Perseiden und ein Frechdachs

  • Hallo,


    für die Beobachtung der Perseiden habe ich Sonntag Abend die Burgruine Schmidtburg im Hunsrück aufgesucht. Das Timing mit dem Wetter war diesmal ideal. In der Dämmerung noch starke Cirrus-Bewölkung, die sich aber rasch auflöste und ab 4 Uhr dann wieder alles dicht, die Heimfahrt im starken Dauerregen.


    Dabei war der Frust zunächst groß, da die Kamera absolut nicht auf den Fernauslöser/Timer reagieren wollte. Die Aussicht die ganze Nacht alle 15 Sekunden per Hand auszulösen war nicht gerade erquickend. Zum Glück habe ich noch die Möglichkeit gefunden, dass mit Selbstauslöser die Kamera zumindest 5 Aufnahmen in Serie macht – also nur noch alle 75 sec auf der Matte stehen.


    So konnten doch ein paar Perseiden eingefangen werden – und eben auch ein Fremdgänger.




    Sony Alpha 7 III; Samyang 14mm F2.8; Serie a 15 sec bei ISO 6400


    Viele Grüße
    Joachim

  • Hallo Joachim,


    super schön, tolle Komposition mit der Ruine. Da hat sich die Mühe wirklich gelohnt! Glückwunsch!


    Noch eine Frage: die Spuren haben fast alle einen grün-rot Verlauf - kann den jmd. erklären?


    Gruß
    Olli

  • Hallo Joachim,


    Glückwunsch zu diesem Ergebnis. Viel besser kann man kaum darstellen, woher dieser Meteorschauer seinen Namen hat.


    Olli, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die Spuren haben fast alle einen grün-rot Verlauf - kann den jmd. erklären?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ohne erst einmal Literatur zu bemühen, folgende Vermutung: anafangs beim Eintritt in die Erdatmosphäre haben die Meteore mehr Energie und sind in der Lage, Atome zum Aussenden von grünem Licht anzuregen, das ja energiereicher ist als rotes. Wenn sie dann langsamer werden, reicht ihre geringere Bewegungsenergie nur noch für rotes Licht.


    Grüße,
    Manfred

  • Manfred, danke für die Erklärung des Farbverlaufs.
    Ich war davon ausgegangen, dass es ein Artefakt der Aufnahmetechnik oder EBV ist - dass die Farben 'wirklich' da sind habe ich erst gar nicht in Betracht gezogen.
    Jetzt habe ich mal die Literatur (dtv Atlas Astronomie ..und das Internet [;)] z.B. https://leonid.arc.nasa.gov/meteor.html) bemüht: die verschiedenen Farben sind das Rekombinationsleuchten einerseits der ionisierten Teilchen des Meteors, anderer der ionisierten Atmosphäre. Abhängig von der Geschwindigkeit dominiert das eine oder das andere, deswegen der Verlauf. So habe ich's zumindest verstanden..


    Und jetzt will ich nicht länger mit schnöder Physik vom feinen Foto ablenken [:D]

  • Hallo Olli,


    der Link, den du genannt hast, ist schon sehr interessant wegen der genaueren Betrachtung der verschiedenen beteiligten Elemente. Da war mein Erklärungsansatz doch recht allgemein, aber durchaus zutreffend.


    Aber ... weshalb "schnöde Physik"? Damit habe ich viel zu tun gehabt, und ich denke, es sind einfach zwei Dinge, die man trennen muss: einerseits die emotionale Wirkung eines Fotos auf den Betrachter, andererseits die rationale Erklärung dessen, was man dort sieht. Auch wenn ich über die Ursache der Farbänderung nachdenke - es bleibt für mich ein richtig schönes, ansprechendes Foto, das ich vielleicht auch gerne selbst gemacht hätte ...


    Grüße,
    Manfred

  • Hallo Joachim,


    tolle Aufnahme, man kann den Radiant sogar in Echtzeit sehen !


    Meintest du mit "Fremdgänger" den Kometen Giacobini-Zinner ?


    Viele Grüße,


    Harald

  • Sehr geil! Mit welcher Software ist das gemacht, man muss doch irgendwie den Vordergrund freistellen weil sich ja der Sternenhimmel über die Zeitdauer der Aufnahmen bewegt?


    CS
    HB

  • Das muss eine Komposition aus vielen Bildern sein. Der Vordergrund und der Himmel ist wohl nur einmal fotografiert worden. Ich vermute, die Perseiden sind dann einzeln aus ihrem jeweiligen Bild an die richtige Stelle der Komposition eingefügt worden.


