Schneckenfehler

  • Hallo,


    hab da mal eine eher theoretische Frage.
    Alle parallaktischen Montierungen die zum Antrieb der Achsen ein Schneckengetriebe verbaut haben leiden ja unter dem sogenannten Schneckenfehler. Nun haben die meisten oder sogar alle "Einsteiger" Montierungen ein Schneckengetriebe verbaut.
    Ich frage mich: Wieso? Wäre es denn so viel aufwändiger z.B. ein Getriebe zu bauen welches nur aus Zahnrädern besteht? Was spricht dagegen? möchte sich da vielleicht niemand den Markt für Autoguider kaputtmachen??


    Danke für eure Antworten.


    Gruß
    Armin

  • Hallo Armin,


    ich bin kein Mechaniker, habe aber Zweifel, das ein Getriebe aus normalen Zahnräder präziser wird.
    Ein Schneckengetriebe hat einige Vorteile:
    - Grosse Untersetzung mit nur zwei bewegten Teilen. Im Fall der z.B. gängigen EQ-5 144:1.
    - Schneckengetriebe sind selbstblockierend und Übertragen Bewegung nur in eine Richtung, von der Schnecke auf das Schneckenrad und nicht umgekehrt.


    Gruss Heinz

  • Hi Armin,


    na ja, ein Schneckengetriebe hat halt auch seine Vorteile. Selbsthemmend und vor allem sind sehr große Übersetzungsverhältnisse möglich, dazu baut es verhältnismäßig klein/flach.


    Ein Tag hat 1440 Minuten, nimm ein Schneckenrad mit 144 Zähnen, da muss sich dann die Schnecke alle 10min einmal komplett drehen. Also ein Verhältnis von 1:120. Setz das mit einem Zahnradgetriebe um, da dürften einige Stufen nötig sein. Außerdem musst du ja eine Kraftanbindung an die Achse bzw. an das daran befestigte Schneckenrad bekommen. Die Schnecke liegt flach an der Achse an, ein Zahnrad würde dagegen seitlich abstehen. Präziser wird das auch nicht ausfallen, eher dürfte das Gegenteil der Fall sein. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">möchte sich da vielleicht niemand den Markt für Autoguider kaputtmachen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Och nö, nicht doch, der Anteil von Montierungen für fotografische gegenüber "normaler" Nutzung ist doch recht bescheiden. Außerdem bügelt Guding auch noch kleine Aufstellungsfehler mit aus.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,


    mit jeder Komponente summieren sich die Fertigungsfehler, ein Zahnradgetriebe mit 1:144 o.Vgl. müsste schon mehr als 2 Zahnräder haben.
    Jedes Zahnrad müsste hochpräzise sein, was dann bei vielen Zahnrädern auch hohe Gesamtkosten darstellen würde. Auch muss jedes Zahnrad
    gelagert werden, wieder Aufwand+Kosten. Klar könnte ich jetzt nur zwei Zahnräder nehmen und hoch übersetzen, aber dann wäre das kleine Ritzel
    hochbelastet (benötigt dann für eine Umdrehung ums große Zahnrad z.B. die obigen 144 Umdrehungen. Das würde dann schneller verschleißen.
    Dann kommt das Umkehrspiel hinzu, bei jedem Zahnradpaar habe ich Spiel von vorwärts nach rückwärts. Bei vielen Zahnrädern summiert sich
    dieses Spiel, d.h. der Motor läuft, aber es dauert, bis "es packt".
    Auch hätte man "komische" periodische Fehler. Kennt das Schneckengetriebe grob gesagt nur die Periode der Schnecke, so würden mehrere
    Zahnradpaare auch mehrere übergeordnete Periodenfehler überlagern. PEC wäre dann etwas komplizierter ;) ...


    Gruß, Jürgen

  • ok also danke für eure Antworten, die Sache hat wohl doch ihren Sinn.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> der Anteil von Montierungen für fotografische gegenüber "normaler" Nutzung ist doch recht bescheiden <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    interessant... hätte ich jetzt nicht gedacht, Dobsons sind doch viel praktischer? Aber vermutlich überschätze ich einfach nur den Anteil der Astrofotografen.


    Gruß
    Armin

  • Hi Armin,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Blechi</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> der Anteil von Montierungen für fotografische gegenüber "normaler" Nutzung ist doch recht bescheiden <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    interessant... hätte ich jetzt nicht gedacht, Dobsons sind doch viel praktischer? Aber vermutlich überschätze ich einfach nur den Anteil der Astrofotografen. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich würde es mal so einschätzen- ein großer Teil Leute kauft sich ein parallaktisch montiertes Teleskop, weil es wie ein <b>richtiges </b>Teleskop aussieht. Und viele davon werden auch nicht motorisiert sein, das sind die ganzen Sets, die noch manuell bedient werden können. Die Seiten der Händler sind voll damit.


    Die nächste Gruppe sind die Leute, die keinen Dobson <b>schubsen</b> wollen (den Begriff finde ich eh dümmlich, ich führe nach und schubs den Tubus nicht). Per motorischer Nachführung wird das ja oft als angenehmer beschrieben.


