Hallo Leute,
Nachdem ich es mir eigentlich vorgenommen hatte hier meine Sommerexkursion in Spanien (http://estelar.de/#Pinar%20de%20Araceli%20Sommer%202018) zu posten, habe ich es doch nicht geschafft. Nun aber der Aufenthalt auf Tivoli im August. Dieser Kurzbericht ist auch auf meiner HP zu finden, mit weiteren Details zu Beobachtungsobjekten, Einzelnächten, Kurzvideos u.s.w. => http://estelar.de/#Namibia%20August%202018.
Nun zum Bericht.
Mittlerweile gehören Beobachtungsaufenthalte nach Namibia in meinen Exkursionskalendar. So bin ich fast jedes Jahr im dortigen Winter dort „unten“. Kann nur jedem Sternfreund empfehlen einmal dorthin zu fahren, um neben dem Südhimmel auch einen natürlichen, dunklen Sternhimmel zu erleben. Im August 2018 steht der Mars in Opposition und neben ihm sind insgesamt vier Planeten am Nachthimmel zu bewundern: Venus, Jupiter, Saturn und Mars.
Gewitter über den Alpen.
<font size="4">Flug und Anreise</font id="size4">
Wieder ein Jahr rum. Eigentlich noch mehr. Bisher war ich zweimal im Mai auf Tivoli, 2015 & 2017. Diesmal will ich später hin, also im August. Flug läuft sehr gut. Über den Alpen durchfliegen wir ein Gewitter. Zum Glück kann ich diesmal gut schlafen. In Windhoek sind wir um 06:30 Uhr Ortszeit. Die Winterzeit wurde abgeschafft, so dass ich die Uhr gar nicht verstellen muss.
Ich warte dann noch auf zwei Kollegen, Rudi und Michael, die ich zwar noch nicht kenne, aber mit denen ich mir das Shuttle teile. Also noch mal auf eine Bank in der der Ankunftshalle zum Nickerchen nutzen. Schließlich holt uns Kirsten ab und es geht nach Tivoli, wo wir gegen mittag eintreffen.
Der Beobachtungsplatz.
Nach einem kurzen Frühstück baue ich zusammen mit Reinhold den 25 Zöller auf. Mit Hubert werden dann die Laufflächen gereinigt, denn mir war aufgefallen, dass der Dobson recht schwergängig ist. Danach läuft er fast „butterweich“. Leider hält das Ganze für zwei bis drei Nächte. Danach läuft er wieder schwerer.
<font size="4">Ankunft auf Tivoli</font id="size4">
Auf der Farm ist es ein kommen und gehen. Beim Kaffee treffen wir u.a. Werner Celnik bei der Abreise. Einige Sternfreunde sind bereits zur Mondfinsternis angereist und sind - wie die beiden jetzt - wieder auf der Heimreise. Thomas aus der Schweiz wird aber noch eine Woche bleiben. Und morgen kommt Stephan. Mit mir und Hubert bilden wir die Gruppe der Visuellen Beobachter. Bei den letzten Aufenthalten war ich entweder alleine oder wir waren maximal zu zweit. Die beiden Sternfreunde Rudi und Michael gehören schließlich auch zur Gruppe der „Visuellen“, als sie sich Hubert‘s 10 Zöller ausleihen und bis zum Morgengrauen damit beobachten.
<font size="4">Beobachtungshighlights</font id="size4">
Zu den besten Beobachtungen zählte der ''Jupitermondtransit von Ganymed''. Dabei wanderte Ganymed vor den Planeten und war dort als kleines, helles Sternchen weiterhin gut zu erkennen. Das war wirklich beeindruckend.
<font size="4">Mars</font id="size4">
''Mars'' meist bei sehr gutem Seeing zu sehen. Im „dicken“ 25-Zöller nur mit Graufilter vernünftig beobachtbar, da sonst viel zu hell. Das war mir bereits im 14 Zöller im Juli aufgefallen, habe aber gedacht, dass das Seeing in Horizontnähe schlecht ist und deshalb Details nicht zu erkennen waren. Lag aber wohl am wütenden Staubsturm und - wie gesagt - zu hellen Bild. Saturn war auch schön und Jupiter sowieso, wobei letzterer am frühen Abend noch nicht voll ausgekühlten 25-Zöller (Spiegeldicke 2" oder 5 cm) im Nachteil gegenüber den anderen Planeten war und auch recht früh unterging.
<font size="4">Deep Sky</font id="size4">
Deep Sky Objekte profitierten dieses Jahr vom immer sehr guten und häufig exzellenten Seeing. So habe ich viele Planetarische Nebel bei hohen Vergrößerungen beobachten können und habe mich auch am Nordhimmel „rumgetrieben“. Highlights gab es einige, wie Details in ''NGC 6210'' oder der winzige PN ''NGC 6803''. Überrascht hat mich ''Palomar 15'', der nur bei bester Transparenz als feines Glimmen bei 100 fach zu erkennen war, aber bei 278 fach verschiedene Einzelsterne zeigte.