    Aber eine richtig schöne Arbeit
    Gruß Helmut

  • Hallo Joachim,
    sehr schön gemacht. Tolle Ausdauer. Hätte ich auch gerne so gemacht, versucht habe ich es...
    Wie ist das mit dem Radianten....wandert der mit den Sternen mit? Müsste ja so sein. Dann ist die Frage nach der Position der Meteore im Bild nicht trivial, denn wegen der Bewegung vereinen sich die Spuren im fertigen Bild nicht mehr exakt im Radianten. Man kann das auch positiv nutzen. Die zeitliche Abfolge der Meteore ist dadurch im Bild rekonstruierbar...nur so ein Gedanke, sicher nicht wichtig, und diesem schönen Bild sicher nicht abträglich.
    ich selber werde es bei den Geminiden erneut versuchen,
    Gruß,
    ralf

  • Als Perseidenfilmer wollte ich diesmal ein Video mit einem richtigen "Schauer" zusammenschneiden. Also eigentlich auch eine Collage wie die von Joachim aber eben mit bewegt fallenden Schnuppen.
    Da jedoch bei mir immer Wolken dabei waren und leider immer woanders am Himmel, wurde der Schauereffekt vom "Wolkengezappel" dominiert. Deshalb gibt es dieses Jahr kein Perseidenvideo von mir - schade.


    Gruß Helmut

  • Hallo Manfred,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mmpgb</i>
    Aber ... weshalb "schnöde Physik"? Damit habe ich viel zu tun gehabt, und ich denke, es sind einfach zwei Dinge, die man trennen muss: einerseits die emotionale Wirkung eines Fotos auf den Betrachter, andererseits die rationale Erklärung dessen, was man dort sieht. Auch wenn ich über die Ursache der Farbänderung nachdenke - es bleibt für mich ein richtig schönes, ansprechendes Foto, das ich vielleicht auch gerne selbst gemacht hätte ...


    Grüße,
    Manfred
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die 'schnöde Physik' war mit einem Augenzwinkern gemeint, ich wollte halt nicht den Thread kapern [;)]


    Tatsächlich gewinnt für mich diese (sowieso schon exzellente) Aufnahme noch an Reiz, da sie solche Zusammenhänge zeigt - und ich sie mir erklären kann.
    Auch wenn ich einen wunderschönen Sonnenuntergang sehe, ein gewaltiges Gewitter erlebe oder eine Galaxie im Okular betrachte, ergänzt und vertieft die rationale Erklärung das ästhetische Erlebnis.
    Bei der Deep-Sky Beobachtung würde ich für mich sogar sagen, dass ohne die Erklärung z.T. kaum ein Reiz da ist, sich die nur so eben wahrnehmbaren rauchigen Fleckchen anzuschauen.


    Die meisten werden es schon erlebt haben: h+chi oder Saturn im Teleskop finden Unerfahrene schööön, aber z.B. M31 ohne Erklärung ruft eher Unglauben hervor: 'DAFÜR hast du den ganzen Kram und schlägst dir die Nacht um die Ohren?!' [:D]
    In der Regel ändert sich das dann in hochgezogene Augenbrauen und einen zweiten, interessierten Blick, sobald man ein wenig dazu erklärt hat.


    Also: Physik FTW! [8D]


    Grüße, Olli

  • Olli, nur ganz kurz: da kann ich dir in jedem Punkt zustimmen.


    Jens hatte ja weiter oben diesen Punkt angesprochen:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie ist das mit dem Radianten....wandert der mit den Sternen mit? Müsste ja so sein. Dann ist die Frage nach der Position der Meteore im Bild nicht trivial, denn wegen der Bewegung vereinen sich die Spuren im fertigen Bild nicht mehr exakt im Radianten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Meteore scheinen ja deshalb alle von einem Punkt zu kommen, weil sich die Erde auf ihrer Umlaufbahn in den "Rest-Staub" eines Kometen hineinbewegt. Ihre Bewegungsrichtung ist damit immer ziemlich genau tangential zur Verbindungslinie Erde - Sonne und ändert ihre Richtung in Bezug auf das Sonnensystem um ca. 1° pro Tag. Von daher dürfte die Positionsänderung des Radianten im Laufe einiger Stunden in einem derart weitwinkligen Foto zu vernachlässigen sein.
    Noch ein anderer Aspekt: die Staubteilchen dort oben dürften auch eine gewisse seitliche Verteilung haben und nicht in Reihe durchs Weltall düsen; von daher, so nehme ich an, ist die Vorstellung von einem eher flächigen Radianten realistischer als die von einem genau punktförmigen. Und spätestens daran dürften dem Versuch, eine zeitliche Reihenfolge festzulegen, recht enge Grenzen gesetzt sein.
    Wie dem auch sei - ein beeindruckendes Foto.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred,
    stimmt schon, aber ich bezog mich eigentlich auf die Bildbearbeitung.
    Folgender Gedanke: Ich belichte viele Stunden lang mit feststehender Kamera. Perseus wandert vom Horizont hoch und "schickt" seine Perseiden. Die erste P. hat ihren Radianten nahe am Horizon. Die 2.P, einige Zeit später, irgendwo weiter oben. Wenn ich nachführe, dann stimmen die Positionen wieder in Bezug auf Perseus. Der Vordergrund ist dann aber bewegt. Das soll jetzt nichts heißen, ich halte es für legitim den Vordergrund einzeln zu stacken und dann einzufügen. Mich interessieren nur grundsätzlich die Probleme bei der fotografischen Darstellung. Die selbe Frage stellt sich für mich bei der Darstellung von Kometen. Ein ´richtig´ oder ´falsch´ gibt es auch dort nicht.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo,