    Dann kommen die GoTo-Nutzer- laut Bewerbung ist das doch so einfach- Objekt eingeben und brummmm- fährt das Teeskop zum Ziel und man sieht damit doch alles. Klar, vorausgesetzt, der Nutzer stellt auch alles Nötige dazu vorher korrekt ein (ohne GoTo, WiFi-Kram und Steuerung vom Handy aus gäbe es im Forum viel weniger Fragen [}:)])


    Fotografie- klar, da gibt es viele <b>ich möchte gern</b>-Fotografen. Und viele davon sind glücklich, wenn sie ein Bild geknipst haben und darauf halbwegs was zu sehen ist. Runde Sterne und gar mehrere Fotos machen und diese stacken- egal. Die kämpfen eher mit der Einnordung und dem Fokus, das die Schnecke einen kleinen Fehler einbringt bemerken diese Nutzer gar nicht.


    Bleibt die kleinste Gruppe- die Nutzer, die wirklich gute Fotos machen wollen. Lösungen für die? Direktantrieb wie bei ASA, Zahnriemenatrieb anstelle des Schneckenrads oder präzise gearbeitete geschliffene Schnecke samt ebenso gutem Schneckenrad. Ist alles teurer oder gleich teuer wie ein gut laufendes Autoguiding.


    Weshalb also sollten sich die Hersteller im unteren Preissegment so bis 2k€ also groß Gedanken über perfektes Laufverhalten der Schnecke machen? Das ist für den Massenmarkt völlig ohne Bedeutung. Und wirklich präzise Schnecken- können die in Fernost in Serie kaum fertigen.


    Zu deiner Ausgangsfrage noch- <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Nun haben die meisten oder sogar alle "Einsteiger" Montierungen ein Schneckengetriebe verbaut.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die Bauweise mit Schnecke steckt auch in höherpreisigen Montierungen, deutlich jenseits von Einsteigermontierung. Nur stecken da präziser gefertigte Teile drin und diesen Mehrpreis zahlen die Käufer dieser Montierungen auch. Der Schneckenfehler mag (deutlich kleiner) noch immer vorhanden sein, lässt sich aber leichter ausbügeln weil keine groben, schnellen und sprungartigen Fehler wie bei den "billig" gefertigten Teilen auftreten.


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Super Zusammenfassung Stefan. Die Sache auf den Punkt gebracht!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    sehe ich auch so, jetzt leuchtet mir die Sache ein.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ein großer Teil Leute kauft sich ein parallaktisch montiertes Teleskop, weil es wie ein richtiges Teleskop aussieht. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    wenn ich mich recht erinnere habe ich auch genau so angefangen[:D]


    Gruß
    Armin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Blechi</i>
    <br />Hallo,


    hab da mal eine eher theoretische Frage.
    Alle parallaktischen Montierungen die zum Antrieb der Achsen ein Schneckengetriebe verbaut haben leiden ja unter dem sogenannten Schneckenfehler. Nun haben die meisten oder sogar alle "Einsteiger" Montierungen ein Schneckengetriebe verbaut.
    Ich frage mich: Wieso? Wäre es denn so viel aufwändiger z.B. ein Getriebe zu bauen welches nur aus Zahnrädern besteht? Was spricht dagegen? möchte sich da vielleicht niemand den Markt für Autoguider kaputtmachen?


    Danke für eure Antworten.


    Gruß
    Armin
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Armin, auch bei perfekter Fertigung bewegt sich der Berührpunkt zweier Zahnräder beim Abwälzen - deswegen ist die Verzahung auch als Evolvente ausgeführt. Diese Abstandsänderung führt zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten während des Abwälzvorgangs - also haben wir auch bei Zahnrädern dann einen periodischen Fehler. Bitte beachte, dass das in prinzipielles Problem ist - Fertigungsungenauigkeiten kommen dann noch oben drauf. Die Fertigung eines hochgenauen Zahnrades ist auch nicht billiger als die eines hochgenauen Schneckenrades, da gewinnt man also auch nichts.
    Clear skies
    Tassilo

  • Zitat:
    "Die Fertigung eines hochgenauen Zahnrades ist auch nicht billiger als die eines hochgenauen Schneckenrades, da gewinnt man also auch nichts."


    Genau, nur dass man eben mehrere Zahnräder benötigt (= teuer), wobei Schnecke + Schneckenrad immer genau zwei Komponenten sind ;) ...



    Gruß,
    Jürgen

  • Hallo Stefan,


    Viele Nutzer kaufen sich ein parallaktisch montiertes Teleskop, weil es die Möglichkeit zum beobachten und zum fotografieren bietet.
    Deine abstufungen der Nutzer ist auch etwas grob. Es gibt dazwischen auch noch Nutzer die bestimmt nicht das perfekte Foto machen wollen oder hinbekommen , sondern für sich ansprechende Ergebnisse erzielen wollen.
    Goto und einnorden sind dann auch kein hexenwerk, wenn man die Übung hat.
    Bitte nicht als Kritik verstehen...es ist nur meine Sicht der Dinge als Goto Fan und mittelmäßiger aber begeisterter knipser[:)]
    Aber das nur so am Rande bemerkt.



    Viele Grüsse

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