modifizierten DSLRs gut, aber nicht bei modifizierten, weil das HA-Signal hier das OIII übertönt. Der direkte Weg zum Download ohne Beschreibung von meiner Dropbox ist


    https://www.dropbox.com/s/42gk…n%20SNB%20filter.psd?dl=0.


    Wenn jemand Lust hat das auszuprobieren - gerne! Über Feedback würde ich mich freuen.


    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo, Peter,


    habe es nur mit Ergebnissen mit modifizierter DSLR-Kamera mal getestet. Wer nimmt schon mit nicht-mod. Kamera z.B. Emissionsnebel auf?
    z.B. bei M16:
    Bei der BiColor-Ebene wird das Rot verstärkt; sieht gar nicht mal schlecht aus; verstärkt angenehm die HA-Komponente; ändert man die Farbbalance danach wieder etwas, ist alles wieder in Ordnung; ein leichter Fortschritt insgesamt.
    Bei der Hubble-Ebene: da hast Du Recht: man erhält einen sehr gelben Adler-Nebel, paßt gar nicht.
    Besten Dank für Deine Bemühungen mit diesen Ebenen! Wenn ich mal meine nicht modifizierte 750d benutze, werde ich an die Ebenen denken!


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Guten Morgen Andreas.


    "Wer nimmt schon mit nicht-mod. Kamera z.B. Emissionsnebel auf?" Na z. B. ich - vier Jahre lang! ;)


    Nein, im Ernst, es gibt viele Einsteiger und auch Fortgeschrittene, die nicht mit Canon oder Nikon fotografieren, nicht den IR-Filter runtergebastelt haben und trotzdem gute Ergebnisse vorweisen können. So hat zum Beispiel in unserer PentaxForums "Astrophotography Group" fast jeder eine "normale" Kamera. Und trotzdem gibt es dort schöne Bilder vom Adlernebel bis zum Pac-Man.....


    Wenn man mit diesen Kameras ein gewisses Level bei der Aufnahmetechnik und der EBV erreicht hat, ohne vorher der Versuchung zu unterliegen, den Filter vom Sensor zu popeln, bringt der hier vorgestellte Softwarefilter an hellen Emissionsnebeln die Möglichkeit, Aufnahmen in den Hubble-Farben zu erstellen, ohne teures Zusatzequipment, aufwändige Aufnahmeserien mit mehreren Hardwarefiltern, ohne RGB-Falschfarbkomposits, einfach per Mausklick.


    Bei modifizierten Kameras kommen die subtilen Farbvariationen, die der Filter nutzt, nicht zustande. Sie werden vom "Ha-ROT" übertönt. Bringt also nix.


    Für mich hat die Sache aber noch einen anderen Aspekt: in einer etwas aus dem Ruder gelaufenen Diskussion mit einem Kollegen vor langer Zeit hatte dieser mir vorgeworfen, meine Farben seien nicht "echt", es gäbe z. B. die Farben "Lila oder Pink" nicht im Weltraum und mir indirekt Manipulation unterstellt. Jetzt kann ich zeigen: es gibt sie doch; und zwar in Aufnahmen mit unmodifizierten Kameras, wenn die OIII Emissionen die Rottöne der Ha-Emissionen entsprechend untersetzen. Die Farbverteilung von Blaurot bis Lilarot ist also kein Ergebnis der EBV, sondern spiegelt die räumliche- und die Konzentrationsverteilung der OIII - und der Ha-Emissionen wieder.


    Eine kleine Randbemerkung haben ich noch. Dass die übermächtige Ha-Konzentration bei Astrokameras die OIII Farben so weit überdeckt, dass man sie mit meinem Filter nicht mehr sichtbar machen kann, stelle ich auch mit meiner neuen ASI1600mmpro fest. Um die OIII uns SII Farbtöne aus dem Keller zu bringen und den Hubble-Effekt (RGB = SHO) zu erzielen, muss ich OIII und SII um den Faktor 3-5 verstärken, sonst ist und bleibt das Bild grün (Ha-Kanal).


    Unter dem großen Strich ist und bleibt die Sache mit dem Softwarefilter natürlich eine Marginalie - auch weil es nur wenige Anwender geben wird ;)
    Aber erstens fand ich es interessant uns zweiten weiß man ja nie.....vielleicht ist das Prinzip in Zukunft noch für irgendwas gut.....


    Viele Grüße und danke für dein Interesse,
    Peter

  • Hallo !


    Ich finde die Methode Bicolor Fraben aus einer Farbaufnahme zu gewinnen sehr interessant und werde es mit meinen älteren RGB Aufnahmen mal durchspielen.


    Worauf ich vor kurzem gestoßen bin ist eine Möglichkeit mit einer OSC Kamera 'echte' Bicolor Schmalband Aufnahmen zu erzeugen. Dazu hat der Astro Pixel Processor ab der Version 1.068 einen neuen Bbayer Algorithmus bekommender der die Verwendung von Duo-Narrowband Filtern möglich macht. Damit kann man entweder den OIII Anteil oder den H-Alpha Anteil extrahieren und damit ein S/W Bild erzeugen oder man erhält gleich die Kombination in Farbe oder S/W. Vorgestellt wurde die Methode in den Release News zur Version 1.068. Den Filter dazu sieht man hier. Hier wird der Workflow für die Bearbeitung noch mal diskutiert. Mit scheint es besser zu sein im ersten Schritt zwei S/W Bilder der beiden Bänder zu erzeugen und diese dann nach der Bearbeitung zu kombinieren. Aber das muss man wohl wirklich ausprobieren.


    Das ganze eignet sich wohl eher für modifizierte Kameras, würde ich annehmen. So würde man etwa die Hälfte der Belichtungszeit Sparen. Leider kann ich über die Qualität der Filter noch nichts sagen. Auch ist er sicherlich nicht so schmal wie 'echte' Schmalbandfilter. Laut Hersteller sind es 10nm.


    Alles in allem quasi ein 'super schmal UHC' [:D] Ich finde die Sache ziemlich spannend.


    Viele Grüße
    Michael

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