Aller erster Einstieg in die Astronomie - Planeten

  • Guten Abend zusammen, oder wo ich herkomme: Moin!


    Mein Name ist Marius und ich bin frisch neu hier.
    Erst einmal habt ihr hier ein schönes Forum - sehr informativ und rege Beteiligung!


    Nun zu mir und meinem Anliegen:


    ich bin absoluter Neueinsteiger (Interessierter) und habe also keine Erfahrung bzgl. Astronomie (alles, was ich weiß, stammt aus dem Lesen im Internet).


    Ich bin auf der Suche nach einem guten, soliden Einsteiger-Teleskop, in erster Linie für die Planetenbeobachtung, gerne mit der Möglichkeit für erste Deep Sky-Erfahrungen.
    Da ich auf dem Land wohne, ist es bei mir schon recht dunkel bzw. kann mal schnell auf eine freie Fläche (wenn es nicht der eigene Garten tut).
    Fotografie ist für mich erst einmal nicht wichtig, da ich Erfahrungen sammeln möchte und austesten will, ob diese Hobby für mich langfristig was sein kann.


    Ich denke, bin mir aber nicht sicher, dass ein Refraktor am geeignetsten ist?
    Bzgl. der Montierung gehe ich davon aus, dass für meine Zwecke azimutal die Wahl sein sollte?
    Als Budget habe ich mir etwa EUR 350.- gesetzt.


    Ich tue mich nur unheimlich schwer mit Brennweite, Öffnung, Okulare. Könnt ihr mir da einen Tipp geben?
    Ich habe an eine Öffnung von min. 90 gedacht (wegen erster Deep Sky- Vorstöße), jedoch habe ich auch gelesen, dass die Refraktoren da gerne an ihre Grenzen stoßen?


    Noch einmal die Key Facts:


    - in erster Linie Planetenbeobachtung, gerne erste Deep Sky Erfahrungen
    - ich wohne auf dem Land (mit eigenem Garten)
    - Fotographie nicht relevant
    - Budget rund EUR 350.-
    - es soll ein gutes Einsteiger-Teleskop sein, mit dem ich länger meine Freude haben kann


    Für den einen oder anderen Tipp bin ich sehr dankbar.



    Herzliche Grüße aus Buchholz und einen schönen Abend


    Marius

  • Hallo Marius,


    willkommen hier auf Astrotreff und ein Moin zurück in den Norden (bei uns in Franken sagt man Servus [:)] )


    Zu deinen Überlegungen- Planeten sind klein und damit benötigt man halbwegs Vergrößerung. So 170-200 fach ist gängig und geht auch an vielen Abenden. Hat man ruhige Luftbedingungen kann man durchaus auch deutlich höher vergrößern.


    Da wäre so das erste unpassende an deiner Überlegung. Mit lediglich 90mm kannst du sinnvoll nutzbar nur bis rund 180-fach vergrößern und dann hast du beereits ein recht dunkles Abbild, die Austrittspupille ist dann nur noch 0,5mm groß.



    Die zweite aktuell schlechte Nachricht- die Planeten stehen derzeit recht tief am Himmel, damit sind sie auch nicht besonders gut beobachtbar. Und auch wenn sie mal wieder höher stehen, auch dann sind die nicht immer für uns sichtbar. Die treiben sich auch gern mal am Tag über unseren Köpfen herum.


    Daher solltest du Deepsky schon von Anfang an mit einbeziehen, da gibt es fast immer was zu sehen. Einzig Vollmond stört da bei den lichtschwachen Objekten, aber insgesamt hat man viel mehr Auswahl als nur Planeten.


    Und egal ob Planeten oder Deepsky- mehr Öffnung ist in allen Fällen vorteilhaft.