<font size="4">Extrem klare Nächte und SQM-L über 22.0</font id="size4">
Fantastisch waren die extrem klaren Nächte. Die Milchstraße war dann unglaublich strukturiert und Dunkelnebel wie der Pfeifennebel „pechschwarz“ und das mit bloßem Auge und im 10x50 Feldstecher. Sogar der Nordhimmel war trotz der geringen Höhe extrem eindrucksvoll. Die Sternwolken im Schwan waren so hell wie an den besten Beobachtungsplätzen der nördlichen Hemisphäre im Zenit.
<font size="4">Wetter</font id="size4">
Insgesamt gab es vier Wolkennächte. Die erste war noch sehr transparent, so daß man „Wolkenlückenspechteln“ betreiben konnte. Bei der zweiten ging fast nichts. Richtigerweise gar nichts. Die dritte praktisch genauso. Ich habe mir zwar kurz ein Kugelsternhaufen-Programm versucht zu zimmern, dann aber nach M22 doch abgebrochen. Die vierte Nacht war auch dunstig und am Anfang stark bewölkt, wobei ich einfach helle PNs beobachtet habe, solange es eben ging. Den Gegenpol bildeten drei transparente und drei sehr transparente Nächte, die alle sehr gutes Seeing hatten. Eine Nacht war dunstig mit durchziehenden Zirren.
<font size="4">Seeing</font id="size4">
Zum Seeing kann ich sagen, dass es nie schlecht war. Bei meinen Aufenthalten 2015 & 2017 war das anders. Geschätzte 2-3" und das praktisch die ganzen Nächte. Aufgeblasene Sterne ohne Ende. Diesmal nicht.
Zu Beginn der Nacht war es i.d.R. nicht gut, was vermutlich auch am Spiegel und der Abkühlung lag, wurde dann aber spätestens eine Stunde nach Dämmerungsende sehr gut und blieb es bis zum Morgengrauen. Oft war das Seeing sogar bis auf 15 Grad über dem Horizont sehr gut, so daß Objekte am Untergangshimmel gepaart mit exzellenter Transparenz noch hervorragend beobachtet werden konnten.
<font size="4">Lichtverschmutzung</font id="size4">
Lichtverschmutzung hier. Nein. Naja. Etwas erschrocken war ich über die Lichtverschmutzung, die von Windhoek in einigen Nächten ausging. Dies war besonders in den sehr klaren der Fall. In Nächten die hingegen dunstig waren nicht. Dies ist vor allem auf Staub zurückzuführen, der offenbar die Lichtglocke verschluckt.
Lichtglocke von Windhoek in verschiedenen Nächten.
Das es sich tatsächlich um Staub handelt, haben wir auf der Rückfahrt nach Windhoek bemerkt, wo man einige Berge aus der Staubschicht herausragen sah. Die nachfolgenden Aufnahmen sollen die Situation zeigen. Die Kameraeinstellungen waren die gleichen. Oben mit schlechterer und unten mit perfekter Transparenz.
Trotzdem bin ich vom Himmel begeistert. Endlich gab es Nächte mit hervorragender Transparenz und dementsprechend dunklen Himmel und SQM–L Werten von (über) 22.0 im Mittel (s.a. Beobachtungsübersicht). Solche hervorragenden Werte habe ich noch keinem Standort gemessen. Und es handelte sich noch nicht mal um Ausnahmen. Die Werte wurden in verschiedenen Nächten, meist in der zweiten Nachthälfte, wenn das Airglow zurückgegangen ist, erreicht. Die Werte wurden von anderen Beobachtern auf der Farm bestätigt.
Wolken sind hier wirklich dunkler als der Nachthimmel und zusammen mit den Dunkelwolken der Milchstraße spektakulär anzuschauen. Das Thema Windhoek muss man im Auge behalten. Und das werde ich die nächsten Male tun.
<font size="4">Betreute Astronomie!</font id="size4">
Nicht von mir der Spruch. Aber war. Hier kann man sich von den langen Nächten gut erholen. Und Rheinhold, der Besitzer der Astrofarm, kümmert sich um fast jeden Wunsch.
<font size="4">Fazit</font id="size4">
Das Fazit fällt gemischt aus. Gutes bis bestes Seeing alle Nächte. Bewölkung insgesamt fünf Nächte. In drei war praktisch keine Beobachtung möglich. Von den wolkenfreien Nächten waren drei extrem klar mit einem Himmel, den ich so dunkel noch nie erlebt habe.
Weiter zur Fotogalerie auf Flickr >>https://www.flickr.com/gp/106029581(==>)N02/Hx0R8f (==> durch ad ersetzen. Forumssoftware hat dies automatisch ersetzt)
Die Zeichnungen zu den Objekten sind noch nicht fertig. Aber ich werde mich sofort dran setzen! [8D]
Oliver