Mars

  • Hallo allerseits,
    da war doch was? Ach ja, Marsopposition. Für mich allerdings nicht, er kroch von meinem Standort aus nur im Gebüsch herum und extra wegfahren für diese paar Grad überm Horizont...hatte keine Lust.
    Gestern dann bemerkte ich, dass er höher kulminierte. Fast 16°, was für ein Luxus. Das beste aber, ich hatte nun ein Zeitfenster von fast 1500 s ohne Gebüsch. Erstes mal in diesem Jahr überhaupt Mars angeschaut. Erstes mal versucht zu filmen, und das Seeing was sogar brauchbar.



    ASI178 MM und MC. 1000 s mit 742 nm. 500 s Farbe. (also IR(RGB)Verwendungsrate unter 20% alles durchs C11 bei 2800 mm. geschärft in PS. Selektiv, die Ränder weniger.


    Ich bin ganz happy mit dem Bild, nicht weil es so besonders scharf ist, sondern weil es widererwarten überhaupt geklappt hat und dass der Mars diese deutliche Phase zeigt finde ich auch sehr hübsch.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf.


    Auch von mir herzlichen Glückwunsch zur gut genutzten Lücke in der Vegetation! Bei mir kulminiert Mars hinter einer Birke.


    Jedenfalls habe ich am gleichen Abend wie du nach der Kulmination die gute alte 120er angeworfen und mit einem Orangefilter 135 Sekunden lang den Mars gefilmt:



    Ich war verblüfft, wie gut sich die diversen Details einfangen ließen. Bei der Identifizierung des Olympus Mons war ich mir nicht ganz sicher. Offenbar bist du zum gleichen Ergebnis gekommen!



    Wenn man ganz genau hinschaut, kann man eine schwache Linie an der mit dem Pfeil markierten Stelle sehen:



    Ist sie real? Hast du sie in deinem IR- Bild ebenfalls eingefangen?
    Ich dachte zunächst an ein Artefakt des Stack-Prozesses. Ein Versuch mit weniger Alignment-Punkten brachte aber das selbe Ergebnis.



    Vielen Dank fürs zeigen!



    Guntram

  • Hallo Guntram und Philipp,
    natürlich freue ich mich sehr über eure Beiträge, vielen Dank.
    Zunächst an Philipp, du hast mir eine große Freude gemacht mit der Bemerkung zum natürlichen Anblick. Natürlich ist das mein Ziel, aber für gewöhnlich schieße ich immer drüber hinaus. Dass es immer noch einigermaßen natürlich wirkt, das freut mich sehr.
    Guntram, dein Bild sieht auf jeden Fall noch natürlicher aus. Gefällt mir sehr.
    Diese Linie halte ich für echt, bei mir ist sie ja auch. Ob es sich wirklich um eine längliche Formation handelt oder auf Mars vllt. nur um 3 hellere Regionen untereinander, das ist zweitrangig finde ich. Wichtig ist, dass das kein Zufallsobjekt ist, z.B. ein wanderndes Hotpixel, also real. Olympus Mons sowieso.
    Der Unterschied zwischen Orangefilter und IR scheint mir übrigens recht gering. Bei Jupiter und Saturn ist der auffälliger. Vielleicht mache ich das auch mal.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Philipp,
    ich glaube nicht. Eine räumlich Auflösung von Gordi Dorsum haben wir sicher nicht erreicht und der Kontrast ist ja auch nicht so hoch, dass sich das quasi unterhalb der Auflösung darstellt.
    Ich glaube eher, dass es die Region links davon ist. Zwischen Amazonas Planitia (süd) und Daedalia Planum (nord) gibt es durchschnittlich eine etwas höhere Albedo. Mit etwas gutem Willen kann man die Region dort "zusammenfassen" und dann als einen helleren Streifen betrachten. Hat vllt. auch etwas mit dem Lichteinfall zu tun, der ja jetzt auch 12° vom Oppositionseffekt abweicht und die Berge drum herum dunkler erscheinen lässt.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf hallo Guntram,
    Eure Bilder gefallen mir gut. Das erste Bild gefällt mir von Dir Ralf am Besten. Die längliche dreigeteilte Struktur rechts nach schräg oben könnten die 3 Vulkane sein und und links davon im oberen viertel Olympus Mons.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,


    danke für eure Rückmeldungen. Ich bin nach wie vor nicht sicher, wie diese längliche helle Struktur zu interpretieren ist, und bin jetzt überzeugt, dass sie real ist.


    Gibt es Karten, die sich besonders an Amateurbeobachter wenden, die den teleskopischen Anblick wiederzugeben versuchen, und nach den aktuellen Beschlüssen der IAU beschriftet sind? Ich habe den Eindruck, dass viele der im Netz kursierenden Karten veraltet und widersprüchlich beschriftet sind.


    Ralf, das Orangefilter kann ich empfehlen. Man bekommt einen recht natürlichen Eindruck von der Oberfläche, spürt nach wie vor noch ein wenig die Mars-Atmosphäre und hat noch sehr viel Signal, besonders im Vergleich mit den echten IR-Filtern. Auch leidet das Auflösungsvermögen noch nicht deutlich. Ich verwende das Baader-Orangefilter aus dem visuellen Farbfiltersatz. Es macht bei ca. 570nm auf und bleibt bis ca 850nm über 90% Transmission.