    Das ist dann das letzte Problem bei deinen Überlegungen. Halbwegs Öffnung und eine dazu passende halbwegs stabile azimutale Montierung liegt prinzipiell über deinem Budget. Einzig mit einem Dobson kannst du das einhalten. Für die 350€ bekommst du knapp einen 200/1200 Newton als Dobson montiert. Mit 200mm Öffnung kannst du max. bis 400-fach vergrößern, bei 180-fach hast du ein deutlich helleres Abbild am Planeten als das eine 90mm Optik leisten kann.


    Der steht in der azimutalen "Montierung" namens Rockerbox durchaus stabil und dank seiner Öffnung bist du für viele Objekte gut aufgestellt. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">es soll ein gutes Einsteiger-Teleskop sein, mit dem ich länger meine Freude haben kann<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Der Punkt ist damit auf jeden Fall zutreffend, Fotografie geht nicht, willst du ja auch nicht, das Budget im Zweifelsfall um ein paar Euro erhöhen für ein weiteres Okular und du könntest loslegen.


    Beispiel für einen 200/1200 Dobson (klick mich)
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich tue mich nur unheimlich schwer mit Brennweite, Öffnung, Okulare.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nachtrag noch dazu. Die Größe der Öffnung legt die maximal sinnvoll nutzbare Vergrößerung fest (Daumenregel- Öffnung x 2) und bestimmt auch die Auflösung. Doppelte Öffnung gleich doppelte Auflösung. Ebenso bestimmt sie das Lichtsammelvermögen für punktförmige Objekte (Sterne), für flächige Objekte ist eher die Austrittspupille wichtig (ergibt sich aus Öffnungsverhältnis Teleskop zusammen mit der Brennweite des Okulars). Das Öffnungsverhältnis bekommst du indem du die Brennweite des Teleskops durch seine Öffnung teilst- ein 200/1200 hat damit f/6, ein 200/1000 hätte f/5.


    Brennweite ist eher sekundär wichtig. Die Vergrößerung erhältst du indem du Brennweite des Teleskops durch Brennweite des Okular teilst. Bei einem 1200mm Teleskop ergibt ein 10mm Okular also 120-fach, ein 5mm ergäbe 240-fach.


    Die Okulare sollte man entsprechend den Teleskopdaten passend abstufen, also erst mal festlegen- welches Teleskop wird es denn, was ist als Beipack dabei und was fehlt dann noch zum Glück.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Marius,


    willkommen beim Astrotreff.


    Ich würde wegen der bei Planeten nötigen Auflösung nicht unter 5 Zoll Öffnung gehen. Die gibt es aber für 350 Euro nicht auf irgend einer Dreibeinmontierung.
    Azimutal montiert schon, als Dobson. Als 150/1200'er Newton, einer prima Planetenoptik, ab 250 Euro. Für 100 Euro mehr gibt es das Gleiche auch mit 200 mm Öffnung.
    Als Nachführung gibt es sogenannte EQ-Plattformen, die man auch selber bauen kann.


    Gruss Heinz

  • Moin,Moin
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">- in erster Linie Planetenbeobachtung, gerne erste Deep Sky Erfahrungen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    bitte nicht den Mond vergessen! Er liefert die größte "Ausbeute"; auch wenn man ihn durch Fotos sehr detailliert kennt, ist er im Okular bei wechselnden Phasen und Beleuchtungen ein Erlebnis, das ein Foto nicht vermittelt. Es ist etwas zu vergleichen mit dem Unterschied, ob man z.B.das Kollosseum im Bildband anguckt oder in ihm herumläuft.


    es grüßt Lutz

  • Moin,


    Vielen Dank für die ersten Kommentare. Ihr habt mir schon weitergeholfen, gar keine Frage.
    Ich werde deine Punkte verinnerlichen, Stefan-h, danke für die ausführlichen Erklärungen.


    Wäre es dann nicht ratsamer, auf einen Reflektor zu gehen, um auch mehr Öffnung für das Geld zu bekommen (z.B. die 200/1200 Newton mit Dobson, danke „mintaka“) https://www.astroshop.de/teles…yliner-classic-dob/p,4440
    Dieses Modell liest sich zumindest recht gut und die ein oder andere Erfahrung damit und Empfehlung gibt es hie ein Forum ja auch.


