Hallo zusammen,
meine Idee, einen Bericht über eine Beobachtungsnacht in der Lieberoser Heide zu schreiben, ist ja vor kurzem dem Feuer dort zum Opfer gefallen.
Nun bin ich frisch zurück von einem Astrocamp in Oybin, das der Astroclub Radebeul jährlich auf der Hochwaldbaude in luftigen 752 m Höhe veranstaltet.
Für mich Flachländer ist das schon eine ordentliche Höhe und ich war gespannt, was mich dort in den Nächten bei freier Rundumsicht erwartet.
Hier mal ein Panorama Richtung Nordwesten.
Das Foto wurde auf der oberen der beiden Terrassen geschossen. Ungewöhnlich fand ich, dass die Baude sich auf deutschem Gebiet befindet, die Terrassen aber auch tschechischem Territorium. Das heißt, schon allein beim Aufbauen unseres Equipments haben wir so oft die Länder gewechselt, wurden aber nie behelligt durch Grenzkontrollen o.ä. [;)]
Und das der Blick nach Osten aus unserem Zimmer:
Meine Anfrage, an diesem Camp teilzunehmen, hat Martin Fiedler im letzten Jahr erfreulicherweise positiv beschieden. Immerhin bin ich ja kein Mitglied des Vereins. Und nicht nur ich, auch meine beiden Frauen waren mit von der Partie und haben sich tapfer gehalten, liegt ihr astronomisches Interesse doch diametral zu meinem.
Freitag Nacht war noch zum Eingewöhnen und Testen der Steuerung des 24"-Goto-Dobsons des Vereins. Aus 10 Minuten Einführung wurden dabei schnell zwei Stunden Beobachtung. Ich versprach Martin im Anschluss, für die kommende Nacht einige schöne Objekte vorzubereiten, die wir gemeinsam ansteuern wollten.
Für <font color="orange">Samstag</font id="orange"> hatte der Astroclub kräftig die Werbetrommel gerührt zur Perseiden-Nacht ab 21 Uhr. Und tatsächlich kamen während dieser Nacht gut 70 Interessierte aus den umliegenden Ortschaften. Der Astroclub hatte viele Gerätschaften aufgebaut - angefangen vom stativ gestützten Fernglas über den Telemator bis hin eben zum 24"-Dobson.
Ich hatte mich auf der oberen Terrasse positioniert in der Hoffnung, dass nicht allzu viele dorthin hoch finden und schon auf der unteren Terrasse am 24"er hängen bleiben würden. Warum? Naja, irgendwie bestand bei mir die Hoffnung, nebenbei einige Objekte mit meinem 4"-Refraktor beobachten zu können, die ich mir im Vorfeld aufgeschrieben hatte.
Wie so oft, wenn man sich etwas vornimmt, wird daraus nichts! Aber das war überhaupt nicht dramatisch. Natürlich waren die ersten Besucher pünktlich um 21 Uhr auf dem Berg. Was macht man in der Dämmerung? Man hält nach Planeten Ausschau, die sich nach und nach aus dem Himmelshintergrund schälen.
Wie zum Beweis, dass ich ein mieser Astronom bin, haben meine beiden Frauen natürlich alle Planeten, ja wirklich alle - Venus, Jupiter, Saturn und Mars vor mir mit bloßem Auge am Himmel entdeckt. Natürlich fanden alle Besucher total faszinierend, Planeten durch ein Teleskop zu sehen, die sie vorher mit bloßem Auge noch nicht oder nur als schwachen Lichtpunkt erkennen konnten.
Bis 0:00 Uhr hatten wir alle gut zu tun. Ich spulte das Standardprogramm für einen 4-Zöller fherunter - M 13 - M 57 - Cirrus-Nebel - M 31 - h & Chi … Sogar ein Kohenstoffstern war dabei, den viele mit einigen Erklärungen vorab dann auch interessant genug fanden [;)]
Positiv überrascht war ich über den hohen Sachverstand vieler Besucher. Es entwickelten sich mitunter rege Gespräche zu vielen astronomischen Themen und Phänomenen.
Und … achja … Perseiden gab es auch jede Menge, gefühlt sogar noch mehr als in der darauffolgenden Nacht.
Kurz nach Mitternacht stand Martin dann vor meinem Teleskop und meinte, der Ansturm ist weg, wir könnten jetzt den 24"er zum Glühen bringen.
Ich bin ja einer, der Goto normalerweise verteufelt und lieber selbst sucht, aber was wir in dieser Nacht an Objekten eingestellt und bewundert haben, war atemberaubend. Vielfach hatte ich im Vorfeld Objekte herausgesucht, die mir mit meiner größten Öffnung 12,5" noch nicht alle Details offenbaren konnten oder nur als Grenzbeobachtung durch gegangen waren.
Das Highlight der Nacht war IC 1747 in Cassiopeia. Trotz durchwachsenem Seeing war es ein leichtes für uns, das Loch im Nebel bei hohen Vergrößerungen zu erkennen.
Bei Aufsuchvergrößerung 130-fach zeigte sich der PN bereits kompakt und wunderschön innerhalb dieser schönen wie ein S geschwungenen Sternlinie. Ich glaube, dieser Anblick hat auch Martin sehr fasziniert.
Und weil es so schön war und wir ja Goto hatten, hat Martin mir am Ende gegen 3:30 Uhr noch schnell Uranus und Neptun eingestellt. Jetzt nicht lachen, das war das erste Mal für mich, dass ich die beiden Planeten im Teleskop zu Gesicht bekommen habe.
Letzlich haben wir in dieser Nacht bis auf Merkur alle Planeten bewundern dürfen. Nicht schlecht für einen Flachländer-Gartenbeobachter wie mich, der meist froh ist, wenn mal ein Planet zwischen den Bäumen hervorbricht.
Oje, ich merke schon, zuviel Text. Das wird langweilig.
Deshalb noch eine schnelle Zusammenfassung zu <font color="orange">Sonntag</font id="orange">. Viel besseres Seeing! Fast windstill. Gefühlt eine tropische Nacht ohne Feuchtigkeit.
Highlights:
M 57 - der Zentralstern indirekt leicht zu sehen und konnte ständig gehalten werden.
NGC 40 - ein Traum, sehr detailliert. Selbst der Katzenaugennebel konnte da nicht mit halten. Fragt mich nicht, warum. Für mich war es so.
He 2-438. Wahnsinn. Bei 400-fach ohne Filter war um den ZS ein kleiner Hof erkennbar, den andere gleichhelle Sterne nicht hatten. Mit H-Beta zeigte sich dann nur der Nebel … und das richtig hell und kompakt. Mit 12,5" habe ich bislang vergeblich nach einem Glow um den Stern gesucht.
Einige Nebel wie NGC 7000, Cirrus & Co. haben wir ebenfalls abgefahren. Man war das abgefahren.
Nebenbei haben wir uns den Stern angeschaut, der für Amerika und Pelikan verantwortlich ist. Klein, fein und unscheinbar, aber leicht zu finden, wenn man das Sternmuster "kleiner Orion" kennt.
Also, vielen lieben Dank nochmal an den Astroclub Radebeul, der dieses Treffen seit 1982 organisiert. Das ist ein tolles Camp vor traumhafter Kulisse mit coolen netten Zeitgenossen … und einem etwas bärbeißigem Wirt, der aber auch sehr nett sein kann.
Viele Grüße
Rene