    Viele Grüße,


    Guntram

  • Hallo, das sind ja sehr gute Ergebnisse. Da ich zur Zeit in Amerika bin, kann ich leider nicht alles nachverfolgen. Mit den Marskarten habe ich auch Probleme. Die NASA-Karten sind zu Dateifreigabe und die anderen Widersprüchlich. Irgendwie sind die Amateuraufnahmen so gut, dass es an vergleichbaren Karten fehlt. Dann kann es durch den Sandsturm zu Veränderungen in Helligkeiten und Kontrasten gekommen sein. Mars ist nicht mit dem Mond vergleichbar, dort ist alles unveränderlich bis auf fast unmögliche Veränderungen.
    Grüße von unterwegs.

  • Hallo Zusammen,


    <==> Ralf
    da ist dir wirklich ein toller Mars gelungen!
    Auch bei deiner schärferen Version sehe ich bei hoch vergrößerter Ansicht überhaupt kein Rauschen - wie hast du das gemacht??
    Deshalb denke ich auch, dass alle Details real sind. Da bin ich aber mal echt neidisch!
    Was mich ineressieren würde: Bei welcher Prozentzahl hälst du bei der Aufnahme das Histogramm?
    Ich hatte nämlich schon bei 50% ausgebrannte Bereiche, was ich mir nicht wirklich erklären kann.


    <==> Guntram
    da hast du aber auch einen beeindruckenden 8"-Mars hingepfeffert!
    Bei den Details tappe ich auch immer im Dunkeln, da kann ich nicht weiterhelfen.
    Du hast einen leichten Kreisring rechts am Marsrand, womit schärfst du Planeten?


    Herzliche Grüße
    Mario

  • Hallo Mario.


    Ich verwende Registax, und manchmal noch iteratives Gauss schärfen in fitswork für die Feinarbeit.
    Der Kreisring ist das durch Beugung verursachte und durch Schärfen verstärkte "Artefakt" in dem Bereich, in dem die Marsscheibe abrupt in das Schwarz des Hintergrundes übergeht.


    Viele Grüße,
    Guntram

  • Hallo Mario,
    ergänzend kann ich dazu sagen, dass dieser Ring bei schlechterem Seeing auffälliger ist. Ich selber schärfe in PS mit 2 Radien und gerade die Weite lasse ich weg, die der Ring vom Rand hat. Das macht ihn schon mal schwächer. Ansonsten lasse ich den Rand weniger schärfen als die Mitte. Dass ich kein Rauschen im Bild habe liegt daran, dass ich weniger stark schärfe. I.d.R. schärfe ich bis zum Rauschen, damit ich überhaupt alles sehen kann, und zum Schluss nehme ich das ungeschärfte Bild und lege es prozentual da drüber.
    Mein Histo nutze ich bei Mars voll aus. Bei lichtschwächeren Planeten gehe ich aber z.T. deutlich zurück um auf eine kurze Belichtungszeit zu kommen. bei der Farbkamera muss ich aber aufpassen, weil rot sehr leicht gesättigt ist bei Mars. Wenn dein Bild in die Sättigung läuft aber das Histo nur 50% zeigt, dann wird das Bild vllt. beim Öffnen automatisch gestreckt. Fitswork macht das z.B. wenn man dann schärft brennt es aus.
    Soweit meine Ideen,
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Guntram, Hallo Ralf,


    vielen Dank für eure Antworten!
    Stimmt - die Beugung war es [:)]. Wird der Effekt bei nicht guter Kollimation verstärkt?


    Fitswork die alte Pappnase - das wusste ich nicht!
    Bei mir sind aber auch beim Öffnen in Registax Bereiche ausgebrannt (beim Mars und Jupiter).
    Da ich immer zu nervenschwach bin, eine Testreihe aufzunehmen (gutes Seeing muss ja ausgenutzt werden) - komme ich da wohl in Zukunft nicht rum.
    Interessante Strategie Ralf! Dein Ergebnis spricht für sich!


    Vielen Dank nochmals an euch Beide!


    Herzliche Grüße
    Mario

  • Das mit der Kollimation ist richtig und genau den Effekt mache ich mir zu nutze. Die grobe Kollimation kann man schön am unscharfen Stern machen. Hat man ihn dann aber gut fokussiert, dann sollte dieser Beugungsring möglichst gleichförmig und rund um den Stern liegen, passiert leider viel zu selten.
    viele Grüße,
    ralf

  • hallo,
    da habe ich noch einen:



    Mittlerweile nur noch etwas über 15" groß, dafür schon fast 17° überm Horizont.
    das Seeing war sehr ungewöhnlich. Immer wieder riss das Bild in 3, 4 oder 5 Teilbilder auf. Selten, dass sich alle Bilder mal in der Mitte vereinten. Der Fokus war im Grunde nur zu schätzen. Letztendlich habe ich nur 2% der Bilder verwerten können, aber diese waren top.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo, Ralf,


    tolle Auflösung und Details vom Mars!