    Liebe Grüße
    Marius


    Ich habe des Öfteren gelesen, dass die Spiegel oftmals nachjustiert werden müssen und da kann ich nicht einschätzen, was das an Aufwand bedeutet und was „oftmals“ bedeutet. Auch deswegen habe ich davon eher erst einmal Abstand genommen.


    Der Mond soll natürlich nicht in Vergessenheit geraten, der stünde selbstverständlich ganz oben auf meiner Liste.

  • Hi Marius,


    Newton justieren ist nicht schwer. Der Fangspiegel sollte normalerweise passen und der verstellt sich auch kaum von selbst. Der Hauptspiegel liegt aber "lose" in der Spiegelzelle und wird nur gegen herausfallen gehalten. Dadurch verlagert der sich bei Transport ein klein wenig und man justiert den am Beobachtungsplatz dann kurz nach. Anleitungen dazu gibt es jede Menge im Netz und mit etwas Übung ist das in ein paar Minuten erledigt.


    Zu dem von dir gelinkten Dobson- auf das Teil hatte ich dir ja schon einen Link bei einem anderen Anbieter gesetzt (Beispiel für einen 200/1200 Dobson (klick mich))- dort etwas günstiger und wenn du selbst abholst bekommst du mit Sicherheit eine gute umfassende Beratung bzw. Erklärung zur Handhabung.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Stefan,


    Oh man, wie peinlich #129318;#8205;#9794;#65039; Ich danke Dir!
    Dann habe ich ja schon einmal das Gerät der Begierde gefunden. Super!


    Dann mache ich weiter meine Hausaufgaben und Google und studiere weiter :)


    Danke nochmal für eure Hilfe.


    Viele Grüße
    Marius

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MariK</i>
    <br />Ich habe des Öfteren gelesen, dass die Spiegel oftmals nachjustiert werden müssen und da kann ich nicht einschätzen, was das an Aufwand bedeutet und was „oftmals“ bedeutet. Auch deswegen habe ich davon eher erst einmal Abstand genommen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Sieh mal http://pteng.de/astro/justage/justage.htm und dann auf Newton-Justage. Ob eine Justage nötig ist, lässt sich in wenigen Sekunden mit dem Sterntest prüfen.
    Für die erste Justage ist sicher die Unterstützung erfahrener Sternfreunde hilfreich, ebenso wie für die ersten Beobachtungen. Darum http://www.sternklar.de und http://www.astrotreff.de/astromap.asp .

  • Hallo Marius,
    so ein 6" Dobson oder 8" Dobson kann schon einiges zeigen, aber es kommt immer darauf an, was man genau will. Einem Astrobekannten aus Tschechien reizt es, was er alles mit kleinen Öffnungen sehen kann und daher hat er sich kürzlich einen 60 mm f/9 APO gekauft. Mit etwas Übung ist auch damit einiges möglich:
    https://www.fzu.cz/~kupco/astro/index.html
    Die meisten Leute bevorzugen aber mehr Öffnung, da man damit meisten mehr Details un diese leichter erkennen kann.
    Bei den tiefstehenden Planeten ist es noch wichtig möglichst wenig Tubusseeing zu haben, ansonsten kann die Schärfe, Auflösung und Kontrastleistung stark einbrechen. Langes Auskühlen und Lüfter können da z.B. Hilfe leisten.
    Da sich Dein Garten für Deepsky anbietet und das Budget bei etwa 350 Euro liegt, würd ich auch eher zum 6" oder 8" Dobson greifen.
    Beim 6" f/8 gefällt mir das GSO Modell besser und beim 8" ist es vermutlich wurst. Durch gute Erfahrunge mit GSO würd ich eventuell auch den GSO bevorzugen, aber die Qualität dürfte ähnlich sein.
    Die Justage muss man jedes Mal machen, aber meist muss man nur den Hauptspiegel ein bisserl nachjustieren, was meist zügig geht. Bei niedrig stehenden Planeten hab ich die Justage in genau dem Winkel durchgeführt, in dem die Planeten zu sehen sind. Das hat dann gut gepasst.
    Servus,
    Roland