    Wow, so viele positive Rückmeldungen, das freut mich natürlich sehr - Vielen Dank dafür!
    Da ich tagsüber noch arbeite, kann ich erst jetzt antworten.


    (==&gt;) Olli:
    Die Frage bzgl. der Farben der Meteore wurde ja schon beantwortet. Interessant finde ich, dass die Perseiden, die ja alle annähernd die gleiche Geschwindigkeit und Richtung haben auch den ähnlichen Farbverlauf aufweisen, während der „Einzelgänger“ davon abweicht (hat sich auch für einige andere so gezeigt, die zufällig im Bild waren, aber nicht verarbeitet wurden). Und was die Physik betrifft, geht es mir wie dir: Ich finde sie gar nicht schnöde, sondern steigert eher noch die Faszination.


    (==&gt;) Harald:
    Mit „Fremdgänger“ meinte ich lediglich den einen Meteor, der nicht zu den Perseiden gehört. Wo der allerdings herkommt, habe ich nicht erschließen können.


    (==&gt;) Ralf:
    Das Bild enthält natürlich einen Widerspruch. Zum einen sieht man einen Sternhimmel über dem Horizont zu einem bestimmten Zeitpunkt, zum anderen Meteore, die während der ganzen Nacht auftraten und dabei müssten ja die Sterne ganz anders stehen. Es macht natürlich nur Sinn die Meteore in Bezug zum Himmel und nicht zum Horizont zu verarbeiten, nur so wird auch der Radiant erkennbar. Wenn man ganz konsequent wäre, müsste man eine solche Aufnahme ohne Horizont im Vordergrund machen, aber dann würde eben etwas anderes fehlen.



    Gerne beantworte ich auch die Fragen zum Vorgehen:
    Ausschnitt so wählen, dass der Radiant und der Polarstern im Bild sind.
    Möglichst in der Dämmerung beginnen, um auch eine Aufnahme zu haben, bei der der Vordergrund nicht ganz dunkel ist.
    Für den Rest der Nacht: Serie mit 15 sec pro frame, zu Beginn mit feststehender Kamera, dann nachgeführt mit SkyWatcherStarAdventurer.


    Bearbeitung mit Photoshop:
    Man wählt ein Bild aus der Anfangsphase aus, das nun als Referenzbild dient.
    Von den anderen werden die ausgewählt, auf denen Meteore zu sehen sind.
    Ein Bild mit einem Meteor kommt in Photoshop in eine zweite Ebene, wird dann so verschoben, dass der Polarstern mit dem des Referenzbildes zur Deckung gebracht wird. Nun wird die Meteoraufnahme an der Achse des Polarsterns so gedreht, dass die anderen Sterne auch möglichst deckungsgleich sind. Damit steht der Meteor an der richtigen Stelle, zu der er auch erschienen ist (Bezugssystem Himmel, nicht der Horizont).
    Nun mit Funktion Aufhellen den Meteor in das Referenzbild übernehmen. Bei 14mm Brennweite gibt es natürlich über das Bild enorme Verzerrungen, d.h. die Sterne können nach dem Drehen nicht alle übereinander liegen (und der Horizont steht natürlich auch anders). Man muss daher mit einer Ebenenmaske den Rest des Bildes (außer Meteor und direkte Umgebung) abdecken.
    Dies wiederholt man für jeden einzelnen Meteor.
    Das war`s im Prinzip.


    Viele Grüße
    Joachim

  • Hallo Joachim,
    danke für deine ausführliche Beschreibung. Dein Vorgehen macht aus meiner Sicht auch am meisten Sinn. Ich habe darauf hin auch nach irgendwelchen "Mängeln" gesucht...aber keine gefunden :-).
    Du konntest 15 s bei ISO 6400 belichten, da wäre mein Bild quasi weiß geworden. ich konnte hier zu Hause 20 s bei ISO 800 belichten bis der Himmel am Horizont weiß wurde. Das dürfte dann auch der Grund sein, warum meine Ausbeute so mau war.
    Viele Grüße,
    ralf

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