    Ich weiss nicht, ob es eine gute Idee ist und was bringt...:
    Hast Du schon einmal versucht, diese scharfen 2% (= n Aufnahmen) mit DSS mit immer verschiedenen, ausgewählten Referenzbildern n mal zu stacken, etwas zu bearbeiten und dann noch einmal zu stacken. Die einzelnen Summen-Stacks sollten leicht unterschiedliche Bildinformationen besitzen, sonst bringt es nichts. Du hast dann nxn Aufnahmen.
    Ein Kollege aus CN arbeitet mit dieser Methode bei DS-Objekten und erreicht eine hervorragende Schärfe. Er meint dazu: diese Methode hat Zukunft und wird sich durchsetzen...
    ... nur so eine Idee...


    viele Grüße und häufiger cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    vielen Dank für die Anregung. Ich habe da auch schon Tests gemacht, und ja, es wird tatsächlich etwas besser, wenn man am Ende alle Bilder dann mittelt. Aufwand und Nutzen stehen da aber in keinem Verhältnis. Allerdings ist das indirekt in meinen Arbeitsprozess eingeflossen. Ich stacke z.B. 7% , 14% und 30% aller Bilder pro Film. Anstatt nun zu sagen ich schaue mal, wo das beste Ergebnis dabei heraus kommt nehme ich alle 3 und mittele sie wieder. Die besten 7% werden also 3-fach gezählt, die 14% doppelt.
    Bei Deep-Sky halte ich das vorgehen für überflüssig, zumindest, wenn die Sterne eine PSF aufweisen also ab vllt. 500 mm Brennweite. Ich wüsste nicht, warum die dann schärfer werden sollten.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo, Ralf,


    zu der Methode bei DS-Objekten:
    Schau Dir bitte mal den folgenden link an und scroll die Seite runter bis zu Beitrag Nr. 45 und dann die 1. Animation! Sehr interessant!: Ga-Hamal hat mich da als Laien eigentlich überzeugt, bei 1500 mm!


    https://www.cloudynights.com/t…3051500-asi290mm-c/page-2


    Ich habe es auch mal probiert, bei DS, bei 800mm : der Gesamtstack rauscht etwas weniger und man kann etwas mehr strecken oder schärfen...und es gibt ja verschiedene Stacking-Methoden... sollte man alle mal testen...


    viele Grüße und wieder cs
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    das ist ein ganz genialer M51, das muss ich schon sagen. Aber mit der Stackingmethode hat das wohl weniger zu tun. Mich überzeugt da nichts. Ein Stern bleibt dort zw. 9 und 16 Px groß, da ändert sich nichts an der Schärfe. Ein wenig wird das Rauschen geringer, dieses liegt aber unterhalb der Auflösungsgrenze, für mich kein wesentlicher Gewinn. Bei Planeten habe ich es durchexerziert. 16 mal gestackt mit jedes mal anderen Einstellungen, anderen Alignmentpunkten und Referenzbildern. Es gab Ausreißer zum negativen hin, wenn ich z.B. zu viele Punkte gesetzt hatte oder es gab zuweilen Artefakte. Die Guten alle noch mal zusammen geworfen haben den Hintergrund etwas glatter gemacht, aber neue Details kamen nicht zutage. Der Gewinn war, dass man in PS ca. 20 bis 30 Punkte (von 500)stärker Schärfen konnte um das gleiche Rauschen zu erhalten.
    Das Geheimnis von scharfen Astroaufnahmen liegt m.M.n. nur im Seeing und in der Tatsache, dass man das auch richtig nutzt, also auskühlen, justieren, sinnvolle Belichtungszeit etc.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    zu deinem neuen Mars:


    auch wenn er ein wenig mehr rauscht als die beiden anderen Marse, finde ich die gelungene Bearbeitung bis zum rechten Planetenrand echt gelungener.
    Die kleinen Details gehen nicht im Rauschen unter.


    Eine Frage zur Planetengröße:
    Hast du ein anderes Setup genutzt als davor? Die Planetenscheibe ist im Vergleich schon etwas kleiner geworden.


    LG
    Mario

  • Hallo Mario,
    vielen Dank. Das mit der Größe ist mir auch sofort aufgefallen, aber er wird tatsächlich rasant kleiner. Möglicherweise kommen noch andere, kleinere Faktoren dazu. Z.B. ist mein Mars im RGB ein wenig größer als bei 685 nm. Zudem gibt es immer noch kleinere Brennweitenunterschiede durch die doppelte Fokussierung und die Position der Kamera hinter dem ADC.
    Das mit dem Rauschen hast du gut gesehen. allerdings ist das ein künstlichen Rauschen, unterhalb der Auflösungsgrenze, das ich dazu gegeben habe damit bei der JPG Konvertierung keine Blockbildung entsteht. Wenn du das erkannt hast, dann würde ich sagen Experiment gescheitert ;)
    Viele Grüße,
    ralf

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