  • Hi Marius,


    hattest du schon mal die Möglichkeit, Planeten im Teleskop zu beobachten? Oft stellt man sich Planeten im Teleskop als ausgedehnte, voluminöse "Bälle" vor, tatsächlich handelt es sich aber um ziemlich kleine Scheiben im Okular, denen es möglichst viele Details zu entlocken gilt. Ich will dich damit nicht vor der Planetenbeobachtung abschrecken (mir persönlich machen Planeten sehr viel Spaß) - sondern nur sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass du dich stark auf Planeten spezialisierst, relativ gering ist.


    Gerade am Anfang würde ich mir deshalb alle Optionen offen halten, und das funktioniert mit einem 6"- oder 8"-Dobson sehr gut. Bei einem Refraktor in dieser Preisklasse hast du den Nachteil des Farbfehlers, und wenn du den am Planeten weitgehend "elimieren" willst, brauchst du eine sehr hohe Brennweite. Das wiederum erschwert allerdings Deepsky-Beobachtungen.


    Außerdem ist die Gefahr, dass du bei deinen Beobachtungen <i>vom Gerät</i> und nicht von den <i>Beobachtungsbedingungen</i> eingeschränkt wirst, beim Refraktor *viel* höher als beim Dobson. Nicht nur durch den Farbfehler, sondern auch wegen der geringeren Öffnung. Den Engpass "Bedingungen" kannst du umgehen, indem du beispielsweise einen besseren Beobachtungsort suchst, beim Engpass "Gerät" kannst du aber wenig machen, weil die Öffnung sozusagen eine feste Größe ist.


    Und wie die Anderen schon geschrieben haben, musst du vor der Newton-Justage keine Angst haben. Ist vergleichbar mit dem Binden von Schnürsenkeln: Am Anfang kriegt man eine Anleitung, muss sich dann konzentrieren und die richtigen Handgriffe üben, aber irgendwann macht man es einfach automatisch, routinemäßig und zügig.


    Viele Grüße


    Dominik

  • Danke für den hilfreichen Link bzgl. der Justage, Roland!
    Da werde ich mich mal weiter aufschlauen.
    GSO platt gesagt ist ein Spiegel von besserer Qualität, richtig?


    Nein, ich hatte noch keine Möglichkeit, durch ein Teleskop zu blicken. Aber ich habe meine Erwartungshaltung schon "zurückgeschraubt", einerseits durch das Lesen und durch Fotos.
    Da nehme ich die Tipps aber sehr ernst und habe dann auch ein gutes Gefühl, doch einen Reflektor zu wählen, tendiere dabei in der Tat zum 8" Dobson. Bloß gut, dass ich hier vorher gefragt habe *hihi*


    Liebe Grüße
    Marius

  • Hallo Marius,
    GSO ist ein taiwanesischer Optikhersteller der trotz niedriger Preise passable Optiken herstellt.
    http://www.gs-telescope.com/
    Sky-watcher vertreibt die Produkte von Synta. Ein Teil ist in Taiwan und der Optikhersteller von Synta sitzt in China:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Sky-Watcher
    Über generelle Qualität kann ich nichts sagen. Es gibt bei der Massenherstellung immer Qualitätsschwankungen. Ich hatte mit meinen GSO 6" f/8 halt Glück vermute aber, dass die Zusage mit mindestens beugungsbegrenzt realistisch sein könnte.
    Allerdings steht bei vielen Skywatchergeräten auch "beugungsbegrenzt" als Zusage dabei.
    Servus,
    Roland

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